Langlauf Weltcup Davos: Fähndrich feiert Heimsieg, Pellegrino schlägt Klæbo

Jessie Diggins (USA), Nadine Faehndrich (SUI), Johanna Hagstroem (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nadine Fähndrich feierte ihren zweiten Sieg in Serie und den ersten Heimsieg vor Jessie Diggins und Johanna Hagström. Bei den Herren schlug Federico Pellegrino überraschend Johannes Høsflot Klæbo und Lucas Chanavat. Laura Gimmler wurde Neunte.

Viele Ausfälle und überraschender ein Rückkehrer

Federico Pellegrino (ITA) © Modica/NordicFocus

Während Johannes Høsflot Klæbo seine Erkältung überstanden hat und in Davos wieder in den Weltcup zurückkehrte, haben nun viele andere gesundheitliche Probleme und fallen aus oder machen eine geplante Pause. Nach drei Corona-Infektionen vor zehn Tagen (Andersson, Ribom, Dyvik) grassiert nun eine Erkaltungswelle im schwedischen Team, unter anderem auch bei Maja Dahlqvist, so dass nur noch zwei Schwedinnen für den Sprint zur Verfügung standen. Auch im norwegischen Team gab es mit Pål Golberg einen prominenten Ausfall, auch der Gesamtweltcup-Führende ist erkältet. Dafür gab es einen überraschenden Rückkehrer mit Federico Pellegrino, der eigentlich Zeit mit seiner hochschwangeren Ehefrau Greta Laurent verbringen wollte und auch nicht in den am Donnerstag vom italienischen Verband veröffentlichten Nominierungen vertreten war. Dennoch tauchte er in der Startliste im Sprint auf, nachdem er sich in letzter Minute für die Anreise entschieden hatte.

Fähndrich feiert dritten Sieg

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Nach den Vorleistungen und dem Ausfall der Vorjahressiegerin Maja Dahlqvist ging Lokalmatadorin Nadine Fähndrich als Favoritin in ihr Heimrennen. Nach souveränen Vorstellungen im Prolog sowie im Viertel- und Halbfinale sah es im Finale zunächst nicht so gut aus für die Schweizerin. Für sie ungewohnt hielt sie sich in der ersten Runde nur an vierter Stelle auf, zeigte aber später, dass sie alles unter Kontrolle hatte. Zu dritt nebeneinander wurde es im Anstieg sehr eng, aber dennoch schob sich die Luzernerin außen vorbei und ging knapp als Führende auf die Zielgerade. Dort musste sie sich Tiril Udnes Weng erwehren, die aber wenige Meter vor dem Ziel die Kräfte verließen, so dass sie noch von zwei auf vier zurückfiel. Hinter der Schweizerin jubelten Jessie Diggins und Johanna Hagström über den Podestplatz. „Es ist unglaublich schön, hier vor heimischem Publikum zu gewinnen. Ich habe mich sehr müde in der Höhe gefühlt, so dass ich Kraft aufsparen wollte für den letzten Anstieg. Ich hatte aber so müde Beine in der letzten Kurve, ich dachte, ich kann mich gar nicht mehr bewegen, aber dann hat es doch gereicht“, freute sie sich. Tiril Udnes Weng verpasste das Podium als Vierte vor Krista Pärmäkoski und Ane Appelkvist Stenseth. „Ich dachte, ich könnte es schaffen, den ersten Sieg zu feiern. Ich habe mich in guter Form gefühlt. Aber ich habe sämtliche Kräfte am letzten Anstieg verbraucht, das ärgert mich“, sagte Weng bei Viaplay. 

Pellegrino schlägt Topfavoriten

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Federico Pellegrino (ITA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Finale der Herren gab es eine große Überraschung, als der, der gar nicht da sein wollte, den schlug, der bisher bei allen Starts als Sieger hervorgegangen war. Zunächst führte Lucas Chanavat das Rennen an, der sich an seinem Geburtstag in sehr guter Form präsentierte. Der Topfavorit hielt sich zunächst wie gewohnt zurück und schob sich vor dem zweiten Anstieg direkt hinter den Franzosen und neben Pellegrino, der nach kurzer Nacht den Prolog als Neunter beendet hatte. Über die Kuppe attackierte der Norweger und schien als sicherer Sieger, da ihn Pellegrino und und Chanavat dann normalerweise nicht mehr einholen. Heute war das anders, Pellegrino kam auf der Zielgeraden immer näher und ging vorbei, so dass Klæbo sich kurz vor dem Ziel geschlagen gab. Der werdende Vater brach im Ziel in Tränen aus und ließ sich von seinem Team feiern, während der enttäuschte Norweger nach einem ‚Happy Birthday‘ zum drittplatzierten Lucas Chanavat so schnell wie möglich verschwand. Even Northug wurde Vierter vor dem 20-jährigen Edvin Anger und James Clugnet. Klæbo sagte später bei TV2, dass er vor dem Rennen bereits Zweifel hatte: „Ich war sehr unsicher. Der Anstieg wurde in der letzten Runde sehr lang und in der Form, in der ich aktuell bin, konnte ich es nicht schaffen. Das hat viele Kräfte gekostet, die am Ende fehlten. Drei Tage nach Lillehammer lag ich zu Hause krank auf dem Sofa und habe mich kaum bewegt. Das war die erste harte Einheit seitdem.“

