Am Beispiel American Birkebeiner Skimarathon: Das Fluor-Verbot in der Umsetzung

American Birkebeiner © American Birkebeiner

Während man sich im Rest der Welt auf die Einführung des Fluor-Verbots der FIS und der IBU vorbereiten muss, ist es in den USA bereits seit drei Wintern in Kraft. Wir haben uns mit den Verantwortlichen des American Birkebeiner unterhalten, wie die Umsetzung klappt und ob es positive Fälle gab. 

Nationales Programm mit Auswertung in Deutschland

Beim American Birkebeiner, dem Worldloppet Rennen der USA und zugleich größten Skimarathon des Landes, gilt seit inzwischen drei Auflagen ein komplettes Fluor-Verbot. Allan Serrano, technischer Delegierter bei Weltcup-Rennen und früherer Event-Direktor, ist inzwischen für die Umsetzung und Kontrolle dieses Verbots verantwortlich. „Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass unsere primäre Strategie zur Kontrolle der Verwendung von Fluor-Produkten darin besteht, die Teilnehmer einfach darüber zu informieren, dass diese Produkte eine Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen und daher verboten sind. Wir möchten uns auf die Tatsache konzentrieren, dass es 6.000 Menschen gibt, die jedes Jahr zusammenkommen, um ihre Liebe zum Skilanglaufen und zur Skigemeinschaft zu zelebrieren und sich selbst herauszufordern, mit dem Ziel, das Ziel zu erreichen oder vielleicht einen hervorragenden Platz unter Gleichgesinnten zu belegen. Für praktisch alle diese Menschen reicht es aus, sie zu bitten, kein Fluor zu benutzen“, so Serrano. „Natürlich sind wir uns auch bewusst, dass wir, da wir ein gutes Preisgeld ausloben, Teil des FIS-Kontinentalcups sind und wissen, dass eine kleine Anzahl von Leuten dafür bekannt ist, auch ohne die Hoffnung auf große Preise zu betrügen, das Verbot mit Zähnen durchsetzen müssen. Wir haben zwei Gruppen von Teilnehmern, die der Ausrüstungskontrolle unterliegen. Die eine ist die FIS Seeded Group, eine Gruppe professioneller Athleten, die ein FIS-Punktekriterium erfüllen. Die andere ist unsere traditionelle „Elite Wave“, die sich aus den 200 besten Männern und 50 besten Frauen des Vorjahresrennens zusammensetzt. Wir wählen einige dieser Athleten nach dem Zufallsprinzip aus (die genaue Anzahl geben wir nicht bekannt), um mit Hilfe des SkiFT-Systems eine Stichprobe ihres Skibelags zu erstellen. Diese Proben werden an das Fraunhofer-Institut in Freising gesandt, um das Vorhandensein von Fluor in ihrem Spektrometer zu analysieren. Das SkiFT-System liefert einen Bericht über die Proben mit der Bewertung „kein Fluor nachgewiesen“, „leicht erhöhte Fluorwerte“ oder „Fluor nachgewiesen“. Das System erkennt an, dass aufgrund der Geschichte eines Skis und der zu seiner Präparation verwendeten Ausrüstung in einer Probe einer ehrlichen Person, die ihren Ski für den Wettkampf mit Fluor-freien Produkten präpariert hat, etwas Rest-Fluor nachgewiesen werden kann. Diese „leicht erhöhten“ Werte werden nicht als Vorteil gegenüber einer Probe ohne Fluor angesehen.“

Bislang keine Disqualifikation und überschaubare Kosten

Zum Kostenfaktor erklärt Serrano: „Die Fixkosten für die SkiFT-Ausrüstung, die über das nationale Programm geteilt werden, belaufen sich auf etwa 1.000 Dollar. Die Kosten für die Ausrüstungskontrolle und die Analyse der Proben können sich auf 2.000 bis 4.000 Dollar belaufen. Wir haben ein Team von zehn Freiwilligen, die die Ausrüstungskontrolle durchführt.“ Neben den Kosten sind es insbesondere die zu erwartenden Ergebnisse, die dem einen oder anderen Veranstalter Sorge bereiten. Allerdings waren die Ergebnisse der Tests beim American Birkie bislang äußerst zufriedenstellend: „In den ersten beiden Saisonen haben wir in den Birkie-Proben keine positiven Fluor-Nachweise gefunden. In Kombination mit all unseren nationalen Proben haben wir zwölf Prozent mit einem „leicht erhöhten“ Befund zurückbekommen, der Rest hatte kein Fluor. Die diesjährigen Proben sind noch nicht analysiert worden. Sie befinden sich zusammen mit den übrigen nationalen Proben auf dem Weg zu Fraunhofer zur Analyse.“ Doch was würde passieren, wenn eine Probe positiv auf Fluor getestet würde? „Auf nationaler Ebene haben wir darüber diskutiert, dass Verstöße mit einer höheren Sanktion als einer Disqualifikation – etwa einer Suspendierung – geahndet werden könnten, ähnlich wie bei einem Dopingvergehen. Ich vermute, dass die FIS eine ähnliche Maßnahme in Erwägung ziehen würde, wenn ein eindeutiger Fall von Betrugsabsichten vorliegt.“ Aktuell wäre es so, dass laut Event-Direktor Ben Popp eine Disqualifikation des entsprechenden Athleten erfolgen würde. „Was die nächste Saison angeht, so kennen wir den Plan noch nicht. Wir erwarten, dass die vollständige Umsetzung der FIS die Situation bei allen Wettbewerben verbessern wird. In den USA werden neue Fluor-Rezepturen bereits nicht mehr verkauft. Aber es gibt immer noch Produkte der alten Generation, die in Geschäften angeboten werden und in Wachskoffern schlummern, so dass ich vermute, dass wir noch ein oder zwei Saisonen lang einen aktiven Kontrollplan für die Wettkämpfer an der Spitze des Rennens haben werden“, so Serrano.

Ein Kommentar

  1. Stefan Eich

    Guten Morgen!! 🙂

    Jetzt habe ich in meinem Wachskoffer schon noch fluorhaltiges Gleitwachs. HF- u. LF-Wachse von TOKO. Was soll damit geschehen? Entsorgen über den Hausmüll? Aufbrauchen? Was macht ihr damit?

    Lieben Gruß

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