Langlauf: Nationale Meisterschaften in Norwegen, Schweden, Russland, Kanada, Österreich und der Schweiz

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Auch nach Ende der Weltcupsaison in der Langlauf-Winter noch nicht vorbei. In vielen Nationen standen letztes Wochenende beziehungsweise stehen in den kommenden Tagen die nationalen Titelkämpfe auf dem Programm.

Norwegische Meisterschaften in Harstad

Diesmal wurde im nordnorwegischen Harstad um die Medaillen gekämpft. Am Samstag ging es los mit den Einzelstarts im klassischen Stil, wo Therese Johaug sich in absolut dominanter Manier ihr 17. NM-Gold sicherte – nur Marit Bjørgen gewann mit 25 Titeln mehr Goldmedaillen. Die 33-jährige Johaug war über die zehn Kilometer 1:43 Minuten schneller als Marte Skaanes, die sich wiederum die Silbermedaille mit nur fünf Sekunden Vorsprung auf Maren Wangensteen sicherte. Damit war Skaanes überglücklich, Silber war nach einem Blick auf die Startliste das Ziel gewesen, das sie auch erreichte. Heidi Weng war wegen einer Gehirnerschütterung nach einem Trainingssturz auf vereister Strecke nicht am Start. Seinen ersten nationalen Titel gewann Martin Løwstrøm Nyenget über die 15 Kilometer. Der 29-Jährige erwies sich als unschlagbar und gewann Gold 30 Sekunden vor Simen Hegstad Krüger. Bronze ging an Håvard Moseby, 48 Sekunden hinter Nyenget. „Heute hätte sich die gesamte Weltelite an Martin die Zähne ausgebissen“, so Krüger. Holund wurde nur Siebter. Tags darauf stand die 3×5 Kilometer Vereinsstaffel auf dem Programm, in der sich Johaug erneut in der Form ihres Lebens zeigte. Als zweite Läuferin holte sie fast eine Minute Rückstand auf und übergab in Führung an ihre Cousine Gyda Westvold Hansen. Aber die 19-Jährige, die am selben Tag auch einen Wettkampf in der Nordischen Kombination bestritt und gewann, konnte die Erwartungen nicht erfüllen und büßte 2:20 Minuten auf die schnellsten Schlussläuferinnen, so dass Nansen IL nur Zehnte wurde. Der Sieg ging an die Damen aus Strindheim mit Schlussläuferin Marte Skaanes, sechs Sekunden dahinter gewann das international unbekannte Trio vom Kjelsås IL Silber. Bronze ging an Konnerud IL mit de Nachwuchstalenten Margrethe Bergane und Maria Hartz Melling. Bei den Herren über 3×10 Kilometer war das Lyn Ski Team nicht zu schlagen, was an Hans Christer Holund und Simen Hegstad Krüger lag, aber auch Startläufer Johan Tjelle machte ein tolles Rennen und wechselte mit der Spitze. Silber ging wieder an das Team aus Kjelsås mit Schlussläufer Håvard Moseby. Martin Løwstrøm Nyenget lief sein Team vom Lillehammer Skiklub noch von acht auf drei nach vorne, mehr war aber trotz seiner schnellsten Laufzeit nicht mehr möglich.

Heute wird der Klassiksprint ausgetragen, die Finals finden aber erst unter Flutlicht statt. Ohne Maiken Caspersen Falla und Ane Appelqvist Stenseth, die aus gesundheitlichen Gründen absagten. Viele andere Sprinter fehlen noch wegen ihrer Covid Infektion nach dem Lahti-Weltcup. Über den Sprint und über die 30 und 50 Kilometer am Dienstag werden wir in der nächsten Zusammenfassung nationaler Meisterschaften berichten.

