Langlauf Weltcup: Jessie Diggins baut Tour de Ski Führung deutlich aus – Carl behauptet Platz zwei

Victoria Carl (GER), Jessie Diggins (USA), Linn Svahn (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Jessie Diggins hat im Handicaprennen über offiziell 20 Kilometer in der freien Technik ihren Vorsprung deutlich ausgebaut und führt damit die Tour de Ski klar an. Victoria Carl bleibt Zweite vor Linn Svahn.

Vollgas vom Start

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Über die 22 Kilometer bei den Damen starteten die ersten acht Athletinnen innerhalb einer Minute. Wie erwartet hielt Jessie Diggins, die sieben Sekunden vor Victoria Carl und elf Sekunden vor Linn Svahn startete, vom ersten Meter das Tempo hoch, so dass die Deutsche keine Chance hatte, zu ihr aufzuschließen und der Abstand auf das deutsche-schwedische Verfolger-Duo wuchs schnell an. Dahinter bildeten sich zwei große Verfolgergruppen und Frida Karlsson löste sich aus der zweiten Gruppe, um sich allein nach vorne zu kämpfen, was sie aber kurz darauf aufgab. Nach der ersten Runde kristallisierten sich drei Verfolgerinnen von Diggins, Carl und Svahn heraus, nämlich Jonna Sundling, Emma Ribom und Kerttu Niskanen mit 16 Sekunden Rückstand, während Rosie Brennan zurückfiel. Eine halbe Minute hinter dem Trio folgte die von Karlsson angeführte nächste Gruppe, zu der auch Katharina Hennig gehörte.

Gute Zusammenarbeit

Victoria Carl (GER), Linn Svahn (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Obwohl Linn Svahn zu den Schwedinnen gehört, die Vici Carl im Rennen am liebsten aus dem Weg gehen, arbeiteten die beiden sehr gut zusammen und hielten die Abstände nach hinten ab Runde zwei relativ konstant. Nach drei von fünf Runden lief die Karlsson-Gruppe an Ribom, Sundling und Niskanen heran und machte Jagd auf das Podium. Als Carl merkte, dass die Gruppe etwas näher kam, übernahm die Thüringerin wieder die Führung und verschärfte das Tempo, so dass die Schwedin sofort Probleme bekam. Dennoch schmolz der Abstand auf Frida Karlsson und die Gruppe zu Beginn der letzten Runde auf 20 Sekunden zusammen und schrumpfte weiter. Victoria Carl versuchte, sich drei Kilometer vor dem Ziel von Svahn zu lösen, was auch gelang – und auch den Zusammenschluss mit den Verfolgerinnen konnte sie bis zum Ziel knapp verhindern.

Podium bleibt unverändert

Victoria Carl (GER), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Jessie Diggins lief einsam und allein dem Tagessieg entgegen und auch ihrem zweiten Tour de Ski-Gesamtsieg nach 2021 – sofern die Amerikanerin gesund bleibt. Im Ziel trennten sie bei ihrem elften Weltcupsieg 46 Sekunden von Victoria Carl, die zwar Zeit verliert, aber Platz zwei in der Tour de Ski behauptet. „Das war soooo hart“, stöhnte die 32-Jährige nach dem Rennen. „Ich wollte so schnell wie möglich laufen, ein mutiges Rennen laufen. Ich bin so schnell wie möglich losgelaufen und habe abgewartet, was daraus wird. Die letzten zwei Runden musste ich sehr kämpfen, da habe ich meine Beine richtig gespürt. Aber ich habe es geschafft, meine Familie war hier und hat mich angefeuert wie auch die Familien anderer Teammitglieder und das hat mir geholfen. Ich habe um jede Sekunde gekämpft und das Ziel völlig ausgepumpt erreicht und das war das Ziel.“ Weiter berichtet sie von einem dramatischen Erlebnis vor dem Rennen: „Beim Aufwärmen habe ich die lange, eisige Abfahrt getestet, ich bin gestürzt und vielleicht 100 Meter gerutscht, habe mich mehrfach überschlagen und musste vor dem Start meine Stöcke wechseln. Aber ich habe es aus dem Kopf bekommen und bin so wachsam geblieben im Rennen. Ich denke, so darf es weitergehen.“ Unmittelbar hinter Carl kämpfte die herannahende Gruppe um Platz drei, den sich im Zielsprint doch noch die zuvor schon sichtlich erschöpfte Linn Svahn sicherte. Jonna Sundling wurde Vierte vor Astrid Øyre Slind und Heidi Weng. Frida Karlsson hatte zu viel Führungsarbeit verrichtet, um noch ums Podium sprinten zu können und Siebte vor Kerttu Niskanen und Emma Ribom. Krista Pärmäkoski konnte am Schluss nicht mehr ganz folgen und wurde Zehnte.

