Langlauf U23-WM Lygna: Anja Weber holt Gold in die Schweiz

Patricija Eiduka (LAT), Anja Weber (SUI), Veronika Stepanova (RUS), (l-r) © Tom-Vegard Feltstykket

In einem sehr spannenden Einzelstart über zehn Kilometer klassisch sicherte sich Anja Weber den Titel im ersten U23-Rennen. Bei den Herren verpassten Cyril Fähndrich und Mika Vermeulen knapp die Medaillen.

Enger Kampf um den Titel

Veronika Stepanova (RUS), Anja Weber (SUI), Patricija Eiduka (LAT), (l-r) © Tom-Vegard Feltstykket

Bei -1°C und strahlendem Sonnenschein bestritten die U23-Damen ihr erstes Rennen dieser Titelkämpfe, den Einzelstart im klassischen Stil über zehn Kilometer. Das Rennen verlief extrem spannend und abwechslungsreich. Über zwei Drittel des Rennens lieferten sich Anastasiya Faleeva und Anja Weber ein Kopf-an-Kopf Rennen, in dem mal die ein und mal die andere bei den Zwischenzeiten vorne war. Dann kam aber der Scharfrichter der 5 Kilometer-Runde von Lygna: Der steile Anstieg, in dem in der zweiten Runde beide einige Sekunden gegen die Konkurrenz einbüßten. Die Russin musste sich dort von ihrer Medaille verabschieden. Für die Schweizerin ging der Kampf um Gold weiter. Durch ihren Zeitverlust war aber die Lettin Patricija Eiduka ganz nah an sie herangerückt und auf den letzten Kilometern ging es um jede Sekunde. Im Ziel konnte dann doch die Schweizerin jubeln, die zuvor schon wegen der sicheren Medaille in Tränen aufgelöst war. „Du warst so nah dran“, rief sie der Lettin zu, die sich aber auch über Silber freute und die Strecken von Lygna mit denen in ihrer Heimat verglich. „Es war so eng! Ich habe mein Bestes gegeben, aber ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffen kann. Es ist einfach unglaublich! Ich hatte einen schweren Sommer und kann diesen Erfolg jetzt noch gar nicht glauben“, sagte die 20-jährige Schweizerin im Siegerinterview. Die „schwere Zeit“ hat die Schweizerin mit der Lettin gemein, die im Herbst ihren Vater, der auch ihr Trainer war, verlor. Rang drei ging mit 13 Sekunden Rückstand an den russischen Nachwuchsstar Veronika Stepanova, die damit nicht ganz glücklich schien, obwohl sie im Skaten definitiv stärker ist. „Das sind so harte Anstiege, das ist ja wie bei den Olympischen Spielen!“, stöhnte sie im Interview. „Klassik fällt mir schwerer, aber ich habe mein Bestes gegeben.“

Lisa Lohmann in den Top10

Lisa Lohmann (GER) © Tom-Vegard Feltstykket

Izabela Marcisz aus Polen, die vor einem Jahr im freien Stil Gold gewann, musste sich diesmal mit Platz begnügen knapp vor der zweiten Schweizerin Nadja Kälin, die mit knapp 20 Sekunden Rückstand in die Wertung kam. Anastasiya Faleeva kam über Platz sechs nicht hinaus vor einer in der zweiten Rennhälfte stark aufkommenden Mélissa Gal aus Frankreich. Die Norwegerin Margrethe Bergane, die letztes Jahr den Klassik-Massenstart der Juniorinnen gewann, belegte nun in ihrem U23-Rennen Rang acht nach einem Sturz in Runde eins. Auf sie folgt Lisa Lohmann als beste Deutsche auf Rang neun. Die Oberhoferin hatte zur Halbzeit noch an sechster Stelle gelegen, büßte in der zweiten Runde aber noch zu viel ein, um diese Position zu halten. Etwa eine halbe Minute dahinter belegte Amelie Hofmann Platz 13, die dritte Schweizerin Giuliana Werro wurde 15. Kim Hager und Linda Schumacher komplettierten das deutsche Mannschaftsergebnis als 29. und 31.

