U23-WM in Oberwiesenthal: U23-Sprints gehen nach Norwegen und Schweden

Johanna Hagstroem (SWE), Emma Ribom (SWE), Julia Kern (USA), (l-r) © Studio2media | Marko Unger

Emma Ribom und Vebjørn Hegdal heißen die neuen Weltmeister im Freistilsprint der U23-Kategorie. Julia Kern gewann im Heimatland ihrer Eltern Bronze, Antonia Fräbel und Richard Leupold wurden jeweils Sechste.

Schwedischer Doppelsieg, Fräbel Sechste

Emma Ribom (SWE) © Studio2media | Marko Unger

In einem Wettkampf mit unterschiedlich starkem Schneefall, so dass manche Viertelfinalisten keine Chance hatten, über die Zeit in die nächste Runde zu kommen, wurde das Finale der Damen von den Schwedinnen bestimmt, wie es Johanna Hagström im Prolog und allen ihren Heats getan hatte. Die Schwedin war als Favoritin angereist und gab auch im Finale vor ihrer Landsfrau das Tempo vor. Im einzigen Anstieg (sonst geht der Kurs wellig und kurvig leicht bergab) attackierte aber Emma Ribom und gab die Führung auch auf der Zielgeraden nicht mehr her. „Das muss ich erstmal setzen lassen. Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich habe mich heute mit jedem Heat stärker gefühlt und heute ist wirklich ein Traum für mich wahr geworden“, meinte die frischgebackene Weltmeisterin. Nach Sieg in ihrem Viertel- und Halbfinale jubelte Julia Kern im Heimatland ihrer Eltern, die Mitte der 90er in die USA ausgewandert waren, über die Bronzemedaille. „Meine Eltern sind von hier, ich habe sehr viele Weihnachtsabende hier bei meiner Familie verbracht. In Deutschland fühle ich mich richtig wohl und da ich es mag, wenn das Wetter ein bisschen verrück spielt, hatte ich heute richtig Spaß“, meinte die Amerikanerin. Die Französin Lena Quintin, die ebenfalls ihre ersten beiden Heats gewonnen hatte, verpasste als Vierte vor Katerina Janatova die Medaillen. Nachdem während der Halbfinals schließlich die Sonne herausgekommen war, konnte Antonia Fräbel als Lucky Loser ins Finale einziehen, wo ihr aber die Kräfte fehlten, um auf der kurvigen Strecke noch an den anderen vorbeizuziehen. „Antonia kann zufrieden sein“, meinte Steffi Böhler am Rande des Wettkampfes. „Die Deutschen hatten heute wunderbares Material.“ Die übrigen deutschen Damen konnten davon nicht profitieren, was aber auch am teilweise starken Schneefall lag, so dass Platz drei von Coletta Rydzek und Platz vier von Julia Richter nicht zum Weiterkommen reichte: „Es war hart, der Schnee macht es langsam. Der Schneefall hat zugenommen, darum wird es mit der Zeit schwer“, meinte Coletta Rydzek unmittelbar nach ihrem Lauf und fügte hinzu: „Es war ganz schon eng auf der Strecke.“ Diese Enge durch die vielen Kurven machte unter anderem auch Alexandra Danner zu schaffen, die immer wieder vergeblich versuchte, sich von Platz sechs nach vorn zu verbessern. Lea Fischer, die einzige Schweizerin unter den besten 30, schied ebenfalls im Viertelfinale aus.

