Eine Rückschau auf den Biathlon Weltcup 2020/21

Tiril Eckhoff (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Nach 26 Einzel- und 12 Staffelbewerben und der Biathlon Weltmeisterschaft auf der Pokljuka endete die Biathlon Weltcup Saison 2020/21 vergangenes Wochenende im schwedischen Östersund. In einer von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägten Saison dominierte bei den Damen die Norwegerin Tiril Eckhoff; bei den Herren blieb es bis zum Schluss äußerst spannend und im Showdown beim abschließenden Massenstart setzte sich schließlich Johannes Thingnes Boe gegen seinen stärksten Konkurrenten aus dem eigenen Team, den jungen Sturla Holm Laegreid, durch. Beim deutschen Team war oftmals „der Wurm“ drin und der konstanteste Deutsche, Arnd Peiffer, beendete seine Leistungssportkarriere.

Weltverband reagiert früh und trifft mutige Entscheidungen

Als zum Ende der vergangenen Saison nach der Biathlon Weltmeisterschaft in Antholz der Weltcup in Nove Mesto na Morave unter Ausschluss von Zuschauern stattfand, die letzten Bewerbe in Kontiolahti gestrichen wurde und das Saisonfinale in Oslo komplett ausfiel, hoffte man, dass bis zum Start der nächsten Saison alles überstanden sein würde. Weit gefehlt. Die Infektionszahlen stiegen zum Winterbeginn weltweit und die Internationale Biathlon Union (IBU) reagierte früh mit mutigen Entscheidungen. Der Start des IBU Cups, der so genannten zweiten Liga wurde in den Januar verschoben und der IBU Junior Cup wurde ersatzlos gestrichen. Mit einem besonderen Hygienekonzept, wobei die IBU ihr eigenes Testsystem und ein reisendes Labor zur Verfügung stellte, sollte die Sicherheit der Sportler und aller Teilnehmer gewährleistet werden. Um die Ansteckungsgefahr durch die hohe Reisetätigkeit zu minimieren, wurden Veranstaltungsorte aus dem Programm genommen und dafür andernorts zwei Weltcups hintereinander durchgeführt. Stets hatte man bei der IBU einen Plan B in der Schublade. So auch als nach einem explodierenden Infektionsgeschehen in Norwegen die Einreisebestimmungen verschärft wurden und sämtliche sportlichen Großveranstaltungen abgesagt wurden und das schwedische Östersund innerhalb von zwei Tagen für Oslo am Holmenkollen die Ausrichtung des Saisonfinales übernahm. Mehr als 22.000 SARS-CoV-2 PCR-Tests wurden während der Saison durchgeführt, im Weltcup waren es circa 15.000 – 55 Personen wurden positiv getestet und sofort nach den Quarantäneregeln der nationalen Regierungen isoliert. Die Organisatoren führten außerdem bei jeder Veranstaltung strenge Gesundheits- und Hygieneprotokolle in Übereinstimmung mit den COVID-19 Event Guidelines der IBU durch.

Leere Stadien – Finanzieller Mehraufwand

Keine Zuschauer in den Stadien und an den Strecken und deshalb keine Einnahmen. Immense Mehrkosten durch strenge Regeln im Hinblick auf Unterbringung, Verpflegung und auch den Transport der Athleten wurden durch zusätzliche finanzielle Unterstützung der IBU abgefedert. Am Ende der Saison sagte der Präsident der IBU, Olle Dahlin: „Es war ein Privileg, unsere Veranstaltungen in diesen schwierigen Zeiten durchzuführen. Dies war eine Saison wie keine andere, aber in vielerlei Hinsicht war es eine unserer lohnendsten.  Natürlich haben wir die mehr als eine halbe Million Fans vermisst, die normalerweise in einer normalen Saison unsere Stadien füllen, aber unsere Athleten haben spannende Wettkämpfe geliefert, die die ganze Welt genießen kann. Wir hoffen, dass die Veranstaltungen, die wir in dieser Saison ausgerichtet haben, unsere Biathlon-Fans inspiriert haben und für willkommene Unterhaltung und Ablenkung in einer schwierigen Zeit gesorgt haben. Die ganze Arbeit, die die Biathlon-Familie in die Durchführung von sicheren und fairen Veranstaltungen gesteckt hat, hat sich ausgezahlt.“ Kontiolahti (FIN) und Hochfilzen (AUT) veranstalteten vor Weihnachten jeweils zwei Weltcups hintereinander. Nach dem Jahreswechsel folgten zwei Weltcups in Oberhof (GER), bevor Antholz letzte Station vor der Weltmeisterschaft im slowenischen Pokljuka war. Überall hoffte man bis zuletzt vergeblich auf Besserung der Corona-Situation, um vielleicht doch Fans zulassen zu können, aber das Gegenteil war der Fall. Vom Hochrisikogebiet Nove Mesto na Morave (CZE) charterte die IBU vier Flugzeuge um alle Mannschaften von Prag aus sicher zum Saisonfinale nach Schweden zu befördern. 

