Langlauf Weltcup: Sprint Wochenende in Ulricehamn steht bevor

Zuschauermassen in Ulricehamn (SWE) 2017 © Modica/NordicFocus

Im schwedischen Ulricehamn können sich die Athleten noch einmal im Einzel- und Teamsprint im freien Stil beweisen – aber viele WM-Starter sind schon im Trainingslager und damit nicht vor Ort….

Keine Zuschauer in Ulricehamn

Nachdem sich bei den letzten beiden Austragungen 2017 und 2019 mit jeweils Einzel und Staffel vor etwa 60.000 begeisterten Zuschauern einige Athleten augenzwinkernd über Tinnitus nach der Bombenstimmung an der Strecke beschwert hatten, wird es nun bei Einzel- und Teamsprint deutlich ruhiger an der Strecke in Ulricehamn, die durch die charakteristische Abfahrt und den parallel dazu liegenden Anstieg nach einer Haarnadelkurve bekannt wurde – Zuschauer sind in diesem Jahr nicht zugelassen, aber wie an vielen Wettkampforten kann man auch in Ulricehamn eine Audio Datei einreichen, um für Stimmung zu sorgen. Die Lassalyckan-Arena, in der die Langlaufrennen ausgetragen werden, liegt im Osten der Stadt am Rande der Wälder. Lassalyckan wurde in 2011 fertig gestellt und im unmittelbaren Umfeld können auch Sportarten wie Fußball, Eishockey, Eiskunstlauf, Radsport, Orientierungslauf, Boule und Golf betrieben werden. Außerdem bietet sich das Areal für Spaziergänge, Jogging und Mountainbiking an, außerdem natürlich Skilanglauf. Eine exzellente Kunstschneeanlage sowie die erst im Herbst 2016 auf 4,5 Kilometer ausgebaute Streckenbeleuchtung sorgen für perfektes Langlaufvergnügen. Zwei größere Langlauf-Veranstaltungen finden in Ulricehamn statt, der Västgötaloppet Skidor und der Ulricehamnloppet. Die Strecken in Ulricehamn befinden sich auf etwa 300 Meter Meereshöhe, haben aber dennoch die eine oder andere Schwierigkeit. Scharfrichter ist üblicherweise ein etwa 700 Meter langer Anstieg nach Kilometer drei, der aber nur im Einzelrennen zu bezwingen ist. In der Staffel war der Berg nur etwa 400 Meter lang. Ungefähr einen Kilometer nach dem Stadion nach einer langen Abfahrt geht es unmittelbar in eine Haarnadelkurve, bevor es den soeben hinabgefahrenen Anstieg wieder hinauf geht. Der Rest der Distanz Runde ist wellig und ohne größere Schwierigkeiten. Der Sprint lässt diesen charakteristischen Anstieg, an dem sich immer die Zuschauer ballten, aber komplett rechts liegen. Der Sprintkurs hat eine Länge von etwa 1500 Metern auf welligem Terrain. Der Unterschied vom tiefsten zum höchsten Punkt beträgt nur 20 Meter, der größte Anstieg ist in Wellen im ersten Teil der Runde zu absolvieren. Nach der Abfahrt folgen nur noch zwei kurze Anstiege über Brücken und der etwa 150 Meter lange ansteigende Zielsprint. 

Heimat von Hanna Falk

Ulricehamn (ausgesprochen: Ulrißehamm) ist eine Stadt mit 10.000 Einwohnern und eine dieser Einwohnerinnen war Hanna Falk, die neben Skimararthonläufer Oskar Svärd und Fußballtrainerin Pia Sundhage das bekannteste Gesicht der Stadt ist. Ulricehamn in Västergotland liegt 100 Kilometer östlich von Göteborg und 50 Kilometer westlich von Jönköping idyllisch an der Nordspitze des Åsunden-Sees, inmitten von Wäldern und verschiedenen Gewässern. Im Winter ist der Ort das Skisportzentrum Westschwedens. Ulricehamn ist als textilreiche Gegend bekannt mit guten Shoppingmöglichkeiten in der Stadt mit außergewöhnlichen und weitbekannten Läden. Sprintspezialistin Hanna Falk lebt allerdings schon lange nicht mehr hier, in der Jugend ging sie in Torsby aufs Skigymnasium, inzwischen lebt und trainiert sie in Falun. Dennoch sorgte sie durch ihre Bekanntheit und Erfolge dafür, dass der Run auf die Tickets bei den bisherigen zwei Austragungen sehr groß war – dieses Jahr aber aus bekannten Gründen leider nicht.

