Langlauf Weltcup Drammen: Nilsson und Brandsdal triumphieren vor Kathedrale

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Eirik Brandsdal (NOR), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Stina Nilsson und Eirik Brandsdal haben den Klassiksprint an der Kathedrale in Drammen für sich entschieden. Die Schwedin gewann vor Krista Pärmäkoski und Hanna Falk, der Norweger ließ seinen Teamkollegen Johannes Høsflot Klæbo und Sergey Ustiugov hinter sich.

Technikzone eingeführt

Federico Pellegrino (ITA), Ristomatti Hakola (FIN), Sindre Bjoernestad Skar (NOR), Finn Haagen Krogh (NOR), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Auf Nachdruck der Norweger wurden sehr kurzfristig mehrere kurze „Technikzonen“ im Anstieg eingeführt, in denen definitiv klassisch gelaufen werden musste. So gehörte das ständige Doppelstockschieben vieler Athleten der Vergangenheit an. Diese Neuerung wurde erst in der Mannschaftsführersitzung beschlossen. So ging es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt darum, das richtige Wachs zu finden. Zudem herrschte zu Rennen kein Sonnenschein mehr, da die Schneewolken schon früher als vorhergesagt den Weg an den Oslofjord gefunden hatten. Im Halbfinale setzte dann auch schon Schneefall ein.

Falla früh raus, Nilsson nicht zu schlagen

Krista Parmakoski (FIN), Stina Nilsson (SWE), Hanna Falk (SWE), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Für die Weltmeisterin und Führende im Sprintweltcup Maiken Caspersen Falla endete der Wettkampftag viel früher als geplant. Schon im Prolog war mit der 31. Zeit Schluss für die Norwegerin, die völlig geschockt war und sich das Ausscheiden nicht erklären konnte. „Ich kann das nicht verstehen, ich hatte das Gefühl, ich bin schnell unterwegs“, sagte sie nach dem Prolog. So war der Weg frei für ihre Teamkolleginnen, Stina Nilsson und die Prolog-Schnellste Krista Pärmäkoski. Stina Nilsson war in allen ihren Heats sehr stark und bestritt auch das Finale von vorn. Kathrine Harsem und Krista Pärmäkoski bemühten sich um Anschluss, was ihnen aber nicht leicht fiel. Die Schwedin konnte sich gegen Ende des Anstiegs hinter der Kirche leicht absetzen und ging mit wenigen Metern Vorsprung in die lange Abfahrt. Dort konnte sich ihre Teamkollegin Hanna Falk auf Platz zwei vorschieben. Nach der scharfen Kurve um den zur zeit stillgelegten Brunnen ging es zum zweiten mal bergauf und Hanna Falk kämpften Seite an Seite um Platz zwei. Stina Nilsson war nicht einzuholen und gewann mit leichtem Vorsprung vor der Finnin, die das bessere Finish gegenüber Hanna Falk hatte. Dennoch freuten sich alle sichtlich über das Ergebnis. „Das ist das erste Sprintpodium meines Lebens. Ich bin so glücklich. Ich war nicht sicher, wie es nach den Weltmeisterschaften läuft, aber ich habe mich heute sehr gut gefühlt“, strahlte die Finnin. 46 Punkte liegt Stina Nilsson nun noch hinter Maiken Caspersen Falla im Sprintweltcup. „Es war sehr hart heute, das hätte ich nicht gedacht“, sagte die Schwedin und erzählte weiter: „Ich dachte, Maiken holt heute die Kristallkugel. Die Chance ist nun theoretisch noch da für mich, aber ich rechne nicht damit.“ Platz vier ging an Kathrine Harsem gefolgt von Ida Ingemarsdotter und Anamarija Lampic, die wie Pärmäkoski als Lucky Loser ins Finale gekommen war und dort nichts mehr zuzusetzen.

