Langlauf WM Planica: Schweden und Norwegen gewinnen Teamsprint – Gimmler/Carl Vierte

Jonna Sundling (SWE), Emma Ribom (SWE) © Modica/NordicFocus

Im Teamsprint in der freien Technik bei der Nordischen Ski WM in Planica haben sich mit Schweden und Norwegen die Favoriten durchgesetzt. Ribom/Sundling gewannen vor Kalvå/Weng und Diggins/Kern. Laura Gimmler und Victoria Carl wurden sehr gute Vierte. Bei den Herren triumphierten Golberg/Klæbo vor De Fabiani/Pellegrino und Jay/Jouve. Friedrich Moch und Janosch Brugger wurden Siebte.

Ribom/Sundling werden Favoritenrolle gerecht

Jonna Sundling (SWE), Emma Ribom (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Über Nacht ist der Winter eingekehrt in Planica inklusive kälterer Temperaturen und 17 Zentimeter Neuschnee, was zu veränderten Wachsbedingungen führt. Glücklicherweise wurde heute im Teamsprint aber geskatet, in klassischer Technik hätte es noch mehr Probleme mit dem Material gegeben. Zum Wettkampf herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt und langsame Bedingungen durch den Neuschnee. Um 11:30 Uhr liefen die Athleten jeweils einzeln eine Prologrunde, deren Zeiten dann addiert wurden. Die besten 15 Teams rückten ins Finale auf. Bei den Damen wurde das Tempo während des gesamten Finals von den Amerikanerinnen Jessie Diggins und Julia Kern gemacht. Dahinter reihte sich meist Schweden und dahinter Norwegen und Deutschland ein. Nach vier von sechs Runden kämpften nur noch drei Nationen um die Medaillen. Im Anstieg versuchte Jonna Sundling eine erste Attacke von Platz drei und setzte sich an die Spitze vor Tiril Udnes Weng. Kurz darauf folgte die nächste Attacke, aber die Norwegerin blieb ihr auf den Fersen. Ab der Unterführung und dem anschließenden s-förmigen Anstieg musste Julia Kern eine Lücke aufgehen lassen. Die Entscheidung um Gold fiel direkt vor dem Stadion, als Jonna Sundling zum dritten Mal angriff und dem erneuten Gold mit der im Ziel auf und ab hüpfenden Emma Ribom entgegenlief. Anne Kjersti Kalvå und Tiril Udnes Weng gewannen Silber und Jessie Diggins und Julia Kern jubelten über Bronze. „Das ist ein tolles Gefühl. Es war ein ziemlich hartes Rennen. Das Tempo war von Anfang an sehr hoch, so dass ich nun glücklich bin, dass wir das Rennen als Weltmeisterinnen beenden“, freute sich Emma Ribom und Jonna Sundling sagte: „Ich hatte den Plan, in der letzten Runde ein immer höheres Tempo anzuschlagen und das hat geklappt. Ich bin sehr glücklich, aber es war hart.“ „Ich denke wir feiern wieder mit einem Kuchen“, meinte Ribom – wie es schon bei Sundlings Sprinttitel der Fall war.

Platz vier für Gimmler und Carl

Victoria Carl (GER), Laura Gimmler (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Zuversichtlich waren die DSV-Damen in den Teamsprint gestartet, denn „wir sind gute Kandidaten für den Teamsprint, weil wir schnell sind und Ausdauer haben“. Ein bisschen schielte man Richtung Medaille, auch wenn Gimmler im Pressegespräch sagte: „Wir sind nicht direkte Medaillenkandidaten, was ich ganz angenehm finde. Klar können wir es schaffen an einem guten Tag, aber wir haben nicht so den Druck und die Erwartungen.“ So ein guter Tag wurde es aber leider nicht, denn Laura Gimmler bekam sichtlich Probleme, nachdem auf den ersten beiden Runden scheinbar alles perfekt lief und das Team sich immer an vierter Stelle versteckte. Gegen Ende ihrer zweiten Runde musste sie eine kleine Lücke aufgehen lassen, die ohne Windschatten schnell größer wurde. „Ich hasse es, wenn ich Recht behalte“, sagte Peter Schlickenrieder nach dem Rennen. „Ich habe gesagt, sie ist blau.“ Auch wenn Victoria Carl anschließend die Lücke wieder schloss, hatte sich bei Gimmler in Ruhe das Laktat weiter erhöht, so dass sie sich über die letzte Runde quälte und mit acht Sekunden Rückstand auf Edelmetall Victoria Carl ins Rennen schickte und im Ziel völlig erschöpft zusammenbrach. Die Teamsprint Olympiasiegerin konnte die Lücke allein nicht mehr schließen, so dass das DSV-Team Rang vier belegte vor den Schweizerinnen, die durch Anja Weber immer wieder abreißen lassen musste. Nadine Fähndrich schloss die Lücke in ihren ersten beiden Runden und sicherte sich im Zielsprint gegen Finnland Rang fünf.