Carl lobt mit deutsch-schwedische Zusammenarbeit

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Mit ihrem zweiten Platz zeigte sich die Thüringerin sehr zufrieden, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war, nicht eingeholt zu werden. „Ich habe so gekämpft. Ich habe in der letzten Runde gemerkt, die anderen kommen immer näher und die Linn war nicht mehr ganz so stark und da wusste ich, ich muss jetzt Druck machen, ich habe gute Ski und kann mir die anderen in der Abfahrt vom Leib halten und da war ich einfach nur glücklich, als ich als Zweite über die Ziellinie gegangen bin“, sagte sie im ZDF. Nach dem Rennen lobte sie auch die Zusammenarbeit mit Linn Svahn: „Ich hatte bis zur dritten, vierten Runde mit der Linn eine gute Partnerin und wir haben gut zusammengearbeitet. Dann hatten wir wohl beide einen kleinen Hänger. Ich habe gar nicht versucht, zur Jessie vorne aufzuschließen, die war heute einfach eine Klasse für sich. Wir haben uns gut abgewechselt, das war der Plan, wir hatten super Ski und ich wollte am Berg nicht zu viel Energie verbrauchen und stattdessen auf den Flächen Speed machen – das, was ich eben auch kann“, schmunzelte sie. „Das war eine gute Taktik, wir hatten acht, neun Sekunden vor den nächsten und waren mit nur vier Sekunden recht eng zusammen. Da finde ich es schön, dass es internationale Taktiken gibt und man doch zusammen läuft.“ Problematisch empfand auch Carl die Abfahrt, die Jessie Diggins vor dem Rennen zum Verhängnis wurde: „Die Abfahrt hat durch die Jungs extrem aufgespiegelt, es war sehr rutschig, eisig, dadurch musste man beim Runterlaufen richtig aufpassen, das man nicht stürzt und die Füße zusammenhält. Teilweise war es am Berg sehr sehr stumpf. Es war nicht einfach.“ Schon heute geht es für die 28-Jährige als Zweitplatzierte der Tour de Ski nach Davos, während der Rest des Teams erst morgen folgt: „Ich bin nicht der Fan von Kurzanreisen, mir tun die Reisetage nicht so gut, das schlaucht ganz schön und darum habe ich mich entschieden, einen Tag früher nach Davos anzureisen.“

Fähndrich vor Stadlober und Andersson

Nadine Faehndrich (SUI), Teresa Stadlober (AUT) , Patricija Eiduka (LAT), (l-r) © Modica/NordicFocus

Ebba Andersson tat sich erneut scher, zu den Favoritinnen aufzuschließen. Wie sie dem schwedischen Fernsehen offen verriet leidet sie aber auch schon seit dem Tour-Start unter starken Menstruationsbeschwerden. Nachdem es zunächst so schien, als könne sie an die Karlsson-Gruppe heranlaufen, verlor sie in Runde drei Zeit wieder nach vorne, muss aber alleine arbeiten, weil sie niemand unterstützt. Am Ende kam sie mit der Gruppe ab Platz elf an, überlegt aber, ob sie die Tour de Ski aufgibt. Im Zielsprint musste sie Patricija Eiduka, Nadine Fähndrich und Teresa Stadlober ziehen lassen und belegte Rang 14., 1:15 Minuten hinter dem Tour-Podium. Sowohl die Schweizerin als auch die Österreicherin können mit dem zwölften und 13. Rang sehr zufrieden sein. „Mit meinen Atemproblemen war es heute deutlich besser“, sagte die Schweizerin im SRF. Glücklich war auch die Österreicherin: „Das war heute ein wirklich sehr hartes Rennen und ich habe einfach versucht, in meiner Gruppe zu bleiben. Ebba Andersson hat bei uns am Anfang das Tempo bestimmt, aber nach zwei Runden haben einfach alle nur mehr darauf geachtet, nicht abzureißen oder jemanden davonkommen zu lassen. Am Ende ist es Platz 13 geworden und der Rückstand in der Tour-Gesamtwertung ist noch total in Ordnung. Dadurch, dass es ein Skatingrennen war, und aufgrund des Streckenprofils, habe ich für mich sicher das Beste herausgeholt. Jetzt werde ich erst einmal versuchen, mich gut zu erholen und zu regenerieren und dann geht es auch schon wieder weiter“, sagte Stadlober.

Hennig gute 16. nach „Überlebenskampf“

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Katharina Hennig machte in der Gruppe von Frida Karlsson und Heidi Weng ein starkes Rennen und hielt gut mit. In Runde vier musste sie dann aber reißen lassen und konnte auch die heranstürmende Andersson-Gruppe nicht halten, so dass sie sich allein Richtung Ziel kämpfte. Nach der Corona Infektion und in einem langen Skatingrennen ist ein 16. Platz aber dennoch ein gutes Ergebnis für die Sächsin. „Das war mir von Anfang an klar, dass das hier heute ein Überlebenskampf wird, da ich dieses Jahr noch nicht so gute Skatingrennen gehabt habe. Deswegen ist natürlich auch mein Selbstbewusstsein nicht so durch die Decke gegangen, habe aber versucht, mich auf meine Technik zu besinnen und das ist mir auch bis zur vierten Runde ganz gut gelungen. Ich war ja in der Gruppe drin, die nach und nach ein paar Leute aufgesammelt hat und näher gekommen ist und ich glaube, ich habe einfach ein bisschen über meine Verhältnisse gelebt, weil es mich dann von einer Sekunde auf die andere richtig aufgestellt hat und habe den sterbenden Schwan gemacht. Die letzte Runde war dann einfach Überlebenskampf“, so Hennig, die im heutigen Rennen die 20. Zeit lief und damit nicht viel langsamer war als Vici Carl. Zudem wurde Pia Fink gute 22. mit der ebenfalls 22. Netto-Zeit der Etappe und die Schweizerinnen Anja Weber und Desirée Steiner wurden 28. und 30. Lisa Lohmann freute sich über Rang 32 und Sofie Krehl kämpfte sich auf Platz 34 nach vorn knapp vor Nadja Kälin, die 36. wurde. Alina Meier verbesserte sich auf Rang 39, Coletta Rydzek wurde bis auf Rang 42 durchgereicht und Giuliana Werro wurde 44. Für Laura Gimmler gilt es, langsam wieder in die Rennen hineinzufinden. Sie wurde 55. vor Lea Fischer. Die Liechtensteinerin Nina Riedener rettete sich als Letzte vor der Überrundung ins Ziel.

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