Langlauf Weltcup: Schwedische Siege im letzten Sprint bei Tour de Ski

Oskar Svensson (SWE) © Modica/NordicFocus

Auf der vorletzten Etappe der Tour de Ski konnten die Schweden feiern: Bei den Damen feierten Linn Svahn, Maja Dahlqvist und Emma Ribom einen Dreifachsieg, bei den Herren triumphierte überraschend Oskar Svensson mit der besten Taktik. Gleb Retivykh wurde Zweiter vor Alexander Bolshunov. Janosch Brugger schaffte erneut den Sprung unter die besten Zehn.

Schwedischer Plan: Zu dritt aufs Podium

Emma Ribom (SWE), Linn Svahn (SWE), Maja Dahlqvist (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Besser hätte der Plan nicht aufgehen können: Drei Schwedinnen im Finale, drei Schwedinnen auf dem Podium. Linn Svahn wurde ihrer Favoritenrolle erneut gerecht und gewann auch den zweiten Sprint dieser Tour de Ski, diesmal im klassischen Stil. Nach dem Start bestimmte die 21-Jährige nur zwei Tage nach ihrem falschpositiven Corona Schnelltest das Tempo, zunächst mit Krista Pärmäkoski an ihrer Seite. Nach dem ersten Anstieg setzte sich Natalia Nepryaeva an die Spitze, wie sie es auch in ihren Heats zuvor machte, obwohl Platz eins vor der langen Abfahrt ins Ziel auf dieser Strecke eigentlich taktisch völlig unklug ist. Gefolgt von Svahn und Sorina ging die Russin, die laut eines gestrigen Interviews im russischen Fernsehens offenbar gesundheitliche Probleme überwunden hat und nun noch einmal angreifen will, in die Abfahrt zum Ziel. Dort nutzten die Schwedinnen wie erwartet den Windschatten, um sich wie an der Perlenschnur aufgereiht Platz eins bis drei zu sichern: Linn Svahn vor Maja Dahlqvist und Emma Ribom, die erstmals in ihrer Karriere auf einem Weltcup Podium steht. „Das hat so viel Spaß gemacht“, freute sich Linn Svahn. „Ich habe zu Maja gesagt, ‚Lass uns einen Dreifachsieg versuchen!‘ Wir sind eine so starke Mannschaft und jede kann das Podium erreichen. Dass uns das gelungen ist und ich Teil davon bin, ist großartig!“ Natalia Nepryaeva musste sich mit dem vierten Platz begnügen vor ihrer Teamkollegin Tatiana Sorina, die im Prolog mit Startnummer eins überraschend die zweitschnellste Zeit gelaufen war. Krista Pärmäkoski kam als Sechste ins Ziel. Jessie Diggins schied wie Rosie Brennan und Yulia Stupak im Halbfinale aus, so dass Diggins immer noch 54 Sekunden vor Stupak führt. Krista Pärmäkoski schob sich auf Rang drei nach vorne, sieben Sekunden nach ihr folgt Natalia Nepryaeva vor dem morgigen Massenstart auf die Alpe Cermis.