Laktatstau bei Laura Gimmler

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Über den erneuten vierten Rang war der Teamchef aber nicht allzu traurig. Im ZDF sagte er: „Beide Mädels haben ein Toprennen hingelegt, aber Laura hatte wohl einen Laktatstau in der Muskulatur. Sie hat aber einen ihrer besten Skatingsprints hingelegt. Am Ende ihrer zweiten Runde habe ich gesagt, sie ist blau. Erholen konnte sie sich nicht, weil der Laktatwert in der Ruhe noch steigt. Nach vorne waren es dann elf Sekunden und kein Windschatten beim Runterfahren. Ich hätte gedacht, Vici macht, drei, vier Sekunden gut, aber keine elf. Wenn vorne gearbeitet wird und man den Anschluss nicht hat, hat man keine Chance.“ Die Damen hatten alles gegeben und gaben sich mit dem vierten Platz zufrieden: „Wir sind definitiv zufrieden. Wir haben gekämpft bis zum Schluss, wir können uns nichts vorwerfen. Wir haben 110% gegeben und die anderen waren einfach stärker“, sagte Victoria Carl und Laura Gimmler fügte hinzu: „Es war eine ganz spezielle Sprintrunde, der Anstieg ist ziemlich lang und mit dem Neuschnee sehr langsam. Es hat uns echt an die Grenzen gebracht. Die anderen Nationen haben auf viele Distanzläufer gesetzt. Wie die Vici schon gesagt hat, haben wir sogar 150% gegeben und so kann man sich keine Vorwürfe machen und einen vierten Platz kriegt man auch nicht geschenkt.“ Victoria Carl sagte zu ihrer Taktik: „Ich habe versucht, mir die Schwedin als Hinterrad zu suchen und ich habe gemerkt, dass die Ski sehr gut gehen und dadurch musste ich bis zur letzten Runde über die Kuppen nicht so viel investieren. Die letzte Runde war es nur ein Kampf.“ Nach kurzer Erholung hatte Laura Gimmler nach ihrer Schlussrunde blass um die Nase den Zielraum verlassen und sagte dazu am ZDF-Mikrofon: „Ich habe mich selten so kaputt gefühlt. Das Laktat hängt mir richtig in den Armen und Beinen. Ich muss mich nachher zwingen, auslaufen zu gehen, auch wenn man sich schwindelig und schlecht fühlt, dann soll es demnächst wieder besser werden.“ Bei xc-ski.de ergänzte sie: „Ich habe zehn Minuten gebraucht, bis ich wieder aufstehen konnte. Klar, eine Medaille will jeder, aber für uns war keine übrig“ und Vici Carl tat alles, um ihrer Teamkollegin zu helfen: „Ich wollte Laura am liebsten ein bisschen entgegen kommen und habe mich so weit hinten wie möglich aufgestellt beim Wechsel.“

Golberg/Klæbo nicht zu schlagen

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Paal Golberg (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Wie bei den Damen ging auch bei den Herren der Sieg an die Favoriten, nämlich an die Norweger Pål Golberg und Johannes Høsflot Klæbo. Wie zuvor gab es auch in diesem Finale quasi keine Positionswechsel, da es auf der kurvigen Strecke wenig Überholmöglichkeiten gab. Norwegen führte konsequent das Rennen an gefolgt von Italien und Frankreich. In Runde vier setzten sich fünf Teams von den anderen ab, in Runde fünf konnten allerdings die Medaillenkandidaten aus Schweden mit Calle Halfvarsson und die Kanadier nicht mehr folgen, so dass auch hier nur noch drei Nationen um Edelmetall kämpften. Nach dem letzten Wechsel baute Klæbo den norwegischen Vorsprung auf einige Meter aus, aber Federico Pellegrino kämpfte sich wieder heran, was Richard Jouve nicht mehr gelang. Die Italiener witterten Morgenluft nach der Aufholjagd, aber schnell wurde klar, dass Klæbo nur taktiert hat. Wenig später verschärfte er wieder das Tempo und stürmte dem Sieg entgegen. Wie er im Interview sagte, war das seine Taktik: „Ich ging ins sehr guter Position in meine letzte Runde und hatte schon fast zwei Sekunden Vorsprung. Ich bin clever angegangen und habe versucht, noch Kraft für den Schluss zu sparen. Es ist großartig, zusammen mit einem guten Freund und Teamkollegen zu gewinnen.“ Pål Golberg meinte: „Wir hatten einen sehr guten Prolog, das gab Selbstvertrauen. Zusammen im Feld zu laufen ist immer schwierig, man muss sich aus Problemen raushalten. Das haben wir gut geschafft.“ Francesco De Fabiani und Federico Pellegrino feierten die Silbermedaille vor den Franzosen Renaud Jay und Richard Jouve. Jay verdrückte nach dem Gewinn seiner ersten Medaille im Zielraum das eine oder andere Tränchen. Kanadas Graham Ritchie hängt auf der Schlussrunde noch Edvin Anger ab und sicherte sich und Antoine Cyr den vierten Rang vor Schweden.

