Langlauf Weltcup Livigno: Sprinter messen sich in der Höhe

Livigno (ITA) © Felgenhauer/NordicFocus

Ursprünglich war ein City-Sprint in der Olympiastadt Mailand geplant, wegen der hohen Energiekosten entschieden sich die Veranstalter, den Weltcup innerhalb der Lombardei an einen schneesicheren Ort zu verlegen: Die Wahl fiel auf Livigno, wo erstmals der Langlauf Weltcup Station macht…

In 1800 Meter Höhe im äußersten Norden Italiens

Manche Athleten reisten schon frühzeitig nach Livigno, um sich in der Höhe zu akklimatisieren. Der neue Weltcuport, in dem viele Nationen oft für ein Höhentraining vor Ort sind, liegt ganz im Norden Italiens und grenzt an die Süd-Ost-Spitze der Schweiz mit Nachbargemeinden wie Pontresina, Poschiavo, S-chanf, Zernez und Zuoz im Schweizer Kanton Graubünden sowie Valdidentro in der italienischen Provinz Sondrio. Der Ort hat etwa 6700 Einwohner und liegt auf etwa 1800 Meter über dem Meer südlich des Lago di Livigno, einem Stausee. International bekannt ist Livigno als Austragungsort des La Sgambeda Skimarathons, außerdem sind dort die Wettbewerbe für Snowboard und Freestyle-Ski bei den Olympischen Spielen Mailand/Cortina 2026 geplant. An diesem Wochenende dreht sich in Livigno alles um den Langlauf Weltcup. Auch die Straßen im Ort sind für den Autoverkehr gesperrt, damit Livigno zu einem großen Open-Air-Theater wird und um Gastgeber eines Sport-Spektakels zu sein. Das Wochenende beginnt mit einer Athleten-Parade vom COOP in der Via dala Gesa durch die gesamt Fußgängerzone zur Piazza del Comune, wird mit Reden und einer Vorstellung der Top-Athleten und mit einem Straßenfest mit verschiedenen Food-Trucks fortgesetzt. Anschließend unterhält mit Al Bano einer von Italiens bekanntesten Sängern die Zuschauer mit seinen größten Hits. Zum weiteren Rahmenprogramm des Weltcup Festivals gehört der Sänger Tananai, der durch seine Teilnahme am San Remo Musikfestival bekannt wurde und am Samstag Abend das Highlight der Weltcup Party ist. Vor der Qualifikation am Sonntag unterhält Kunstflieger Dario Costa das Publikum mit seiner akrobatischen Flugshow. 

Sprintstrecke in Ortsmitte

Sechs Kilometer südlich des Ortes befindet sich ein Biathlon-Stadion, der Sprintkurs wurde aber direkt im Ortszentrum angelegt, wo sich auch das Schneedepot für die Ortsloipen von Livigno befindet. Als OK-Chef übernahm Omar Galli die Planungen für den Weltcup, der sonst eher aus dem alpinen Ski Weltcup bekannt ist als Renndirektor der Abfahrt in Bormio. Der Sprintkurs hat eine Länge von 1200 bis 1250 Meter und ist relativ flach, wie es im City-Sprint in Mailand aber auch der Fall gewesen wäre. Durch die Höhenlage wird der Sprint aber sicher dennoch schwierig genug. Nach dem Start verläuft die Strecke leicht aufwärts zum Schneedepot, wo die Athleten versuchen werden, sich eine gute Position zu sichern. Die anschließende Abfahrt ist sehr schnell und hat technische Kurven gefolgt vom zweiten Anstieg mit einem Höhenunterschied von zwölf Metern – die letzte Möglichkeit, um vor der Zielgeraden eine Vorentscheidung herbeizuführen. Die extrem lange Zielgerade ist das Highlight des Kurses und bietet den Sprintern die Gelegenheit mit viel Platz gegeneinander zu kämpfen und das Risiko von Kollisionen auf den letzten 350 Metern zu minimieren. Die Strecke wird als Mischung aus technisch und spektakulär beschrieben mit perfekter Sicht für die Zuschauer – und der Eintritt ist frei.

