Nordische Kombination und Langlauf Weltcup Oslo: Nordisches Wochenende am Holmenkollen

Therese Johaug (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Wie jedes Jahr machen die nordischen Sportler Anfang März am traditionellen Holmenkollen Station. Während die Skispringerinnen und Skispringer in ihre RAW AIR Serie starten, steht für Langläuferinnen und Langläufer sowie Nordische Kombinierer jeweils nur ein Wettkampf auf dem Programm.

Letzter 50er am Holmenkollen?

Neuesten Meldungen zufolge könnte dieses Holmenkollen Wochenende das letzte dieser Art sein. Das gab FIS-Renndirektor Pierre Mignerey am Mittwoch bekannt. Gründe dafür sind die große norwegische Dominanz, unter anderem deswegen, weil Norwegen im Gegensatz zu anderen Nationen mehrfach im Jahr eine nationale Quote zusätzlich ins Rennen schicken kann. Bei anderen FIS-Sportarten wie dem Skispringen ist das maximal bei zwei Weltcupspringen pro Saison möglich. Auch gab Mignerey wirtschaftliche Gründe und das anspruchsvolle Rennprogramm als Ursache an. Der norwegische Nationaltrainer Arild Monsen und Johannes Høsflot Klæbo äußerten sich ebenfalls gegenüber NRK, dass sie keine Zukunft für die „langen Kanten“ sähen. „Meiner Meinung nach können wir auch einfach einen 15 Kilometer Massenstart machen“, meinte Klæbo, wird aber am Sonntag über 50 Kilometer am Start stehen. Auch sinkt das Interesse der Athleten über die Jahre: Vor sechs Jahren waren noch 70 Athleten über 50 Kilometer am Start, letztes Jahr nur noch 45 – obwohl in beiden Jahren Großereignisse stattfanden. „Für die, die mit den 50 Kilometern aufgewachsen sind, ist es sicher hart, wenn sie nicht mehr stattfinden“, so Klæbo. Trainer Monsen trat selbst noch über 50 Kilometer an, als noch zwei Runden von 25 Kilometer Länge gelaufen wurden. „Warum nicht 15 Kilometer? Ich liebe die 50 Kilometer, aber es hilft niemandem, wenn nur noch 40 Athleten am Start sind. Das ist leider die Realität.“ Auch das Zuschauerinteresse sinkt in Norwegen – oder liegt es an Corona? Zumindest waren Mitte der Woche nur 17.000 Tickets verkauft statt 37.000 zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Diesmal wird aber noch einmal klassisch gelaufen – allerdings in dieser Saison nur noch mit einem erlaubten Skiwechsel. Außerdem müssen die Ersatz-Ski bereits vor dem Start in die Wechselbox gebracht werden, das heißt, man kann den Ski nicht mehr auf die äußeren Begebenheiten anpassen. Wegen Schneemangels steht nur eine 6,2 Kilometer lange Runde zur Verfügung statt der üblichen 8,3 Kilometer, was es aber nur schwerer macht, da die Höhenmeter sich diesmal besonders summieren.

