Nüchterntraining: Ein sinnvolles Instrument aber keine Wunderwaffe

So manches Training wird mit Musik viel abwechslungsreicher © Marco Felgenhauer

Man kennt dieses Phänomen schon lange: Es gibt einen Ansatz oder ein Ergebnis das uns die Wissenschaft liefert, die „Laien-Fachwelt“ greift das Thema auf und macht nicht selten eine verzerrte, fehlinterpretierte Version im Hinblick auf die Anwendung und das Ergebnis einer möglichen Leistungssteigerung daraus. Was passiert:  Der Sportler wird womöglich fehlgeleitet und verunsichert. Ein Beispiel hierzu ist das sogenannte Nüchterntraining.

Was ist Nüchterntraining?

Was versteht man ganz allgemein unter Nüchterntraining:  Der Athlet startet für gewöhnlich in eine Einheit nüchtern, also ohne dass er vorher etwas gegessen hat und führt dann in der Regel auch während der Einheit keine Energie zu. Es gibt jedoch verschieden Variationsmöglichkeiten, was die Durchführung anbelangt. Ziel ist es bei allen Strategien immer, eine bestmögliche Anpassung des Fettstoffwechsels zu erreichen und damit  dessen Anteil an der Energiegewinnung zu erhöhen.

Vorteile/Nachteile des Nüchterntrainings

Nüchterntraining ist ein sinnvolles Instrument um den Fettstoffwechsel des Athleten zu verbessern. Im Skilanglauf-Training werden oft lange Einheiten gemacht, die sich dazu sehr gut eignen. Ist der Fettstoffwechsel des Langläufers gut trainiert, dann ist das sicherlich sehr vorteilhaft. Skilanglauf ist jedoch eine Sportart die in der Kälte betrieben wird. Unter kalten Bedingungen gewinnt der Kohlenhydratstoffwechsel an Bedeutung, das heißt die Energiegewinnung kommt mehr aus den Kohlenhydraten.  Sind diese nicht verfügbar, geht das mit einer Reduktion der Leistung einher. Ebenso verhält es sich in Höhenlagen. Kälte und trockene Luft stellen an sich schon für den Körper insbesondere für das Immunsystem, die Atemwege und die Muskulatur eine Herausforderung dar. Ist unter diesen Bedingungen die Kohlenhydratversorgung unzureichend, werden Immunzellen unzureichend mit Nahrung (Glucose) versorgt.  Dadurch steigt das Infektionsrisiko drastisch an. Deswegen sollte Nüchterntraining nur in Phasen von lockerem Training in den Trainingsablauf eingebaut werden. Als Langläufer kann man allerdings schon im Sommer beim Skirolleren, Laufen, Biken etc. in entsprechenden Einheiten seinen Fettstoffwechsel verbessern. In dieser Jahreszeit fällt das Problem der Kälte weg.

Fazit

Wissenschaftliche Studien konnten belegen, dass sogenannte Nüchterntrainingsstrategien den Fettstoffwechsel verbessern. Davon profitieren Athleten sowohl auf den Langdistanzen als auch im intensiven Bereich, wie eine neue Studie zeigt. Was noch keine seriöse Studie aufzeigen konnte,  dass aus der Verbesserung des Fettstoffwechsels eine meßbare Leistungsverbesserung resultiert. Wird Nüchterntraining  übertrieben oder sogar als einzige Versorgungsstrategie eingesetzt, nach dem Motto „viel hilft mehr“, dann ist das sicherlich der falsche Weg. Es leiden das Immunsystem, es kommt zu hormonellen Verschiebungen, Leistungsfähigkeit im intensiven/hochintensivem Bereich wird negativ beeinflußt  etc. alles Faktoren die sich leistungsmindernd für den Sportler auswirken. Ernährung  mit dem Training und der Zielsetzung der einzelnen Einheit synchronisieren, das scheint im Moment der Goldstandard zu sein.

Caroline RauscherUnsere Ernährungsexpertin Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Weiterbildung im Bereich Ernährung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für das Ernährungscoaching von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler, darunter bekannte Namen wie Tobias Angerer, Denise Herrmann, Hannes Dotzler, Andrea Henkel, Arnd Peiffer etc. www.nutritional-finetuning.com