Biathlon Sommer WM: Denise Herrmann und Roman Rees holen Silber im Massenstart

Denise Herrmann (GER), Dorothea Wierer (ITA), Marketa Davidova (CZE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Am Abschlusstag bei der Biathlon Sommer-Weltmeisterschaft standen vier Bewerbe auf dem Programm. Denise Herrmann und Roman Rees holen jeweils WM-Silber im Gala-Massenstart. Die Titel gingen an Dorothea Wierer und Sebastian Samuelsson. Die DSV-Juniorinnen erreichten in der abschließenden Verfolgung nochmals Gold und Silber und Deutschland führt mit insgesamt elf Mal Edelmetall den Medaillenspiegel an.

Denise Herrmann von Beginn an in Spitzenposition

Denise Herrmann (GER) © Manzoni/NordicFocus

Auf der ersten Runde bestimmte noch die Schwedin Elvira Oeberg vorneweg das Tempo, Denise Herrmann lief direkt hinter ihr im Windschatten und auf dem Weg zum Schießstand ging Dorothea Wierer an den beiden vorbei und setzte sich an die Spitze. Nach fünf Treffern verließ Denise Herrmann in führender Position den Schießstand, dicht an ihren Rollerenden die Italienerin Lisa Vittozzi. Die ersten zehn Läuferinnen lagen innerhalb 10 Sekunden. Auf der Strecke lief Vittozzi schnell an Herrmann vorbei, dahinter kam die Schwedin Mona Brorsson und diese drei Läuferinnen konnten bis zur Schießstandeinfahrt eine bereits größere Lücke zu den nächsten Verfolgerinnen reißen. Während Vanessa Voigt im ersten Anschlag auch fehlerfrei blieb, kassierten alle anderen deutschen Damen eine Runde. In dieser Reihenfolge lagen sie bereit zum zweiten Liegendanschlag, Brorsson und Vittozzi verfehlten jede eine Scheibe, Herrmann räumte ab und kam als erste zurück auf die Strecke. Dorothea Wierer, Marketa Davidova und Dunja Zdouc blieben ebenso fehlerfrei und waren mit über 10 Sek. Rückstand die nächsten Verfolgerinnen der Deutschen. Denise Herrmann setzte sich deutlich ab, traf auch im ersten Stehendanschlag alle fünf Scheiben und behauptete die Spitzenposition. Obwohl auch Dorothea Wierer und Marketa Davidova die Null brachten, in den Windschatten von Denise Herrmann schafften es beide nicht. 

    

Wierer setzt sich im entscheidenden Schießen durch

Dorothea Wierer (ITA) © Manzoni/NordicFocus

Zum entscheidenden Schießen setzte Denise Herrmann mit 15,8 Sek. Vorsprung an. Noch bevor ihre Verfolgerinnen sich in Position brachten, landete sie die ersten drei Treffer und verfehlte die vorletzte Scheibe um den letzten Schuss wieder ins Zentrum zu setzen. Schnell bog Herrmann in die Strafrunde ein, aber Dorothea Wierer räumte mit einer von ihr bekannten Schnellschusseinlage ab und setzte sich an die Spitze. Aus der Strafrunde kommend folgte ihr die Deutsche 8,7 Sek. später. Auch die Tschechin Davidova musste einmal kreiseln und hatte bei der Zeitmessung als Drittplatzierte 16 Sek. Rückstand auf Denise Herrmann. Dorothea Wierer, die bekanntlich die Skiroller weniger liebt als die Langlaufski, baute ihren Vorsprung  auf dem Weg zum Ziel aus und brachte den Sieg im Gala-Massenstart auf der Zielgeraden austrudelnd ins Ziel, gefolgt von Denise Herrmann und der Tschechin Marketa Davidova. „Man kennt die Runde und man weiß, wo man Windschatten suchen und von man Pace machen sollte,“ so Denise Herrmann nach dem Rennen, und weiter „ich verliere schon schießzeitmäßig, gerade gegenüber der Doro. Auf den Lehrgängen haben wir auch schon ein bißchen Gas gegeben.“ Insbesondere bei den Laufzeiten lagen Dorothea Wierer und Denise Herrmann dicht beieinander, und letztlich machen die extrem schnellen Schießzeiten von Dorothea Wierer den Unterschied. Mit den Skirollern hat Herrmann kein Problem. „Man kennt das Trainingsgerät ganz gut, es ist nicht gleich wie auf Ski, aber sehr ähnlich.“ Die Schwedin Mona Brorsson wurde Vierte vor Lisa Vittozzi und der weiteren Schwedin Elvira Oeberg. Nach dem Rennen verriet Denise Herrmann, dass sie kommendes Wochenende bei den Deutschen Biathlon-Meisterschaften im neuen Stadion auf den neuen Strecken in Oberhof an den Start gehen wird um die Woche darauf mit ihrem Verlobten Thomas Wick Hochzeit zu feiern. „Dann liegt der Fokus nicht ganz auf dem Sport, sondern auf dem Privatleben. Da freue ich mich drauf und dann schauen wir mal, was dann so kommt.“ Beste Schweizerin wurde Aita Gasparin auf Rang elf direkt vor der aus Österreich qualifizierten Dunja Zdouc. 

