Langlauf Kurz News: Startverbote, fehlende Dopingtests, Corona-Einschränkungen und die schwierige Lage in Kanada

Martin Johnsrud Sundby (NOR), Niklas Dyrhaug (NOR) © Modica/NordicFocus

In den zusammengefassten Neuigkeiten der Woche geht es diesmal um Niklas Dyrhaug und Martin Johnsrud Sundby, einen massiven Rückgang von Dopingtests in den letzten Monaten, Reiseschwierigkeiten in Russland und die Probleme im kanadischen Team nach dem Rücktritt von Alex Harvey vor einem Jahr.

Startverbot für Dyrhaug und Sundby

Niklas Dyrhaug und Martin Johnsrud Sundby, die beide keinen Platz mehr im verkleinerten Nationalteam gefunden haben, steht ein langer Sommer und Herbst in ihrer kleinen Trainingsgemeinschaft bevor – vermutlich ohne Wettkämpfe. Wie Nationalmannschafts-Koordinator Ulf Morton Aune gegenüber NRK mitteilte, seien für die Sommerwettkämpfe beim Blinkfestivalen und der Toppidrettsveka diesmal nur Athleten der Nationalmannschaft und des Rekrutt-Kaders startberechtigt. Grund ist natürlich die Corona-Krise, man will die Starterfelder möglichst klein halten. Dyrhaug und Sundby überraschte diese Nachricht: „Das hört sich sehr merkwürdig an, ich habe selbst noch gar nichts davon gehört. Beide Wettkämpfe sind sehr wichtig für uns“, so Dyrhaug. Auch Sundby hofft, dass die Regeln noch aufgeweicht werden. „Wenn ich nicht starten darf, werde ich sauer.“ Der 35-Jährige ist nicht der einzige Sportler, der sich aufregt, weil er nicht starten darf – auch Nachwuchssportler müssen ja in diesem Jahr zu Hause bleiben. „Ich habe einige Schimpfwörter zu hören gekriegt. Das ist nicht schön, aber so ist das eben. Ich kann den Ärger natürlich verstehen. Aber wenn man eine Weile drüber spricht, wird ihnen klar, dass das wegen der Gesundheit und Infektionskontrolle notwendig ist“, meinte Aune. „Aber es ist natürlich schade, dass nur so wenige starten dürfen – vor allem, weil die Wettkampfsaison so früh beendet war.“

Dopingtests massiv gesunken

Durch die Corona-Krise, das Social Distancing und Reisebeschränkungen sind die Dopingtests international stark zurückgegangen – um fast 90% in den letzten drei Monaten. Athleten wie Therese Johaug wurden zwischen März und Mai überhaupt nicht getestet, so NRK. Laut Unterlagen der FIS wurden innerhalb des letzten Jahres 1278 Dopingproben genommen, 58% davon bei Langläufern. Zwischen März und Mai 2019 gab es in den FIS-Sportarten 299 Trainingskontrollen, im selben Zeitraum in diesem Jahr waren es nur 38. „Wir leben in einer ganz speziellen Zeit. Es ist, wie es ist, und dafür muss man Verständnis haben. Aber natürlich ist es nicht gut, dass nur so wenig getestet wird. Wir hoffen, dass wir bald in den Normalbetrieb zurückkehren können“, meinte Therese Johaug. Dieses Problem betrifft nicht nur Norwegen, auch in anderen Ländern nehmen die Nationalen Anti Doping Agenturen erst langsam ihre Arbeit wieder auf und es gibt noch Reise-Einschränkungen wie zum Beispiel in Russland. „Man kann nur hoffen, dass die Athleten sauber sind“, meinte Johannes Høsflot Klæbo, der im Gegensatz zu Johaug in der Corona-Pause Besuch von den Dopingkontrolleuren erhielt. Anders Solheim von der Norwegischen Anti Doping Agentur unterstrich noch einmal die Wichtigkeit von Tests außerhalb der Wettkampfsaison: „Manche Dopingsubstanzen können nur über kurze Zeit im Blut nachgewiesen werden, haben aber einen langen Effekt. Man kann Monate vor dem Wettkampf dopen und hat sechs Monate später den Effekt.“

Einschränkungen für russische Langläufer und Biathleten

Nun können auch die russischen Langläufer um ihren Trainer Markus Cramer wieder durchstarten. Nachdem die ursprünglich geplanten Trainingslager in Regionen mit Reiseverboten abgesagt werden mussten, will die Trainingsgruppe mit Sergey Ustyugov, Yulia Stupak (Belorukova), Gleb Retivykh, Evgeny Belov, Ivan Kirillov, Artem Maltsev, Alisa Zhambalova und Maya Yakunina im Juli nach Deutschland reisen, sagte Trainer Markus Cramer der TASS. Ein genauer Ort steht noch nicht fest. Sollten die Pläne noch scheitern, wird das Trainingslager irgendwo in Russland stattfinden. Aktuell befindet sich die Gruppe noch bis 26. Juni in Peresvet in der Nähe von Moskau. Während viele andere Biathlon Nationen bereits wieder voll im Training stehen, gibt es für die russischen Skijäger noch große Einschränkungen. Das erste Trainingslager mit insgesamt 32 AthletInnen ist für Mitte Juli in Rybinsk geplant, ob man bis dahin nach Rybinsk reisen kann, ist aber noch unklar. Als Alternativen für Rybinsk wären Tchaikovsky und Sochi im Gespräch. Unmittelbar vor der Reise ins Trainingslager muss ein negativer COVID19-Test vorliegen, danach wird das gesamte Team in Moskau untersucht und für eine Woche in Quarantäne geschickt. In Rybinsk wären die Athleten dann für etwa zwei Monate komplett isoliert, was vielen Regionen nicht gefällt. Sie möchten ihre Athleten lieber näher an der Heimat haben statt in einem zentralen Trainingslager über lange Zeit.

Schwierige Situation in Kanada

In der Ära nach Alex Harvey, der seine erfolgreiche Karriere 2019 im Alter von 30 Jahren beendete, hat es das kanadische Langlauf Team nicht leicht: Budgetkürzungen, weniger Personal für die Betreuung der Sportler und enttäuschende Ergebnisse. Unter den jungen Athleten wird der „neue Harvey“ für die Zukunft gesucht, die aktuelle Generation im perfekten Langlauf-Alter hat komplett das Nachsehen. Junioren und U23-Athleten wurden zu einer Gruppe zusammengefasst, um unter ihnen das Talent der Zukunft zu finden. Wer vor 1996 geboren wurde, musste quasi unerreichbare Qualifikationskriterien erfüllen, um einen Kaderstatus zu erhalten. „Es war unbedingt erforderlich, dass Cendrine Browne , Katherine Stewart-Jones und Maya MacIsaac-Jones zweimal unter die Top20 im Weltcup laufen oder einmal unter die besten Zwölf, um einen Platz im Team zu behalten. Das haben sie nicht geschafft“, berichtete Radio Canada. Dort äußerte sich auch die 26-jährige Cendrine Brown: „Was im Moment passiert, ist, dass man meine Generation opfert, um den neuen Alex Harvey zu finden.“ Dasselbe Schicksal ereilte auch Maya MacIsaac-Jones und Katherine Stewart-Jones, Letztere gab sich aber nicht geschlagen und legte erfolgreich Widerspruch bei Nordiq Canada ein. Cendrine Browne wartet noch auf eine Entscheidung auf ihren Einspruch. Diese Nicht-Nominierungen sorgten im Mai für viele Kontroversen in deren Folge der Generaldirektor des Skiverbandes Shane Pearsall zurücktreten musste.