Zu Besuch am RWS-Testschießstand: Auf der Suche nach der passenden Biathlon-Munition

Schießen auf die digitale Scheibe © RUAG

Skiwachsen ist eine Wissenschaft für sich. Das ist hinlänglich bekannt. Aber dass auch die Wahl der richtigen Munition für einen Biathleten beziehungsweise seinen Trainer gar keine so leichte Aufgabe ist, haben wir uns am RWS-Testschießstand in Fürth zusammen mit dem Zoll Ski Team angeschaut.

Losnummern für das Testschießen © RUAG

Unweit des Fußballstadions der SpVgg Greuther Fürth befindet sich das Werksgelände von RUAG Ammotec, einem der führenden Munitionshersteller für Sportschützen in Europa. Und ganz am hinteren Ende des Geländes außerhalb des Sicherheitsbereichs ist der RWS-Testschießstand beheimatet. Das ist das Reich von Christian Thomas, dem Leiter dieser Einrichtung, in der sich schon so mancher Olympiasieger und Weltmeister die Klinke in die Hand gab. Heute treffe ich mich hier mit den drei Biathlon-Trainern des Zoll Ski Teams. Sie haben die Systeme (Biathlon-Gewehr ohne den Schaft) ihrer Top-Athleten mitgebracht, um die Munition für die aktuelle Trainingssaison auszusuchen. „Unser Ziel bei der Spitzensportförderung im Zoll Ski Team ist es, dem Sportler die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten und dazu zählt auch die Wettkampf- und Trainingsmunition“, so Bernhard Kröll, der als Heimtrainer Stars wie Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier an die Weltspitze geführt hat. Seine beiden Kollegen Albert Neuner und Rudi Schöllmann testen in den kommenden drei Stunden 19 Systeme mit Munition 13 verschiedener Losnummern, um so herauszufinden, welche Kombinationen am besten harmonieren.

Einspannen des Systems © RUAG

Zunächst wird das System dazu fest eingespannt und auf das Ziel ausgerichtet. Diese Arbeitsschritte übernimmt Schießstandleiter Thomas. Dann jagen Neuner und Schöllmann parallel an zwei Ständen jeweils zehn Schuss einer jeden Losnummer durch den Lauf. „Patronen mit unterschiedlichen Losnummern sind an verschiedenen Tagen aus verschiedenen Maschinen rausgelaufen. Natürlich unterscheiden sich dann auch an den verschiedenen Tagen die Komponenten untereinander“, erklärt mir der Experte. Für das Auge sind diese Unterschiede nicht sichtbar, erst beim Testschießen machen sie sich in Form von Abweichungen bemerkbar. „Theoretisch sollte das alles gleich sein, nur in der Realität ist es nicht so. Deswegen macht das Testen auch absolut Sinn“, so Thomas weiter. Sind die zehn Schuss gemacht, wird das Schussbild abgespeichert und es geht mit der nächsten Losnummer weiter. Am Ende wird das Ergebnis ausgedruckt und man sieht im direkten Vergleich, wie groß die einzelnen Schussbilder sind beziehungsweise wie weit die einzelnen Schüsse voneinander abweichen. Das kleinste Schussbild erhält dann den Zuschlag und der Athlet absolviert sein Training und seine Wettkämpfe im folgenden Jahr mit Munition dieser Losnummer. Im Biathlon gibt es jedoch im Vergleich zum Sportschießen eine gravierende Erschwernis: Die Kälte im Winter! Tendieren die Temperaturen zu zweistelligen Minusgraden ist es nicht ungewöhnlich, dass Munition, die bei Wärme Top-Werte erzielt, plötzlich sehr große Schussbilder produziert. Das ist natürlich im Hinblick auf das Vermeiden von Schießfehlern und Strafrunden nicht gewollt und so muss der Test im Herbst in einer speziellen Kältekammer wiederholt werden. Dann wird auch das neue Produkt von RWS, die Biathlon Competition Munition, zum Einsatz kommen. Laut dem Hersteller sind die bisherigen Testergebnisse insbesondere bei Kälte vielversprechend. 

Schussbilder im Vergleich © RUAG

Heute geht es aber zunächst „nur“ um die Trainingsmunition für den Sommer. „Wir haben festgestellt, dass man unter normalen Bedingungen mit Temperaturen bis 5 Grad unter null oftmals eine günstigere Munition auch problemlos verwenden kann. Da liegen wir im Bereich von 8.000 Schuss, die ein Weltcup-Athlet pro Jahr benötigt. Bei der reinen Wettkampfmunition, die im Winter auch im Training geschossen wird, kalkulieren wir mit 6.000 Schuss. Ein Nachwuchsathlet hat dagegen aufgrund der reduzierten Trainingseinheiten einen Jahresbedarf von insgesamt 7.000 bis 8.000 Schuss“, erklärt mir Kröll. Sollte von einzelnen Losnummern nicht genügend Munition für alle Athleten da sein, deren Waffen mit dieser am besten schießen, dann gibt es teamintern ein Ranking. „In dem sticht ein Weltcup-Starter den Deutschlandpokal-Starter natürlich aus. Wobei auch die zweite Wahl sicherlich kein Nachteil ist. Die Strafrunde, die geschossen wird, liegt sicher nicht an dieser Auswahl.“ Pünktlich zur Mittagspause haben die drei Trainer ihre Arbeit erledigt und können zusammenpacken. Warum man diesen Aufwand betreibt? „Für uns als Team einer Behörde, mal abgesehen davon, dass Sponsoring für uns nicht in Frage kommt, ist wichtig, dass jeder Sportler die für sich beste Munition erhält, nicht von welchem Hersteller sie kommt“, so Kröll, bevor es im Teambus zurück an die Stützpunkte geht. Zurück bleibt ein zufriedener Christian Thomas, der sich wieder einmal sicher sein darf, dass er seinen Teil zum Erfolg der Athleten beigetragen hat.

Wer übrigens selbst passende Munition für seine Sportwaffe sucht, der kann hier Kontakt mit RWS und Christian Thomas aufnehmen: rws-ammunition.com/de/service/testschiessstand

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