Langlauf Weltcup: Jessie Diggins gewinnt Massenstart in Falun und den Gesamtweltcup

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Jessie Diggins ist die beste Langläuferin der Saison und machte mit dem heutigen Sieg auch den Gesamtweltcup klar. So wichtig schien ihr das aber alles gar nicht zu sein…

Kein ernsthafter Widerstand von Svahn

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Die Sonne lacht zum Ende der Saison bei -0,6°C vom blauen Himmel über Falun. Die große Frage war, ob es eine schwedische Teamtaktik geben würde oder nicht. Um das zu verhindern, gab Jessie Diggins von Anfang an Vollgas, so dass erste Lücken auch schon vorne im Feld rissen, die aber nach Ende der ersten schwereren roten 2,5 Kilometer-Runde wieder zugelaufen wurden, so dass sie auf der folgenden blauen 2,5 Kilometer Schleife mit dem Sprintkurs andere die Arbeit machen ließ. Beim ersten von zwei Bonussprints nach 5,8 Kilometern vergrößerte Diggins ihren Vorsprung im Gesamtweltcup von 75 auf 90 Punkte – aber Linn Svahn schien ihre Hoffnungen schon nach dem gestrigen Tag begraben zu haben („Ich bräuchte nun ein Wunder!“) und sprintete gar nicht ernsthaft mit um die Punkte. Jessie Diggins musste nun also nur noch ins Ziel kommen, um zum zweiten mal den Gesamtweltcup zu gewinnen. Gut für Emma Ribom, dass der mögliche Sieg im Gesamtweltcup von Linn Svahn nicht an Riboms Disqualifikation in Drammen scheiterte, durch die Jessie Diggins nachträglich noch acht weitere Punkte gewann.

Diggins hat immer die Kontrolle

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

In Runde drei von vier schaltete sich Ebba Andersson in die Tempoarbeit ein wie auch Victoria Carl, wahrend sich Jessie Diggins nach einem Verpflegungspunkt vorübergehend weiter hinten in der Gruppe einreihte bei Linn Svahn, die immer zwischen Platz zehn und 15 zu finden war. Nach 14 Kilometern kam es im Vorderfeld zu einem Sturz mit Stockbrüchen von Astrid Øyre Slind und Frida Karlsson, der beide weit zurück warf. Vorn holte Diggins wenig später erneut 15 Punkte und hatte den Gesamtweltcup damit endgültig sicher. Im längsten Anstieg attackierte Heidi Weng und setzte sich mit Jessie Diggins leicht ab, aber Jonna Sundling führte die Gruppe wieder heran, so dass Diggins wieder die Tempokontrolle übernahm und sich bis zum Stadion zusammen mit Weng und Anne Kjersti Kalvå wieder leicht absetzte. Auf den letzten 2,5 Kilometern hielt die Amerikanerin weiter das Tempo hoch, aber Jonna Sundling gelang es, aus der zweiten Vierergruppe nach vorne aufzuschließen. Da sie viel investieren musste, verlor sie in den Sprintanstiegen jedoch wieder den Anschluss.

Trio kämpft um den Sieg – Diggins gewinnt

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

So kämpften noch drei Athletinnen um den Tagessieg und Jessie Diggins, die sich nach den Anstiegen leicht abgesetzt hatte, hatte die besten Chancen auf den letzten Erfolg – auch wenn die Norwegerinnen in der Abfahrt wieder aufschließen konnten. Aber die Amerikanerin nutzte ihre Sprintfähigkeiten und zog den Sprint mit Beginn der Zielgeraden an, so dass die Norwegerinnen ihr den Sieg nicht streitig machen konnten. Heidi Weng belegte den vierten zweiten Platz in diesem Winter, Anne Kjersti Kalvå wurde nach vielen Krankheiten noch sehr gute Dritte zum Abschluss. Um den letzten Sieg des Winters oder Linn Svahn schon unterwegs zu distanzieren, ging es Diggins aber gar nicht – sie wollte nur Spaß haben. Eine besondere Überraschung erwartete die 32-Jährige im Ziel, nachdem sie sich wieder erholt und mit den Teamkolleginnen gejubelt hatte. Zum Jubeln erhielt sie wie üblich ein sauberes Paar Ski, das ihr Team mit dem obligatorischen Diggins-Glitzer verziert hatte, so dass sie in lautes Lachen ausbrach, als sie es entdeckte. „Das war ein emotionaler Tag. Ich habe heute Glitter auf jeden versprüht und wie ihr seht, gab es auch für mich noch eine kleine Überraschung“, sagte sie im FIS-Interview und deutete dabei auf ihre Skispitzen. Weiter sagte sie: „Es war ein hartes Jahr für mich und alles was ich heute wollte, war Spaß zu haben. Und das hatte ich wirklich. Ich habe alle Coaches unterwegs angelacht und wollte alles geben bis ins Ziel. Und das war wirklich schmerzhaft. Aber es macht so viel Spaß, da draußen alles zu geben, schnell und mutig zu laufen. Das war alles, was ich heute wollte. Danke an die Techniker, sie haben mir großartige Ski gemacht. Es fühlt sich richtig gut an, als ein großes Team die Saison zu beenden.“ Dass das Ergebnis heute eher Nebensache war, machte sie noch einmal klar: „Ich wollte heute einfach alles geben, um dann auf mich stolz sein zu können. Das Ergebnis war nebensächlich, egal ob Erste oder Letzte, wenn ich nur alles gebe, dann bin ich stolz über das, was ich geleistet habe. Ich wollte die Techniker stolz machen, wollte dass sie sehen, dass ich ein mutiges Rennen laufe und das war es. Ich bin nun sehr glücklich und nun werde ich endlich nach Hause fahren.“

