Bieg Piastow in Szklarska Poreba

Benjamin Seifert © www.olivasoto.com

Am vergangenen Wochenende wurde parallel zum Vasalauf in Polen mit dem Bieg Piastow ein weiteres Worldloppet-Rennen ausgerichtet. Im herrlichen Skiareal Jakuszyce oberhalb von Szklarska Poreba, wo im letzten Jahr auch der Skilanglauf-Weltcup stattfand, standen insgesamt vier Rennen auf dem Programm.

Im vergangenen Jahr war ich mit meinem ehemaligen Teamkollegen Toni Escher aus dem Fischer-Subaru-Racing-Team erstmals beim Bieg Piastow am Start und die Erinnerungen an die Veranstaltung waren sehr gut. Zum einen weil wir im letzten Jahr beide jeweils zwei Siege erringen konnten und zum anderen waren die Wettkämpfe von der Stimmung und der kompletten Organisation herausragend und hoben sich doch sehr in positivem Sinne von anderen Veranstaltungen ab. Man merkte den Polen an, dass das komplette Organisationsteam mit viel Leidenschaft und Herzblut bei der Sache war und versuchte den Athleten und Zuschauern eine perfekte Veranstaltung zu bieten. Auch die Stimmung an der Strecke und im Stadion war fantastisch, was man auch schon im letzten Jahr während der Weltcup-Übertragung im Fernsehen sehen konnte. Da das Areal sehr weitläufig ist hat der Veranstalter die Möglichkeit vier verschiedene Runden über 10, 26, 30 und 50 Kilometer anzubieten. Vom Profil her finde ich alle Runden anspruchsvoll und abwechslungsreich und würde die Rennen von der Schwierigkeit her mit dem Skadi Loppet oder dem Kammlauf vergleichen.

Das Wettkampfwochenende startete bereits am Freitag, wo zahlreiche Teilnehmer die zehn Kilometer Classic-Strecke in Angriff nahmen. Wie schon im letzten Jahr bestimmten Toni Escher und ich von Beginn an das Rennen und konnten uns schnell vom Schweizer Martin Furrer und meinem Teamkollegen aus dem Fischer-Subaru-Racing Team, Viktor Novotny, lösen. Da sich auf der Strecke keiner von uns beiden absetzen konnte, lief es auf einen Zielsprint hinaus, den ich dann doch recht souverän gewinnen konnte.


Am Samstag stand das Hauptrennen über 50 Kilometer klassisch auf dem Programm. An diesem Tag hatten wir traumhaftes Wetter mit Sonnenschein, überfrorenem Schnee und einer perfekt präparierten Strecke. In einem harten Wettkampf, in dem das Tempo insgesamt von Beginn an hoch war, konnte ich bis zur Hälfte des Rennens problemlos allen Attacken der beiden Favoriten Jiri Rocarek und Petr Novak, dem aktuell Viertplatzierten in der FIS-Marathon-Cup-Gesamtwertung, folgen. Leider musste ich bei der entscheidenden Attacke bei Kilometer 35 etwas abreissen lassen und versuchte auf den folgenden Kilometern zusammen mit Toni Escher noch einmal an die beiden heran zu laufen. Leider gelang uns dies nicht mehr und so mussten wir sie ziehen lassen. Da nur wenige Sekunden hinter uns drei weitere Verfolger liefen, entschieden wir noch ein paar Kräfte zu sparen und die letzten Kilometer Richtung Ziel in der Gruppe zu laufen. So wurde es dann auch eher ein taktisches Rennen innerhalb der 5er Gruppe und alles lief auf einen Zielsprint hinaus. Da ich wusste, dass Daniel Slechta im Doppelstock auf der Zielgeraden sehr stark ist und ich im Normalfall chancenlos gegen ihn bin, musste ich mir eine Taktik zurechtlegen, um ihn irgendwie zu schlagen. Da man aus einer Abfahrt heraus auf die ca. 400-500 Meter lange leicht ansteigende Zielgerade einbiegt versuchte ich den Überraschungseffekt zu nutzen und attackierte sofort aus der Kurve heraus. Damit konnte ich gleich wenige Meter zwischen mich und meine Konkurrenten bringen und versuchte dann einfach nur den Sprint bis zur Ziellinie durchzuziehen. Auf den letzten 100 Metern sah ich dann aus dem Augenwinkel wie Slechta sich langsam neben mich schob. Aber ich mobilisierte noch einmal alle Kräfte und konnte mir ganz knapp Platz drei sichern, allerdings hätte das Rennen auch keine zehn Meter länger gehen dürfen. Meine Freude über Platz drei fühlte sich dann auch fast an als hätte ich das Rennen gewonnen. Damit hatte ich eines meiner großen Ziele für diese Saison, bei einem Worldloppet-Hauptrennen auf dem Podium zu stehen, erreicht und war sehr zufrieden mit Platz drei.