Schwedische Meisterschaften in Piteå

Die schwedischen Meisterschaften werden in diesem Jahr im nordschwedischen Piteå am Bottnischen Meerbusen ausgetragen und begannen bereits am 23. März. Im Klassik-Einzelstart holte sich Frida Karlsson den Titel, mit sieben Sekunden Rückstand gewann Ebba Andersson Silber. Bronze ging bei ihren letzten Titelkämpfen an Charlotte Kalla, die Jonna Sundling klar auf Platz vier verwies. Bei den Herren war Calle Halfvarsson nicht zu schlagen, so dass er sich mit 44 Sekunden Vorsprung den Titel vor Björn Sandström holte. Alle anderen Athleten hatten mehr als eine Minute Rückstand. Bronze ging an William Poromaa, Vierter wurde Fredrik Andersson vor Jens Burman, Leo Johansson und Oskar Svensson. Der Massenstart über 15 Kilometer im freien Stil entwickelte sich zu einem wahren Thriller, in dem sich die 34-jährige Charlotte Kalla im Zielsprint gegen Frida Karlsson und Ebba Andersson durchsetzte. In Abwesenheit von Jonna Sundling und Emma Ribom, die auf einen Start verzichteten, war allen vorher klar, dass diese drei Damen die Medaillen unter sich ausmachen würden. Bei den Herren überraschte William Poromaa sich selbst und er feierte seinen ersten Titel. Nachdem er im Klassikrennen von Halfvarsson und Sandström geschlagen wurde, kam dieser klare Sieg für ihn „aus dem Nichts“. Er war 1:12 Minuten schneller über 30 Kilometer als Björn Sandström, der wieder Silber gewann. Eric Rosjö gewann Bronze im Zielsprint gegen Truls Gisselman. Jens Burman wurde an einem ganz schlechten tag nur Sechster hinter Andersson. Nach einem Ruhetag folgte der Tag der Sprinter, an dem sich Jonna Sundling und der 19-jährige Edvin Anger den Titel sicherten. Johanna Hagström gewann Silber vor Emma Ribom. Anger setzte sich gegen Erik Silfver und George Ersson durch, Halfvarsson und Grate scheiterten im Halbfinale. In der Staffel mussten die Teams auf Frida Karlsson und William Poromaa verzichten, die abreisten, nachdem Poromaa positiv getestet wurde. Bei den Damen dominierten die Favoritinnen aus Piteå, nämlich Kalla, Andersson und Sundling. Platz zwei ging ebenfalls nach Piteå an Ribom, Henriksson und Vinsa, Bronze nach Umeå. In der Herren-Staffel gewann Åsarna auch ohen Poromaa durch Markus Ruus, Jens Burman und Edvin Anger knapp vor dem Trio aus Mora sowie dem Team aus Falun/Borlänge. Sechs Team lagen innerhalb von 22 Sekunden. Zum Abschluss feierten die Andersson-Geschwister einen Doppelsieg über 30 und 50 Kilometer klassisch. Ebba Andersson setzte sich klar gegen Jonna Sundling durch mit mehr als einer Minute Vorsprung. Charlotte Kalla gewann Bronze, Emma Ribom hatte als Vierte schon über fünf Minuten Rückstand. Für den 23-jährigen Fredrik Andersson war es sein erster nationaler Titel. Eric Rosjö wurde mit 25 Sekunden Rückstand Zweiter, Bronze ging an Viktor Brännmark. Halfvarsson und Burman waren nicht am Start.

Russische Meisterschaften in Syktyvkar

Im nordwestrussischen Syktyvkar, 1300 Kilometer nordöstlich von Moskau, wurden in den letzten Tagen die Titelträger im Sprint und Skiathlon gekürt, Einzel- und Massenstart folgen noch in dieser Woche. Bei den Damen war an beiden Tagen Natalia Nepryaeva eine Klasse für sich. Mangels Konkurrenz fühlte sich sich bei ihren Siegen aber eher gelangweilt: Yulia Stupak und Tatiana Sorina unterzogen sich nach der vorzeitig beendeten Weltcupsaison länger geplanten Operationen und zumindest Sorina wird anch ihrer Schulter-OP wohl frühestens im Juni wieder voll trainieren. Nepryaeva gewann den Sprint souverän vor Anastasia Faleeva und Anna Grukhvina. Im Skiathlon setzten sich acht Athletinnen ab bei Neuschnee und schwierigen Wachsbedingungen, stärkste Athletin klassisch war Anastasia Kuleshova, geborene Sedova, die die Saison pausiert hatte, sich aber nun in sehr guter Form präsentierte. Nach dem Skiwechsel haderte sie aber schnell mit dem Material, so dass sie nicht um die Medaillen mitkämpfen konnte. Nepryaeva dominierte nun und setzte sich zusammen mit Ekaterina Smirnova, die klassisch gemeinsam mit Kuleshova dominiert hatte, ab. Kurz vor dem Stadion sorgte Nepryaeva für den entscheidenden Abstand zu Smirnova, der ihr mit leichtem Vorsprung Gold einbrachte. Bronze ging an Anastasia Rygalina. Vierte wurde Elizaveta Shalaboda vor Maria Istomina und Kuleshova, die eine Minute verlor. Im Sprint der Herren sah lange Zeit Alexander Bolshunov wie der sichere Siger aus, der sich sogar von Terentev und Filimonov absetzte. Im letzten Anstieg kam das Duo aber wieder heran, so dass sie auf der Zielegrade angriffen: Gold ging an Alexander Terentev, Silber an Bolshunov und Bronze holte sich Denis Filimonov. Gleb Retivykh war im Halbfinale durch Sturz nach Kontakt mit dem Belarussen Yegor Shpuntov ausgeschieden, bei dem er auch Junior Savely Korostelev mitriss. Im Skiathlon über 30 Kilometer setzte sich Bolshunov und Skimarathonläufer Ermil Vokuev früh ab und nach dem Skiwechsel fiel Vokuev in die Verfolgergruppe zurück. Bolshunov, der wegen seiner guten Bekanntschaft zu Putin die Unterstützung seiner Skifirma Rossignol verloren hat wie auch seinen Handschuh-Sponsor, konnte es ruhig angehen lassen und den Sieg nach Hause laufen. Silber ging an Ilya Semikov vor Stanislav Volzhentsev, dessen stärkste Zeit eigentlich vorbei ist. Vierter wurde Alexey Vitsenko vor Ilya Poroshkin, Artem Maltsev, Evgeniy Belov und Andrey Melnichenko. Zwischen Platz zwei und elf lagen nur acht Sekunden.

