24 Stunden Rennen Kelheim: Vom fehlgeschlagenen Plan zum perfekten Rennen

Siegerpose © Hermann Grundner

Eigentlich war es heuer in Kelheim wie im richtigen Leben. Ein Plan schlägt fehl, aber gleichzeitig tut sich eine neue Möglichkeit auf. Diese verhilft uns schließlich bei der 12. Teilnahme am 24 Stunden Rennen zu einer Steigerung der Perfektion aus dem Jahr 2017 und zu einer beinahe unglaublichen Erfolgsgeschichte.

Alles begann beim Sieger-Eis nach dem letztjährigen Rennen. Bereits wenige Minuten nach der Siegerehrung hatten wir uns dazu entschieden, 2019 nach Kelheim zurückzukehren und in gleicher Besetzung das Triple in Angriff zu nehmen. Das gelang dann nicht ganz. Bereits frühzeitig hatte uns Daniel Debertin mitgeteilt, dass er in diesem Jahr für ein Radmarathon Team starten wird und Kelheim deshalb nicht in seine Saisonplanung passt. Aber schnell war gleichwertiger Ersatz gefunden. Mathias Flunger kehrte ins Team zurück, nachdem in den vergangenen drei Jahren sein Triathlon-Rennkalender keinen Start zuließ. Seine zwölfte Teilnahme nahm Thomas Freimuth in Angriff und auch Florian Wirth ist ein Kelheim-Kenner. Mit Silvia Perrenoud und Ladina Guidon komplettierten unsere zwei extrem starken Schweizerinnen aus dem vergangenen Jahr das Team.

Dass der dritte Sieg in Folge kein Spaziergang wird, war uns schnell klar. Mit „Magnesium Pur feat. RSG Placeworkers“ hatte ein Team mit rennerprobten Amateuren gemeldet und auch den Veloclub Ratisbona aus Regensburg hatten wir auf der Rechnung. Nicht ganz so stark schätzten wir in diesem Jahr unsere Dauerrivalen aus Gaimersheim ein, die ihre stärksten Männer in die Herrenkonkurrenz schickten. Und dann war da noch die Rennsportgruppe München, die in den Anfangsrunden etwas Verwirrung bei uns auslöste. Sie waren eigentlich als Herrenteam gemeldet, hatten aber nach Ausfällen am Morgen des Renntags noch in die Mixed-Kategorie umgemeldet.

Dann ist der große Moment da und in alter Tradition werden die Teams und Einzelstarter von Böllerschüssen pünktlich um 14 Uhr auf die Strecke geschickt. Für uns hat Mathias die wichtige Aufgabe des Startfahrers übernommen. Die Taktik ist klar: Möglichst lange an der Spitzengruppe der Herren dranbleiben und so einen Vorsprung gegenüber den anderen Mixed-Teams herausfahren. „Maddi“ setzt das gewohnt souverän um und übergibt an sehr guter Position an Flo. Auch er fährt sehr gut mit, wird aber bei der Einfahrt in den Zielkanal riskant von links und rechts überholt. Dadurch kann er etwas spät an Thomas übergeben, der eine kleine Lücke zufahren muss. Das gelingt dem Kelheim-Routinier zwar, aber am zweiten Anstieg muss er dann doch abreißen lassen. Allein unterwegs verliert er etwas mehr als zwei Minuten auf die Spitze und unser Plan ist zunichte gemacht. Zudem haben sich die Münchner in der Spitze festgesetzt und die Jungs gewinnen schnell an Vorsprung. Wir vertrauen jedoch auf unsere Damen und werden nicht enttäuscht. Dank Turbo-Runden von Silvia und Ladina sind wir schnell wieder in Schlagdistanz und übernehmen in der achten Runde erstmals die Führung in der Mixed-Wertung.

