Der (angehende) Papa hat’s gerichtet

Axel Teichmann © NordicFocus

Bei einem Langstreckenrennen über 50 Kilometer hat der Aktive Zeit, über viele Dinge des Lebens nachzudenken. Also mal abgesehen von den letzten 10 Kilometern, da denkt der Sportler wahlweise an Medaillen, ans Aufhören, daran, ob die Krämpfe in den Oberarmen in diesem Leben noch einmal verschwinden oder an gar nichts mehr, weil der Sauerstoff im Kopf für die Energiegewinnung der unteren Extremitäten gebraucht wurde.

Gut möglich, dass Axel Teichmann beim abschließenden Olympia-Klassiker in der ersten Phase des Rennens dennoch den Kopf frei hatte, für andere Überlegungen. Beispielsweise könnte er an seine Lebensgefährtin Steffi Völkel – eine ehemalige Skilangläuferin – gedacht haben, die dem Thüringer auf der heimatlichen Couch die Daumen drückte. Und da positives Denken bekanntlich Energien freisetzt, ist es nicht auszuschließen, dass Teichmann, der in der Schlussphase seinem Spitznamen „The German Diesel“ wieder alle Ehre machte, das Quäntchen Kraft aus der Tatsache schöpfte, dass Steffi nicht mehr alleine wartet.

Und so tobte der Bad Lobensteiner trotz eines zwischenzeitlichen Rückstands von 30 Sekunden auf die Spitze auf den letzten Kilometern wie entfesselt durch die Loipe, lies nahezu alle Weltklasse-Athleten regelrecht stehen und angelte sich am Ende die zweite Silbermedaille bei diesen Winterspielen. Glücklich und zufrieden mit sich und der Welt schloss der Bad Lobensteiner bei der Flower-Zeremonie die Augen und genoss den zweitschönsten Moment des Jahres. Und vielleicht dachte er wieder an Steffi auf der Couch und den kommenden Sommer, auf den sich Teichmann so unheimlich freut. Denn dann wird ein kleiner Teichmann das Licht der Welt erblicken, wahlweise auch eine kleine Teichfrau. Auf jeden Fall kann sich der Neuankömmling sicher sein, dass wenn Not am Mann ist gilt: Der Papi wird’s schon richten. Den Beweis dafür hat Axel Teichmann in Vancouver eindrucksvoll angetreten.