Einzelsprint und Teamsprint mit neuem Modus

An diesem Wochenende können die Athleten, die aus 18 Nationen kommen, ihre Klassikski in der Tasche lassen, denn beide Rennen werden in der Skatingtechnik ausgetragen. Zunächst wird am Samstag im Einzel um den Sieg gesprintet, am Sonntag dann im Duo. Für den Teamsprint gibt es einen neuen Modus, der im März beim Weltcup in Falun im Mixed-Teamsprint erstmals genutzt wurde: Weil die Rennen oft durch Witterungsbedingungen beeinflusst wurden, gibt es keine Halbfinals im Teamsprints mehr. Stattdessen laufen die Sportler jeweils einzeln den Sprintprolog, die Zeiten beider Läufer werden addiert, um dann die besten 15 Teams in das Finale zu schicken. Wenn weniger als 15 Duos am Start sind, ist das Ergebnis der Qualifikation nur für die Startposition wichtig. Der Modus im Finale bleibt unverändert. 

Schwedinnen feiern langerwartetes Comeback

Obwohl in Norwegen (wie auch in Finnland und Frankreich) zeitgleich nationale Meisterschaften stattfinden, ist Tour de Ski-Sieger Johannes Høsflot Klæbo in Livigno am Start. Sein Plan war es eigentlich, am Donnerstag in Norwegen Sprint-Gold zu holen und dann nach Italien zu reisen. Anfang der Woche entschied er aber, dass sein Körper etwas Pause braucht, so dass er direkt nach Livigno fährt. Nach dem Rennen gestern in Gjøvik, das Kristine Stavås Skistad vor Lotta Weng und Mathilde Myhrvold gewann, gab der norwegische Verband am Nachmittag seine Starter für Livigno bekannt: Alle drei Medaillen-Gewinnerinnen verzichten auf den Weltcup – Ane Appelkvist Stenseth und Julie Myhre werden die heißesten Eisen für Norwegens Damen sein. Bei den Herren, wo Sindre Skar vor Northug und Golberg den Titel holte, reisen die fünf besten Sprinter nach Italien. Außerdem mit dabei ist auch Håvard Solås Taugbøl nach seiner Muskelverletzung aus dem Sprint von Beitostølen sowie Gjøran Tefre, der bei der NM lange Zeit mit nur einem Stock laufen musste und deswegen mit Wut im Bauch vorzeitig ausschied. Schon vorher war klar, dass Tiril Udnes Weng, die sich nach der Tour de Ski erkältete, und der seit Mittwoch erkrankte Emil Iversen für die NM und Livigno ausfallen. In Finnland und Frankreich sprinten die Athleten am Sonntag um Titel, deswegen verzichten die Finnen auch komplett auf den Weltcup in Italien. Frankreich ist dagegen mit zwei Damen und fünf Herren, darunter Chanavat, Jay und Jouve, am Start. Im schwedischen Team werden die Comebacks von Linn Svahn (zwei Jahre Schulterverletzung), Jonna Sundling (verschleppte Erkältung zu Saisonbeginn), Emma Ribom (Covid im Dezember) und Marcus Grate (drei Wochen krank zu Saisonbeginn). Schweden erhielt bei den Damen einen zusätzlichen siebten Startplatz, den sich Moa Lundgren (unnötige Blinddarm-OP im November) als Führende im Skandinavien Cup verdiente. Die Gastgeber aus Italien treten mit einem starken Sprintteam beim Heimweltcup an. Angeführt wird es natürlich von Federico Pellegrino und seinem Trainingskollegen Francesco De Fabiani, doch auch Simone Mocellini sprintete in dieser Saison schon zweimal aufs Podium – allerdings jeweils im klassischen Stil. Unter den fünf italienischen Damen findet sich auch Biathletin Federica Sanfilippo, die im Biathlon-Team keine Unterstützung mehr spürt und keine Zukunft mehr sieht und sich deswegen nun vorerst ganz dem Langlauf widmet. Ob es und wie danach mit der Karriere der 32-Jährigen weitergeht, ist offen. 