Kanadische Meisterschaften in Whistler

Eine kombinierte Veranstaltung aus dem Finale der US Super Tour und den kanadischen Meisterschaften fand im Whistler Olympic Park statt. Im Freistil-Einzelstart landeten mit Remi Drolet, Russell Kennedy, der zuletzt als Begleitläufer bei den Paralympics am Start gewesen war, und Antoine Cyr drei Kanadier vor dem besten US Amerikaner Luke Jager. Bei den Damen setzte sich Jessie Diggins gegen Julia Kern und Caitlin Patterson durch, die Medaillen gewannen die viertplatzierte Katherine Stewart-Jones vor Dahria Beatty und Cendrine Browne. Weiter ging es mit dem Klassik-Einzelstart, in dem Julia Kern Diggins um 18 Sekunden auf Platz zwei verwies. Die Medaillen blieben unverändert zum Vortag. Bei den Herren gewann der Amerikaner Adam Martin knapp vor Antoine Cyr, der sich den Titel holte vor Russell Kennedy und Samuel Gary Hendry. Im Sprint im klassischen Stil setzte sich der 18-jährige Xavier McKeever, Neffe des großen Paralympioniken Brian McKeever, gegen die gesamte Konkurrenz durch. Silber ging an Antoine Cyr, Bronze an den fünftplatzierten Graham Ritchie. Im Sprint der Damen setzte sich Julia Kern in Abwesenheit von Diggins knapp gegen Caitlin Patterson durch. Gold gewann Dahria Beatty vor Laurence Dumais (6.) und Zoe Williams (10.). Die 24-jährige deutsche Studentin Julia Richter verpasste das Halbfinale knapp. Hinter Kern/Sonnesyn sicherten sich Dahria Beatty and Sonjaa Schmidt vom Yukon Team den Titel im Teamsprint, der bei den Herren an McKeever and Tom Stephen vom Foothill Team ging, die als Fünfte das Ziel erreichten.

Österreichische Meisterschaft in Galtür

Im Tiroler Galtür standen die Titelentscheidungen in der Langdistanz über 31 Kilometer auf dem Programm. Bei den Damen setzte sich erwartungsgemäß klar Teresa Stadlober, die in der kommenden Woche in ihrer Heimat Radstadt feierlich empfangen und für ihre olympische Bronzemedaille geehrt wird, gegen ihre Teamkolleginnen durch. Fast vier Minuten dahinter gewann Barbara Walchhofer die Silbermedaille, Bronze ging an Jasmin Berchtold. Bei den Herren gewann Benjamin Moser vor Philipp Leodolter und Simon Kugler, der sich nur knapp vor Philipp Wieser und Alexander Brandner behauptete. Das Rennen fand mit starker deutscher Beteiligung statt. Bei den Herren setzte sich ein vierköpfiges DSV-Duo ab, das den Sieg im Zielsprint unter sich ausmachte: Janosch Brugger gewann vor Thomas Bing, Friedrich Moch und Florian Notz. Der Chinese Qiang Wang konnte am Schluss nicht mehr mitgehen und wurde Fünfter vor drei weiteren Deutschen und Benjamin Moser auf Platz neun. Bei den Damen wurde die österreichische Staatsmeisterin überraschend deutlich von Laura Gimmler geschlagen, die 2:46 Minuten vor Pia Fink gewann und mit einer weiteren Minute Vorsprung auf Stadlober.

