Ski Tour Canada: Falla und Pellegrino feiern letzte Sprintsiege im klassischen Stil

Federico Pellegrino (ITA), Maurice Manificat (FRA), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Maiken Caspersen Falla und Federico Pellegrino haben den letzten Klassiksprint im Rahmen des Langlauf Weltcups gewonnen. Auf der fünften Etappe der Ski Tour Canada in Canmore schaffte es mit Maurice Manificat auch ein Distanzläufer auf das Treppchen sowie zwei Deutsche in die Top10.

Falla absolut unschlagbar

Maiken Caspersen Falla (NOR) © Felgenhauer/NordicFocus

Ein enorm schwerer Sprint mit über vier Minuten Laufzeit in fast allen Heats der Damen bei nur 1500 Meter Länge erwartete die Langläufer/innen in Canmore: Ein langer Anstieg, der zweimal zu laufen war sowie eine kurvige und schwierige Abfahrt vor allem unter der Brücke, wo es zu mehreren Stürzen kam. Höhenlage und die weite Reise taten ihr übriges, um für ein richtig schweres Rennen zu sorgen. Dass die Zeiten bei Damen und Herren in den Heats erheblich langsamer waren als im Prolog, ist nur durch die weicher werdende und tiefe Spur bei leichten Plusgeraden und Sonne-Wolken-Mix zu erklären. Ohne die erkrankte Stina Nilsson war ein Platz auf dem Podium frei, um den sich neben den üblichen Verdächtigen Maiken Caspersen Falla und Ingvild Flugstad Østberg diesmal Astrid Uhrenholdt Jacobsen, Krista Pärmäkoski, Anne Kyllönen und Jessie Diggins stritten. Doch zuvor hatte Ingvild Flugstad Østberg den Prolog mit fünf Sekunden Vorsprung dominiert und wie auch Maiken Caspersen Falla agierte sie dann in allen Heats sehr souverän. Im Finale war schnell klar, dass es eine rein norwegische Angelegenheit werden würde. Schon zu Beginn des Anstiegs riss das Trio ein Loch unter der Führung von Østberg. In die zweite Runde hinein attackierte Falla und ließ den anderen keine Chance mehr. Schon oben am Berg hatte die Norwegerin fünf Sekunden Vorsprung vor ihren Teamkolleginnen und siegte schließlich mit einem unglaublichen Vorsprung von sieben Sekunden vor Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Ingvild Flugstad Østberg. „Ich hatte eine unglaubliche Saison und habe den Sprintweltcup gewonnen. Dieser Sprintsieg in der Schlusspunkt unter eine wirklich gute Saison“, sagte Maiken, die in Klassiksprints in dieser Saison ungeschlagen blieb. „Ich wusste nicht, wie weit ich vorne liege. Ich habe nur nur die Leute schreien gehört. Darum habe ich am Ende noch einmal Gas gegeben.“ Alle drei Norwegerinnen waren im Ziel völlig erschöpft, vor allem Falla blieb erst einmal liegen. Die Plätze hinter dem Podium machten mit 18 Sekunden Rückstand die Finninnen unter sich aus: Krista Pärmäkoski wurde Vierte vor Anne Kyllönen, Jessie Diggins war auf der letzten Runde die Luft ausgegangen.

Pellegrino siegt klassisch

Eirik Brandsdal (NOR), Federico Pellegrino (ITA), Maurice Manificat (FRA), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Maurice Manificat in einem Sprintfinale? Das geht auch nur bei diesem schweren Kurs. Der Franzose suchte wie schon zuvor im Halbfinale sein Heil in der Flucht in einem Finale mit Skating-Spezialist Federico Pellegrino und vier Norwegern. Erst im zweiten langen Anstieg musste er die Konkurrenz passieren lassen mit Eirik Brandsdal und Federico Pellegrino. Auch Martin Johnsrud Sundby schlug sich auf der anspruchsvollen Strecke sehr gut, so dass es zu viert in den Zielsprint ging. Die meisten Kräfte hatte noch der Italiener, der sich relativ deutlich auf der Zielgeraden zum Sieg schob. Seine einzige Finalteilnahme in einem Klassiksprint (Platz drei) ist schon drei Jahre her, so war die Freude nach den verpatzten drei letzten Freistilsprints umso größer. „Es ist unglaublich. Einen ganz großen Dank an das ganze Techniker-Team, ich hatte super Ski. Im Anstieg habe ich Gas gegeben, das ist meine Lieblingstaktik und es ist toll, im letzten Sprint der Saison zu gewinnen. Mein erster Sieg klassisch!“, freute er sich. „Es war gut, das Rennen ohne Druck bestreiten zu können, nachdem ich die Sprintkugel sicher hatte. Ich werde aber noch die nächsten Rennen konzentriert beenden und erst danach feiern. 15 Kilometer Skating und klassisch wird schon gehen, aber morgen wird sehr hart.“ Im Ziel ließ sein Team den Italiener verdientermaßen hochleben. Der zweite Platz ging an Eirik Brandsdal gefolgt von Maurice Manificat. Für den Franzosen standen bisher zwei achte Plätze von vor einigen Jahren zu Buche – sein Sprintpodium konnte er kaum fassen. Martin Johnsrud Sundby verpasste das Podium knapp im Zielsprint. Der Norweger war in der Nacht zum Montag plötzlich heiser geworden und meinte in einer Pressekonferenz: „Egal, zum Laufen brauche ich die Stimme nicht!“ Finn Hågen Krogh lief das Rennen locker als Fünfter zu Ende, nachdem er am Ende des zweiten Anstiegs zurückgefallen war. Und Petter Northug? Der sparte Kräfte für morgen, nachdem er im Viertel- und Halbfinale im Ziel jeweils den Kopf schüttelte. Er war im Finale zwar anwesend, lief aber schon am Start im Bummeltempo weg. Als alle fünf Konkurrenten das Ziel erreicht hatten, war Petter beim lockeren Auslaufen erst oben am Berg und er nahm sich für das Finale mehr als sechs Minuten Zeit. Als er auf die Zielgerade ging, strömten zehn Meter hinter ihm schon die Zuschauer über die Strecke.