Vier Österreicher und sechs Schweizer

Das österreichische Team wird das intensive Sprintwochenende mit vier Athleten in Angriff nehmen und will an die bisher ansprechenden Leistungen in dieser Disziplin anschließen. Allen voran Benjamin Moser, der in dieser Saison bereits vier Weltcupsprints absolvierte, immer das Finale der Top-30 erreichte und sich sogar dreimal in den Top-20 klassieren konnte. Neben dem Tiroler überzeugte zuletzt auch Lukas Mrkonjic, der sich mit Platz 18 beim Sprint in Davos über sein bisher bestes Karriereresultat freuen durfte. Michael Föttinger und Philipp Leodolter komplettieren das Quartett. „Ich konnte seit den letzten Weltcuprennen einen richtig guten Trainingsblock absolvieren, bin gesund geblieben und konnte alles wie geplant durchziehen. Wir haben in dieser Zeit auch an den Staatsmeisterschaften teilgenommen, wo ich mich richtig gut gefühlt habe, und das stimmt mich sehr zuversichtlich für Livigno“, sagte Benjamin Moser. „Ich freue mich schon sehr auf die Rennen, auch wenn es dort vermutlich richtig kalt sein wird. Ziel ist es, mich für die Top-30 zu qualifizieren und wenn das gelingt, auch einmal ins Halbfinale zu kommen. Beim Teamsprint am Sonntag ist ein Top-Ten-Ergebnis im Bereich des Möglichen und das wollen wir auch erreichen.“ Das Schweizer Team besteht aus drei Damen und drei Herren. Angeführt wird das Sextett natürlich von der dreifachen Saisonsiegerin Nadine Fähndrich, außerdem sind Alina Meier und Lea Fischer sowie Janik Riebli, Valerio Grond und Erwan Käser in Italien am Start. 

Beste Bedingungen in eisiger Kälte

In 1800 Meter über dem Meer ist die Schneelage bestens. Dienstag und auch am Donnerstag gab es noch einmal Neuschnee bei deutlichen Minustemperaturen. Im Ort beträgt die Schneehöhe etwa 15 Zentimeter. Nun sinken die Temperaturen noch etwas ab, so dass am Wochenende auch tagsüber zweistellige Minusgrade herrschen. Dazu soll sich vor allem am Sonntag gelegentlich die Sonne zeigen. Leider wird im Fernsehen davon nicht viel zu sehen sein. Das ZDF hat bisher nicht mal eine Zusammenfassung eingeplant und selbst bei Eurosport2 beginnt die Übertragung des Einzelsprints erst verspätet nach dem Biathlon-Rennen, vom Teamsprint ist keine Übertragung angekündigt – Sendezeit bei Eurosport1 gibt es wegen der Australian Open im Tennis an diesem Wochenende nicht. Bei SRF2 sind an beiden Tagen Zusammenfassungen geplant, ORF Sport+ zeigt nach Rennende jeweils lange Zusammenfassungen – angesichts der Sendedauer möglicherweise eine komplette Re-Live Übertragung. Live von Anfang bis Ende gibt es die Sprintrennen aus Livigno demnach nur bei Discovery+ zu sehen, wo auch die Qualifikation gezeigt wird.

Sprint-Wochenende in Livigno

Samstag, 21. Januar 2023
10:45 Uhr: Sprint FT Qualifikation
13:15 Uhr: Sprint FT Finalläufe

Sonntag, 22. Januar 2023
11:45 Uhr: Teamsprint FT Einzel-Qualifikation
13:15 Uhr: Teamsprint FT Finals