Schweizer Meisterschaften in Sparenmoos

Wie schon im Januar fanden auch diesmal die Schweizer Meisterschaften in Sparenmoos, einem Naturschutzgebiet im Berner Oberland, statt. Bei strahlendem Sonnenschein liefen Nadine Fähndrich und Dario Cologna im Skiathlon zu Gold. Nadine Fähndrich setzte sich bereits auf den ersten 2,5 Kilometern vom Rest des Feldes ab und lief einem ungefährdeten Sieg entgegen. Im Zweikampf um Silber und Bronzesetzte sich die U23-Weltmeisterin Anja Weber gegen Nadja Kälin durch. Laurien van der Graaff wurde Siebte. Bei den Herren kämpften Dario Cologna, Jonas Baumann und Beda Klee um die Medaillen. Dario Cologna setzte sich auf der letzten Runde leicht ab und triumphierte in Zweisimmen. „Ich bin froh, ist nun das Puzzle komplett, Schweizer Meister im Sparenmoos wurde ich bisher noch nie“, sagte Dario Cologna nach dem Rennen mit einem Augenzwinkern. Zahlreiche Fans waren am Streckenrand und der Dario Cologna Fanclub sorgte für Stimmung. Silber ging an Jonas Baumann. Dieser stürzte auf den letzten Metern und drohte die sicher geglaubte Silbermedaille zu verlieren, jedoch zeigte der drittplatzierte Beda Klee große Fairness und ließ Jonas Baumann den Vortritt. Vierter wurde Cedric Steiner vor Ueli Schnider und Candide Pralong. Am Samstag trat der erfolgreichste Schweizer Langläufer aller Zeiten beim 50 Kilometer Wettkampf zu seinem letzten Rennen als Profi an und konnte sich erneut mit der Goldmedaille belohnen. Er hatte sich auf der letzten Runde leicht abgesetzt und triumphierte vor dem bereits zurückgetretenen Toni Livers. Dritter wurde der Biathlet Jeremy Finello. Vierter wurde Jonas Baumann vor Ueli Schnider. Bei den Damen triumphierte erneut Nadine Fähndrich über die 30 Kilometer. Anja Weber konnte lange mitzuhalten und lief zu Silber. Dritte wurde Nadja Kälin. Laurien van der Graaff beendete ihre Karriere als Achte. Die Rennen standen ganz im Zeichen des Abschieds von Laurien van der Graaff, Dario Cologna und Jovian Hediger. Im Zielraum hängten diese unter großem Applaus die Ski wortwörtlich an den Nagel. In der Kategorie U20 triumphierten bei den Damen im Skiathlon Helena Guntern und bei den Herren Antonin Savary. Der Sieg in der Kategorie U18 ging an Estelle Darbellay und Roman Alder. Tags darauf siegte Estelle Darbellay sowohl in der Kategorie U18 wie auch in der Kategorie U20. Antonin Savary doppelte ebenfalls nach und gewann erneut in der Kategorie Männer U20. Isai Näff durfte sich als Sieger in der Kategorie Männer U18 feiern lassen.

Rüesch verletzt, Schnider hört auf

Jason Rüesch konnte an den Schweizer Meisterschaften nicht teilnehmen. Er hat sich während des Sprinttrainings zum zweiten Mal eine Luxation an der rechten Schulter zugezogen. Aufgrund der vorhandenen Instabilität in der Schulter ist ein operativer Eingriff nötig. Bei einem normalen Verlauf sollte ein schrittweiser Aufbau nach ca. 6 Wochen wieder möglich sein. „Nach einer sowieso schon schwierigen Saison war ich natürlich im ersten Moment sehr wütend und enttäuscht. Nun blicke aber bereits wieder nach vorne und werde mich bestmöglich für die kommende Saison vorbereiten“, so Jason Rüesch. Auf Social Media hatte vor den Rennen Ueli Schnider seinen Abschied bekannt gegeben. Der Schweizer lebt seit Sommer 2018 mit seiner langjährigen Freundin Sofie Krehl im Allgäu.

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