Langlauf Weltcup Saison in den Startlöchern: Große Unsicherheit – Corona Probleme und Absagen zu erwarten

Langlauf Weltcup © Thibaut/NordicFocus

Der Langlauf Weltcup Winter wirft seine Schatten voraus. Wie in allen Bereichen des Leistungssport gibt es auch bei den nordischen Sportlern viele Einschränkungen. Wir werfen einen Blick voraus auf eine etwas andere Saison…

Schwieriger Winter steht bevor

Auf Athleten, Teams und auch die Zuschauer kommt ein ganz spezieller Weltcup Winter zu: Publikum wird vielerorts nicht erlaubt sein, da die Infektionszahlen in allen Ländern vermutlich den gesamten Winter sehr hoch sein werden. Allerdings planen manche Veranstalter, darunter auch die WM-Ausrichter in Oberstdorf, aktuell noch mit einer deutlich reduzierten Zuschauerzahl. Aber auch für Zuschauer vor dem Fernseher ist es ungewiss, wie viele Rennen man zu sehen bekommt, was auch zu vielen Unsicherheiten bei den Teams führt. Wird es kurzfristige Absagen oder Verschiebungen geben wie kürzlich bei Weltcup II in Lillehammer? Davon muss man wohl ausgehen in diesem schwierigen Winter durch die Einschränkungen der Corona Pandemie. Auch ist zu vermuten, dass nur selten alle Topathleten gleichzeitig vor Ort sind beziehungsweise manche Weltcups schwach besetzt sind, weil viele Nationen bereits mitgeteilt haben, dass sie nicht zu jedem Weltcup anreisen werden. Die Gründe dafür sind in erster Linie finanzieller Art wegen der immensen Kosten für die zahlreichen Corona Tests für das gesamte Team. Manche Athleten haben aber auch schon große Angst vor einer Corona Infektion, so dass Regionen mit hohem Infektionsrisiko oder Nationen mit sehr strikten Quarantäneregeln möglicherweise von dem einen oder anderen Athleten oder Team gemieden werden. Insgesamt wird es eine Langlauf Saison voller Ungewissheit. Mit strengen Corona Regeln bekommt man es direkt zum Weltcup Auftakt zutun, wie unter anderem die Alpinen aus Schweden erfahren mussten, deren Cheftrainer positiv getestet wurde. Die finnischen Gesundheitsbehörden schickten das gesamte schwedische Team in die Quarantäne, so dass sie das Weltcup Wochenende in Levi trotz negativer Tests komplett verpassten. Schwierigkeiten durch positive Tests und Quarantänen sind auch im Langlauf Weltcup zu erwarten – wie genau die aussehen, wird man abwarten müssen….

Hauptziel: Nordische Ski Weltmeisterschaft in Oberstdorf

Diese Ungewissheit wegen des Ablaufs der gesamten Saison betrifft auch das Festlegen der Favoriten für den kommenden Winter. Im Normalfall ist natürlich Therese Johaug wieder die Topfavoritin im Gesamtweltcup der Damen. Da man sich aber überraschen lassen muss, welcher Athlet wie viele Rennen bestreiten wird, ist eigentlich alles offen und es eröffnen sich Möglichkeiten für andere, wie zum Beispiel Natalia Nepryaeva oder die Schwedinnen. Von vielen Athleten hörte man, dass die Nordische Ski WM in Oberstdorf das große Ziel ist und der Weltcup eher Nebensache. So gaben bereits Therese Johaug und Heidi Weng bekannt, dass sie die Tour de Ski mit acht Etappen in der Schweiz und Italien möglicherweise (Johaug) beziehungsweise definitiv (Weng) nicht laufen werden, während die Schwedinnen Ebba Andersson und Frida Karlsson definitiv das Etappenrennen in Angriff nehmen wollen. Viele Teams haben große finanzielle Sorgen, so dass das für Corona Tests benötigte Geld bei kleineren Langlauf Nationen wie zum Beispiel dem US Ski Team nur für die Hälfte der Saison reichen wird. Das kanadische Team gab am Wochenende bekannt, dass sie alle Weltcups vor Weihnachten auslassen und erst im Januar nach Europa reisen werden. Auch große Nationen wie die Russen, die vor dem Abbruch der letzten Saison scheinbar die Einzigen waren, die noch antreten wollten, gehen skeptisch in die Saison. Auch sie haben offenbar finanzielle Sorgen und überlegen, manche Rennen auszulassen. Allerdings hat Elena Välbe auch große Sorgen, dass das komplette Team nach einem Corona Fall zwei Wochen lang im Ausland in Quarantäne festsitzen könnte, so dass man Presseberichten zufolge in solchen Ländern eventuell nicht antreten wird oder das gesamte Team komplett aus internationalen Rennen zurückziehen wird – mit Ausnahme der Tour de Ski und der WM. Liefe alles normal, würde es sicher wieder einen Kampf im Gesamtweltcup zwischen Titelverteidiger Alexander Bolshunov und Super-Sprinter Johannes Høsflot Klæbo geben, der allerdings große Angst vor einer Corona Infektion hat und erst einmal abwarten wird, wie sich die Situation entwickelt. Vielleicht konzentriert auch er sich hauptsächlich auf die WM, wenn ihm das ständige Reisen zu gefährlich ist? 