Überragender Klæbo doch bezwungen

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Eirik Brandsdal (NOR), Sergey Ustiugov (RUS), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Alle Heats mit dem deutlich Prolog-Schnellsten Johannes Høsflot Klæbo wurden auch klar von dem Norweger dominiert. So ging er als klarer Favorit ins Finale, wo er auf Höhe der Kirche wieder deutlich das Tempo anzog und eine kleine Lücke reißen konnte. In der Abfahrt gelang es Eirik Brandsdal wieder aufzuschließen, die anderen vier Athleten hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Im Anstieg ging dann allerdings dem Topfavoriten die Luft aus, Brandsdal ging aus dem Windschatten in die Spur neben seinen Kollegen und gab Gas. Er mobilisierte alle Kräfte und Klæbo musste einsehen, dass er keine Chance mehr hat. Er drehte sich um und sicherte auf den letzten Metern nach hinten ab. Nun hat er ein großes Ziel dicht vor Augen: „Ich werde nun nach Quebec fahren und nicht am Holmenkollen starten. Ich habe nun das rote Trikot des Sprintführenden und werde versuchen, es in Quebec zu verteidigen und die Kristallkugel zu gewinnen.“ Für Eirik Brandsdal war es der erste Weltcupsieg nach zwei Jahren Pause – auch damals triumphierte er hier in Drammen. Sergey Ustiugov wurde Dritter vor Petter Northug und Pål Golberg sowie Sondre Turvoll Fossli. Bis zu diesem Siegerinterview mit Eirik Brandsdal verging allerdings etwas Zeit, da er mit Klæbo und Ustiugov mit Jubeln die ganz große Runde um den Brunnen fuhren. Während der Zweit- und Dritplatzierte dann oben für das Siegerfoto auf Brandsdal warteten, klatschte der überglücklich immer noch einige Meter unterhalb mit den Zuschauern ab und legte sich danach auch noch unfreiwillig auf die Nase. Schließlich erschien er doch zum Foto und Siegerinterview und sagte: „Es ist eine tolle Strecke. Ich liebe den letzten Anstieg, das ist immer ein harter Kampf. Ich hatte so steife Beine und war müde, aber irgendetwas hat mir noch Kraft gegeben. Es ist ein tolles Gefühl nach einer schweren Saison für mich, dass die dann so schön endet.“

Northug feiert, Jönsson und Krogh disqualifiziert

Federico Pellegrino (ITA), Ristomatti Hakola (FIN), Sindre Bjoernestad Skar (NOR), Finn Haagen Krogh (NOR), (l-r) © Rauschendorfer/NordicFocus

Nach einer verkorksten Saison, einer WM mit wenig Starts und ohne Medaille meldete sich Petter Northug in Drammen zurück und ließ sich von den norwegischen Fans feiern. Im Viertelfinale zündete er im Schlussanstieg den Turbo zog an allen vorbei und erreichte als Erster das Ziel, wo er hinter der Linie sofort einen Rechtsschwung einlegte. Er jubelte Richtung Publikum und irritierte dabei die anderen Athleten, weil er ihnen etwas den Weg versperrte. Bestraft wurde er für diese leichte Behinderung nicht im Gegensatz zu einige anderen, die Gelb kassierten. Das blieb bei ihnen aber zumindest heute folgenlos. Disqualifiziert wurden zwei Athleten und Emil Jönsson nahm es mit Humor. Er bekam in Startposition stehend im Viertelfinale Übergewicht nach vorn, was als Fehlstart gewertet und mit seiner zweiten gelben Karte geahndet wurde. Lachend und kopfschüttelnd verließ er den Startbereich. So locker dürfte es Finn Hågen Krogh nicht genommen haben, der damit einen Top10-Platz verlor. Ihm wurde kein Fehlstart oder eine Behinderung zum Verhängnis, sondern das Missachten der klassischen Technik im Halbfinale. Der Norweger zeigte in der zweiten Rennhälfte immer eine tolle Aufholjagd, diesmal machte er aber mehrfach beim Spurwechsel einen Skatingschritt zu viel, was die zweite Gelbe zur Folge hatte.

Ringwald, Fähndrich und Van der Graaff scheitern im Viertelfinale

Sandra Ringwald (GER) © Rauschendorfer/NordicFocus

Für die deutschsprachigen Langläufer gab es nicht viel zu holen in Drammen. Das DSV-Team war ohnehin nur mit Sandra Ringwald, einige jungen Athletinnen und Junioren-Weltmeister Janosch Brugger angereist, die die Qualifikation nicht überstanden. So waren Sandra Ringwald und die Schweizerinnen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff die einzigen deutschsprachigen Langläufer in den Heats. Die DSV-Athletin hatte im heutigen Wettkampf keinerlei Chance auf ein Weiterkommen. Zu Beginn des Laufes war nur Marit Bjørgen noch hinter ihr, die heute scheinbar auch überhaupt nicht zurecht kam. Gegen Ende des ersten Anstiegs hinter der Kirche wurde Ringwald auf den letzten Platz durchgereicht und sie musste eine Lücke hinnehmen. Zwar konnte sie die in der Abfahrt wieder zufahren, nahm aber in der Kurve um die Statue außen den langen Weg und wurde etwas eingeklemmt, so dass sie ohnehin keine Chance mehr hatte. Besser machten es beide Schweizerinnen, die jeweils ein starkes Finish zeigten und sich im Anstieg noch auf drei schoben. Damit verpassten beide nur ganz knapp das Halbfinale: Nadine Fähndrich wurde als 13. gewertet, ihre Teamkollegin als 15. „Wir Schweizerinnen haben es heute unter die besten 15 geschafft! Ich habe mich schon den ganzen Tag sehr müde gefühlt, so dass ich mehr oder weniger zufrieden mit dem Ergebnis bin. Ich freue mich nun auf ein paar Tage Erholung, um dann am Sonntag nach Kanada zu fliegen“, meinte Laurien van der Graaff nach dem Rennen. 

 

=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren

=> Reaktionen aus Drammen: “In Quebec will ich die Sprintkugel verteidigen!”

 

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