Tiril Eckhoff dominierte bei den Damen

Tiril Eckhoff (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Als die 30jährige Norwegerin Tiril Eckhoff im ersten Einzelrennen der Saison in Kontiolahti nach sieben Fehlern und über sechs Minuten Rückstand auf Rang 67 landete und im Sprint nach drei Fehlern 43. wurde, ahnte keiner welche Explosion ihres Leistungsvermögens folgen sollte. Bereits in der zweiten Woche gewann sie in Kontiolahti nach Rang acht im Sprint die Verfolgung, in Hochfilzen gingen Sprint und Verfolgung auf ihr Siegerkonto, ebenso in Oberhof und auch bei der WM in Pokljuka. In Nove Mesto gelangen ihr bei beiden Weltcups Doppelerfolge in Sprint und Verfolgung und insgesamt stand sie bei 13 Einzelbewerben als Siegerin ganz oben auf dem Treppchen, also eine 50 %ige Siegesquote. Im Jahr zuvor verpasste sie den Gesamtsieg im letzten Rennen gegen die Italienerin Dorothea Wierer, die sich die Trophäe zum zweiten Mal in Folge holte. In dieser Saison stand der Gesamtsieg von Tiril Eckhoff bereits uneinholbar nach Nove Mesto na Morave fest und in Östersund wurde ihr neben der großen Kristallkugel für den Gesamtweltcupsieg auch die Disziplinkugel für Sprint und Verfolgung überreicht. Die norwegische Frohnatur entwickelte einen unbändigen Siegeswillen und seit der Südtiroler Trainer Patrick Oberegger für die Norwegerinnen zuständig ist, scheint sich auch Tiril Eckhoff verändert zu haben. In der Loipe war sie schon immer schnell, aber in der abgelaufenen Saison arbeitete sie auch am Schießstand konzentriert und nervenstark. Ihre beste Freundin, Ingrid Landmark Tandrevold (24) gewann die kleine Kugel im Massenstart, nachdem sie den letzten Massenstartbewerb beim Saisonfinale für sich entschied. Marte Olsbu Roeiseland wurde im Gesamtweltcup Zweite und wie bei den Herren scheinen die Norwegerinnen auf einem guten Weg Richtung olympische Saison 2021/22. Die Norwegerinnen gewannen auch die Nationenwertung. Dorothea Wierer holte sich in den letzten beiden Saisonen den Gesamtweltcup. 2020/21 platzierte sie sich auf Rang fünf des Gesamtweltcups und wird in jedem Fall noch die Olympia-Saison anhängen. 