Corona Situation vor Ort

In den letzten sieben Tagen gab es in Ulricehamn 51 Neuinfektionen, beziehungsweise 21 neue Fälle pro 10.000 Einwohner, wie es in Schweden gerechnet wird. Landesweit gab es zuletzt aber noch 2800 Neuinfektionen in der Woche, auch wenn die Zahlen sich wöchentlich verringern. Insgesamt sind in Schweden bisher 11.815 Menschen an oder mit Covid19 verstorben. Seit dem Jahreswechsel haben sich die Infektionen in der Stadt halbiert, nachdem zu Weihnachten der schwedische Weg für gescheitert erklärt wurde und schärfere Maßnahmen eingeführt wurden. Zum Vergleich: Schweden hat doppelt so viele Einwohner wie die Nachbarländer Norwegen und Finnland, hatte aber mehr als zehnmal so viele Infektionen im letzten Jahr und fast die 20-fache Zahl von Toten.

Saisonende für Kerttu Niskanen

Für Kerttu Niskanen ist eine verkorkste Saison nun vorzeitig beendet. Nachdem sie sich in der gemeinsamen Vorbereitung mit Juho Mikkonen, ihrem Ehemann, Privattrainer und Teamkamerad in Personalunion, so viel vorgenommen hatte für den Winter, kam ihr zunächst der finnische Boykott von Davos und Dresden in die Quere, dann musste sie die Tour de Ski nach der ersten Etappe mit Magenbeschwerden aufgeben. In Lahti meldete sie sich mit Platz zwölf zurück, belegte am Freitag in Falun Platz 17 und quälte sich im Massenstart als Zwölfte ins Ziel. Während des Rennens waren (ohne gestürzt zu sein) Schmerzen im linken Schienbein aufgetreten, die sich vom Fuß bis zum Knie zogen und im Ziel so stark waren, dass sie von mehreren Teammitgliedern gestützt zum Bus geführt werden musste. Zu vermuten war bei ihren Beschwerden ein muskuläres Problem mit dem Fußheber beziehungsweise ein Schienbeinkantensyndrom oder Shin splints, wie es bei vielen Läufern oder Langläufern bei oder nach körperlicher Aktivität auftritt. Nach der Rückkehr nach Finnland begleitete ihr Bruder Iivo sie ins Krankenhaus, so überraschenderweise die Diagnose einer Tibia Fraktur, also der Bruch des linken Schienbeins, gestellt wurde. „Im Rennen hatte ich noch Adrenalin, aber im Ziel wurden die Schmerzen enorm stark und in Finnland wurde dann die Diagnose gestellt. Ich war in sehr guter Form und hätte in dieser Saison noch einiges erreichen können. Nun fühle ich mich unfassbar schlecht“, so Niskanen auf Instagram.

Kalla und Karlsson droht WM-Aus

Auch wenn sie für einen Start bei diesem Sprint Wochenende nicht vorgesehen waren, sind die Sorgen im schwedischen Team groß. Charlotte Kalla, 18. im Freistil Einzelstart, bot im Klassik Massenstart in Falun nur unzufriedenstellende Leistungen mit Platz 48 – nicht zuletzt wegen eines Sturzes. Das eigentliche Problem begann aber schon während des Aufwärmens, als sie einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte, der wohl muskulärer Natur ist. Nachdem die Schmerzen über das Wochenende stärker wurden, ließ sie sich anschließend untersuchen und versprach am Montag in einer Pressemeldung: „Ich werde mein Möglichstes tun, um so schnell wie möglich zurück zu sein, aber mir wurde schon gesagt, dass ich Geduld haben und in Ruhe meine Reha-Programm absolvieren muss.“ Teamarzt Per Andersson kann noch nicht sagen, wie lange es bis zur Rückkehr Kallas dauern wird: „Es hängt davon ab, wie es sich in den nächsten Tagen entwickelt, aber sehr schlimm ist die Verletzung nicht. Wir hoffen, dass sie bald wieder voll trainieren kann.“ Wie das Aftonbladet berichtet, hat Kalla schon seit 2009 immer wieder Rückenschmerzen, die immer wieder für Rückschläge sorgten. Auch für Frida Karlsson steht die WM in Frage, die Symptome eines Übertrainings aufweist – wie schon im letzten Winter. Während beider Rennen in Falun klagte sie über Müdigkeit, so dass sie auf den geplanten Start beim Sprint verzichtete. Sie wird nun das Training umstellen. „Wir hoffen, dass sie darauf gut reagiert und bis zur WM in gute Form kommt“, sagte Andersson bei Radiosporten. Am Mittwoch ruderte die Teamführung zurück, Frida Karlsson sei nicht übertrainiert. Team Manager Anders Byström teilte dem Expressen dies schriftlich mit. „Das stimmt nicht, aber dennoch sollte sie es zunächst etwas ruhiger angehen lassen, um die Batterien für den Weltcup aufzuladen.“ Über Calle Halfvarsson, der sich Trainingstipps von Gunde Svan geholt hatte und wegen seiner schwachen Leistung ebenfalls nach dem Falun Weltcup ärztlich untersucht werden sollte, gibt es noch keine Informationen.

