Biathlon WM Oberhof: Denise Herrmann-Wick gewinnt Silber in der Verfolgung hinter Julia Simon

Denise Herrmann-Wick (GER), Julia Simon (FRA), Marte Olsbu Roeiseland (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Julia Simon wird Weltmeisterin in der Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof. Denise Herrmann-Wick sichert sich Silber vor der Norwegerin Marte Olsbu-Roeiseland. Sophia Schneider will unbedingt zur Blumenzeremonie und kommt nach beeindruckender Laufleistung auf Rang fünf.

Julia Simon nervenstark im letzten Schießen

Julia Simon (FRA) © Reichert/NordicFocus

In einem spannenden Verfolgungswettkampf fiel die Entscheidung wie so oft beim letzten Schießen. Nach drei fehlerfreien Schießeinlagen verfehlte die Französin Julia Simon, die als Zehnte das Rennen aufnahm, nur im vierten Anschlag eine Scheibe und überquerte nach einer Strafrunde mit 27 Sek. Vorsprung vor Denise Herrmann-Wick als Weltmeisterin in der Verfolgung die Ziellinie. Denise Herrmann-Wick lag bis zuletzt auf der Spitzenposition, verfehlte aber im entscheidenden Schießen eine Scheibe mehr als Julia Simon und behauptete den Silberrang vor der Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland, die 10,7 Sek. nach Denise Herrmann-Wick ins Ziel kam. Mit deutlichem Abstand von über einer Minute platzierte sich dahinter ihre Teamkollegin Ingrid Landmark Tandrevold und nur 8 Sek. später erreichte nach einer bombastischen Schlussrunde Sophia Schneider mit vier Extrarunden im Gepäck das Ziel auf dem fünften Rang. Lou Jeanmonnot wurde Sechste und machte letztlich mit nur einem Fehlschuss zwanzig Plätze gut.

Der Zug hat hoffentlich weiterhin keine Bremse

Denise Herrmann-Wick (GER) © Manzoni/NordicFocus

Nach dem Rennen freute sich Denise Herrmann-Wick über ihre Silbermedaille und gab zu, dass sie vor dem Rennen sehr aufgeregt war. „Die Bedingungen haben sich gewandelt, es war richtig hart, nicht so schnell. Von der Sicht war es auch schwierig, aber von der Atmosphäre richtig cool. Ich wusste schon, dass es wieder zum Grande Finale kommt und heute habe ich den Kürzeren gezogen mit zwei Fehlern. Man denkt an das Endresultat auf Matte eins. Ich habe versucht auf der Schlussrunde alles rauszuhauen, ich wusste das ich gut drauf bin, aber im dritten Wettkampf merke ich, dass die Beine eine pause brauchen,“ so Denise Herrmann-Wick nach dem Rennen im ZDF, die es als Genuss bezeichnete, den Birxsteig hochzulaufen, auch wenn die Beine gebrannt haben und hofft, dass ihr Zeug weiterhin keine Bremse hat. 

Rennverlauf – Erste Runde

Denise Herrmann-Wick war die Gejagte in der Verfolgung von Oberhof. Mit nur 2,2 Sek. Vorsprung eröffnete sie das Rennen, bevor die Schwedin Hanna Oeberg ins Rennen ging. Die Dritte, die Schwedin Linn Persson, kam erst mit 26,6 Sek. Abstand ins Rennen. Die LOTTO Thüringen Arena am Rennsteig hüllte sich wieder in den gewohnten Thüringer Nebel und zeitgleich kamen die beiden in Führung liegenden zum ersten Anschlag. Der Wind spielte keine Rolle, aber beide mussten in die Strafrunde abbiegen. Hanna Oeberg kam mit 5,1 Sek. Vorsprung zurück in die Loipe, Linn Persson folgte nach einer Null nur 2,6 Sek. später und mit deutlichem Abstand reihten sich Julia Simon und Sophia Schneider nach einer Null 26 Sek. später ein. Auf der Runde setzte sich Denise Herrmann-Wick wieder an die Spitze aber die beiden Schwedinnen blieben eng an ihren Skienden. Julia Simon, Sophia Schneider und Anna Magnusson kamen im Dreierpack weiterhin mit ca. 28 Sek. Abstand. 

Rennverlauf – Zweite Runde

Beim zweiten Schießen nahmen erneut, wie schon beim ersten Liegendanschlag Denise Herrmann-Wick und Hanna Oeberg zeitgleich auf der Matte Platz. Denise Herrmann-Wick hielt sich fehlerfrei während Hanna Oeberg zwei Extrarunden kassierte. Mit 23,4 Sek. Vorsprung nahm die Deutsche die nächste Runde in Angriff und erste Verfolgerin war nach einer weiteren Null die Französin Julia Simon. Linn Persson hatte bereits auf der Runde den Anschluss zur Spitze verloren, verfehlte zwei Scheiben und fiel zurück auf Platz 10, hinter Janina Hettich-Walz und vor Sophia Schneider.  Die Norwegerin Juni Arnekleiv machte nach weiteren fünf Treffern einen großen Sprung nach vorne auf die dritte Position und mit deutlichem Abstand war Hanna Oeberg auf die vierte Position gerutscht. Auf der Runde zum dritten Schießen baute Denise Herrmann-Wick ihren Vorsprung zu Julia Simon aus.

Rennverlauf – Dritte Runde

Denise Herrmann-Wick stand auf Schießbahn eins, schoss konzentriert, musste aber eine Runde in Kauf nehmen und war weg bevor Julia Simon zum Schießen bereit war. Simon räumte alle fünf Scheiben ab, ging an die Spitze aber Denise Herrmann-Wick kam 1,5 Sek. hinter ihr aus der Strafrunde. An dritter Position lief nach einer Strafrunde Ingrid Landmark Tandrevold und nur 15 Sek. später reihte sich nach einer Null die Deutsche Sophia Schneider ein. Auch Hanna Kebinger brachte die Null und hatte sich an die siebte Position nach vorne gearbeitet.

