Nordische Kombination: Riiber am Ziel seiner Träume

Bernhard Gruber (AUT), Jarl Magnus Riiber (NOR), Akito Watabe (JPN), (l-r) © THIBAUT/NordicFocus

Jarl Riiber hat sich seinen großen Traum erfüllt und mit seinem Sieg Norwegens lange Durststrecke beendet. Silber ging an Bernhard Gruber aus Österreich, Bronze an Akito Watabe (Japan).

Riiber zurück zu alter Stärke

Laurent Muhlethaler (FRA) © THIBAUT/NordicFocus

Der Jubelschrei sagte bereits vieles: Noch selten hatte Riiber einen Sprungsieg so gefeiert wie heute. Es war ihm deutlich anzumerken, welche Last von seinen Schultern fiel, hatte er doch in den letzten Wochen mehrfach Niederlagen auf der Schanze einstecken müssen. So zuletzt auch am Bergisel, wo er gar nicht gut zurecht kam. Am heutigen Donnerstag brachten ihm seine 107 Meter auf der Normalschanze in Seefeld die Pole Position für die anschließenden zehn Kilometer Langlauf ein. „Ich habe in dieser Saison viele Wettkämpfe gewonnen und alle Trainings hier in Seefeld. Daher hatte ich mehr Selbstvertrauen als in Innsbruck und konnte einen guten Sprung zeigen“, erklärte Riiber seine Freude. Auf Platz zwei folgte mit 105 Metern sein Landsmann Espen Bjoernstad, gefolgt vom zweifachen Bronzemedaillengewinner Franz-Josef Rehrl (AUT), der einen halben Meter hinter Riiber blieb. Den weitesten Sprung des Tages zeigte der Japaner Akito Watabe, der mit 108 Metern nur knapp unter Hillsize blieb. Allerdings hatte er auch günstige Winverhältnisse, weshalb er durch die Abzüge nur auf Rang sechs landete. Vor ihm platzierten sich der erneut starke Pole Szczepan Kupczak (104,5 m) sowie überraschend Samuel Costa aus Italien, der zwar nur auf 99,5 Meter kam. Dies aber bei deutlich schlechteren Bedingungen als die Konkurrenz, so dass er auf dem fünften Zwischenrang landete.

DSV-Athleten nicht an der Spitze dabei

Bernhard Gruber (AUT) © THIBAUT/NordicFocus

Punkt- und zeitgleich mit Watabe platzierte sich der beste Deutsche. Terence Weber landete bei 105 Metern (+21 Sekunden) und war damit der Stärkste der DSV-Adler. Auf Rang zehn folgte Vinzenz Geiger (104 Meter). Johannes Rydzek und Fabian Rießle sprangen beide 100,5 Meter und landeten damit auf den Zwischenrängen 17 und 18, während Eric Frenzel (97,5 m) nur auf Rang 22 kam. Bundestrainer Hermann Weinbuch sah die Ursache jedoch nicht an den wechselnden Winden, die mehrfach für Unterbrechungen sorgten: „Nein, es lag nicht am Wind. Der Probesprung war sehr sehr gut und wir waren mit allen vieren vorne dabei, und ich dachte, das funktioniert auch im Wettkampf. Natürlich hat der Wind gewechselt, aber sie haben keine guten Sprünge gezeigt.“

