Langlauf Kurznews: Northug in Haft, Klæbo erwägt WM Verzicht, russischer Olympia Ausschluss verkürzt

Petter Northug (NOR) © Hemmersbach/NordicFocus

Petter Northug wurde von einem Osloer Gericht zu einer Haftstrafe wegen seiner Verkehrs- und Drogendelikte verurteilt. Johannes Høsflot Klæbo würde möglicherweise sogar die WM sausen lassen, während seine Teamkollegen auf Ausgleichszahlungen vom Verband hoffen. Der Internationale Sportsgerichtshof CAS entschied erneut über einen russischen Ausschluss von Olympischen Spielen….

Anklageschrift und Urteil im Fall Northug

Nach Petter Northugs Geschwindigkeitsverstößen und dem Besitz von Kokain im August sind nun mit der Anklageschrift weitere Informationen bekannt geworden. Außerdem ist bereits das Urteil ergangen. Demnach handelt es um vier Tempoverstöße an drei verschiedenen Tagen zwischen dem 10. und 13. August. Dabei fuhr er dreimal über 200 km/h in 80 km/h Zonen und wurde mit einer Maximalgeschwindigkeit von 221 km/h geblitzt. Wie es in der Anklage laut NRK weiter heißt, habe er sich und den Tacho während seiner Rasereien mit dem Handy gefilmt. In der Anklage steht dazu: „Außerdem fuhr er mehrere Male auf die Gegenfahrbahn, während er sich ständig filmte und sein eigenes Fahren kommentierte.“ Dazu kommt noch der Besitz von mehr als sechs Gramm Kokain, 0,6 Gramm MDMA (Ecstasy). Außerdem wurden drei Tabletten des Schlafmittels Diazepam gefunden sowie zwei Tabletten des Schlafmittels Alprazolam. Seit dem August lässt Northug regelmäßig beim Hausarzt den Urin auf Drogen untersuchen, was immer negativ ausfiel. Dennoch musste er sich am heutigen Montag per Videoschalte vor dem zuständigen Gericht in Oslo verantworten, das nun auch das Urteil sprach. Der 34-Jährige muss als Wiederholungstäter, nachdem er 2014 alkoholisiert und mit überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall verursachte, für sieben Monate hinter Gitter. Anders als 2014, wo er mit einer Fußfessel und Hausarrest davonkam, muss er die Strafe diesmal im Gefängnis absitzen. Sein Anwalt hatte eine Strafe unter sechs Monaten gefordert, um wieder eine Chance auf die Fußfessel zu haben, dem das Gericht aber nicht statt gab. Strafschärfend wirkten sich die Videos der Fahrten aus, strafmildernd dagegen, dass die Polizei sofort Infos über seine Taten an die Medien herausgab, bevor Anklage erhoben worden war. Außerdem wirkten sich die negativen Drogentests positiv auf sein Urteil aus. Zudem verliert Northug seinen aktuellen Führerschein auf Lebenszeit, allerdings ist es ihm nach frühestens nach fünf Jahren möglich, einen neuen Führerschein zu machen. Allerdings ist das bei Northug nach fünf Jahren nicht unbedingt zu erwarten: Seine letzte Verurteilung erfolgte 2014, wo ihm der Führerschein für fünf Jahre entzogen wurde. „Nur ein Jahr später beging er weitere grobe Übertretungen der Verkehrsordnung und das zeigt, dass er aus seinen Strafen nichts gelernt hat“, so der zuständige Bezirksrichter. Northug hat das Urteil inzwischen akzeptiert. 