Beste Taktik führt zum Sieg

Oskar Svensson (SWE) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herren verpasste Federico Pellegrino seinen vierten Sprintsieg in Serie ebenso wie Alexander Bolshunov den historischen sechsten Sieg in Serie. Stattdessen schlug ein anderer den beiden Favoriten ein Schnippchen: Oskar Svensson. Zunächst hatten aber Bolshunov und Pellegrino in der Gruppe alles im Griff, bis es zu der entscheidenden Abfahrt ins Stadion kam. Wie zuvor in einigen Heats der Herren gab es auch diesmal wie erwartet wieder Stehversuche auf der Kuppe. Niemand wollte die ungünstige Führungsposition haben, bis der Schwede plötzlich mit Schwung in die Abfahrt startete. Durch dieses Manöver überraschte er die Favoriten, die keinen Windschatten mehr hatten, als sie etwas zu spät reagierten. Zwar versuchten die Russen auf der Zielgeraden alles, konnten den Schweden aber nicht mehr ganz erreichen. Für Oskar Svensson war es der erste Weltcupsieg seiner Karriere, bei dem er im Ziel von der laut jubelnden Maja Dahlqvist erwartet wurde, die ihm sofort um den Hals fiel. „Ich wusste, dass oben das Tempo rausgenommen wird. Dann bin ich mit hartem Tempo rein in die Abfahrt und das war der Schlüssel zum Sieg“, sagte er im FIS Interview. Beim schwedischen Fernsehen äußerte er sich ausführlicher und emotionaler: „Das fühlt sich absolut fantastisch an. Das ist es, wovon du dein Leben lang träumst, wenn du mit dem Langlauf beginnst. Das fühlt sich noch so irreal an. Das fühlt sich an, als wäre ich meine ganze Karriere in die falsche Richtung gelaufen. Das kommt alles so plötzlich und fühlt sich unglaublich gut an.“ Auch Linn Svahn freute sich neben der Bande sichtlich mit ihrem Teamkollegen. Für die schwedischen Herren war es der erste Sieg seit 2017 und der erste Sprintsieg seit 2014. Gleb Retivykh wurde Zweiter vor Alexander Bolshunov, der von seinem dritten Platz enttäuscht zu sein schien. Retivykh hatte vorher jedoch sogar Zweifel, ob er würde starten können. Sein Problem ist sein schon seit langen zu niedriger Puls, den er auch bei Wettkämpfen und im Training kaum in die Höhe bekommt. „Gestern war ein kritischer Moment. Ich fiel zurück und es war sogar schwierig, um den ersten Bonus zu kämpfen. Heute Morgen hatte ich Probleme beim Aufwärmen und als ich dann in den Prolog startete, war mir klar, dass ich so nicht laufen kann, nichts klappte. Aber dann riefen sie mir zu, dass ich Zweiter bin und 0,5 Sekunden verloren habe, war ich sehr überrascht, weil es sich überhaupt nicht schnell anfühlte“, erklärte er bei MatchTV. „Aber als ich später einen Blick auf den Puls warf, hatte der im Prolog nicht mal das Ende des dritten Intensitätsbereichs erreicht. Danach schmiss ich die Pulsuhr in die Ecke und konzentrierte mich auf die Finals.“ Federico Pellegrino verpasste das Podium als Vierter, Valentin Chauvin wurde Fünfter vor dem schon früh abgeschlagenen Artem Maltsev. In der Tour de Ski baute Bolshunov seinen Vorsprung auf uneinholbare 3:22 Minuten aus.

 

Karlsson steigt aus – Cologna nur Prolog

Dario Cologna (SUI) © Modica/NordicFocus

Frida Karlsson wird die Tour de Ski nicht beenden. Zweifel äußerte sie schon in den letzten Tagen in Interviews nach ihrer „Klimmzug-Verletzung“. Nach dem Aufwärmen am Morgen entschied sie sich, im Hinblick auf die WM die Tour de Ski nicht zu beenden. „Als wir gestern darüber sprachen, war sie zuversichtlich. Aber als sie am Morgen zum Einlaufen ging, spürte sie, dass es sie behindern würde, so dass wir uns entschieden, dass sie nicht startet“, sagte Team Manager Anders Byström im schwedischen Fernsehen. „Das ist schade, sie hätte eine gute Chance gehabt, heute aufs Podium zu laufen. aber die Gesundheit ist wichtiger.“ Dario Cologna startete immerhin im Prolog, den er als guter 17. beendete. Anschließend wartete man bei der Heatsauswahl aber vergeblich auf ihn, so dass er am Ende den übrig bleibenden Startplatz in Heat drei erhielt. Bald darauf informierte aber die FIS, dass Dario Cologna im Viertelfinale nicht mehr antreten, aber die Tour de Ski morgen fortsetzen wird. Mit Absolvieren des Prologs ist dieses Vorgehen möglich. Wie die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtet, hätten die tiefen Temperaturen der letzten Tage Colognas Lunge strapaziert. Um beim Anstieg zur Alpe Cermis am Sonntag voll leistungsfähig zu sein, gibt der vierfache Olympiasieger am Samstagnachmittag der Regeneration den Vorzug.