Am Sonntag ging ich dann zum Abschluss des Wochenendes noch beim dritten Wettkampf über 26 Kilometer klassisch an den Start. Diesmal machten mir aber das Wetter beziehungsweise die Vorhersagen einen ziemlichen Strich durch die Rechnung was das Material betraf. In keinem Wetterbericht war für den Sonntag Neuschnee vorausgesagt und so hatte ich dann mit Klisterski, die für die Bedingungen des Vortages präpariert waren, auch nicht gerade die schnellsten Ski im Vergleich zu meinen Konkurrenten. Körperlich fühlte ich mich allerdings überraschend gut und so konnte ich trotzdem bis drei Kilometer vor dem Ziel an Daniel Slechta und Dusan Kozisek dran bleiben. Da die letzten Kilometer Richtung Ziel aber bergab gehen, sprachen sich die beiden ab und forcierten dann eine harte Attacke und fuhren mir anschließend davon. Nach zwei guten Rennen war ich dennoch mit Platz drei zum Abschluss zufrieden und an diesem Tag war es auch das Optimum.

Nur eine Stunde nach dem Classic-Rennen wurde am Sonntag auf einem anderen Kurs auch noch das Skating-Rennen über 30 Kilometer gestartet. In diesem Rennen war Jiri Rocarek nach seinen sehr starken Leistungen in dieser Saison natürlich der Topfavorit. Aber Toni Escher lief ein starkes Rennen und konnte sich an einem längeren Anstieg von Rocarek lösen und sich den Sieg vor dem Polen Plywacyzk und Jiri Rocarek sichern.

Neben der wie schon eingangs erwähnten super Stimmung und den perfekt ausgeschilderten und präparierten Strecken sind auch die Siegerehrungen in Polen einzigartig. Sie finden immer sehr zeitnah nach dem Rennen statt und man bekommt nach dem Zieleinlauf eine Medaille umgehangen auf der die Zeit vermerkt ist, wann die Siegerehrung losgeht. Und daran halten sich die Veranstalter auch auf die Minute, was sowohl für die Zuschauer als auch Athleten von großem Vorteil ist, um langes Herumstehen und Warten zu vermeiden. Desweiteren werden bei jedem Rennen die ersten zehn Platzierten geehrt und es gibt tolle Sachpreise, im Hauptrennen Geldpreise für die ersten Drei und schöne Pokale. So machten sich Toni und ich nach fünf Podiumsplatzierungen auch in diesem Jahr wieder mit einem mit Preisen vollgepackten Auto auf den Heimweg.

Alles in Allem kann ich nur sagen, dass der Bieg Piastow wie schon im letzten Jahr wieder eine rundum gelungene Veranstaltung war und ich sicher gerne auch im nächsten Jahr wieder dort starte. Vielleicht zählt dann das Hauptrennen über 50 Kilometer Classic bereits zum FIS-Marathon Cup!?

Viele Grüße
Euer Benni