Letztes Rennen der Herren bringt Entscheidung

Team NOR © Manzoni/NordicFocus

Wie schon in der vorherigen Saison, als bei den Herren erst im letzten Rennen die Entscheidung zwischen Johannes Thingnes Boe und Martin Fourcade über den Gesamtsieg fiel, war es auch dieses Jahr. Johannes Thingnes Boe schoss in dieser Saison mit einem neuen Gewehr und schien am Schießstand manches Mal etwas unsicher, was er aber stets mit seiner beeindruckenden Laufstärke kompensierte. Dennoch bekam er große Konkurrenz aus dem eigenen Lager. Der inzwischen 24jährige Sturla Holm Laegreid lief im ersten Wettkampf der Saison überraschend zum Sieg und es sollte nicht sein letzter sein. Erstmals wurde Laegreid eine komplette Weltcupsaison eingesetzt und er ließ sechs weitere  Siege folgen. Am Schießstand mit Nerven wie aus Drahtseilen glänzte er mit einer Trefferquote von 92 % und auch läuferisch legte er gegenüber dem Vorjahr um 3 % zu. Läuferisch war ihm Johannes Thingnes Boe allerdings meist überlegen und war sich dessen auch bewusst. Im alles entscheidenden Schießen musste Laegreid alles auf eine Karte setzen um auf J. T. Boe aufzuholen, es ging sich nicht aus, er verfehlte zwei Scheiben und wurde Achter während Johannes Thingnes Boe die Ziellinie als dritter überquerte und sich damit den Gesamtsieg sicherte. Die Auszeichnung des besten U25-Athleten wurde in dieser Saison erstmals vorgenommen und ging an Sturla Holm Laegreid, der sich daneben auch die kleine Kugel in der Einzel- und in der Verfolgungswertung sicherte. Bei den Herren ist die Dominanz der Norweger noch deutlicher als bei den Damen. Vier von ihnen platzierten sich am Ende in den Top-10, darunter der weitere U25-Athlet Johannes Dale. Die norwegischen Herren gewannen neben der Nationenwertung auch die Kristallkugel für den Gesamtstaffelsieg. 

WM in Pokljuka

Vanessa Hinz (GER), Janina Hettich (GER), Denise Herrmann (GER), Franziska Preuss (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die für die Biathlon Weltmeisterschaft optimierten Strecken führen durch die Wälder des Nationalparks Triglav, liegen auf einer Höhe von 1.300 Meter und das Stadion selbst liegt eine halbe Stunde von der Stadt Bled entfernt. Norwegen, Frankreich und Schweden waren die erfolgreichsten Nationen, wobei Norwegen mit sieben Goldmedaillen, drei Silbermedaillen und vier Bronzemedaillen den Endstand anführt. Während sich Tiril Eckhoff zwei Titel und eine Bronzemedaille in den Individualbewerben sicherte, dazu Gold mit der Mixed Staffel und mit der Damen Staffel sowie Silber in der Single-Mixed, war die norwegische Überfliegerin der Vorjahres-WM, Marte Olsbu Roeiseland in keinem der Einzelbewerbe auf dem Treppchen, gewann aber zwei Mal Gold im Team. Auch Johannes Thingnes Boe blieb hinter seinen Erwartungen zurück und holte nur eine Einzelmedaille und zwar Bronze in der Verfolgung.  

Single Mixed Staffel: Gold: Frankreich – Silber: Norwegen – Bronze: Schweden
Mixed-Staffel: Gold: Norwegen – Silber: Österreich – Bronze: Schweden
Staffel Damen: Gold: Norwegen – Silber: Deutschland – Bronze: Ukraine
Sprint Damen: Gold: Tiril Eckhoff (NOR) – Silber: Anais Chevalier-Bouchet – Bronze: Hanna Sola (BLR)
Verfolgung Damen: Gold: Tiril Eckhoff (NOR) – Silber: Lisa Theresa Hauser (AUT) – Bronze: Anais Chevalier-Bouchet (FRA)
Einzel Damen: Gold: Marketa Davidova (CZE) -Silber: Hanna Oeberg (SWE) – Bronze: Ingrid Landmark Tandrevold (NOR)
Massenstart Damen: Gold: Lisa Theresa Hauser (AUT) – Silber: Ingrid Landmark Tandrevold (NOR) – Bronze: Tiril Eckhoff (NOR)

Staffel Herren: Gold: Norwegen – Silber: Schweden – Bronze: Russland
Sprint Herren: Gold: Martin Ponsiluoma (SWE) – Silber: Simon Desthieux (FRA) – Bronze: Emilien Jacquelin (FRA)
Verfolgung Herren: Gold: Emilien Jacquelin (FRA) – Silber: Sebastian Samuelsson (SWE) – Bronze: Johannes Thingnes Boe (NOR)
Einzel Herren: Gold: Sturla Holm Laegreid (NOR) – Silber: Arnd Peiffer (GER) – Bronze: Johannes Dale (NOR)
Massenstart Herren: Sturla Holm Laegreid (NOR) – Silber: Johannes Dale (NOR) – Bronze: Quentin Fillon Maillet (FRA)