Rennverlauf – Vierte Runde

Auf dem Weg zum entscheidenden Schießen ging Denise Herrmann-Wick erneut an die Spitze und legte gleich einige Meter zwischen sich und die derzeitige Führende in der Gesamtweltcupwertung aus Frankreich, Julia Simon, während Sophia Schneider mit hervorragender Laufleistung die beiden Norwegerinnen Tandrevold und Roeiseland hinter sich ließ und Hanna Kebinger an der Schwedin Linn Persson vorbei zog. An der Spitze hatte es den Anschein, dass Julia Simon der Deutschen gerade in den Anstiegen nicht folgen konnte, aber in den Abfahrten aufholte. Unter den tobenden Zuschauern kamen die beiden in die Arena zum letzten Schießen. Denise Herrmann-Wick nahm erneut auf Schießbahn eins Platz. Julia Simon neben ihr verfehlte eine Scheibe, Denise Herrmann-Wick deren zwei und beide bogen in die Strafrunde ein, bevor Sophia Schneider allein am Schießstand ankam. Sie verfehlte zwei Scheiben, bog in die Runde ab und Marte Olsbu Roeiseland nutze die Chance und mit tadellosem Schießen schob sie sich an die dritte Position mit 8 Sek. Rückstand hinter Denise Herrmann, die ihrerseits 28,3 Sek. hinter Julia Simon an zweiter Position Richtung Ziel lief. 

Sophia Schneider mit Karrierebestleistung

Sophia Schneider (GER) © Manzoni/NordicFocus

Sophia Schneider kam an neunter Position mit 1:15,4 Sek. Rückstand, hinter ihr nur 2,4 Sek. später Hanna Kebinger aus dem Schießstand Richtung Ziel. Beide liefen eine großartige Schlussrunde und Sophia Schneider kam als Fünfte ins Ziel, Hanna Kebinger auf einem hervorragenden achten Platz. Sophia Schneider lief drittschnellste Schlussrunde und auch drittschnellste Gesamtzeit, schneller noch als Denise Herrmann-Wick. „Ich war eigentlich relativ entspannt heute vor dem Rennen, hatte im Sprint schon ein gutes Rennen gezeigt und hatte eine gute Ausgangsposition. Beim Einlaufen habe ich gemerkt heute sind noch mal mehr Leute als im Sprint da und am Birxstieg war es wirklich crass. Ich war noch nicht so oft in so einer Situation, da lernt man wieder draus. In der vierten Runde habe ich auf der Strecke mitbekommen, dass ich auf Medaillenkurs bin, da bekommt man schon ein Kribbeln im Körper. Ich war noch nie in einer solchen Situation. Ich war allein auf der Strecke, hatte keine vor mir, keine hinter mir und kam alleine zum Schießen. Ich habe versucht mich zu fokussieren, dann sind die zwei Fehler passiert. Ich wollte dann die zwei vor mir noch schlagen. Die Französin hat mich auf der Henkelschleife noch attackiert, aber ich habe nicht locker gelassen, ich wollte zur Flower Ceremony,“ so eine glückliche Sophia Schneider nach dem Rennen im ZDF, die sich damit ihren Wunsch erfüllte und Blumen in Empfang nehmen konnte.

Hanna Kebinger wird Achte

Hanna Kebinger (GER) © Manzoni/NordicFocus

Hanna Kebinger hat sich auf der Schlussrunde noch um zwei Plätze nach vorne gearbeitet und mit dem achten Rang ihre persönliche Karrierebestleistung geboten. „Ich habe versucht überall fokussiert zu bleiben, liegend war es nicht so einfach, liegend hat man die scheiben so gut wie gar nicht gesehen. Ich bin trotzdem super happy mit dem Rennen. Ich weiß, dass ich stehend defintiv Null schießen kann, daran habe ich festgehalten und das Rennen ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Das ganze Rennen bleibt mir in Erinnerung. Eingebrannt hat sich der Schluss, wo wir zu viert Richtung Henkelschleife gelaufen sind. Es hat super Spaß gemacht und ich habe gekämpft bis zum Schluss und freue mich wahnsinnig über den achten Platz,“ so Hanna Kebinger. Janina Hettich-Walz hat sich im ersten Teil des Rennens mit zwei fehlerfreien Schießen im Liegen gut nach vorne gearbeitet, aber nach drei Strafrunden im ersten Stehendanschlag brachte sie im entscheidenden Schießen zwar die Null und kam am Ende um drei Ränge gegenüber dem Sprint verbessert als Zwanzigste ins Ziel. Weniger erfreulich lief es bei Vanessa Voigt. Die gute Schützin kam in keinem Anschlag fehlerfrei durch und musste sich schließlich nach fünf Extrarunden mit Rang 46 zufrieden geben.
Amy Baserga wurde beste Athletin aus der Schweiz. Von Rang 39 verbesserte sie sich nach zwei Strafrunden auf Platz 26, dicht gefolgt von der Österreicherin Lisa Theresa Hauser, die nach insgesamt sieben Fehlschüssen auf den 27. Rang zurück fiel.
Lisa Vittozzi und Elvira Oeberg haben krankheitsbedingt auf einen Start in der Verfolgung verzichtet. Bitter für die Italienerin, die nach Rang fünf im Sprint durchaus Podestchancen hatte. 

Ergebnis Verfolgung Damen

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