Verpulverte Kräfte im Viertelfinale nach Fehlstart

Mattia Armelini (ITA), Richard Leupold (GER) © Studio2media | Marko Unger

Von dem perfekten Material beflügelt ging der Dresdner Richard Leupold ziemlich übermotiviert in den Wettkampf. Dass es im Viertelfinale einen Fehlstart gegeben hatte, entging dem Lokalmatadoren, der in Oberwiesenthal das Skigymnasium besucht hatte und der die Strecke bestens kannte: Als Erster stürmte er aus dem Stadion, während der zweitplatzierte Finne zumindest noch kurz vor dem Wald bemerkte, dass das Rennen zurückgeschossen worden war. Leupold wurde offenbar erst nach der halben Runde von den Betreuern im Wald ausgebremst, zumindest dauerte es mehrere Minuten, bis er wieder den Startbereich erreichte: Die anderen Athleten hatten zunächst in den Startgates gewartet, schnallten dann aber die Ski ab und bewegten sich, bis der Deutsche zurückkehrte. Nachdem auch der zweite Startversuch mit einem Fehlstart endete, wurde Mitfavorit Jules Chappaz nach Prolog-Bestzeit disqualifiziert. Während Leupold im dritten Startversuch den Sprung ins Halbfinale und später Finale schaffte, schied Josef Fässler als Dritter seines Laufes aus, ebenso wie die Schweizer Cyril Fähndrich und Livio Matossi. Janosch Brugger, Junioren-Weltmeister im Klassik-Sprint vor drei Jahren, scheiterte als Dritter seines Halbfinale und wurde Siebter. Der Schweizer Janik Riebli wurde Elfter.

Final-Sturz von Leupold, Hegdal holt Titel

Vebjoern Hegdal (NOR) © Studio2media | Marko Unger

Glücklich über die Finalteilnahme geriet Richard Leupold schon im Stadion mit dem Russen Alexander Terentev aneinander, der als Junioren-Weltmeister im Klassiksprint 2019 zu den absoluten Topfavoriten gehörte. Während sich beide auf den letzten Plätzen einreihten, wurde das Tempo vorne zunächst von dem zweiten Russen Denis Filimonov gemacht, bis der Norweger Vebjørn Hegdal die Führung übernahm und sie bis zum Schluss nicht mehr hergab. „Es war ein sehr hartes Rennen mit den vielen verschiedenen Wetterbedingungen und es war nicht einfach stark zu bleiben. Das ist mir am Ende gelungen und darüber freue ich mich sehr. Die vielen Zuschauer an der Strecke haben uns sehr motiviert und das war einfach nur fantastisch“, meinte der Norweger. Als Richard Leupold sich auf Rang drei vorgearbeitet hatte, wurde es in einer der vielen Kurven sehr eng, er trat sich selbst mit einem Ski auf den anderen und er stürzte – wie auch Terentev. Vorn sah alles danach aus als könnte sich Filimonov hinter Hegdal die Silbermedaille holen, aber zu Beginn der Zielgeraden rutschten die Ski des Russen auseinander und er landete im Schnee. Über die Silbermedaille jubelte der Italiener Mattia Armelini, Harald Østberg Amundsen erbte die Bronzemedaille. „In der Bergauf-Passage stürzten zwei vor mir und ich hatte Glück und war plötzlich auf der dritten Position. Dann fiel auch noch der Russe hin und ich wurde glücklicher Zweiter. Dabei hat mir das Glück natürlich gut in die Karten gespielt, aber das ist Teil des Spiels“, erzählte der Italiener. Rang vier ging an Terentev vor Filimonov, Richard Leupold lief langsam als Sechster ins Ziel. „Ich hatte nicht damit gerechnet, ins Finale zu kommen. Es ist super gelaufen, wir hatten super Material. Manchmal trifft man richtige und manchmal falsche Entscheidungen. Es war eng dort an der Kurve, aber man kann trotzdem zufrieden sein. Wenn man vorne ist, kann man sich immer die beste Linie suchen. Die Strecke ist sehr kurvenreich, darum kommt es immer wieder zu Engpässen. Es ist ärgerlich, weil ich um die Medaillen gekämpft habe, aber ich bin trotzdem zufrieden.“

=> Ergebnis Sprint FT U23 Damen
=> Ergebnis Sprint FT U23 Herren

Interview

https://soundcloud.com/fiscross-country/jwsc-2020-julia-kern-u23-sprint-3

 

Deutsche Freude

 

Highlights Tag zwei

 

 

Bildergalerie