Der Saisonverlauf aus deutscher Sicht

Arnd Peiffer (GER) © Manzoni/NordicFocus

Mit 13 Podestplätzen, davon ein Sieg von Arnd Peiffer im Massenstart von Hochfilzen und 48 weiteren Top-10 Plätzen hat die deutsche Biathlon-Nationalmannschaft in der Nationenwertung bei den Damen und bei den Herren Platz drei erreicht und damit weiterhin die höchste Weltcup-Startquote von sechs Damen und sechs Herren gehalten. Beim Saisonauftakt 2021/22 im finnischen Kontiolahti hat bei den Damen die Thüringerin Vanessa Voigt aufgrund des Gesamtsiegs im IBU Cup ein persönliches Startrecht. Mit je einem Podestplatz von Erik Lesser (3. im Einzel), Denise Herrmann (2. im Einzel) und Arnd Peiffer (2. im Sprint) und jeweils Rang drei der beiden Staffeln begann die Saison in Kontiolahti vielversprechend. Von Finnland reisten die Teams nach Hochfilzen; dort standen zum Ende des ersten Trimesters zwei Weltcups auf dem Programm. Nach einem dritten Rang von Franziska Preuß lief auch die Herrenstaffel auf Platz drei und mit Arnd Peiffer feierte das Team den ersten Sieg. Nach der Weihnachtspause startete das zweite Trimester in Oberhof und für die deutschen Biathletinnen und Biathleten gab es erst einmal nichts zu holen. Der zweite deutsche Weltcup in Ruhpolding fiel den Corona-Entscheidungen zum Opfer, dafür gab es eine weitere Weltcupwoche in Oberhof, die mit einem dritten Rang von Arnd Peiffer im Sprint begann. Drei Tage später holte sich die Damenstaffel den Sieg und Franziska Preuß wurde Zweite im Massenstart. Letzte Station vor der Biathlon Weltmeisterschaft auf der Pokljuka war Antholz in Italien und mit lediglich einem zweiten Rang der Damenstaffel ging die deutsche Mannschaft zur Generalprobe für die WM leer aus.

Fünf Damen (Maren Hammerschmidt, Denise Herrmann, Janina Hettich, Vanessa Hinz, Franziska Preuß), von denen Vanessa Hinz die internen Kriterien zwar nicht erfüllt hat, aber dennoch von der Verbandsführung nominiert wurde, und fünf Herren (Benedikt Doll, Johannes Kühn, Erik Lesser, Arnd Peiffer, Roman Rees) wurden nach Pokljuka entsandt. Johannes Kühn und Roman Rees hatten die erforderlichen Vorleistungen ebenfalls nicht erbracht und Kühn wurde aufgrund seiner Ergebnisse bei der Europameisterschaft nominiert und Rees brachte gute Ergebnisse im IBU Cup. Mit der Single Mixed Staffel wurde die WM eröffnet und das deutsche Team ging in stärkster Besetzung mit Erik Lesser, Arnd Peiffer, Denise Herrmann und Franziska Preuß an den Start. Das Quartett blieb weit unter den Erwartungen zurück und die erhoffte Medaille aus. Herrmann, Doll und vor allem Preuß liefen zwar in die Top-10 und meist knapp am Podest vorbei, aber die erste Medaille holte Arnd Peiffer in der zweiten Woche mit Silber im Einzel. Eine weitere Silbermedaille gewann die Damenstaffel und das soll es dann auch gewesen sein. Denise Herrmann reiste noch vor dem abschließenden Massenstart erkrankt aus Pokljuka ab, stieß aber in Nove Mesto wieder zum Team. Nach der WM lief die Herrenstaffel in Tschechien erstmals nach vier Jahren wieder zu einem Sieg und Arnd Peiffer wurde nochmals Dritter im Sprint, Denise Herrmann Zweite in der Verfolgung, Zweite im zweiten Sprint und Franziska Preuß Dritte in der Verfolgung. Philipp Nawrath wurde für Nove Mesto ins Team berufen und nach der ersten Woche wieder in den IBU Cup entsandt, da er dort große Chancen auf den Gesamtsieg hatte, den er dann letztlich um nur drei Punkte verpasste. Anders Vanessa Voigt – sie feierte in Nove Mesto ihr Weltcupdebüt und sicherte sich eine Woche später den Gesamtsieg im IBU Cup. Beim Saisonfinale in Östersund waren beide wieder dabei, ferner feierten Juliane Frühwirt, Justus Strelow und David Zobel ihren Weltcupeinstand. Für Maren Hammerschmidt endete die Saison vorzeitig nach Nove Mesto. Beim Saisonfinale in Östersund erreichte Franziska Preuß im abschließenden Massenstart Rang drei und während des Rennens war ihr nicht wirklich bewusst, dass sie auch noch um die kleine Massenstarkugel mit im Rennen war. Sie verpasste die Trophäe um drei Punkte. Über die ganze Saison gesehen waren sie und Arnd Peiffer die beständigsten aus dem deutschen Team. Preuß belegte am Ende in der Gesamtweltcupwertung einen hervorragenden dritten Rang und Arnd Peiffer wurde bester Deutscher auf Platz zwölf, obwohl in Östersund keine Punkte mehr auf sein Konto addiert wurden. 