Spitzengruppe wechselte nach jedem Schießen der Herren

Sebastian Stalder (SUI), Martin Ponsiluoma (SWE), Rene Zahkna (EST), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Nach einem kräftigen Regenschauer kurz vor Rennbeginn des Gala-Massenstarts der Herren beruhigte sich der Himmel zum Start und während des Rennens. Wie bei den Damen waren 30 Top-Biathleten am Start und die beiden Schweden Sebastian Samuelsson und Peppe Femling kamen in Führung liegend zum ersten Schießen. Johannes Kühn, Peppe Femling und Justus Strelow lagen nach fünf Treffern dicht beisammen an der Spitze des Feldes. Im Laufe der Runde ging Michal Krcmar nach vorne und riss eine kleine Lücke, im Verfolgerfeld hielten sich aber weiterhin Johannes Kühn und Justus Strelow. Im zweiten Anschlag brachte Strelow eine schnelle fehlerfreie Serie, ging als Erster aus dem Schießstand gefolgt vom Tschechen Hornig und an die dritte Position hatte sich nach der zweiten fehlerfreien Serie Roman Rees gearbeitet. Die fünf weiteren Deutschen kreiselten erst einmal in der Strafrunde. Auf der Strecke setzte sich eine Fünfer-Spitzengruppe ab, die 10 Sek. vor den Verfolgern zum ersten Stehendanschlag kam. Und nun war es Roman Rees, der nach fünf Treffern die Führungsposition übernahm und zusammen mit dem Tschechen Hornig auf die Strecke ging. Nur diese beiden behielten bis dahin eine saubere Weste am Schießstand. Justus Strelow verfehlte drei Scheiben und fiel ins Mittelfeld zurück. Zwischenzeitlich hatte sich der Schweizer Niklas Hartweg, Bronzemedaillengewinner aus dem Sprint, nach vorne gearbeitet und lief auf der dritten Position.

Silber für Roman Rees

Roman Rees (GER), Sebastian Samuelsson (SWE), Martin Ponsiluoma (SWE), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Unter großem Jubel der Zuschauer kam Roman Rees als erster zum entscheidenden Schießen. Er verfehlte eine Scheibe aber weder Hornig noch Hartweg konnten die gebotene Chance nutzen. Hinter Rees nahm als nächster der Schwede Sebastian Samuelsson die Verfolgung mit einem Rückstand von 8,7 Sek. auf und knapp dahinter der Amerikaner Sean Doherty, Sebastian Stalder aus der Schweiz und der Este Rene Zahkna. An der Spitze kam Samuelsson erst dicht an Rees heran, aber Rees konnte sich in einer der letzten Abfahrten wieder etwas Luft verschaffen um dann wieder den Atem von Samuelsson im Nacken zu spüren. Im Zielsprint musste sich Rees dem Antritt des Schwedens geschlagen geben und nach WM-Gold im Sprint und WM-Silber im Super-Sprint ging auch der Sieg im Gala-Massenstart der Herren an Sebastian Samuelsson. Roman Rees gewann Silber und dahinter setzte sich der Schwede Martin Ponsiluoma im Kampf um Bronze durch. Der Schweizer Sebastian Stalder kam mit 0,6 Sek. Rückstand auf den vierten Rang. Der Este Zahkna wurde Fünfter, gefolgt vom Amerikaner Doherty. Johannes Kühn auf Rang sieben war zweitbester Deutscher. Lucas Fratzscher wurde 10., Justus Strelow 15., Philipp Horn 20., David Zobel 25. und Philipp Nawrath 26. Nach dem Rennen meinte Roman Rees, dass nach seinen Leistungen in den letzten beiden Tagen nicht unbedingt ein Podium von ihm zu erwarten war. „Ich wollte erst einmal ein richtig gutes Rennen machen. Als ich als Erster raus bin, war ich schon richtig happy und  ich wollte meinen Platz da vorne absichern. Ich bin eigentlich in der vierten Runde schon mit mehr Dampf rumgelaufen, vielleicht ein bißchen zu viel und habe gemerkt als der Samuelsson kam, ich habe nur noch die Möglichkeit es ein bißchen rauszuzögern. Ich konnte eigentlich nicht mehr viel dagegen halten, bin aber mega mega happy mit dem zweiten Platz.“ Rees erklärte weiter, „ich wusste dass ich am Berg relativ stark bin, dass die Bergtechnik mir auch ein bißchen mehr liegt, weil ich nicht so einen krassen Pansch habe, gerade über die Wellen auf den Rollern, also wollte ich da oben noch ein bißchen Vorsprung haben, dass ich auf der Ebene noch mal Luft holen kann. Dass er da dann ran kommt, das war eigentlich klar. Ich habe es versucht ihn ein bißchen hinter mir zu halten, die Innenkurven zuzumachen, im Sprint anzuziehen, aber sobald wir dann vom Eintakt auf den Pendel umgestiegen sind, habe ich gemerkt: Oh, er hat schon ein bißchen mehr Speed“. 

