Wissenschaft: Wie der Fluor-Tracker funktioniert

PFAS-Verbindungen und ihr Effekt, große Kontaktwinkel © Team Snowstorm

Der Fluor-Tracker (FT) ist ein neuartiges Messgerät zur Detektion von Fluor in Skiwachsen, welches die Ski mit sichtbarem Licht, Infrarot- und UV Strahlung analysiert. Mit dem Gerät können Fluorkonzentrationen im einstelligen Atomprozentbereich detektiert werden. Weiterhin ermöglicht das Verfahren Messungen in unterschiedlichen Tiefen, von wenigen Nanometern bis zu mehreren 10 Mikrometern.

Feldtests wurden bisher in Falun, Östersund und Lenzerheide durchgeführt. Dazu waren drei Geräte im Einsatz. Für die Tests wurden Skitechniker mehrerer Nationalteams gebeten, Ski zu präparieren und für die FT Messungen zur Verfügung zu stellen. Die Tests dienten der Optimierung des Auswertealgorithmus. Bei den ersten Tests in Falun kam eine nicht-optimierte Version zum Einsatz, die den Zustand der Ski noch unbefriedigend widerspiegelte. Basierend auf den Angaben der Skitechniker wurde der Algorithmus verfeinert und eine stark verbesserte Version kam in Östersund und Lenzerheide zum Einsatz. Die Qualität der Fluordetektion ist somit von der Qualität der Angaben der Skitechniker abhängig. Die verbesserte Version des Algorithmus wurde für die Nachauswertung der Daten aus Falun verwendet. Zur Verbesserung der Korrelation zwischen Präparationszustand und FT Messergebnis wurden umfangreiche Labortests durchgeführt.

Da das optische Verfahren zunächst nur qualitative Werte liefert, muss der FT an ein Normal angeschlossen werden. Als Normierungsverfahren dient die Photoelektronenspektroskopie (XPS). Zur Kalibrierung des FT werden Wachsproben mit niedriger Fluorkonzentration sowie Proben aus fluorierten Polymeren verwendet. Man erhält eine Kalibrierkurve, die dann im FT abgelegt ist. Die Güte des optischen Signals wird zu einem großen Teil von der Reflektivität der Oberfläche bestimmt. Diese wird beeinflusst durch den Schälvorgang bei der Belagsherstellung, das Schleifen sowie durch Wachsen, Bürsten und Polieren. Auch Handstrukturen haben einen Einfluss. Neben der gerichteten Reflexion existiert auch ein diffuser Anteil, der durch die Schäl- und Schleifriefen sowie durch eingebrachte Strukturen verursacht wird.

Der FT ist ein Gerät, welches auf dem neusten Stand der physikalischen Messtechnik sowie Datenverarbeitung beruht. Das Gerät ist selbstlernend, das heißt die Detektion von Fluor verbessert sich mit wachsender Zahl der Messungen. Durch die Anbindung des FT an das XPS Verfahren sind quantitative Messungen möglich. Diese Ergebnisse werden aber nicht während der Messung beim Wettkampf veröffentlicht, sondern eine Indikation per Rot/Grün Signal dient der Entscheidungsfindung.

Den kompletten Artikel (in Englisch) lest ihr hier: snowstorm-gliding.de

Matthias Scherge

Matthias Scherge beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit den Grundlagen des Gleitens auf Eis und Schnee. Er leitet das MikroTribologie Centrum, eine gemeinsame Einrichtung der Fraunhofer Gesellschaft und des Karlsruher Instituts für Technologie, wo er als Professor das Fach Tribologie lehrt. Die Tribologie ist die Wissenschaft von Reibung, Verschleiß und Schmierung und beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Gleitverhalten von Kufen und Ski. Seit 2012 berät Scherge das Nordic Paraski Team Deutschland und leitet das Team Snowstorm, ein leistungsfähiges Netzwerk aus Hochschulpartnern und Unternehmen zur Unterstützung von Athleten und ambitionierten Wintersportlern: www.team-snowstorm.de