Simon Schempp und Arnd Peiffer verabschieden sich

Simon Schempp (GER) © Manzoni/NordicFocus

Bei den Ausscheidungswettkämpfen in Muonio während der finalen Saisonvorbereitung hatte sich Simon Schempp nicht für die Nationalmannschaft qualifiziert, aber später bei internen Wettkämpfen in der Chiemgau-Arena mit einem Sieg in der Verfolgung, Rang sechs im Sprint und Rang drei im Einzel erneut aufgezeigt. Nach zehnmonatiger Weltcuppause wurde der Wahl-Ruhpoldinger für den Heimweltcup in Oberhof ins Team geholt und er selbst sagte dazu: „Wunderdinge sind nicht zu erwarten, aber ich denke schon, dass ich ordentliche Ergebnisse einfahren kann. Die Wochen zuvor waren für mich nicht so leicht. Selbstverständlich war ich auch enttäuscht, dass ich mich nicht gleich für den Weltcup qualifizieren konnte. “ Schempp hat nach langwierigen Verletzungen alles versucht, aber nach einem 58. Rang im Sprint und Platz 45 in der Verfolgung wurde er für die zweite Woche nicht mehr nominiert mit der Konsequenz, dass er auch keine Chance mehr hatte, sich für den Saisonhöhepunkt, die Biathlon-Weltmeisterschaft zu qualifizieren, die dritte in Folge verpasste WM. Der Rückzug aus dem Leistungssport folgte mit einem emotionalen Post in den sozialen Medien und mit ihm verabschiedete sich einer der erfolgreichsten deutschen Skijäger in den „Biathlon-Ruhestand“ (wir berichteten). Die Entscheidung von Simon Schempp zu diesem Zeitpunkt war nachvollziehbar, der nächste Rücktritt aus dem deutschen Lager kam aber äußerst überraschend. Zwei Tage nach dem Biathlon Weltcup in Nove Mesto gab der zuletzt Beständigste aus dem Herrenteam seinen Rückzug bekannt. Arnd Peiffer hatte sein engstes Umfeld eingeweiht, aber die Fans, die ihn gerne ein letztes Mal bewusst am Fernseher gesehen hätten, waren enttäuscht, dass es keinen Abschied gab. Das Saisonfinale in Östersund ließ er aus familiären Gründen aus und auch die olympischen Winterspiele 2022 in Peking reizten ihn nicht mehr (wir berichteten). Peiffer war der Älteste im Team von Mark Kirchner, in der gerade abgelaufenen Saison allerdings auch der erfolgreichste. Zwei Wochen vor seinem Rücktritt sagte er in einem Interview beim NDR: „Ich entscheide immer kurzfristig nach einer Saison, ob ich weitermache oder nicht. Ich würde das vorher nicht groß ankündigen. Irgendwann sage ich einfach: Das war’s jetzt für mich.“ Und genau so hat er es gemacht. Arnd Peiffers Stimme wurde im Team gehört, auch in Interviews nach den Wettkämpfen war er ein schonungsloser Analytiker, selbstkritisch und deutlich. Vielleicht führt ihn sein künftiger Weg ja in irgendeiner Form wieder zum Biathlon. Die DSV-Verantwortlichen würden sich das sowohl bei Simon Schempp als auch bei Arnd Peiffer wünschen.

