Erstes Langlaufcamp 2019: Allgäu oder Tirol – Hauptsache kein gelbes Wachs!

Spaß auf der Loipe beim Ausdauernetzwerk Skilanglauf Camp in der Olympiaregion Seefeld © @TOBIAS BURGER

Noch wenige Wochen vor Weihnachten sahen die Teilnehmer des AusdauerNetzwerk Skilanglaufcamps und ihre Trainer gespannt und in voller Vorfreude einigen schneereichen Tagen auf Langlaufski im schönen Allgäu zum Jahresstart entgegen. Je näher Weihnachten rückte umso deutlicher zeichnete sich jedoch ab: Die Wettersituation ist dramatisch! Warme Temperaturen und wenig Schnee im Dezember waren vorausgegangen. Außerdem sollten drei Tage Dauerregen rund um Heilig Abend folgen. Die Loipenkilometer in ganz Europa schmolzen nur so dahin… „Droht da gar eine Absage des Camps?!“ mag einigen geschwant haben. Die erlösende Nachricht gab es pünktlich zu Heilig Abend von Camp Leiter Thomas Freimuth: Das Langlauf Camp kann stattfinden! Allerdings aufgrund der Schneelage nicht im Allgäu sondern in Tirol! Als neue Heimat für das Camp sollte die Olympiaregion Seefeld dienen. Wir waren also auf den berühmten Strecken des Kaiser Maximilian und Ganghoferlaufs im Leutaschtal unterwegs in der Region, in der schon in wenigen Wochen die nordischen Skiweltmeisterschaften stattfinden werden. Langläuferherz was willst du mehr?! An dieser Stelle ein riesen Dank an das Organisationsteam rund um Thomas Freimuth und Mathias Flunger vom AusdauerNetzwerk, sowie dem Sporthotel Xander in Leutasch, die diesen sehr kurzfristigen Ortswechsel ermöglicht haben!

Die Teilnehmer am Ausdauernetzwerk Skilanglaufcamp in der Olympiaregion Seefeld © @TOBIAS BURGER

Das Wetter hatte also das Camp bereits vor seinem Beginn gehörig durcheinandergewirbelt und es sollte auch turbulent bleiben. Bereits die Anreise am Mittwoch gestaltete sich für etliche Camp Teilnehmer zum Abenteuer. Starker Schneefall und schlechte Sicht sorgten für schlechte Bedingungen auf den Straßen und eine Herausforderung direkt zum Start auf den Loipen. Dennoch war die Stimmung bei Teilnehmern und Trainern hervorragend als es am Nachmittag zur ersten Trainingseinheit ging. Schnell waren die Trainingsgruppen gefunden und so konnten alle – vom erfahrenen Skimarathon Racer über den Genussläufer bis hin zum Langlaufeinsteiger – mit Gleichgesinnten trainieren und sich wertvolle Tipps vom Trainerteam abholen. Nach der ersten Trainingseinheit konnten die Energiespeicher am mediterranen Abendbüffet wieder aufgefüllt werden.

Neben täglich zwei Einheiten auf Langlaufski warteten am Donnerstag und Freitag auch jeweils eine (freiwillige) Frühsporteinheit auf die Teilnehmer. Sein Debüt im Trainerteam gab der ehemalige Weltcup Läufer und Sieger beim Engadin Skimarathon, Remo Fischer aus der Schweiz. Gleich nach dem ersten Aufwachen gab er Einblick in seine Morgenroutinen zur Wettkampfvorbereitung. Dabei konnten die Teilnehmer viel über die Bedeutung von Bewegungsqualität erfahren. Getreu dem Motto: „Wenn es auf der Loipe klappen soll, muss es auch ohne Ski klappen“ wurden Bewegungsformen beider Lauftechniken geschult. Am Freitagmorgen erfuhren die Teilnehmer dann von Thomas Freimuth und Mathias Flunger wie man den Körper am Morgen aktivieren und für die kommenden Belastungen vorbereiten kann.

