Marit Bjørgen feiert 100. Weltcuppodium mit Sieg über 30 Kilometer am Holmenkollen

Bjoergen/Johaug © Laiho/NordicFocus

Marit Bjørgen sicherte sich mit dem Sieg am Holmenkollen im Massenstart über 30 Kilometer klassisch zugleich ihr 100. Weltcuppodium. Therese Johaug wurde mit großem Abstand Zweite vor Kerttu Niskanen.

Bjørgen schon nach acht Kilometern allein

Es wirkte teilweise wie ein Trainingslauf für Marit Bjørgen: Vor dem Bonussprint bei Kilometer acht eine kurze Attacke am Berg, danach einfach auf und davon. Ab Kilometer 24 sogar mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Zu diesem Zeitpunkt war Therese Johaug schon weit abgeschlagen. Im Ziel trennten die beiden Top-Läuferinnen 1:41 Minuten. „Lieber Gott, das war ja so verrückt!“, rief Johaug im Ziel bei der Umarmung mit ihrer Landsfrau. „Ich bin in sehr guter Form und auch das Publikum hat mich sehr unterstützt, Es war ein sehr guter Tag für mich“, meinte die Siegerin und Johaug ergänzte: „Marit ist die weltbeste Langläuferin, das hat man in Sochi mit dreimal Gold gesehen. Ich muss mich vor ihr verneigen. Heute hatte ich keine Chance gegen sie. Der zweite Platz ist also ganz gut.“ Beide hatten sich zusammen beim ersten Bonussprint nach 2,8 Kilometern von den übrigen Athletinnen abgesetzt. Dahinter hatte sich zunächst eine vierköpfige Verfolgergruppe gebildet mit zwei Finninnen und zwei Schwedinnen (Niskanen/Saarinen und Kalla /Wikén), das sich nach 13,3 Kilometern beim Skiwechsel teilte: Die Finninnen liefen durch, die Schwedinnen tauschten die Ski. Fünf Kilometer später setzte sich Kalla von ihrer Teamkollegin ab und machte Jagd auf die Finninnen, die sie bald darauf einholte: Kerttu Niskanen war in der Lage mitzugehen, während Saarinen den Anschluss verlor. Fünf Kilometer vor dem Ziel musste die Schwedin aber schwer kämpfen und brach ein. Ihr gelang es jedoch, den Rückstand auf Niskanen auf 20 Sekunden zu begrenzen. Rang drei ging somit an die Finnin, 2:25 Minuten hinter Bjørgen. Aino Kaisa Saarinen lief als Fünfte ins Ziel ein, noch zehn Sekunden vor Emma Wikén. Eva Vrabkova-Nyvltova überzeugte einmal mehr als starke Siebte mit knapp vier Minuten Rückstand, Kristin Størmer Steira musste sich im Zielsprint geschlagen geben. Sofia Bleckur konnte sich über den neunten Platz freuen vor Krista Lähteenmäki.

Stadlober und Fessel mit starkem Rennen

Wieder zu überzeugen wusste auch die junge Österreicherin Teresa Stadlober, die sich während des gesamten Rennens sehr gut hielt und als starke 19. ins Ziel einlief. Damit blieb sie etwa eine halbe Minute vor Nicole Fessel, die 20. wurde. Im Gegensatz zu Steffi Böhler und Sandra Ringwald, die nach dem Start relativ weit hinten zu finden waren, war Nicole Fessel von Beginn an wachsam und hielt auch zunächst in der ersten größeren Verfolgergruppe der Norwegerinnen mit. Doch schon vor der 5 Kilometer-Marke fiel die Allgäuerin wie auch ihre Teamkolleginnen zurück. Bald darauf fanden sich Steffi und Nicole zu einer kleinen Gruppe zusammen, so dass sie die nächsten Kilometer gemeinsam bestreiten konnten, bis Steffi Böhler das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Nicole Fessel festigte ihre Position im Laufe des Rennens und bewegte sich immer um Platz 20, den sich auch mit sechs Minuten Rückstand ins Ziel brachte und damit ihr Ticket für das Weltcupfinale der besten 50 löste. „Ich habe immer wieder Rückschläge mit meinen Krankheiten und musste mich immer wieder hinkämpfen. Auch jetzt nach den Olympischen Spielen habe ich es wieder gemerkt und wenn ich mich alle vier Wochen nach Krankheiten wieder zurückkämpfen muss, kann ich natürlich nach der Krankheit nicht immer wieder in Topform zurückkommen. Das ist nun mal so“, meinte Nicole frustriert. Steffi Böhler verlor unterwegs dreimal den Ski, büßte etwa eine Minute mehr als Fessel ein und wurde 27. „Am höchsten Punkt war ich an der Nici dran und plötzlich in der Ebene sauste mir der Ski weg. Dann war ich wieder dran, dann war der Ski wieder weg und ich habe in der Abfahrt einen Bauchplatscher gemacht und beim dritten Mal war es kurz vor dem Ziel, da war es auch schon Wurscht“, erzählte Steffi lachend. „Ich bin ganz gut durchgekommen und es ist hier immer wieder ein Erlebnis, dass mitten im Wald Leute deinen Namen schreien in einem Land, das nicht dein Heimatland ist, das ist schon etwas Besonderes.“ Sandra Ringwald verpasste als 38. mit 9:20 Minuten Rückstand die Weltcuppunkte, ist aber dennoch als 48. im Gesamtweltcup für das Weltcupfinale qualifiziert.

Astrid Jacobsen schwer gestürzt

Aus norwegischer Sicht wurde das gute Mannschaftsergebnis mit acht Damen in den besten 20 überschattet vom schweren Sturz von Astrid Jacobsen. Die Norwegerin hatte schon sehr früh im Rennen sichtlich mit Problemen zu kämpfen, lag nach 7,2 Kilometern jedoch noch recht gut mit 40 Sekunden Rückstand auf Rang neun. Kurz danach passierte der Unfall: Laut Aussage vom Streckenchef Andre Mahnert hat Astrid in einer Kurve direkt hinter der Haupttribüne das Gleichgewicht verloren, ist unter dem Sicherheitsnetz hindurch und die Böschung hinunter gerutscht und auf einen abgepolsterten Laternenpfosten geprallt. Die Norwegerin war immer bei Bewusstsein und hat einen Schlag auf die Schulter bekommen. Ergänzenden Aussagen von Vater Johaug zufolge, der den Sturz beobachtete, sei sie bei hoher Geschwindigkeit auf einer Eisplatte ausgerutscht. Kikkan Randall war neben der Norwegerin und erklärte nach dem Rennen: „Die meisten sind im Pflug um die Kurve gefahren, Jacobsen und ich sind eine aggressivere Linie gefahren, um mehr Speed mitzunehmen. Astrid hatte eine hohe Geschwindigkeit, als sie ausrutschte und rückwärts in den Laternenmast rutschte. Ich sah, das sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte, als sie kollidierte. Das sah schlimm aus.“ Offenbar blieb die Norwegerin mit Ausnahme von Prellungen unverletzt – als der Teamarzt das Krankenhaus nach einer ersten oberflächlichen Untersuchung im Krankenhaus verließ, war Astrid bereits wieder zum Lachen aufgelegt.