Langlauf Kurznews: Välbes Hoffnung schwindet, Boykottdrohung, neutrale Athleten und Ski Classics Entscheidung

Yelena Vaelbe (RUS) © Modica/NordicFocus

Auch diesmal geht es wieder um Putins Krieg in der Ukraine und die Folgen. Elena Välbe glaubt nicht mehr an einen Start im Weltcup, der wegen Boykottdrohungen nach den Entwicklungen der letzten Woche unwahrscheinlich erscheint. Dennoch spricht Thomas Bach davon, bei den Olympischen Sommerspielen in Paris (und den Qualifikationen dafür) wieder „neutrale“ Russen zuzulassen. Die Ski Classics Serie schließt die Athleten weiterhin von ihren Wettkämpfen aus.

Elena Välbe: Hoffnung schwindet

Nach den Entwicklungen der letzten Tage sieht auch die russische Verbands-Präsidentin Elena Välbe ihre Felle davon schwimmen. Bei MatchTV sagte sie: „Vor dem Mobilisationsdekret von Vladimir Putin und dem Referendum war noch im Gespräch, unter neutralem Status zu starten. Aber nun hat sich alles geändert. Dieses Thema ist von der Agenda gestrichen.“ Daraus schließt sie: „Offensichtlich wollen sie uns nicht mehr, auch nicht unter neutralem Status und ohne unsere Flagge.“ Auch wenn Elena Välbe offiziell hinter ihrem Staatspräsidenten Vladimir Putin steht, scheint sie dennoch mit gemischten Gefühlen an den russischen Krieg in der Ukraine zu denken. Am Rande des Herbstmeetings der FIS gibt sie im Gespräch mit dem norwegischen TV2 zu: „Ich möchte nicht viel darüber reden. Ich kann nur eines sagen: Meine Mutter ist Russin, mein Vater Ukrainer. Und ich denke nicht, dass es für irgendjemanden leicht ist. Es ist eine traurige und schwierige Situation für alle. Aber ich will das nicht diskutieren oder etwas daran kritisieren.“ Ihren Athleten hat sie empfohlen: „Ich habe meinen Sportlern gesagt, dass sie einfach ihren Job machen sollen und nicht zu viel nachdenken. Und wenn ihr die russischen Langläufer in Aktion sehen wollt, dann kommt Mitte November nach Russland. Dann starten wir in die Saison. Und wir freuen uns dort über alle – auch über Norweger.“

Norwegen: Ausschluss wahrscheinlich – sonst Boykott

Sportlich wäre ein Ausschluss Russlands eine Enttäuschung – das sagen auch Athleten wie Johannes Høsflot Klæbo immer wieder, die gegen die Besten antreten wollen. Dennoch wird die FIS wohl keine Wahl haben nach den letzten Entscheidungen von Vladimir Putin, denn nach mehreren Statements und offenen Briefen drohen neben den Schweden auch die Norweger mit einem Boykott des Weltcups. Torbjørn Skogstad, Vorsitzender des norwegischen Langlauf-Komitees, sagte zu NTB: „Wir wollen uns eigentlich immer mit Athleten aller Nationen messen, aber in diesem Fall hat man keine Wahl. Es wird eine schwere Entscheidung für den Skiverband. Aus meiner Sicht kann ich mir schwer vorstellen, wie wir gegen die Russen antreten sollen, wenn sie gleichzeitig einen Krieg gegen die Ukraine führen. Einen Ausschluss Russlands halte ich jetzt für wahrscheinlicher als im Februar.“ Sollte sich die FIS am 22. Oktober dennoch anders entscheiden, hält er für den Fall der Fälle einen Boykott für wahrscheinlich: „Wir sind gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Solch eine Entscheidung wird aber viele Konsequenzen haben, so müssen wir das diskutieren, falls die Situation eintritt.“ Der ehemalige Athlet Ivan Alypov kommentierte Skogstads Worte so: „Wenn die Norweger nicht gegen uns laufen wollen, dann sollen sie doch dem Weltcup fernbleiben und ihre Rennen in Norwegen bestreiten. Eigentlich ist es Fans und Athleten doch egal, gegen wen sie antreten. Es ist doch nur wichtig, dass man gewinnt. Darum werden sie auch zufrieden sein, Wettkämpfe unter Norwegern zu bestreiten“, sagte er – ohne zu bedenken, dass man so auch über die Russen reden könnte. „Ich weiß nicht, warum die Norweger so eine Abneigung gegen uns Russen haben, das müsste man schon die Norweger selbst fragen.“

Bach: „Neutrale“ Russen bei Olympischen Spielen

Obwohl eigentlich zunächst diskutiert wird, ob die Sperre der Nationen Russland und Belarus für den kommenden Winter aufgehoben oder verlängert wird und dabei eine offizielle Empfehlung für das weitere Vorgehen des IOC dringend erwartet wird, verkündet IOC-Präsident Thomas Bach nun das Fernziel: Bei den nächsten Olympischen Spielen [Paris 2024] sollen „neutrale“ Russen wieder startberechtigt sein. Dazu müssten sie sich öffentlich von Vladimir Putin distanzieren, was aber unter der Präsidentschaft Putins nur schwer möglich sein wird. „Unser Ziel ist es, dass Sportler mit russischem Pass, die den Krieg nicht unterstützen, wieder an Wettkämpfen teilnehmen können“, sagte Bach im Interview mit dem Corriere della Sera: „Diejenigen, die sich vom Regime distanziert haben, sollten unter einer neutralen Flagge antreten können.“ Wie er weiter sagte, sei der Angriffskrieg gegen die Ukraine „sicherlich nicht von russischen Sportlern begonnen“ worden, so Bach. Wie genau ein neutraler, ausreichend vom Regime distanzierter Sportler aussehen soll und wie man die Gesinnung im Zweifel feststellen will, ließ Bach offen – räumte bei der Ausformulierung seiner Idee aber schon mal ein, dass die Umsetzung sicherlich „nicht einfach“ sei. Thomas Bach erklärte weiter: „Unsere Friedensmission gerät ins Stocken und in einem derart konfliktreichen Umfeld zahlen nun russische und belarussische Sportler dafür“, meinte Bach, der seinen eigenen Einfluss in der Klärung dieser Causa herunterspielte: „Denjenigen, die mich fragen, wie sich das IOC im Hinblick auf die nächsten Olympischen Spiele gegenüber den Russen verhalten wird und ob es sie antreten lassen wird oder nicht, antworte ich: Wer bin ich, dass ich das weiß?“ Der 68-Jährige, der am Freitag im Vatikan an einer Konferenz über Sport und Integration teilnahm, hob allerdings die Bedeutung Olympias in einer Zeit internationaler Spannungen hervor: „Die Spiele sind das einzige Ereignis, das die Welt in einem friedlichen Wettbewerb vereint.“

Ski Classics: Weiterhin Ausschluss von Russen und Belarussen

Wie der Biathlon-Weltverband IBU warten auch die Ski Classics nicht auf eine offizielle Empfehlung des IOC. Die Skimarathon-Serie hat bereits entschieden, russische und belarussische Athleten weiterhin nicht zuzulassen. Dazu heißt es in einer Pressemeldung: „Die Ski Classics verlängern die Sperre für russische oder belarussische Athleten oder Pro Teams und verbietet es ihnen in der Ski Classics Pro Tour Season XIV teilzunehmen wegen des Krieges in der Ukraine. Weiterhin verlieren Challengers Events in Russland ihren Status als Ski Classics Rennen. Die Ski Classics werden die Situation weiter beobachten.“