Verfolgung der Juniorinnen und Junioren

Johanna Puff (GER), Selina Marie Kastl (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Den Abschluss der Sommer Biathlon-WM in Ruhpolding bildete das Verfolgungsrennen der Juniorinnen, wo nach dem Dreifacherfolg im Sprint gleich drei Deutsche an der Spitze starteten. Selina Grotian, Selina Kastl und Johanna Puff waren die Gejagten. Nach einer Null im ersten Schießen übernahm Johanna Puff die Führung und nach dem zweiten Schießen setzte sich Selina Kastl an die Spitze. Nach insgesamt drei Strafrunden gewann sie schließlich das Rennen vor Johanna Puff (+ 14,4 Sek.). Wer die Bronzemedaille holt, sollte sich zwischen der Tschechin Tereza Vobornikova und Selina Grotian entscheiden. Während Vobornikova im letzten Anschlag eine Scheibe verfehlte, ließ Grotian alle Scheiben weiß werden, hatte aber nur 2,1 Sek. Vorsprung als die Tschechin aus der Strafrunde kommend die Verfolgung aufnahm. Auf der Strecke setzte sich schließlich die Tschechin durch und verwies Grotian auf den vierten Rang. Charlotte Gallbronner startete mit einer Null ins Rennen und verpasste im zweiten Schießen vier Scheiben. Die beiden nachfolgenden Schießen absolvierte sie fehlerfrei und belegte am Ende Rang 11. Im ersten Rennen des Tages gab es einen tschechischen Doppelerfolg in der Verfolgung der Junioren. Tomas Mikyska siegte vor Jonas Marecek. Bronze holte sich der Ukrainer Vitalii Mandzyn. Bester Deutscher wurde Fabian Kaskel als Elfter, dicht gefolgt von Leonhard Pfund. Benjamin Menz blieb in drei Schießeinlagen fehlerfrei, hatte im ersten Stehendanschlag Pech und verfehlte drei Scheiben. Am Ende überquerte er die Ziellinie als 14. Albert Engelmann wurde 16., Hans Koellner 18. und Linus Kesper 31. 

Deutschland führt im Medaillenspiegel 

Event Feature: German flags © Manzoni/NordicFocus

In zwölf Bewerben wurden insgesamt 37 Medaillen vergeben. Deutschland hat davon elf geholt. 4 x Gold, 5 x Silber und 2 x Bronze und führt im Medaillenspiegel vor Italien (3 x Gold und 1 x Silber) und Tschechien (2 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze) sowie Schweden (4.), Litauen (5.), Slowenien (6.), Schweiz (7.), Bulgarien (8.), Finnland (8.), Slowakei (8.), Ukraine (8.), USA (8.). An vier Wettkampftagen kamen um die 17.000 Zuschauer in die Chiemgau-Arena in Ruhpolding. 

Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim Deutschen Skiverband, fällte für die Biathlon Sommer Weltmeisterschaft ein positives Fazit. „Ich denke wir haben tollen Sport gesehen, viele sehr enge Rennen, sehr gute Resultate vom deutschen Team. Klar ist hie und da noch Arbeit vorhanden. Oftmals war der eine oder andere Fehler zu viel dabei, dann waren wir läuferisch wieder nicht ganz auf der Höhe.  Aber alles in allem glaube ich haben sowohl die Junioren als auch die Senioren sehr gute Leistungen gezeigt, viele haben einen Schritt nach vorne gemacht im Hinblick auf den Winter. Wir wissen woran noch zu arbeiten ist und werden das machen, um in Winter, und speziell in Oberhof, so stark wie es eben nur geht zu sein.“

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