Thomas Freimuth © RSC Kelheim/Aron Reitz

Neben unseren schnellen Damen kommt uns in Runde elf auch noch ein weiterer glücklicher Umstand entgegen. Bereits frühzeitig mussten die späteren Viertplatzierten bei den Herren (Team Tuesday Classics) abreißen lassen, zu denen wir nun dank einer schnellen Runde von Mathias aufschließen können. Bereits einige Runden zuvor hatten wir die späteren Fünftplatzierten eingesammelt. Das ergibt eine schnelle Truppe, in der wir gut zusammenarbeiten. Das zeigt schnell Wirkung und in der 25. Runde können wir schließlich die RSG München, die auf Rang drei in der Mixed-Wertung liegt, überrunden. Zuvor hatten wir „Magnesium Pur“ aufgesammelt, die sich davor mit Doppelrunden etwas Nachtruhe gegönnt hatten. Sie setzen fortan nur die Männer ein, um an uns dran zu bleiben. Nun erwartet uns aber die nächste entscheidende Rennsituation. In der 32. Runde schließt die Spitze der Herren von hinten zu uns auf. Auch wir fahren jetzt nur mit Maddi, Flo und Tom, um möglichst lange dran zu bleiben und in der Gruppe Körner zu sparen. Das schnelle Tempo an der Spitze kostet aber ebenso Kraft und so sind wir froh, als „Magnesium Pur“ in der 37. Runde schließlich den Anschluss verliert. Damit haben wir alle Mixed-Teams mindestens einmal überrundet und können uns fortan auf uns selbst konzentrieren.

Es bleibt jedoch bei der schwierigen Entscheidung: Was tun? Das Tempo an der Spitze mitgehen oder alleine im Wind fahren? Bis zur 41. Runde bleiben wir dran, dann gönnen wir den Herren zwei Runden Pause. Zuvor hatte Silvia zweimal eine Runde mit den besten Herren absolviert, Ladina gelingt das nur knapp nicht, als sie kurz vor dem höchsten Punkt den Anschluss verliert. Man hört förmlich das Durchatmen unserer Herren, die es ab dem Zeitpunkt etwas ruhiger angehen können. Dafür rückt nun ein neues Ziel ins Blickfeld und als Teammanager zögere ich nicht, dieses Ziel anzusprechen. Nach unseren Rekordfahrten 2017 und 2018 mit jeweils 54 Runden scheint dieses Mal eine 55. Runde möglich.

Mathias Flunger bringt den Sieg ins Ziel © RSC Kelheim/Aron Reitz

Bis zum Rekord fehlen uns aber noch 13 Runden und so komplettieren wir zunächst zwei Törns mit allen Teammitgliedern. Nach der 50 Runde wird es knapp und es bedarf noch einmal schneller Rundenzeiten von maximal 27:00 Minuten. Eigentlich wären erneut die beiden Damen dran, da bringt Mathias unbeabsichtigt einen neuen Plan ins Spiel. „Jetzt habe ich mich schon auf 14 Runden eingestellt“, lässt er beiläufig anklingen. Fahren Silvia und Ladina, geht unsere Nummer eins nur noch einmal auf die Strecke und der Rundenrekord wird ein Vabanque-Spiel. Wir müssen schnell entscheiden und da ich nur in unsichere Gesichter blicke, entscheide ich: Mathias fährt für Ladina und zwei Runden später unsere letzte Runde, sofern dann noch genügend Zeit dafür bleibt. Und es gelingt tatsächlich! Dank der Mithilfe des Teams „Kühnel und Weiss“, die selbst noch auf eine zusätzliche Runde spekulieren, bleiben die Rundenzeiten von Silvia, Flo und Tom genau im gesteckten Rahmen und Maddi überquert 1:35 Minuten vor Zielschluss die Linie. Da den führenden Teams bei den Herren dies nicht mehr gelingt, schaffen wir ein weiteres Novum in der Geschichte des 24 Stunden Rennens in Kelheim. Am Ende steht für uns gerade einmal eine Runde weniger zu Buche, als bei den Herrensiegern. Dieser Rekord dürfte in den kommenden Jahren nur schwer zu überbieten sein. Was nicht so alles passiert innerhalb von 24 Stunden am längsten Tag des Jahres in Kelheim! 

Wie immer geht unser Dank an die Teamsponsoren Löffler Premium Sportswear und Xenofit, an alle Teamfahrer und Betreuer, aber insbesondere auch an die Organisatoren vom RSC Kelheim für dieses geniale Rennen. 

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