Ein Blick nach Österreich

Simon Eder (AUT), Lisa Theresa Hauser (AUT), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Auf die beste Saison ihrer Karriere kann die Tirolerin Lisa Theresa Hauser zurückblicken. Am Schießstand stets stark ist sie vergangene Saison auch läuferisch in der absoluten Weltspitze angekommen. Die beiden für die österreichischen Damen verantwortlichen deutschen Trainer, Markus Fischer als Cheftrainer und seit Mai 2020 Gerald Hönig als Schießtrainer haben hervorragende Arbeit geleistet, das Team in Hochfilzen zusammengezogen und vieles optimiert. Hönig ist ein Verfechter der Trefferleistung vor Zeit, will sich der Entwicklung der Schießzeiten stets zum Schnelleren hin aber nicht verschließen, aber diese Gratwanderung darf seiner Meinung nach nicht übertrieben werden. Die 27jährige Hauser feierte nach drei dritten Rängen beim Einzel in Antholz ihren ersten Weltcupsieg und gewann mit zwanzig Treffern im Massenstart Gold bei der WM auf der Pokljuka nachdem sie zuvor bereits Vizeweltmeisterin in der Verfolgung wurde. Zusammen mit Dorothea Wierer gewann sie die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung und belegte in der Gesamtweltcupwertung den sechsten Platz. Dunja Zdouc wurde 25 und Julia Schwaiger 32. Als bester Österreicher platzierte sich der 38jährige Simon Eder auf Rang 15 der Gesamtwertung. Oftmals schrammte er knapp am Podest vorbei, stets mit einer der treffsichersten im Feld, fehlten im Ziel meist nur wenige Sekündchen. Zusammen mit den Damen Hauser und Zdouc und David Komatz klappte es bei der WM in Pokljuka, als die österreichische Mixed-Staffel Silber holte und mit Gold und Silber von Lisa Theresa Hauser in der Medaillenbilanz auf dem vierten Platz landete. Der 24jährige Felix Leitner erreichte diese Saison ebenfalls seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Im Oberhofer Massenstart wurde er Zweiter nur 3,6 Sek. hinter dem siegreichen Tarjei Boe. In der Gesamtwertung platzierte er sich als 24. 

… und in die Schweiz

Benjamin Weger (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Ebenfalls seit Mai 2020 haben die Schweizer Biathleten einen neuen Cheftrainer, den Thüringer Alexander Wolf. Er folgte auf Jörn Wollschläger. Am Stützpunkt in Andermatt hat er sein Team zusammen gezogen, dessen erfolgreichster Athlet der 31jährige Benjamin Weger ist. Im Massenstart von Oberhof wurde er Dritter nur 7,8 Sek. hinter dem Sieger und mit Niklas Hartweg und Sebastian Stalder kommen zwei junge Athleten nach, die das Team um Weger, Jeremy Finello und den Sprint-Europameister Martin Jaeger stärken. Die Schweizer Damen unter der Führung der Österreicherin Sandra Flunger konnten ihre Staffelerfolge der Vorsaison nicht wiederholen. Beste von ihnen in den Einzelrennen war die Engelbergerin Lena Haecki mit jeweils Rang sieben im Sprint von Oberhof und in Östersund sowie Rang vier im letzten Massenstart in Östersund, wo sie von Franziska Preuß auf der Schlussrunde noch vom Podest verdrängt wurde. Auch bei den Damen kommt etwas nach. Amy Baserga, Junioren-Doppelweltmeisterin, bekam als beste Athletin der Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften ein persönliches Startrecht für Östersund und durfte erste Weltcupluft schnuppern.     

Gesamtweltcupstand Damen

Gesamtweltcupstand Herren

Die Gewinner der Saison

Gesamtweltcup: Tiril Eckhoff (NOR/ Johannes Thingnes Boe (NOR)
Sprint: Tiril Eckhoff (NOR)/ Johannes Thingnes Boe (NOR)
Verfolgung: Tiril Eckhoff (NOR) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Einzel: Lisa Theresa Hauser (AUT) + Dorothea Wierer (ITA) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Massenstart: Ingrid Landmark Tandrevold (NOR) / Tarjei Boe (NOR)
Staffel Damen: Schweden
Staffel Herren: Norwegen
Mixed-Staffel: Norwegen
Nationenwertung: Damen: Norwegen / Herren: Norwegen
Beste U-25 Athleten: Dzinara Alimbekava (BLR) / Sturla Holm Laegreid (NOR)

Saisonhighlights 2020/21 Herren

Saisonhighlights 2020/21 Damen

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