Ein absolutes Highlight wartete am Freitag auf die Teilnehmer. Gemeinsam ging es am Vormittag mit dem Skibus vom Sporthotel Xander zum WM Stadion nach Seefeld, dem Austragungsort der kommenden nordischen Ski-WM. Ein bisschen WM-Luft konnte beim gemeinsamen Aufwärmen im Stadionbereich geschnuppert werden, umrahmt von trainierenden Biathleten am Schießstand auf der einen, und Skispringern auf den Toni Seelos Sprungschanzen auf der anderen Seite. Im Anschluss ging es für die einzelnen Gruppen auf die WM-Loipen auf denen schon in wenigen Wochen die Superstars um Gold, Silber und Bronze kämpfen werden. Während die Genussläufer an ihrer Lauftechnik feilten, um möglichst leicht über den Schnee zu schweben, ging es für die sportlich ambitionierteren Gruppen im Anschluss mit den Ski zurück ins Leutaschtal. Für den ein oder anderen inklusive der Erkenntnis, dass die Strecken des Kaiser Maximilian Laufs, der schon in einer Woche stattfindet, es ganz schön in sich haben.

Wachsvortrag von Remo Fischer © tobias burger

Auch an den Abenden kam das Thema Skilanglauf nicht zu kurz. Bei verschiedenen Vorträgen konnten die Camp Teilnehmer viele Informationen zu Ihrem Sport erhalten oder neue Motivation sammeln. So berichtete die Trainerin und Sportwissenschaftlerin Sigrun Hannes über die Bedeutung und Möglichkeiten der Regeneration. Denn nicht nur das richtige Training sondern auch die Erholung zwischen den Einheiten und Wettkämpfen spielt eine entscheidende Rolle für die Leistungsfähigkeit. Ironman Mathias Flunger berichtete über seine Erfahrungen bei der Teilnahme an der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii 2018. Nicht nur für die Triathleten unter den Teilnehmern wahnsinnig spannend und motivierend zeigte Mathias einige spektakuläre Bilder von seiner Zeit auf Hawaii vor, während und nach dem Rennen. Dass er im Rennen nur knapp über der 9 Stunden Marke geblieben ist, hat so manchen unter den Teilnehmern sehr beeindruckt. Thomas Freimuth begeisterte die Teilnehmer mit einem Vortrag über seine Leidenschaft Skilanglauf. Der ein oder andere wird an diesem Abend das erste Mal mit dem Gedanken „Vasaloppet“ dem legendärsten aller Skilanglauf Rennen über 90 Kilometer von Sälen nach Mora gespielt haben… und den ein oder anderen wird dieser erste Gedanke bestimmt auch bis nach Mora führen. Besondere Ehre wurde den Teilnehmern durch den Besuch von Elias Walser, Chef des Tourismusverbands von Seefeld und als solcher verantwortlich für die anstehenden Weltmeisterschaften zuteil. In einem spannenden Vortrag berichtete Elias über die Herausforderungen und Chancen, die ein solches Großereignis für eine Region wie Seefeld mit sich bringt und die neuesten Entwicklungen in der Region. Das neue Mitglied im Trainerteam Remo Fischer, den alle durch seine charmante, direkte und authentische Art schnell in die Herzen schlossen, berichtete über seine Karriere als Leistungssportler und untermauerte das mit einigen Trainingsdaten, die man sonst wohl so nicht zu sehen bekommt. Außerdem gab er einen Einblick ins Wachsen von Langlaufski und half dem ein oder anderen dabei künftig Fehler zu vermeiden. Die ganz klare Erkenntnis: Hauptsache nicht Gelb!

Mein Camp Fazit: Es waren wundervolle Wintertage in Seefeld und in der Leutasch mit viel Schnee, viel Langlaufen, etlichen neuen Erkenntnissen bei super Teilnehmern und top Trainern. Gerne im kommenden Jahr wieder, egal ob im Allgäu oder in Tirol, Hauptsache kein gelbes Wachs!

Autor: Jürgen Binder