Geplante Saison: Von Ruka über Oberstdorf nach Peking?

Anders als die IBU bei den Biathleten will die FIS den geplanten Weltcup Kalender trotz der Corona Pandemie mehr oder weniger durchziehen. Im Mai wurde bekannt, dass sich der neue Ausrichter Prémanon/FRA wegen der Auswirkungen der Corona Pandemie aus finanziellen Gründen aus dem Weltcup zurückziehen muss. Der Termin Anfang Februar ist aktuell noch frei. Vor Weihnachten erwartet die Athleten nach dem Auftakt in Ruka am kommenden Wochenende ein freies Wettkampf Wochenende, weil Lillehammer sich wegen der Corona Restriktionen im Moment nicht in der Lage sieht, ein nordisches Wochenende mit Langläufern, Nordischen Kombinierern und Skispringerinnen auszurichten. Vor den Feiertagen geht die Reise noch nach Davos und Dresden, bevor ab dem Neujahrstag die Tour de Ski wartet. Anschließend geht es laut aktuellem Plan mit Ulricehamn, Lahti und Falun weiter, bevor eine momentan noch zweiwöchige Pause vor dem Weltcup in Nové Mesto eingetragen ist. Vom 22. Februar bis 7. März steht dann das Großereignis des Winters, die Nordische Ski WM in Oberstdorf, auf dem Programm. Anschließend wird noch ein Sprint und Distanz Wochenende am Holmenkollen ausgetragen. Danach soll noch eine Olympia-Generalprobe in Peking stattfinden, allerdings wird für die Biathlonrennen schon ein neuer Termin gesucht, so dass auch die Langlauf Testrennen nicht sicher erscheinen. Ohnehin haben viele Sportler erhebliche Zweifel an einer Reise nach China in Corona-Zeiten angemeldet.

Zuversicht im DSV-Team

Das deutsche Team geht zuversichtlich in die Oberstdorfer WM-Saison. Trotz des Lockdowns im Frühjahr konnten die Athleten gut trainieren, zunächst größtenteils in Eigeninitiative. Allerdings sind Jonas Dobler (Schulterverletzung März 2020) und Thomas Bing (Trümmerbruch Januar 2019) immer noch nicht bei 100% ihrer Leistungsfähigkeit. Insgesamt ist Peter Schlickenrieder aber sehr zufrieden mit seinem Team und hofft auf eine Medaille in den Teamentscheidungen bei der WM – mit oder ohne Zuschauer. „Vielleicht wäre es auch ganz gut für uns ohne Zuschauer mit weniger Druck, wenn nicht quasi ganz Deutschland an der Strecke steht“, so Schlickenrieder im Interview. Anders als von anderen Nationen angekündigt, werde man aber im deutschen Team die Startplätze voll ausnutzen im kommenden Corona-Winter. Das deutsche Team hat einen hohen Standard an selbst gesteckten Hygieneregeln und hofft durch Grüppchenbildung sicherzustellen, dass im Falle einer Corona Infektion nicht das gesamte Team in die Quarantäne geschickt wird. Die fehlenden Schneekilometer durch den Lockdown im Frühjahr konnten in den letzten Wochen mehr oder weniger aufgeholt werden, so dass sich das Team nun auf den Beginn der Weltcupsaison freut.

Schweizer trainieren in Davos, Stadlober in Muonio

Auch für die Schweizer Langläufer ist die Weltmeisterschaft im Allgäu das große Ziel. Bei den Herren hofft in erster Linie Dario Cologna nach Heirat und einem Trainerwechsel, um „neue Impulse zu setzen und frischen Wind reinzubringen“, auf Edelmetall. Bei den Damen liegen die Hoffnungen hauptsächlich auf dem Teamsprint, in dem Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff schon letzten Winter mehrere Podestplätze feiern konnten. Auch ihr großes Ziel sei eine Medaille, wie Van der Graaff erklärte: „Aber natürlich will man sich auch schon in den Rennen vorher ein gutes Gefühl holen!“ Während die Schweizer bis zur Abreise nach Ruka auf der Snowfarming Loipe in Davos ein letztes Trainingslager abhalten, holte sich Österreichs Aushängeschild Teresa Stadlober seit Anfang November im finnischen Muonio den letzten Feinschliff für die bevorstehende Saison. „Ich bin sehr froh, dass die Finnen für andere Nationen Trainingsmöglichkeiten unter strengen Hygienevorschriften, getrennte Essenszeiten sowie mehrere Coronatests, geschaffen haben“, freute sie sich nach der Anreise über die Möglichkeit des Schneetrainings auf der anspruchsvollen Kunstschneeloipe in Muonio.

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