Langlauf Weltcup: Dresden begrüßt Sprinter in der Elbmetropole

Langlauf Weltcup vor der Dresdner Altstadt © Thibaut/NordicFocus

Als letzter Zwischenstopp vor Weihnachten und der am ersten Januar beginnenden Tour de Ski macht der Langlauf Weltcup am kommenden Wochenende in Dresden Halt. Der Termin am vierten Advent sollte in Kombination mit dem berühmten Weihnachtsmarkt ein noch größeres Zuschauerinteresse hervorrufen – aber in Corona Zeiten fällt der Striezelmarkt aus und der Weltcup findet ohne Zuschauer statt.

Sachsen im Lockdown

Sachsen fährt runter. Schon seit Montag gilt im Freistaat ein harter Lockdown mit geschlossenen Geschäften und dem Gebot, an sämtlichen öffentlichen Orten Mund und Nase zu bedecken. Eine Absage der vierten Auflage des Langlauf Weltcups am Dresdner Elbufer stand nie zur Debatte. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt an Absage gedacht – auch jetzt nicht in der Verschärfungssituation. Der Grund ist, dass klar war, dass wir in einem so großen Weltverband unterwegs sind, der alles dafür tun wird, dass es stattfinden kann und weil wir auch die klare Botschaft von Partnern und Sponsoren hatten: Wenn ihr es sicher und safe hinbekommt, sind wir auf eurer Seite und möchten auch gerne, dass der Weltcup stattfindet“, erzählte Organisator René Kindermann im CoronaCast von Saechsische.de. Nach Absage des Lillehammer Weltcups vor zwei Wochen ist auch die FIS froh, dass der Sprint Weltcup stattfinden kann, wie Kindermann sagte: „Der Weltverband ist extrem glücklich darüber, dass wir hier den Weltcup austragen dürfen. Die Anstrengungen sind extrem, aber wir sind uns der Verantwortung bewusst.“ Ähnlich wie die Fußball Bundesliga oder andere Veranstaltungen im Leistungssport bekam Dresden grünes Licht, den Weltcup auszurichten. „Spitzensport ist ein großer Wirtschaftsfaktor. Die Sportler verdienen damit ihr Geld. Das ist der Grund, warum die Regierung sagte, das ist Wirtschaft und deswegen kann das stattfinden – unter Auflagen.“ Auch das Personal und die Freiwilligen rund um den Langlauf Weltcup wurden in diesem Jahr reduziert: Das Drumherum ist viel kleiner, das Hospitality Areal gibt es nicht. Lediglich ein kleines Containerdorf mit Aufenthaltsräumen für Mitarbeiter wird aufgestellt und auch alles andere wird deutlich zurückgefahren: Die Infrastruktur wird nicht gebraucht.

Stimmung vom Band

Dresden steht mit einer Corona Inzidenz von 344 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen zwar deutlich besser da als der Rest des Bundeslandes, dennoch war schon lange vor dem harten Lockdown klar, dass Zuschauer beim Langlauf Weltcup in Dresden nicht zugelassen werden würden. „Wir sind nicht davon überrascht worden, dass der Weltcup ohne Zuschauer stattfindet. Das war klar, spätestens als der Fußball seit November wieder ohne Zuschauer stattfindet. Das ist nicht schön, weil dann einfach die Athmosphäre anders sein wird“, so Kindermann im Podcast. Wie es aktuell bei Shows im deutschen Fernsehen gehandhabt wird, wird auch in Dresden trotz Zuschauer-Verbots die Stimmung gut sein: Allerdings kommen Jubel und Applaus vom Band – eingespielt werden die Zuschauer-Emotionen vom letzten Jahr. Für die Athleten, die sich auf ihr Rennen konzentrieren, funktioniert ja vieles über Akustik: „Sie sollen das Gefühl haben, in ein volles Stadion reinzulaufen“, so Kindermann. Lautsprecher beschallen in diesem Jahr also nicht die Zuschauer, sondern Rennstrecke und Stadion. „Das ist ein schlechter Ersatz, das wissen wir, aber es ist nicht zu ändern.“ 3500 Zuschauer waren wieder täglich im Weltcup Stadion am Königsufer eingeplant, verkauft waren zum Zeitpunkt des Zuschauer-Ausschlusses vor drei Wochen aber nur wenige hundert Tickets. „Der Ticketverkauf lief ruhig an, weil niemand wusste, was genau passiert“, hieß es. Für die bereits gekauften Tickets gab es nun zwei Möglichkeiten: Geld zurück oder die 15 Euro spenden an den Skinachwuchs, genauer gesagt Skiclubs der Region. Auch Sponsorenpartner erklärten sich einverstanden, die Ticketerlöse aus VIP Paketen zu spenden, so dass „schätzungsweise 5000 bis 8000 Euro an die vier Begünstigten gehen werden“, schätzt Kindermann.

