Große Unsicherheit bezüglich Fluor-Verbot: Praxistest des Messgeräts verschoben

Skiwachsen © Modica/NordicFocus

Die Saison rückt näher und die kritischen Stimmen zum nahenden Fluor-Verbot werden lauter. Service-Leute, Athleten und Industrievertreter äußern sich skeptisch gegenüber dem größten Einschnitt in Sachen Material in der Geschichte des Skilanglaufs und Biathlons.

Große Verschiebungen im Weltcup?

Man hört es klar aus den einzelnen Statements der Athleten und Wachser, momentan weiß keiner so recht, wer in der kommenden Saison die Nase vorn haben wird. Bleibt es bei der Durchsetzung des Fluor-Verbots, könnte es zu gravierenden Verschiebungen in den Ergebnislisten und förmlichen Leistungssprüngen kommen. Und das muss noch nicht einmal etwas mit der verbotenen Verwendung von Fluor zu tun haben. Momentan wird intensiv getestet. Einen gleichwertigen Stoff wie Fluor gibt es laut Aussagen von Chemikern und Experten nicht. Es wird also darauf ankommen, mit einem neuen Stoff so nahe wie möglich an die Eigenschaften von Fluor heranzukommen. „Niemand weiß, wohin es geht. Wir sind es gewohnt, gute Skier zu haben. Die Frage ist, ob wir diesen Winter einen Schock bekommen werden“, so Norwegens Top-Biathletin Tiril Eckhoff . Der Wachser der Biathleten, Tobias Dahl Fenre, bringt es auf den Punkt: „Jeder muss jeden fürchten. Es wird wie im ‚Wilden Westen‘.“ Deshalb wird derzeit mit Hochdruck getestet, meist in den diversen Skihallen in Skandinavien und Oberhof.

„Betrug kann bedeutender werden als Doping“

Während die Doping-Problematik weiter besteht und sicherlich in den nächsten Jahren nicht kleiner werden wird, ergibt sich aus dem Fluor-Verbot ein neues Betätigungsfeld für Betrüger. Anders Blomquist, Langlauf-Experte des schwedischen Fernsehens, äußerte sich dazu gegenüber von SVT: „Dieses Verbot von Fluor-Wachsen ab der kommenden Saison ist ein großes Problem. Betrügen kann bedeutender werden als Doping.“ Schwedens Chef-Wachser der Biathleten, Johan Wahlström, teilt die Angst aus Norwegen und die Bedenken in Sachen Fluor-Betrug: „Wir alle sind besorgt, dass eine Nation mit einem Produkt kommt, das sonst niemand hat, und große Unterschiede schafft. Aber was uns am meisten Angst macht, ist der Betrug anderer Nationen, die möglicherweise weiterhin Fluor als Untergrund verwenden, bevor sie es beschichten. Wir befürchten, dass das Gerät, das für die Kontrolle vorgesehen ist, nicht präzise genug ist. Der Kampf zwischen allen Ländern muss fair bleiben, die Tests müssen präzise und häufig durchgeführt werden.“

Praxistest des Messgeräts verschoben

Nun warten alle darauf, wie der Test der Ski auf Fluor funktioniert. Eigentlich war für den 23. und 24. September ein Praxistest in Deutschland beim Hersteller des Testgeräts geplant. Dieser wurde nun auf einen noch nicht festgelegten Termin im Oktober verschoben. Zu diesem Event sind Vertreter der Skiverbände (Wachser, Athleten …) und Skiindustrie eingeladen, um an ihrem eigenen Material zu testen, wann das Gerät ausschlägt. Für die kommende Saison soll es nämlich zunächst einen Grenzwert geben, um die Weiterverwendung von Skiern (die allerdings gereinigt werden müssen) zu ermöglichen. Erst in den kommenden Jahren soll dieser Grenzwert dann bis auf null gesenkt werden. Der Chefwachser der norwegischen Skilangläufer, Stein Olav Snesrud, äußerte sich mehr als besorgt über die Verschiebung des Tests: „Wir hatten uns darauf gefreut, es auszuprobieren und zu sehen, wie der Test funktioniert. Und es ist schade für die FIS und die Arbeitsgruppe, dass sie ihr Messgerät nicht testen dürfen. Die Saison ist gefährlich nah.“

Quellen: SVT, nrk.no, sweski.com