Ruuskanen siegt – Fähndrich und Vermeulen ohne Medaille

Leo Johansson (SWE), Arsi Ruuskanen (FIN), Haavard Moseby (NOR), (l-r) © Tom-Vegard Feltstykket

„Ich bin der Meinung, dass ich das gewinnen kann“, hatte der 22-jährige Österreicher Mika Vermeulen vor Abreise zu den Olympischen Spielen im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur zu seinen Plänen bei der U23-WM gesagt. Das dortige Sprintrennen zwei Tage später habe er nicht eingeplant. „Da hoffe ich, dass ich etwas zum Feiern habe“, unterstrich er seine Ambitionen im Distanzbewerb. Leider sollte es nicht so laufen. Im klassischen Stil, seiner definitiv schwächeren Technik als ehemaliger Kombinierer, blieb er ohne Medaille. Der gebürtige Niederländer ging das Rennen vorsichtiger an als andere und lag nach einer Runde nur an zwölfter Stelle. Von da arbeitete er sich kontinuierlich nach vorne und belegte am Ende Rang fünf. Später sagte er: „Ich bin schon ziemlich enttäuscht heute, denn ich war so knapp dran am Stockerl. In der zweiten Runde ist mir einfach ein bisschen das Gas ausgegangen. Wenn man im Ziel dann sieht, dass nur wenige Sekunden auf die vorgenommene Medaille gefehlt haben, dann ist das in dem Moment einfach bitter.“ Noch besser war der Schweizer Cyril Fähndrich unterwegs, angefeuert von seinen Eltern, der erst vom letzten Starter Håvard Moseby noch vom Medaillenplatz geschoben wurde. Der Sieg ging an den 22-jährigen Finnen Arsi Ruuskanen, der dank Unterstützung eines anderen Läufers ab Kilometer 7,7 die Führung übernahm und sie nicht mehr hergab. Auch für ihn, der bei internationalen Rennen noch nie vorne dabei war, war dieser Erfolg „eine große Überraschung“. Leo Johansson ging laut eigener Aussage in der ersten Runde „zu schnell an“, so dass er sich trotz starken letzten Kilometern mit Silber begnügen musste. Håvard Moseby, der einen Sommer mit Verletzungsproblemen hinter sich hat, merkte im Laufe des Rennens, dass er den Kampf um Gold aufgeben muss und konzentrierte sich auf die Bronzemedaille, die er dem Schweizer in letzter Minute noch entreißen konnte. Jan-Friedrich Doerks belegte als bester Deutscher einen guten zwölften Platz, 53 Sekunden hinter dem Sieger. Korbinian Heiland kam als 20. ins Ziel und Florian Knopf als dritter DSV-Starter wurde 32. vor dem Schweizer Nicola Wigger.

Kritik an U23 Programm

Im Vorfeld der Wettkämpfe hatten viele Nationen Kritik am zusammengeschrumpften U23-Programm geäußert. Dieses Jahr stehen unter anderem wegen der späten Anreise nach Rückkehr von den Olympischen Spielen nach dem heutigen Einzelstart nur noch Sprint und Mixed-Staffel am Wochenende auf dem Programm. Schon im letzten Jahr standen für die U23-Läufer aber auch nur drei Rennen auf dem WM-Plan. Auch Norwegens Trainer Kristian Skrødal kritisierte das Programm der Heim-WM scharf. „Das finde ich provokant. Es ist zum Haare raufen, dass es keinen Skatingwettkampf bei der U23-WM gibt. Das Wettkampfprogramm ist radikal gekürzt. Komplett witzlos“, sagte er bei Adresseavisen. „Mit einer gemeinsamen WM für Junioren und U23 hat der Veranstalter ein straffes Programm zu absolvieren. Aber natürlich kann man das in Zukunft ändern, wir sind offen für Änderungen in der Zukunft“, sagte Michal Lamplot vom Skiverband FIS. Viele Athleten werden nach dem heutigen Rennen wieder abreisen und am Weltcup in Lahti teilnehmen. 

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