Schneeproduktion und Nachnutzung der Strecke

Auch in diesem Jahr wird der benötigte Schnee wieder vor Ort in Dresden produziert, die Snowfactory hat erneut den Hangar am Dresdner Flughafen im Stadtteil Klotzsche im Norden der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen. Der Transportweg zum Königsufer ist demnach nur etwa neun Kilometer lang. Produziert wird der Schnee mit 100% grünem Strom und es werden keine chemischen Zusätze verwendet. Das benötigte Wasser dafür stammt aus einem Regenwasser-Auffangbecken, welches Wasser vom Dach des Terminals sammelt. Die Stadt Dresden zahlt für Nachnutzbarkeit im Breitensport und Schulsport. Üblicherweise kann die Weltcupstrecke anschließend von Schulklassen für den Schulsport genutzt werden, worauf sich die Schüler wieder sehr gefreut haben. Das ist in diesem Corona Jahr leider nicht möglich. „Schulsport auf Schnee kann leider nicht stattfinden, die Schulen sind zu und damit auch kein Schulsport auf Schnee“, sagte René Kindermann. Auch die Nachwuchsrennen des Sächsischen Skiverbands mussten in diesem Jahr coronabedingt abgesagt werden.

Drei Top Teams fehlen: Dennoch 24 Nationen am Start

Die großen Sieger der letzten Saison werden in diesem Winter in Dresden aus Angst vor einer Corona Infektion während der Reise leider nicht am Start sein. Norwegen, Schweden und Finnland sagten deswegen Starts in Davos und Dresden ab, zumindest Schweden und Finnland werden aber bei der Tour de Ski zurückkehren. Die Absagen sorgten auch bei René Kindermann für völliges Unverständnis, da diese Nationen in allen anderen Sportarten unverändert am Start sind und scheinbar nur die Langläufer große Sorgen vor einer Corona Infektion haben. Ohne drei der vier besten Nationen im Skilanglauf stellt sich die Frage, ob sich der logistische Aufwand die Ausrichtung des Weltcups in Dresden überhaupt lohnt? „Absolut“, meinte René Kindermann. „Wir haben 27 Nationen am Start, nun also drei weniger. 24 Nationen aus der ganzen Welt.“ Letzte Saison waren nur 18 Nationen in Dresden am Start, diesmal wegen der bevorstehenden Nordischen Ski WM und den Olympischen Spielen in der nächsten Saison ein paar mehr. Das bietet nun diesen 24 anwesenden Nationen die Möglichkeit, noch mehr Preisgeld als normalerweise möglich in die Weihnachtspause mitzunehmen und die Chance, leichter als sonst die nötigen Qualifikationskriterien der einzelnen Nationen für die Weltmeisterschaften zu erfüllen. „Es ist die Chance für die anderen zu zeigen, dass es auch ohne Norwegen, Schweden und Finnland ein schöner Weltcup sein kann.“

Höhere Hygienestandards als gesetzlich vorgeschrieben

Das Hygienekonzept für Dresden zu erarbeiten war nicht so schwierig, weil es eine gute Grundlage von den großen Verbänden gab, auf die man aufbauen konnte. „Es gibt unglaublich strenge Hygieneauflagen. Die Sportler kommen in einer sogenannten „Snowflake Bubble“, haben einen digitalen Covid19 Pass, in dem wir bis in den November hinein nachsehen können, wer hat wo welche Tests gemacht, wie waren die Ergebnisse der Tests.“ Bevor das Wettkampfgelände betreten werden darf, muss jeder getestet werden – nicht nur die Weltcup Teams, erklärte Kindermann. „Alle Mitarbeiter, Volunteers, die rund um den Weltcup arbeiten, werden täglich getestet. Das ist eine Verschärfung, die wir selber machen, die von den Vorschriften her nicht notwendig wäre. Wir möchten, dass es der sicherste Weltcup ist, den es überhaupt nur geben kann.“ Eigens für die Weltcup Woche wurde ein Labor verpflichtet, das auch für die WM verantwortlich sein wird und von Dienstag bis Sonntag täglich Schnelltests und PCR Tests macht. Auch das Gesundheitsamt wird vor Ort sein, ebenso wie ein Hygienebeauftragter. Etwa 100 bis 120 Schnelltests werden pro Tag bei den Mitarbeitern gemacht. Athleten brauchen bei Ankunft einen PCR Test, der nicht älter ist als 48 Stunden, sonst wird der vor Ort gemacht. In der Wartezeit müssen sich die Athleten in einem Quarantäne Zimmer aufhalten und dürfen erst danach zur Blase stoßen. Es wurde ein Hotel-im-Hotel System erarbeitet mit eigener Lobby und eigenen Zugängen zu den Zimmern für Sportler sowie eigenes Personal, eigener Frühstücksraum mit Abständen usw.