Neun Schweizer in Ulricehamn

Das Schweizer Team in Ulricehamn besteht wieder aus den drei Sprinterinnen Nadine Fähndrich, Laurien von der Graaff und Alina Meier sowie sechs Sprintern. Mit dabei sind Roman Furger, Jovian Hediger, Roman Schaad sowie die jungen Valerio Grond und Janik Riebli. Auch Erwan Käser steht im Schweizer Aufgebot, obwohl er in Falun zunächst eine Verletzung befürchtete. „Bis zum letzten Anstieg war alles gut“, so der 28-Jährige, der bis zur Brücke im Stadion das Feld angeführt hatte. „Dann spürte ich etwas in meinem Bein und habe befürchtet, dass ich mir eine Muskelverletzung zugezogen habe. Aber so schlimm wird es schon nicht sein.“ 

Ausgedünntes Starterfeld drei Wochen vor WM

Insgesamt ist das Starterfeld für Ulricehamn vor der WM schon stark ausgedünnt, wie es auch unmittelbar vor den Titelkämpfen sein wird: Schon jetzt ist bekannt, dass Norwegen und Finnland den Weltcup in Nove Mesto komplett auslassen werden. Auch nach Ulricehamn entsendete Norwegen nur das B-Team, während die mutmaßlichen WM-Starter sich in Sjusjøen auf Oberstdorf vorbereiten. Russland schickt mit Sergey Ustiugov und Gleb Retivykh nur zwei Herren, die das Team an beiden Tagen vertreten, während der Rest der WM-Kandidaten um Alexander Bolshunov in Italien zum Training ist – zusammen mit Natalia Nepryaeva. Vom russischen Damen Team ist nur bekannt, dass Yulia Stupak nicht in Ulricehamn sein wird. Nach ihrer Erkältung vor Lahti hatte sie nur zwei Trainingstage, dann zwei Tage Training in Falun und dort drei harte Rennen – sie braucht eine Erholungspause. Das schwedisches Team bestreitet den zweiten Heimweltcup in Folge erwartungsgemäß mit einem großen Team aus zehn Damen und zwölf Herren, in dem alle Top Sprinter vertreten sind. Die Abwesenheit von Bolshunov gibt Federico Pellegrino die Möglichkeit, bei Einzel- und Teamsprint in seiner klar besseren Technik seine Führung im Sprint Weltcup auszubauen. Aktuell liegt der 30-Jährige aus dem Aostatal 65 Punkte vor Retivykh und 70 Punkte vor Bolshunov. Das finnische Team besteht aus nur vier Damen und vier Herren und wird von Joni Mäki und Anne Kyllönen angeführt. Viele kleinere Nationen haben sich noch nicht zu Nominierungen geäußert. 

Wettkämpfe niederschlagsfrei, aber böige Winde

Auf die Athleten wartet ein Sprintwochenende ohne Niederschlag. Aktuell ist es in Västra Götaland noch sehr kalt mit gefühlten Temperaturen um -15°C und Neuschnee, aber zum Wochenende wird es etwas wärmer – allerdings auch windiger bis hin zu kräftigen Böen. Bis zum Wochenende ist immer wieder mit Schneefall zu rechnen, bei den Wettkämpfen aber laut aktueller Prognose nicht mehr. Übertragen werden die Rennen größtenteils live von Eurosport1, die nur in den Einzelsprint leicht verspätet einsteigen, sofern Ski Alpin nicht abgesagt wird. Für die ersten Minuten oder mobil empfiehlt sich der Eurosport Player. Für die Schweizer Zuschauer überträgt SRF2 von der ersten bis zur letzten Minute live, während ORF1 nur eine kurze Zusammenfassung zeigt. Beim ZDF sieht laut Programm Vorschau bisher nicht mal Zusammenfassungen der Rennen geplant. 

Sprint Wochenende Ulricehamn 2021

Für das Sprint Wochenende ist folgender Ablauf geplant:

=> Zeitplan