Klæbo erwägt Verzicht auf WM

Dass Johannes Høsflot Klæbo ganz besonders vorsichtig während der Corona Pandemie ist, darüber haben wir schon öfter berichtet. Nun erwägt der Sprintkönig aber sogar einen Verzicht auf die Nordische Ski WM in Oberstdorf, bei der seine Chancen auf drei Goldmedaillen bei drei Starts in Sprint, Teamsprint und der Staffel sehr gut stünden. „Meine oberste Priorität ist es, gesund zu bleiben, alles andere kommt erst danach. Wenn ich eine Rangliste aufstellen muss, steht die Gesundheit ganz oben und die Weltmeisterschaften auf Platz zwei. Wenn das Risiko zu hoch ist, muss ich in Ruhe darüber nachdenken, aber ich hoffe und glaube, dass wir eine Lösung finden können, damit ich bei der WM starten kann. Da bin ich ganz sicher“, sagte er zu TV2. Garantien will er aber nicht geben. „Ich werde weiter so lange wie nötig vorsichtig sein“, sagte er. Dennoch ist es hart für den 24-Jährigen, sich die Weltcups im Fernsehen anzusehen: „Es ist merkwürdig, die anderen laufen zu sehen. Aber es ist gut, dass es stattfindet und wir etwas zu schauen haben, aber natürlich wäre ich lieber bei ihnen. Es ist langweilig, nicht dabei sein zu können. Du siehst, wie die anderen ihre Arbeit machen, wie du es auch gern tun würdest.“ Auch Weihnachten hat die Gesundheit für ihn oberste Priorität, so dass er die Feiertage möglicherweise ganz allein verbringen wird. „Eigentlich wollte ich Weihnachten mit meinen Eltern und Geschwistern feiern, aber nun wird man sehen. Wenn die Infektionslage so bleibt wie jetzt, werde ich Weihnachten wohl sicherheitshalber ganz allein verbringen“, sagte Klæbo, der sich aktuell im Trainingslager mit dem Sprint Team am Skeikampen befindet. Die letzten Wochen hatte er allein in seiner Hütte in den Bergen verbracht und nach Plan wäre er nach Weihnachten ohnehin für die nächsten Wochen ohne Wettkämpfe dorthin zurückgefahren. Anders als Klæbo würde der eine oder andere seiner Teamkollegen trotz des Risikos durchaus gerne im Weltcup antreten. Der Grund sind finanzielle Sorgen, da Sprintern wie Sindre Bjørnstad Skar und Håvard Solås Taugbøl das Einkommen wegbricht, wenn sie kein Preisgeld gewinnen. „Ein Großteil unseres Einkommens sind Preisgelder und Boni von Ausrüstern. Es gibt nur eine Sache, die das Einkommen bestimmt: Wie gut du im Weltcup abschneidest. Das ist ein ganz großer Teil des Kuchens“, sagte Skar gegenüber TV2. Weiter erzählte er, man sei in Verhandlungen mit dem Verband wegen Kompensationszahlungen. „Der Verband spart eine Menge Geld dadurch, dass wir nicht reisen. Nun möchten sie uns lieber mit dem Geld unterstützen. Wir begrüßen das. Es ist kein gutes Geschäft, wenn man nur zu Hause sitzt.“ Zusammen mit der Verantwortlichen für die Damen führt Sjur Røthe einen großen Teil der Verhandlungen mit dem Verband: „Das ist großartig vom Verband, mit Espen [Bjervig] an der Spitze, uns sowas anzubieten. Natürlich ist klar, dass uns Athleten einige Kronen fehlen. Wir alle befürworten wirklich, dass der Verband diese Stärke und die Bereitschaft zeigt, uns nun gerade vor Weihnachten das Geld zu geben.“

Sperre Russlands auf zwei Jahre reduziert

Wegen des Verdachts auf Staatsdoping und vieler manipulierte Daten in der Zeit der Olympischen Spiele in Sochi 2014 verhängte die WADA Exekutive im Dezember 2019 eine Vierjährige Sperre gegen Russland, das nicht an Weltsport-Ereignissen wie Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften als Nation teilnehmen darf. Gegen diesen Ausschluss legte Russland Rechtsmittel ein, worüber nun entschieden wurde. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat diese Strafe nun teilweise aufgehoben, die Sperre wurde um zwei Jahre verkürzt. Dadurch bleiben die Russen von den Spielen von Tokio 2021 und den Winterspielen 2022 in Peking ausgeschlossen. Auch Vladimir Putin persönlich wurde für die nächsten zwei Jahre von sportlichen Großereignissen ausgeschlossen. Unbelastete Sportler des Landes können in diesem Zeitraum bei Großereignissen aber als neutrale Athleten antreten. Dafür müssen sie gewisse Anti-Doping-Bedingungen erfüllen. Die russische Hymne darf nicht gespielt oder gesungen werden, die russische Fahne nicht auf Teamkleidung getragen oder gehisst werden. Gegen das CAS-Urteil kann beim Schweizer Bundesgericht Berufung eingelegt werden. Die Erfolgsaussichten beim höchsten Gericht des Landes sind gering, da es nur bei Verfahrensfehlern und Verstößen gegen die Menschenrechte eingreift und nicht über die Rechtsauslegung des CAS urteilt. Verbandschefin Elena Välbe zeigte sich enttäuscht von dem verkürzten Urteil: „Ich hoffe immer noch, dass eine Autorität in der internationalen Sportwelt auftaucht und sagt: ‚Das reicht jetzt!‘ Man kann keine Menschen mehrfach für eine Sache bestrafen, die sie noch nicht mal begangen haben“, sagte sie gegenüber RT und äußert weiter Mitleid für die jungen Athleten: „Das tut mir so leid. Meine jungen Athleten haben schon an Olympischen Spiele ohne Flagge und Hymne teilgenommen und es ist schade, dass es nun so weitergeht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das sein muss, weil ich es nie selbst erlebt habe. Aber es ist sehr beleidigend, besonders für Athleten, die nichts getan haben.“ Sergey Ustiugov sieht die Entscheidung gegenüber dem SportExpress pragmatischer: „Egal in welcher Kleidung unsere Athleten antreten, jeder weiß, welche Nation sie repräsentieren.“ Dem schwedischen Biathleten Sebastian Samuelsson geht das Urteil jedoch nicht weit genug, wie er in Hochfilzen dem russischen MatchTV sagte: „Merkwürdige Entscheidung des CAS. Wenn die Einschränkungen ohne Flagge und Hymne bei Olympischen Spielen gelten, warum dann nicht auch im Weltcup?“