Corona verbreitet sich in Norwegens Westen und Süden

Die Corona Angst geht weiter um. Forscher fanden heraus, dass sich Corona besser bei kalten Temperaturen verbreitet, so dass die Sorge in Norwegen groß ist, dass mehr Personen infiziert werden könnten als zum Beispiel in mitteleuropäischen Ländern. Federico Pellegrino schied gestern im Konnerud Sprint schon im Viertelfinale aus und sagte später, dass er sich nicht wohl gefühlt habe: Nicht, weil er mögliche Corona-Beschwerden hätte, sondern weil er als Italiener von den Norwegern schief angesehen wurde. Das wäre schon während der Ski Tour der Fall gewesen. „In Trondheim sahen mich viele Norweger wie einen Virus an, obwohl ich da schon seit drei Wochen in Skandinavien war.“ Dennoch bekräftigte auch er, dass man vorsichtig sein müsse, wie aber auch sonst während der Wettkampfsaison. „Ich erinnere mich an Bjørndalen, der nie jemandem die Hand gab, aus Angst krank zu werden.“ Eine Absage des traditionellen Holmenkollen-Rennens steht anders als Anfang der Woche nicht mehr zur Debatte, auch wenn ein norwegischer Alternativmediziner sich am Mittwoch via Twitter für eine Absage aussprach. Medizin-Studentin Astrid Uhrenhold Jacobsen widersprach dem: „Natürlich fällt die Entscheidung nicht leicht und ich muss diese Entscheidung nicht treffen, aber wir sollten weniger spekulieren und lieber denen vertrauen, die eine Ahnung haben.“ Die Teilnahme am Holmenkollen Weltcup sei sicher für die Sportler, Teamverantwortliche gaben aber die üblichen Verhaltenshinweise heraus: Auf die Handhygiene achten und Abstand zu anderen Menschen halten. Einziges Risiko sei somit die Wettkampfverpflegung, bei der genau darauf geachtet werden müsse, dass die Flaschen unbenutzt seien. Auch in Norwegen steigt die Zahl von Corona-Infektionen stark an. Waren es Dienstag Mittag noch 32 bestätigte Infektionen, sind es Mittwoch Abend bereits 56 – fast alle im Süden und Westen des Landes in den stark besiedelten Regionen, nördlich von Trondheim bisher nur drei Fälle. Eine große Anzahl (mindestens 20) gibt es in Bergen, die alle auf Einschleppung aus Italien zurückzuführen sind. In Oslo gab es Stand 04. März elf Infizierte.

Update 18:11 Uhr: Die Stadt Oslo hat soeben bekanntgegeben, dass man sich in Zusammenarbeit mit dem nationalen Gesundheitsamt entschlossen hat, das Holmenkollen Stadion für Publikum zu schließen. Außerdem bittet man die Zuschauer, auf einen Besuch an der Strecke zu verzichten. Grund ist die rasante Zunahme der Corona-Infektionen, allein heute gab es 30 Neuerkrankungen in Norwegen. „Wir sind besorgt wegen der vielen Menschenansammlungen in U-Bahn und in Kombination mit dem normalerweise hohen Alkoholkonsum. Es muss alles getan werden, um die Ausbreitung so lange wie möglich zu verhindern“, sagte Kommunaldirektor der Stadt Oslo im Bereich Gesundheit.  

Ladies First  2020

Seit Jahren nehmen die Besäufnisse am Rande der Strecke immer mehr zu. Was einst ein Familienfest war, wird immer mehr zu einer alkoholreichen Party, Schlägereien an der Strecke und an der Straßenbahn werden immer häufiger. Anders als sonst starten diesmal die Damen am Samstag und die Herren am Sonntag, wie es sich die Damen seit Jahren wünschen. Man hofft, damit die Alkoholexzesse besser in den Griff zu kriegen – ob mit Erfolg, wird man beobachten müssen. „Das wollten die Damen schon seit langer Zeit. Wir sehen das als positives Zeichen für den Sport und die Veranstaltung und wir hoffen, dass den Zuschauer das auch gefällt“, sagte Kristin Vestgren Sæterøy, OK-Chefin des Holmenkollen Skifestival. In Zukunft soll jährlich getauscht werden, wer an welchem Wochentag startet – wenn es dann noch die langen Distanzrennen am Holmenkollen gibt. In einem Interview äußerte sich dieser Tage Federico Pellegrino, er würde unheimlich gerne die 50 Kilometer am traditionellen Holmenkollen bestreiten, hat aber die große Befürchtung, dass er dann nach der Strapaze nicht mehr in der Lage ist, zeitnah in Übersee gute Sprintergebnisse abzuliefern. Darum muss er seine Hoffnungen auf einen Start begraben. „Das ist das einzige Rennen, bei dem man unbedingt einmal am Start sein muss. Ich hoffe, dass ich in Zukunft mal den 50er laufen kann, am liebsten zwei Runden a 25 Kilometer.“ Wie gewohnt gaben die nordischen Teams frühzeitig ihre Teilnehmer bekannt: Im norwegischen Team mit insgesamt 30 AthletInnen ist alles dabei, was Rang und Namen hat, darunter auch ein paar Sprinter. Im schwedischen Team ist unter anderem Ebba Andersson dabei, die mit zweimal Gold von den U23-Weltmeisterschaften kommt und im Zwei-Tages-Rhythmus Rennen bestritten hat – nun also auch noch den 30er in Oslo. „Ich werde versuchen, mich so schnell wie möglich zu erholen“, meinte sie in Oberwiesenthal. Desweiteren sind Charlotta Kalla, Frida Karlsson, Daniel Rickardsson und Jens Burman die bekannteren Namen im Team. Im finnischen Team fehlt Perttu Hyvärinen wegen Krankheit, Iivo Niskanen, Krista Pärmäkoski, Anne Kyllönen, Kerttu Niskanen und Johanna Matintalo sind aber unter anderem dabei. Für die Schweiz starten Nadine Fähndrich, Dario Cologna, Jonas Baumann und Jason Rüesch, für Österreich Teresa Stadlober. Infos zu den deutschen Startern findet ihr hier:

Einzelwettkampf am Holmenkollen

Nur einen Wettkampf bestreiten die Nordischen Kombinierer am kommenden Wochenende. Am Samstag geht es in einem Einzelwettkampf im klassischen Gundersen-Format über einen Sprung und zehn Kilometer Langlauf. Der Gesamtweltcup ist längst entschieden, doch einige Athleten kämpfen noch um die begehrten Trikots des besten Springers beziehungsweise Läufers. Insbesondere für die Norweger dürfte die Motivation beim Heimwettkampf groß sein. Der frischgebackene Junioren-Weltmeister Jens Lurås Oftebro, am Mittwoch in Oberwiesenthal beim Einzel siegreich, verzichtet dort auf die Mannschaftswettkämpfe, um am Holmenkollen an den Start zu gehen. Das deutsche Team bleibt im Vergleich zu Lahti unverändert, Bundestrainer Hermann Weinbuch rechnet wegen der Witterungsbedingungen mit einem schweren Langlaufrennen – die Schanze liegt den deutschen Athleten grundsätzlich. Währenddessen musste das in Schonach im Schwarzwald geplante Weltcup-Finale witterungsbedingt abgesagt werden. Derzeit sucht die FIS nach einem Ersatzaustragungsort. Bis Freitagnachmittag soll eine Entscheidung gefallen sein, ob und wo die Wettkämpfe ausgetragen werden können.

 

Sonne – aber auch Regen vorhergesagt

Das Wetterbedingungen am Holmenkollen Wochenende werden ziemlich wechselhaft, wenn sich die Prognosen bestätigen. In allen Nächten einschließlich des Wochenendes sollen die Temperaturen unter Null sinken, beim Massenstart der Damen liegen die Temperaturen vermutlich um null Grad, außerdem erwartet die Damen die eine oder andere Sonnenstunde am Samstag. Ganz anders bei den Herren, wo die Temperaturen ebenfalls mittags auf etwa 0°C ansteigen sollen – dann kommt allerdings der Regen, so dass es eher ein ungemütliches Rennen wird. Zusätzlich kommt mit dem Regen auch der Wind, was die Kombinierer aber nicht mehr stört, die dann schon wieder abgereist sind.

Zusammenfassungen und verspäteter Einstieg

Obwohl es mit dem Alpin Weltcup in Ofterschwang bereits eine frühzeitige Absage gab, überträgt kein Free TV Sender die Wettkämpfe aus Oslo komplett live. Langlauf der Damen gibt es beim ZDF in einer zehnminütigen Zusammenfassung, bei Eurosport und SRF2 wegen Biathlon beziehungsweise Alpin einen späteren Einstieg in die Übertragung, ORF Sport+ zeigt den Wettkampf offenbar in kompletter länge ab 15:20 Uhr. Das Springen der Kombinierer übertragen sowohl das ZDF als auch Eurosport live, den Lauf jedoch nur zusammengefasst. In den Massenstart der Herren steigen sowohl ZDF als auch SRF2 verspätet ein, ORF Sport+ zeigt den Start, schaltet dann zum Biathlon und anschließend zurück zum Langlauf. Eurosport hat nur eine Aufzeichnung am späteren Nachmittag im Programm. Alle Wettkämpfe live zeigt der Eurosport Player.

Holmenkollen Skifest

Das Wettkampfprogramm der Langläufer findet ihr HIER,
das der Nordischen Kombinierer HIER.