Veranstalter zufrieden: „Schreiben keine roten Zahlen“

Auch wenn der Weltcup ohne Zuschauer Einnahmen auskommen, haben die Veranstalter keine finanziellen Sorgen. 150.000 Euro erhielt man aus dem Großsportprojekte Fördertopf. Daraus werden Veranstaltungen wie Weltmeisterschaften, Weltcup usw. aller Sportarten bezuschusst, um den Weltcup zu organisieren. Üblicherweise bringt der Weltcup etwa 15% mehr Übernachtungsgäste in die Stadt, was in diesem Jahr aber wegfällt. Dennoch werden die Wettkämpfe in Dresden vermutlich mehr Menschen in aller Welt sehen als je zuvor. Die Veranstalter erwarten wegen dem Plus an teilnehmenden Nationen und dem Lockdown oder zumindest eingeschränkten Freizeitaktivitäten weltweit mehr Sendezeit im TV, weil einfach mehr Menschen zu Hause sind und den Fernseher einschalten. Das war schon in den letzten Wochen an den weltweiten Einschaltquoten erkennbar, wie Kindermann mitteilte. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 50 Millionen Fernsehzuschauern in Europa beziehungsweise 80 bis 100 Millionen in der ganzen Welt. Von den TV-Gelder, die die Sender für die Übertragung zahlen, sieht der Langlauf Weltcup Dresden jedoch nichts. „TV Gelder bleiben komplett beim Deutschen Skiverband und dem Vermarkter Infront. Beim Biathlon bekommen lokale Veranstalter Rückflüsse von den Fernsehgeldern, das ist bei der FIS und speziell beim Langlauf nicht der Fall“, sagte René Kindermann. Ein Minus bleibt dennoch nicht in der Kasse der Veranstalter: „Wir schreiben zum Glück keine roten Zahlen, weil wir das Minus durch den Zuschauerausfall durch die Sportförderung des Bundesinnenministeriums ausgeglichen bekommen, wie es auch bei den anderen Sportarten aktuell der Fall ist. Darum wird es zum Glück wieder eine schwarze Null.“ Im nächsten Jahr wird der Langlauf Weltcup in Dresden zum fünften Mal ausgetragen – und vielleicht zum letzten Mal. Ob die Stadt Dresden und weitere Verantwortliche den Vertrag mit der FIS verlängern werden, wird wohl im Frühjahr besprochen. Für die fünfte Austragung kündigt René Kindermann allerdings schon interessante Veränderungen vor Ort an, auch wenn er noch nicht zu viel verraten will: „In jeder Krise gibt es eine große Chance für Veränderung. Wir haben auch für den Weltcup viele Dinge auf den Prüfstand gestellt, die wir einfach so weitergemacht hätten wie im vergangenen Jahr. Wo wir jetzt merken, dass einiges viel besser, viel strukturierter ist, es jetzt so oder so zu machen. Es sind neue Ideen entstanden, da werden wir dann nächstes Jahr drüber reden. Da wird eine großartige neue Idee geben für das Thema Königsufer und Weihnachten und Winter, die wir nächstes Jahr umsetzen werden. Das ging dieses Jahr nicht, aber die Idee ist da. Das wird bahnbrechend sein, eine ganz wunderbare Ergänzung zu dem, was es in Dresden zum Thema Weihnachtsmärkte schon gibt.“

Wolken und Sonnenschein und Übertragung bei Eurosport

Aktuell liegen die Temperaturen im einstelligen Plusbereich und das wird sich auch am Wochenende nicht ändern. Winter ist in Dresden nicht in Sicht – außer durch den Kunstschnee am Königsufer. Dafür soll sich am Wochenende öfter die Sonne blicken lassen, so dass es wie im letzten Jahr wieder herrliche Bilder aus Dresden geben wird. Eine komplette Live Übertragung der Wettkämpfe gibt es allerdings nicht im Fernsehen, nur im Eurosport Player – wie in dieser Saison üblich inklusive Prolog. Eurosport steigt beim Einzelsprint im freien Stil erst mit 15 Minuten Verspätung ein, berichtet sonst aber von beiden Renntagen live, während die ARD nur kurze Zusammenfassungen mit den beiden Finals der Herren live zeigen will. SRF2 und ORF Sport+ steigen am Samstag etwa zu den Halbfinals ab 14:15 Uhr ein, von den Teamsprints zeigt das Schweizer Fernsehen gar nichts und das österreichische Fernsehen zeigt die Rennen zwischen 15 und 16 Uhr.

Skiweltcup Dresden 2020

Das Wettkampfprogramm des Sprintwochenendes findet ihr: HIER