Pellegrino kam, sah und siegte

Federico Pellegrino (ITA) © Modica/NordicFocus

Federico Pellegrino zeigte sich nach seinem 17. Weltcupsieg ungewöhnlich emotional, was aber sicher auch an seiner Last Minute Anreise lag. „Es ist wie immer unglaublich. Ich bin schon viele, viele, viele, viele Male hier gut gelaufen. Danke ans Publikum und die Veranstalter. Hier fühle ich mich wie zu Hause. Vielen Dank“, so der 32-Jährige nach seinem 17. Sieg in einem Einzelsprint. Zu seinem anstrengenden Tag sagte er: „Der Tag startete heute Nacht um 3 Uhr im Aostatal und als meine Frau sagte, ihr und dem Baby ginge es gut, sagte sie ‚Geh nach Davos und gib dein Bestes und komm nach Hause‘. Als ich hier war, versuchte ich zu trainieren und mich aufzuwärmen und dann ging der Wettkampf schon los und dann… Es wie wie ein Traum! Ich glaube, ich träume immer noch, es ist unfassbar! Ob ich morgen starte, hängt von der Verfassung meiner Frau ab, aber wenn es ihr so gut wie heute geht, werde ich morgen laufen.“

Laura Gimmler wieder im Halbfinale

Ane Appelkvist Stenseth (NOR), Laura Gimmler (GER), Lea Fischer (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Mit ihrer erneut starken Leistung überraschte Laura Gimmler sich selbst und hat nun mit Platz zehn und neun auch das WM-Ticket gelöst. Sie zeigte sich sowohl im Prolog als auch im Viertelfinale sehr stark und hatte dann etwas Pech. „Der Prolog ging schon ganz gut. Mit der siebten Prologzeit war ich eher positiv überrascht. Davos war bisher echt nicht mein Lieblingswettkampfort. Heute die Top10 zu knacken, damit habe ich nicht gerechnet. Nun komme ich nächstes Jahr wahrscheinlich wieder gern hier her“, meinte die Oberstdorferin. „Ich hätte gern rausgefunden, ob es zum Finale gereicht hätte. Ich hatte einen Strauchler und das ärgert mich sehr. Ich will da gar nicht weiter drüber nachdenken. Das einzige, was ich nun tun kann, ist den Mut mitnehmen. Der Winter ist noch lang, so dass ich irgendwann nochmal ins Finale einziehen kann.“ Nach Rang fünf im ersten Anstieg schob sie sich in der Abfahrt dank erstklassigem Material bis auf Rang zwei nach vorne und lag im Anstieg an dritter Stelle, als Hanne Wilberg Rofstad ihr von hinten auf die Ski trat. Mehr als Rang fünf im Lauf war dann nicht mehr möglich. Auch Sofie Krehl und die junge Alexandra Danner kamen unter die besten 30, schieden aber im Viertelfinale als 16. und 30. aus. Allerdings waren auch nur 39 Athletinnen am Start, so dass ein Ausscheiden eine große Enttäuschung gewesen wäre. Der einzige deutsche Starter hieß heute Jan Stölben, der bisher nur in Dresden im Weltcup angetreten war. Der 21-Jährige aus Rheinland-Pfalz wurde im Sommer Deutscher Meister im Sprint in der Skihalle, in Davos fehlten ihm als 39. etwas mehr als eine Sekunde.

Riebli guter Elfter

Janik Riebli (SUI) © Modica/NordicFocus

Auch die übrigen Damen aus Österreich und der Schweiz kamen unter die besten 30, schieden aber im Viertelfinale aus. Lea Fischer scheiterte nur ganz knapp als 14. am Weiterkommen ins Halbfinale, Alina Meier wurde direkt hinter ihr Vierte des Laufes und insgesamt 19. Lediglich U23-Weltmeisterin Anja Weber war chancenlos und fiel schon nach einer Runde zurück. Sie wurde als 28. gewertet. Bester Schweizer bei den Herren wurde Janik Riebli, der bis ins Halbfinale vorstieß und Gesamt-Elfter wurde. Roman Schaad verpasste das Halbfinale als 14. knapp und ärgerte sich über sein Ausscheiden als Dritter. Cyril Fähndrich wurde nach einem Stockbruch am Start 23. Bei den Herren starteten 66 Läufer und sechs von neun Schweizern schafften die besten 30 nicht: Cedric Steiner wurde 38. und Erwan Käser 42., beiden fehlte nur etwas mehr als eine Sekunde zum Weiterkommen. Antonin Savary kam als 47. ins Ziel, Avelino Näpflin 49. vor Roman Furger und Candide Pralong wurde 53.

Drei Österreicher in den Heats

Benjamin Moser (AUT) © Modica/NordicFocus

Die einzige ÖSV-Läuferin Lisa Unterweger wurde 22., ihre Landsmänner Lukas Mrkonjic und Benjamin Moser belegten die Plätze 18 und 20. Zuvor war Michael Föttinger knapp als 34. im Prolog gescheitert. „Ich habe mich heute wirklich gut gefühlt und hatte alles in allem einen sehr guten Tag. Ich habe mein bestes Weltcup-Ergebnis erreicht und ich glaube, meine Form stimmt auf jeden Fall. Mein Ziel war es, knapp am Halbfinale dran zu sein, und das habe ich heute geschafft“, freute sich Lukas Mrkonjic und Benjamin Moser sagte: „Ich bin natürlich wieder sehr zufrieden mit dem heutigen Rennen. Im Prolog hatte ich aber auch ein wenig Glück, dass ich es in die Top-30 geschafft habe. Dass ich es jetzt dreimal hintereinander unter die Top-20 gekommen bin, darüber bin ich natürlich sehr glücklich. Das Halbfinale ist sich leider knapp nicht ausgegangen, aber es taugt mir, dass ich im Moment so gute Leistungen abrufen kann und ich freue mich schon auf die nächsten Rennen.“

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

 

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