Strittige Szenen: FIS plant Regeländerungen in Zusammenarbeit mit Sportlern

Vegard Ulvang (FIS) © NordicFocus

Schon im Januar nach Vorkommnissen bei der Tour de Ski kündigte die FIS an, ihre Regeln überarbeiten zu wollen. Nach weiteren strittigen Situationen gab die FIS erneut bekannt, dass Handlungsbedarf bestehe und man „Wrestling“ im Langlauf in Zukunft nicht mehr dulden wolle. Nun sind Regelanpassungen in Arbeit, wie sowohl russische als auch norwegische Medien berichten…

Diverse Diskussionen im letzten Winter

In Zukunft sollen Rangeleien in Sprintrennen oder generell in Zielsprints geahndet werden, beschloss die FIS. Die Regeln sollen so formuliert werden, dass sie eindeutig sind und nicht unterschiedlich interpretiert werden können, um erneute Kontroversen zu vermeiden. Die meisten Diskussionen gab es im vergangenen Winter nach dem Stockschlagen und Hereinrutschen im Ziel von Alexander Bolshunov gegen Joni Mäki und Lahti (Disqualifikation Bolshunov) sowie im Zielsprint des 50ers bei der WM in Oberstdorf zwischen Johannes Høsflot Klæbo und Bolshunov. Damals wurde der Norweger wegen Behinderung diaqualifiziert und verlor seine Goldmedaille an Emil Iversen, während Bolshunov wegen seines gebrochenen Stocks nur Zweiter wurde. Die Entscheidung der Jury, die nicht einmal Bolshunov verstand, löste viele Kontroversen aus. Zuvor gab es bei der Tour de Ski bereits strittige Situationen, wer denn der Schuldige eines Sturzes ist, wenn der eine Läufer den anderen noch nicht ganz passiert hat und ihm den Weg abschneidet. Das war zum Beispiel beim Überholmanöver Lampic/Fähndrich der Fall, als die Slowenin zunächst disqualifiziert wurde und Tage später ihren zweiten Platz zurückbekam. „Wir haben einige Mitteilungen bekommen, dass die Formulierung der Regeln missverständlich ist. Aber sie müssen für Juristen und Nicht-Juristen verständlich sein. Daraus folgt, dass zum Beispiel die Definition von Behinderung besser formuliert werden muss“, sagte Vegard Ulvang, der Vorsitzende der Skilanglauf-Kommission der FIS, dem NRK. Weiter bestätigt er, dass definitiv auch solche Situationen wie beim 50 Kilometer Massenstart in Oberstdorf diskutiert wurden: „Viele sind wohl der Meinung, dass man dem vorne liegenden Läufer nicht zu viele Vorteile geben soll, so wie es bisher war. Da ist die Frage, ob man alternative Lösungen finden kann. Das war eine interessantes und wichtiges Treffen für uns.“ Ulvang erklärte, das Regelwerk werde alle 18 Monate angepasst, aber dabei seien bisher keine Juristen involviert gewesen. Auch Anwälte überprüften nun die aktuellen Regeln und stellten fest, dass vieles nicht eindeutig ist und die Regeln immer wieder falsch angewendet wurden. 

Russen reichten nach WM Vorschläge ein

Wie die russische Nachrichtenagentur TASS gestern berichtete, war unter anderem das russische Team daran beteiligt, die neuen Regeln zu konkretisieren. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Regeln angepasst werden. Wir haben unsere Vorschläge schon vor langer Zeit eingereicht, direkt nach der WM. Alle Nationen haben Änderungen befürwortet. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass sie nicht perfekt sind“, sagte Elena Välbe. Weiter erklärte die Präsidentin den russischen Skiverbandes: „In allen Situationen, die Körperkontakt beinhalten, sollte es keine Interpretationsmöglichkeiten mehr geben. Die regeln müssen klar und eindeutig formuliert sein, damit jeder sie auf die gleiche Weise versteht. Es gibt immer wieder Körperkontakt und das führt immer wieder zu Problemen.“ Välbe fordert von den Verantwortlichen der FIS: „Die Regeln müssen jedem klar sein, in verständlichen Worten, ohne unnötige juristische Ausdrücke, so dass jeder Athlet und Trainer sie verstehen kann. Das ist die beste Lösung aus dieser Problematik, jeder muss verstehen, warum eine Bestrafung erfolgt ist.“ Die 53-Jährige hofft, dass die Regeländerungen bis zum Herbst verabschiedet sind. „Bis zum bevorstehenden FIS Meeting wird die Zeit zu knapp sein, aber warum nicht im Herbst? Relevant wird es ohnehin erst zum Start der Saison“, meinte sie.

Auch Klæbo von FIS zu Regeln befragt

Um in Zukunft eindeutige Regeln für ähnliche Situationen zu formulieren, konsultierte die FIS unter anderem auch Johannes Høsflot Klæbo. „Das finde ich sehr positiv. Wir als Athleten haben auch einen Anspruch auf Rechtssicherheit. Da ist es wichtig, dass Gesetze und Regeln existieren, die auch angewendet werden und aktuell sind sowie alle Situationen berücksichtigen, die entstehen und entstehen können. Das ist gut für die Läufer und das begrüße ich. Es ist an der Zeit, dass endlich etwas passiert“, sagte der Norweger zum NRK. Einzelheiten zu den Gesprächen und seinen Vorschlägen wollte er aber nicht verraten. „Ich habe von meinem Standpunkt Schwachpunkte gesehen und das zusammen mit Arild Monsen der FIS mitgeteilt.“