EU-Verordnung verbietet bestimmte Fluor-Produktion für Skiwachs

Einbügeln von Fluor Wachs © HWK

Gibt es bald keine Fluorwachse mehr? Werden Langlaufski dadurch langsamer? Haben Nicht-EU-Länder dadurch einen Wettbewerbsvorteil? Wir haben nachgefragt und versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.

Verbot kommt, nur wann?

Dass bestimmte Fluor-Verbindungen schädlich für den Menschen sind, ist allseits bekannt. Nicht umsonst tragen die Techniker beim Wachsen der Ski seit einigen Jahren Filtermasken. Denn in fester Form ist Fluorwachs zwar unschädlich, je kleiner die Partikel sind, desto leichter kann es aber über die Schleimhäute und Atemwege aufgenommen, in der Blutbahn aber nicht mehr abgebaut werden. Deshalb und weil bei der Produktion ein giftiges Abfallprodukt anfällt, steht innerhalb der europäischen Union schon lange ein Verbot der besonders schädlichen C8-Verbindungen von Fluor im Raum. Zunächst sollte bereits am 31. Dezember diesen Jahres Schluss sein mit der Produktion. Die Wachshersteller haben sich daraufhin mit einem Vorrat des wichtigen Rohstoffs eingedeckt. Nun hat allerdings die Automobilindustrie, die Verbindungen von C8 zur Behandlung der Innenausstattung von Fahrzeugen benötigt, ihr Veto eingelegt. „Aber egal ob es deshalb ein oder drei Jahre Aufschub gibt, das Verbot zur Einfuhr und Produktion von Fluor auf C8-Basis in der EU wird kommen“, so Reinhard Kronbichler, Inhaber der Skiwachsfirma HWK.

Gleichwertige Alternative nicht in Sicht

Neben C8 gibt es weitere Verbindungen von Fluor, die weniger schädlich sind. Allerdings kommen C6- und C10-Verbindungen bei Verwendung in Skiwachsen nicht an die Werte von C8 heran. C6 hat eine geringere Haltbarkeit auf dem Ski, C10 ist deutlich langsamer. „Wachse mit C10-Verbindungen sind bei einer Laufzeit von zwölf Sekunden um 0,5 Sekunden langsamer als Wachse mit C8“, so Kronbichler. „Auf eine gesamte Renndistanz gerechnet, macht das eine komplette Klasse Unterschied aus.“ Derzeit arbeitet man in der Wachsindustrie an Alternativen, da man aber nur ein kleiner Abnehmer der wenigen großen Fluorproduzenten ist, muss man zunächst nehmen was diese anbieten. „Es wird aber sicher ein paar Neuerungen geben“, verrät der HWK-Mann mit einem Augenzwinkern.

Wettbewerbsvorteil für Fluorwachs-Besitzer?

Tritt das Verbot in Kraft, ist nicht nur die Produktion, sondern auch die Einfuhr von C8-Verbindungen in den europäischen Wirtschaftsraum verboten. In Russland, Kanada, Fernost und andernorts ist die Produktion aber weiterhin erlaubt. Haben diese Nationen dann auf lange Sicht gesehen einen Wettbewerbsvorteil? „Bislang hat man es dort nicht geschafft, das Fluor mit so hoher Qualität zu produzieren, wie in Europa. Und bereits Qualitätsschwankungen von fünf Prozent machen soviel aus, dass das Wachs für einen ganz anderen Temperaturbereich geeignet ist“, so Kronbichler weiter. Man müsste also jede Charge einzeln austesten, bei welchen Bedingungen sie funktioniert. Und das scheint unrealistisch. Derweil ist der Erwerb und Besitz von Fluorwachsen auf Basis von C8-Verbindungen für den Endkunden weiterhin erlaubt. Lohnt es sich also, größere Mengen davon zu bunkern? „Das denke ich wäre etwas zu hoch gepokert. Schließlich wird ständig weitergeforscht und das Risiko, am Ende auf Produkten sitzenzubleiben, ist relativ hoch“, so Falk Göpfert, Wachsexperte des Online-Wachsshops www.gospodin.de.

Ein Kommentar

  1. Andreas Herbst

    … immer diese Materialschlacht um die letzten Hundertstel. Wenn alle ein C6 oder C10 fahren, wird es auch einen Besten geben. Gut, man muss sich etwas mehr anstrengen, Spaß wird es trotzdem noch machen 🙂
    Die Chemie hab ich mir mal von einem Chemiker genaustens erklären lassen, die gesundheitlichen Risiken sind mir bewusst, darum kann ich gut auf diese Produkte verzichten. In dem Zusammenhang interessiert mich aber eine Bodenanalyse vom Loipenboden: was passiert da mit dem Flour? Läufer und Hersteller sollten da mal drüber nachdenken.

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