Carl gute Siebte und Vierte insgesamt

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Als Jessie Diggins in der letzten Runde attackierte, bildeten sich zwei Dreiergruppen, an die Victoria Carl zwischenzeitlich wieder heranlaufen konnte. Als es an die Sprintanstiege ging, verlor sie aber wieder den Anschluss wie auch Sundling vorne. Die Schwedin kam mit leichtem Rückstand als Vierte ins Ziel vor Kerttu Niskanen und Krista Pärmäkoski. Victoria Carl wurde gute Siebte und konnte sich über Platz vier im Gesamtweltcup sowie Platz zwei im Distanzweltcup freuen. „Das habe ich noch gar nicht realisiert. Ich glaube, ich brauche auch noch ein bisschen. Ich bin super happy und ohne das komplette Team wäre das nicht möglich gewesen. Ich bin super dankbar“, sagte Victoria Carl, die über das Rennen erzählte: „Bis zum zweiten Zwischensprint ging es mir echt richtig gut. Die Attacke von der Jessie hat mich dann sehr, sehr mitgenommen und dann war nur noch Kampf. Ich habe versucht, an die zwei Finninnen nochmal ranzukommen, das hat nicht ganz geklappt, aber ich bin trotzdem mit der ganzen Saison mehr als zufrieden.“ Das Erfolgsrezept ihrer Leistungssteigerung sieht die 28-Jährige bei ihren Trainern: „Die Standfestigkeit ist dieses Jahr viel besser geworden. Ich kann auch definitiv länger in einer guten Technik laufen. Das ist auch ein Verdienst von den Trainern und dafür bin ich sehr dankbar.“ Wie sie sich für diese erfolgreiche Saison belohnt, ist noch offen: „Das weiß ich noch nicht, aber ich bin für Vorschläge offen. Heute werde ich einfach den Tag genießen und mit dem Team ausklingen lassen.“

Svahn mit schlechtem Material chancenlos

Linn Svahn (SWE) © Modica/NordicFocus

Linn Svahn kam nur als 26. ins Ziel und lag somit am Ende des Winters 175 Punkte hinter Diggins. Generell klagten die Schwedinnen nach dem Rennen vor Augen von König Carl XVI Gustaf und Prinz Carl Philip über die „schlechtesten Ski aller Zeiten“. „Gerade ärgert es mich enorm und immer, wenn ich danach gefragt werde, tut es noch mehr weh. Aber mit ein bisschen Abstand fühlt sich Platz zwei vielleicht ganz gut an. Es fühlt sich so an, als hätte ich keine Chance gehabt dieses Wochenende. Ich denke, ich habe gute Rennen gemacht, es fühlte sich gut an. Aber es muss alles passen und es tut weh, wenn das nicht der Fall war“, sagte Linn Svahn und zielt damit auf das schlechte Material der Schweden an diesem Wochenende ab – auch wenn sie selbst es im Gegensatz zu einigen Teamkolleginnen und Kollegen nicht aussprach. 

Stadlober beendet Saison als Gesamt-Zwölfte

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Rang acht ging an Astrid Øyre Slind vor Silje Theodorsen und Rosie Brennan, die die besten Zehn vervollständigten. Sie führten eine zehnköpfige Gruppe an, zu der auch Teresa Stadlober als 14. gehörte, die völlig entkräftet ins Ziel kam. Mit ihrer Saison war sie aber sehr zufrieden: „Mit dem neunten Platz im Distanz- und dem zwölften Platz im Gesamtweltcup war das sicher eine sehr gute Saison für mich. In der ersten Saisonhälfte bin ich heuer nicht gleich in Schwung gekommen. Ich war im Oktober und November häufig krank bzw. verkühlt und die Rennen im Dezember inklusive der Tour de Ski sind dadurch leider etwas zu früh für mich gekommen. Dafür waren die Ergebnisse in der restlichen Saison sehr gut und vor allem in der klassischen Technik konnte ich ganz vorne mitlaufen. Ich war oft knapp dran an einer Podestplatzierung, aber leider ist sich das am Ende nicht ganz ausgegangen. Im Großen und Ganzen war das aber eine sehr gute Saison, in der ich konstant gute Resultate abliefern konnte. Ich weiß, woran ich noch arbeiten muss, vor allem in Hinblick auf das 50 km Skatingrennen nächstes Jahr bei der WM in Trondheim. Jetzt werden wir aber erst einmal ein bisschen feiern, denn ich glaube, das haben wir uns als gesamte Mannschaft wirklich verdient. Das Serviceteam hat das ganze Jahr einen super Job abgeliefert und nur wenn alle so gut zusammenarbeiten, sind solche Spitzenergebnisse möglich“, meinte die Salzburgerin.

Fink und Hennig auf 21 und 22

Pia Fink (GER), Katharina Hennig (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die anderen deutschen Starter konnten am Schluss nicht mehr mithalten. Sie verloren bei der Tempoverschärfung nach dem Bonussprint den Kontakt nach vorne. Pia Fink wurde schließlich 21. direkt vor Katharina Hennig, beide verloren 53 Sekunden auf die Siegerin. Katherine Sauerbrey belegte wie gestern den 31. Platz, Laura Gimmler und Lisa Lohmann kamen etwa 30 Sekunden später als 34. und 36. ins Ziel.

Schweizerinnen abgeschlagen

Nadja Kaelin (SUI), Martina Di Centa (ITA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die drei Schweizerinnen kamen mit großem Rückstand von mehr als drei Minuten ins Ziel. Beste von ihnen war noch Nadja Kälin als 40 Nadine Fähndrich wurde 47. und lief als Erstes zu Jessie Diggins zum Gratulieren. Rang 54 ging an Anja Weber.

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