Schwierige Bedingungen in der Loipe

Bernhard Gruber (AUT) © THIBAUT/NordicFocus

Der Wind sollte auch beim anschließenden Langlaufrennen noch eine Rolle spielen. Neben den frühlingshaften Temperaturen und dem damit verbundenen tiefen und nassen Schnee hatten die Athleten während des Rennens auch mit Gegenwind zu kämpfen. Dies spürte insbesondere Riiber, der, sechs Sekunden vor Bjoernstad gestartet, das Rennen alleine von der Spitze laufen musste, denn Bjoernstad konnte ihm schon nach wenigen Metern nicht mehr folgen. Auch Rehrl, Costa und Weber mussten bei Halbzeit des Rennens abreißen lassen, so dass als Riibers Verfolger nur noch der an Position neun eine Sekunde hinter Watabe gestartete Bernhard Gruber und Watabe selbst übrig blieben. Nun wechselte Riiber seine Taktik und nahm etwas Tempo heraus. „Ich habe gesehen, dass nur noch die beiden hinter mir sind und war zuversichtlich, das Rennen im Sprint für mich entscheiden zu können,“ so Riiber nach dem Rennen. Allerdings bekam er dann doch noch leicht Panik, denn Gruber und Watabe witterten Morgenluft. „Da dachte ich nur noch, immer weiter, nur nicht zurückschauen“, lachte Riiber im Ziel. Als Folge von Riibers neuer Taktik gingen Watabe, Riiber und Gruber gemeinsam auf die letzten Meter. Watabe attackierte am letzten Anstieg, doch Riiber konterte. Mit seiner bekannten Sprintstärke ließ er sich den Sieg nicht nehmen und beendete das Rennen 1,4 Sekunden vor Gruber, der damit nach Bronze im Teamsprint bereits seine zweite Medaille feiern konnte. Watabe musste sich geschlagen geben und kam 4,6 Sekunden nach Riiber ins Ziel.

Erster norwegischer WM-Titel seit 15 Jahren

Bernhard Gruber (AUT), Jarl Magnus Riiber (NOR), Akito Watabe (JPN) © THIBAUT/NordicFocus

Die Freude der Norweger kannte kaum Grenzen, bedeutete Riibers Sieg doch nicht nur seine erste Medaille bei Großereignissen. Sondern er feierte damit auch die erste Goldmedaille Norwegens seit ihrem Sieg im Mannschaftswettbewerb 2005. Auch Gruber wusste gar nicht wohin mit seiner Freude. „Es gab einen Moment, wo ich dachte, dass ich an Riiber herankommen könnte“, so Gruber. „Aber er war dann doch zu schnell. Dennoch strahlt der Tag für mich. Vor zwei Wochen war ich noch nicht einmal sicher, ob ich bei der WM dabei bin, und jetzt habe ich Silber. Dafür kämpft man als Sportler, das ist so schön!“ Etwas ratlos wirkte Akito Watabe nach seinem dritten Platz. „Ich bin eigentlich ein Spezialist für diese Schneeverhältnisse. Daher konnte ich heute ein gutes Rennen machen. Doch obwohl ich immer versuche mein Bestes zu geben, ist immer jemand besser als ich. Heute waren das Jarl und Berni. Ich versuche immer noch herauszufinden wie man gewinnt.“

Rydzek bester Deutscher

Johannes Rydzek (GER) © THIBAUT/NordicFocus

Das hätten auch die deutschen Athleten heute wohl gerne gewusst. Johannes Rydzek auf Platz acht war am Ende der einzige, der es in die Top Ten schaffte. Vinzenz Geiger beendete das Rennen als 14. mit 1:20, 5 Minuten Rückstand auf den Sieger. „Es war heute extrem schwer. Ich habe in der ersten Runde alles versucht, bin auch an die Gruppe rangelaufen. Dann haben wir ein kleines Loch gehabt zur vorderen Gruppe, aber alleine war es unmöglich, hier zu laufen, es war so ein Gegenwind hier im Stadion. Es ist ein bisschen schade, aber ich habe alles gegeben und ich denke, es war noch ein passabler Auftritt,“ so Geiger. Frenzel und Rießle kamen auf die Plätze 16 und 17, während Weber vom siebten auf den 25. Rang zurückfiel. „Im Laufen haben wir alles probiert, Vinz ist hingelaufen, aber er war ja auch krank und ist dann eingegangen und die anderen waren einfach ein bisschen zu weit weg. Manchmal klappt es einfach nicht“, konstatierte Weinbuch nach dem Rennen. Eine neue Chance gibt es für die Kombinierer am Samstag, wenn der abschließende Mannschaftswettkampf auf dem Programm steht.

Hier findet Ihr das Ergebnis des heutigen Wettkampfs.

Medaillenspiegel

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