Alle gegen Ustiugov – die norwegische Taktik

Halbfinale: Federico Pellegrino (ITA), Finn Haagen Krogh (NOR), Eirik Brandsdal (NOR), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Ein Mehretappenrennen, das nicht von einem/einer Norweger/in gewonnen wird? Für die Skandinavier ein Unding. So muss etwas getan werden und das norwegische Team schmiedete einen Plan, um Ustiugov den Sieg noch zu nehmen. Der Russe liegt zur Zeit 22,7 Sekunden vor seinem ersten norwegischen Verfolger Petter Northug, Emil Iversen ist schon über eine Minute zurück, Martin Johnsrud Sundby mehr als zwei Minuten. Nur diese drei Athleten laufen die verbleibenden vier Etappen noch auf eigene Rechnung, der Rest des Teams soll sich in den Dienst des Trios stellen. So sah der Plan im heutigen Klassiksprint vor, dass möglichst viele Norweger in das Viertelfinale mit Sergey Ustiugov kommen und dann versuchen, ihn zum Ausscheiden zu bringen. Der zweite Teil des Schlachtplans betrifft den Skiathlon am Mittwoch: Martin Johnsrud Sundby wird ordentlich Tempo machen, um den Russen unterwegs möglichst weit abzuhängen. Die angedachte Taktik wurde aber zumindest im Sprint nicht durchgezogen – wohl erzwungenermaßen, da Krogh, Hattestad und Brandsdal vor Ustiugov wählen mussten und sich für Lauf eins entschieden, während der Russe der norwegischen Armada in Lauf zwei aus dem Weg ging. Norwegische Taktik Teil eins: Gescheitert…. Die Chance kam dann im Halbfinale mit drei Norwegern im Ustiugov-Heat und Krogh machte den gesamten Lauf Tempo. Am Ende des zweiten Anstiegs war der Russe nur noch Fünfter und konnte sich auch in der Abfahrt nicht mehr verbessern. Norwegische Taktik: Zum Teil gelungen…

Herrmann und Ringwald in den Top10

Halbfinale: Sandra Ringwald (GER), Denise Herrmann (GER), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Mit Denise Herrmann und Sandra Ringwald hatten es zwei DSV-Damen bis ins Halbfinale geschafft – allerdings auch mit etwas Glück. Besonders schwierig am heutigen Tage war die Kurve unter der Brücke hindurch, wo viele Sportler aus dem Gleichgewicht kamen und mit Johaug, Weng und Bessmertnykh drei von ihnen jeweils in Führung liegend in den Viertefinals stürzten. Davon profitierten jeweils die deutschen Damen. Therese Johaug hatte ein starkes Rennen geliefert und wie erwartet am langen Berg attackiert. In der verhängnisvollen Rechtskurve rutschte sie weg und nahm als Sechste die Verfolgung auf. Sandra Ringwald übernahm damit Position zwei und brachte dieses Resultat hinter Astrid Jacobsen auch ins Ziel. Weit aussichtloser sah es bei Denise Herrmann aus, die aber mit einem wahren Raketenski ausgrüstet war und in der Abfahrt der ersten Runde wieder von Platz fünf in die Gruppe hereinkam. Nach dem Sturz von Heidi Weng machte Denise in der Abfahrt wieder Meter gut und sicherte sich mit einem tollen Zielsprint noch Platz zwei. „Ich hatte einen Bombenski dran. Dank an die Techniker, ohne die wäre das nicht gegangen“, sagte Denise später. Hanna Kolb, die dritte Deutsche im Viertelfinale, musste dort die Segel streichen. An vierter Stelle liegend hatte sie nach dem zweiten Anstieg eine Lücke nach vorn und hinten, was nicht mehr zum Weiterkommen reichte. Sebastian Eisenlauer war wieder der einzige deutsche Mann im Viertelfinale, der wie Denise Herrmann ebenfalls mit sehr schnellem Material unterwegs war. Im zweiten Berg fiel er auf Platz vier zurück, den er bis zum Stadion hielt. Dort fehlten ihm dann allerdings die Kräfte für einen Zielsprint. Im Halbfinale erwischte das deutsche Duo den leichteren Heat, hatte aber gegen Astrid Uhrenholdt Jacobsen und Justyna Kowalczyk, die beide einen starken Eindruck hinterließen, keine Chance. Sandra Ringwald hielt sich meist im Mittelfeld auf, Denise Herrmann dahinter. Durch ihren starkem Ski konnte Denise Herrmann in den Abfahrten aber immer wieder eine Lücke schließen. Den besten Zielsprint hatte aber Anne Kyllönen, die dadurch noch auf Platz zwei kam, im deutschen Duell erwies sich Denise auf den letzten Metern als die Stärkere. In der Endabrechnung bedeutete das für die beiden deutschen Damen Platz acht und neun. Sandra Ringwald steckt ihre Ziele aber im Hinblick auf die Gesamtwertung: „Mein Ziel ist es, in die Top10 reinzulaufen und jetzt bin ich nah dran. Darum muss ich nun noch gute Distanzläufe zeigen, um das noch zu schaffen.“

=> Resultat Sprint Damen
=> Resultat Sprint Herren

=> Zwischenstand Damen nach fünf Etappen
=> Zwischenstand Herren nach fünf Etappen