DSV Athletinnen im Viertelfinale, Fähndrich Elfte

Katharina Hennig (GER), Jessie Diggins (USA), Ebba Andersson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei nur noch 42 startenden Athletinnen war die Chance auf das Viertelfinale für die Distanzläuferinnen im DSV groß wie nie. Bis auf Julia Preußger schafften auch alle den Sprung unter die besten 30, im Viertelfinale war jedoch für alle Schluss – auch wenn Katharina Hennig als Dritte ihres Laufes hinter Diggins und Dahlqvist nur sehr knapp scheiterte und im Endklassement Rang 15 belegte. In den Lauf mit drei Athletinnen aus den Top4 der Gesamtwertung musste sie zwischenzeitlich kleine Lücken zulaufen und ließ immerhin ihre direkte Konkurrentin Ebba Andersson hinter sich. „Ich glaube, das war heute für mich ein guter Sprint. Das Viertelfinale sehe ich ja nicht so oft und wenn ich es sehe, dann gehe ich meistens ziemlich blau ab der Hälfte, das war heute nicht so. Das heißt für mich ein positives Fazit“, sagte sie und sieht dem morgigen Tag an der Alpe Cermis etwas zwiegespalten entgegen: „Natürlich freue ich mich, das ist eine besondere Herausforderung und etwas Cooles, das als Sportlerin zu erleben, aber ich weiß auch, dass mich eine Menge Schmerz erwarten wird.“ In der engen Tour de Ski Wertung rutschte Hennig allerdings von vier auf acht zurück. Bis zum Podium sind es allerdings nur 36 Sekunden. Antonia Fräbel und Pia Fink belegten die Plätze 22 und 23 hinter Laurien van der Graaff. Teresa Stadlober schaffte ebenfalls den Sprung unter die besten 30. Als einziger deutschsprachiger Athletin gelang Nadine Fähndrich ein besseres Resultat mit Rang elf. Die Schweizerin wurde zu Beginn des Halbfinals leicht von Linn Svahn behindert, die sich vor ihr einreihen wollte, was sich aber mit einem Spurwechsel der Schweizerin beheben ließ und auch zu keiner Strafe führte. Später ging sie als Vierte in die Abfahrt und kam als Sechste ins Ziel, weil sie wie Anamarija Lampic nicht an der Phalanx vor ihnen vorbeikam.

Brugger wieder in den Top10

Janosch Brugger (GER) © Modica/NordicFocus

Auch im Klassiksprint konnte Janosch Brugger wieder die deutschen Fahnen hochhalten. Er schaffte den Sprung ins Halbfinale und damit zum dritten Mal in der Tour de Ski einen Platz unter den besten Zehn. Eigentlich hätte es als Dritter seines Viertelfinals über die Zeit knapp nicht für das Halbfinale gereicht, aber als Lauf-Sieger Richard Jouve wegen Verursachung eines Sturzes des Tschechen auf den letzten Platz zurückgestuft wurde, konnte der Deutsche noch eine Runde aufrücken. Im Halbfinale hielt er sich zunächst hinten auf, ging dann als Dritter in die Abfahrt, wo aber im Zielsprint die Kräfte fehlten. Am Ende bedeutete der vierte Platz Rang acht. „Da war relativ viel Dampf drin und ich wusste, dass mir der letzte Anstieg gut liegt. Am Ende reicht es nicht ganz, aber trotzdem mega, mega cool, dass ich im Halbfinale so weit vorne mitlaufen konnte“, freute er sich. Ebenfalls in diesem Halbfinale vertreten war der Schweizer Candide Pralong, der am Start über das ganze Gesicht strahlte. Eine Runde weiter gekommen war er nur durch einen Massensturz vor ihm, von dem er als Zweitplatzierter im Ziel profitieren konnte. Schon wieder war der gestrige Sturzverursacher William Poromaa betroffen, als sich in der Abfahrt sein Ski und der von Francesco de Fabiani berührten. Ein Schuldiger ließ sich diesmal aber nicht finden. Wie auf der zweiten Etappe beim Sturz seiner Landsmänner musste Ivan Yakimushkin wieder den ganzen weiten Weg um den Sturz herum gehen, während nur Pralong und Maltsev ungeschoren durchkamen. Der Schweizer belegte nach dem Halbfinale schließlich den zwölften Platz. Roman Furger belegte Rang 16, der zweite Deutsche in den Heats, Thomas Bing, Platz 19. Auch Mika Vermeulen schaffte erstmals den Sprung ins Viertelfinale, er wurde 25. „Für mich war das heute ein Wahnsinn, klassisch ist eigentlich meine schlechteste Disziplin und nun habe ich mein bestes Tourergebnis erreicht, mit dem habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin glücklich, es war bisher eine lehrreiche Tour und morgen geht es noch auf die Alp de Cermis“, meinte der glückliche Österreicher.

=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Tour de Ski Damen nach sieben Etappen

=> Ergebnis Sprint KT Herren
=> Tour de Ski Herren nach sieben Etappen

 

 

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