Hochfilzen im Pillerseetal: Gut vorbereitet zum Volksbiathlon

Loipen Hochfilzen © Mario Felgenhauer

Nacheinander klappen die fünf Scheiben um. Die Freude ist groß, nur der ohrenbetäubende Jubel fehlt. Egal! Sophia macht sich freudestrahlend auf die nächste Runde. Eigentlich steht jetzt der Teilnahme am Volksbiathlon nichts mehr im Weg.

Hochfilzen, dieser Ort ist in Biathlonkreisen wohlbekannt. Jedes Jahr pilgern tausende Zuschauer zu den Weltcuprennen, wo sich Erik Lesser, Ole Einar Bjoerndalen und Martin Fourcade einen heißen Schlagabtausch liefern. Bereits wenige Tage später ist aber wieder Ruhe eingekehrt im Heimatort von Österreichs Biathlon-Aushängeschild Dominik Landertinger. Dann gehört er wieder ganz den Langläufern und Alpinskifahrern, die hier ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung frönen. Hat es während meiner aktiven Zeit nie gereicht, es bis hierhin zu schaffen, so will ich nun diesen östlichsten Teil der Region Kitzbüheler Alpen mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dazu habe ich mich im fairhotel, mitten in Hochfilzen und direkt an der Loipe gelegen, einquartiert. Es ist eines von vier Hotels in Hochfilzen, die alle direkt am Loipennetz liegen. Darüber hinaus findet man noch etliche Pensionen, Gasthäuser und Privatvermieter entlang der Strecken.

Beim Einchecken treffe ich Sophia. Die junge Österreicherin will bei der im selben Haus ansässigen Nordic Academy einen Vorbereitungskurs für den Volksbiathlon buchen, der Mitte März in Hochfilzen stattfindet. Das klingt interessant und so schließe ich mich ihr an. Im Ladengeschäft der Nordic Academy empfängt uns Markus Förmer, der Eigentümer und ausgewiesene Langlaufexperte. Zunächst bittet er Sophia, einen Fragebogen auszufüllen, anhand dessen er ihr Leistungsniveau und ihre Ziele besser einschätzen kann. Dieser Fragebogen ist übrigens Bestandteil des Konzepts „Einfach nordic – Einfach bärig“, das in der gesamten Region Kitzbüheler Alpen umgesetzt wird. Es stellt sich heraus, dass Sophia durchaus als Freizeitsportlerin zu bezeichnen ist, die schon fortgeschrittene Kenntnisse im Skilanglauf mitbringt. Dann geht es an die Auswahl des richtigen Materials. Vom Nordic Cruiser bis zum Rennski ist alles vorhanden und Markus entscheidet, dass das Rennmodell die passende Wahl für die ambitionierte Langläuferin ist.

Das Übungsgelände liegt direkt vor der Hintertür der Nordic Academy. Dort heißt es zunächst ein paar Trockenübungen zum Aufwärmen zu absolvieren. Es folgen einige spezielle Technikübungen, die unter anderem das Gleichgewicht verbessern sollen. Erst danach nimmt Markus Sophia mit auf eine kurze Runde. Im leicht ansteigenden Gelände hinauf zum Hotel filmt er sie dann mit einer Videokamera und wertet die Aufnahmen gemeinsam mit seiner „Schülerin“ aus. Zum Abschluss dieser ersten Trainingseinheit darf Sophia dann auch noch an die „Waffe“. Dabei handelt es sich um ein Biathlon-Luftgewehr, wie es im Nachwuchssport verwendet wird. Es ist ungefährlicher, als das Kleinkaliber-Gewehr der Profis, aber vom Treffverhalten durchaus vergleichbar. Markus gibt Tipps zur Haltung und zum Abfeuern des Schusses. Am Ende klappen drei von fünf Scheiben um. Für den Anfang gar nicht so schlecht. Das war dann aber endgültig genug Training für den ersten Tag.


Am Abend nimmt mich Sophia mit ins Hotel Edelweiss, mit dem sie familiäre Bande verbindet. Ihr Onkel ist der Hotelchef. Beim Abendessen erzählt sie mir, dass hier ein Teil des Kochbuches „Volltreffer“ von Biathlon-Reporter-Legende Sigi Heinrich entstanden ist. Der hat hier sein Stammquartier während des Weltcup-Wochenendes. Und ich muss zugeben: So wie das Essen schmeckt, ist das kein Wunder.

Am nächsten Morgen brechen wir gut gestärkt auf, um die Loipen der Gegend zu erkunden. Mich zieht es dabei hinüber nach St. Ulrich am Pillersee. Dort werden jedes Jahr Continental Cup Rennen ausgetragen und die Strecken möchte ich mir unbedingt einmal ansehen. Aber bereits der Hinweg ist ein Traum. Vorbei am wunderschön gelegenen Wiesensee führt die Verbindungsloipe einen etwas steileren Anstieg hinauf und auf der anderen Seite hinunter nach St. Ulrich. Hier kommen mir zahlreiche Langläufer entgegen, die das Traumwetter für eine längere Tour nutzen. Im Stadionbereich trainiert gerade der Nachwuchs der Region. Ich laufe weiter bis mitten in den Ort, wo sich Start und Ziel der Loipen befindet. Dann geht es auf den Rückweg nach Hochfilzen.

Am Schießstand treffe ich wieder auf Sophia, die anscheinend während meiner Abwesenheit geübt hat. Nacheinander klappen alle fünf Scheiben um und sie macht sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf die Schlussrunde bis zum Ziel. Selbiges habe auch ich für heute erreicht und nehme mir für den nächsten Tag noch eine ganz besondere Loipe vor. Diese ist, wie könnte es anders sein, nach Dominik Landertinger benannt und ist eine schwarze Loipe, also besonders schwierig. Und wie ich im Verlauf feststelle, gereicht sie dem prominenten Namensgeber durchaus zur Ehre. Richtung Fieberbrunn beinhaltet sie eine durchaus anspruchsvolle Abfahrt und auf dem Rückweg entsprechend Höhenmeter bergauf.

Wieder am Ausgangspunkt angekommen heißt es Abschied nehmen von Hochfilzen. Ich habe viel gesehen in den letzten zwei Tagen aber nur einen winzig kleinen Teil des knapp 700 Kilometer umfassenden Loipennetzes der Kitzbüheler Alpen absolviert. Ein guter Grund um wiederzukommen, um zum Beispiel die Ferienregion Hohe Salve oder die Region St. Johann in Tirol zu erkunden, oder? Sophia wird derweil noch ein paar Kilometer absolvieren, bis am 13. Und 14. März ihr Saisonhighlight auf sie wartet: Der Volksbiathlon, bei dem jeder mitmachen und sich einmal als Biathlet fühlen darf.

Informationen

Kitzbüheler Alpen
Regions-Infos: www.kitzbueheler-alpen.com

fairhotel Hochfilzen
Besonderheiten: Passiv-Energie-Hotel, Nordic Academy direkt im Haus
Preise: ab 29 Euro pro Person/Nacht im Doppelzimmer
Hotel-Infos: www.fairhotel-hochfilzen.at

Nordic Academy
www.nordicacademy.at
www.volksbiathlon.com