Moch/Brugger besser als erwartet

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Duo war mit keinen großen Hoffnungen in das Finale gegangen – vor allem, nachdem Friedrich Moch und Janosch Brugger sich dafür nur sehr knapp als 15. und damit letztes Team qualifiziert hatten. Vor allem Brugger verlor viel Zeit und kam mit der 32. Zeit aus beiden Startgruppen ins Ziel, die kombinierte Zeit reichte aber, um sich mit vier Sekunden Vorsprung auf Japan ins Finale zu schieben. Als möglicher Ersatz für den Teamsprint war gestern noch der 21-jährige Jan Stölben, der 18. im Weltcup für Livigno, nachnominiert worden, am Ende gingen aber doch wie geplant Moch und Brugger ins Rennen. Nach der Qualifikation waren die Erwartungen natürlich gering: „Top10 wäre schon spitze, sie haben sich gerade auf den letzten Drücker qualifiziert. Da würde ich einen Freudenhüpfer machen“, sagte Schlickenrieder vor dem Finale. Im Finale schlugen sie sich dann aber besser als erwartet, nachdem Startläufer Moch nicht nach dem Start von hinten erst nach vorne gearbeitet hatten. Auf den ersten Runden hielten sie sich immer zwischen Platz fünf und zehn in der Spitzengruppe auf. Nachdem Moch das Team immer wieder weiter nach vorne gebracht hatte, musste Janosch Brugger in der vierten Runde eine kleine Lücke aufgehen lassen, die sein Teamkollege nach dem Wechsel nicht mehr schließen konnte. Moch war zunächst in einer Dreiergruppe mit Großbritannien und Polen, konnte das Tempo von Clugnet aber nicht mitgehen. Wie die Betreuer sagten, blieb Brugger auf seiner Schlussrunde zunächst hinter Dominik Bury und übersprintete ihn dann kurz vor dem Ziel. Das bedeutete Platz sieben hinter Clugnet/Young für das DSV-Team. Die Schweizer, die auf den erkrankten Valerio Grond verzichten mussten, kamen mit Roman Schaad und Janik Riebli als 13. ins Ziel, 25 Sekunden vor den Österreichern Benjamin Moser und Lukas Mrkonjic als 15.

Schlickenrieder: „Überzogen“ und dann „am Krawattl hochgezogen“

Janosch Brugger (GER) © Modica/NordicFocus

Peter Schlickenrieder war nach dem unerwartet guten Ergebnis nach dem verpatzten Prolog mehr als zufrieden mit seinem Team: „Der siebte Platz ist besser wie erwartet. Janosch hat sich am Krawattl hochgezogen und nach dem Prolog, wo er völlig überzogen hat am Berg, hat er gezeigt, was er kann und ein respektables Rennen gezeigt. Janosch ist ein Heißblut, der zu schnell reinstartet, darum umso höher zu bewerten, dass er das taktisch noch so hingekriegt hat auf der letzten Runde“, lobte der Teamchef. „Frie hat ein tolles Rennen gemacht, da sieht man, was er für ein Potential hat. Mittwoch habe ich ihn auf dem Zettel. Wir haben die Form zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin sehr zufrieden mit Mädels und Jungs. Es gibt jeder sein Bestes. Der 15er Skating ist der umkämpfteste Wettkampf. Wenn man da zu den Top8 gehört, gehört man zur Weltspitze und das will er beweisen.“ Auch die Athleten waren sehr zufrieden und hatten ihr selbst gestecktes Ziel erreicht: „Das ist auf jeden Fall ein Erfolg. Das hatten wir uns heute morgen vorgenommen, unter die besten Acht zu kommen. Das haben wir gut geschafft, aber klar war das nach dem Prolog nicht die optimale Ausgangsposition. Da konnte man nur noch gutmachen und gewinnen und das ist gut gelungen“, sagte Friedrich Moch bei xc-ski.de. Janosch Brugger kam im Laufe des Tages immer besser zurecht und sagte: „Ich habe heute extrem lange gebraucht, bis ich in das Rennen reingefunden habe. Bei den langsamen Bedingungen habe ich ein bisschen gekämpft am Anfang, aber je härter der Wettkampf wurde, umso besser wurde es eigentlich. Ich bin jetzt mit dem Finallauf mehr als zufrieden. Es war ein hartes Ding.“

 

=> Ergebnis Teamsprint FT Damen
=> Ergebnis Teamsprint FT Herren

 

Langlauf WM zum Nachlesen

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=> Mourao (BRA) und Jonsson (ISL) gewinnen Qualifikationsrennen
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=> Hennig erstklassige Vierte im Skiathlon – Andersson holt Gold

Stammtisch und Interviews

=> xc-ski.de WM Stammtisch am 22.02.2023 mit Dario Cologna und Jens-Jörg Rieck
=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Katharina Hennig nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023

 

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