Vasaloppet China und Große Mauer

Michael Richter (Startnummer28) am Start des Vasaloppet China © Philip Eberhard

Seit Jahren geistert es durch meinen Kopf: endlich einmal ins Reich der Mitte und am besten mit viel Schnee! Bei Schulz Sportreisen gab es nun auch ein Angebot, das zu mir passt: kurz und voll. Am Neujahrstag nach einer gemütlichen Silvesterfeier stieg ich am Nachmittag in den Flieger und war bereits am nächsten Tag nach insgesamt zwölf Stunden Flug in Changchung. Das ist der Austragungsort für den 50 Kilometer langen Vasaloppet China, immerhin ein Worldloppet und bereits in der 17. Auflage.

Michael Richter beim Vasaloppet China © Michael Richter

Beste Organisation bei allen Transporten durch ein riesiges Land wird uns die gesamte Reise zu Teil. Zudem ist das Hotel in Changchung kaum zu überbieten: sehr große, bestens ausgestattete Zimmer und ein Buffet, das seinesgleichen sucht. Wer Sushi mag, wird ganz besonders verwöhnt. Für den nächsten Tag waren Training und Skitests vorgesehen. Im Startgarten begrüßten uns mehrere Meter hohe Schneeskulpturen. Wie erwartet war die gesamte Skistrecke aus Kunstschnee in leicht überzuckerter Landschaft, eben wenig Niederschlag und minus 11 Grad Temperaturdurchschnitt im Januar. Das kurze Einfahren war dann doch etwas ernüchternd: Es gab noch keinerlei Spuren, die Schneeauflage war nicht gerade üppig und nur wenige Meter breit. Aber trotzdem Nase in den Wind und ein bissl Ski laufen bei prallem Sonnenschein und minus 10 Grad.

Eine weitere Überraschung folgte am Lauftag. Es waren nur einige hundert Starter über sämtliche Distanzen – da geht vielleicht etwas bei der Platzierung? Der Start um 10 Uhr bei gleichen Temperaturen wie am Vortag verlief entspannt, da die rasche Verengung auf zwei Spuren bei so wenig Leuten gut verkraftbar war. Leider habe ich nach 20 Kilometern eine Stockspitze eingebüßt und mit durchgewachsten Ski so meine Nöte, zumal sofort 10 Kilometer auf einem überfrorenen See mit wenig Schnee anstehen. Beim Durchlauf zur zweiten Runde habe ich vergeblich nach Stöcken Ausschau gehalten – also Augen zu und durch(gereicht). Aufgeben kam trotzdem nicht in Frage. Man ist ja nicht alle Tage in China. Das kalte Zuckerwasser an den Verpflegungen, die nunmehr kaum noch vorhandene Spur und Platz 36 im Ziel haben meine Stimmung nicht wirklich verbessert. Das hat dann aber die Abendveranstaltung im Hotel geschafft. Mit riesigem Aufwand wurden uns herzerfrischende kulturelle Darbietungen zu Teil, in welche die Siegerehrung eingebettet war. Beim Abendessen und Trinken hat es wahrhaft an nichts gefehlt. So hat der Tag noch einen versöhnlichen Abschluss gefunden.

Große Mauer © Michael Richter

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Schnellzug (über 200 km/h im Schnitt) nach Peking. Am ersten Abend gab es als kulinarisches Highlight Pekingente. Es folgten am nächsten Tag der Besuch des Platzes des himmlischen Friedens, der verbotenen Stadt und des Olympiazentrums vom 2008 mit dem berühmten Vogelnest. Peking beeindruckt als hochmoderne Stadt mit 600 Kilometern U-Bahn, unzähligen Hochhauskomplexen (Wo sollten 23 Millionen Einwohner sonst auch untergebracht sein?) und riesigen Regierungsgebäuden. Als unsere Stadtführerin in deutsch dann noch erzählt, dass Peking bei weitem nicht die größte Stadt ist und es weitere 10 Millionen Städte gibt, kann man nur erahnen, was 1,4 Milliarden Einwohner so bedeuten. Am Abschlusstag sind wir noch zur Großen Mauer hinauf gestiefelt, haben gelernt, dass diese dereinst über 8000 Kilometer lang war und trotzdem ihre Schutzfunktion nur teilweise erfüllen konnte.

Ja und schon war diese eine Woche vorbei, vollgefüllt mit vielen bleibenden, beeindruckenden und zum Teil überraschenden Erlebnissen. Der Lauf war ursprünglich ein wichtiger Beweggrund, die lange Reise anzugehen, wurde aber von den anderen Eindrücken doch ein Stück weit übertroffen.