Langlauf Weltcup Toblach: Finnischer Überraschungssieg bei den Herren – Klee und Moch Top10 bei Tour de Ski Etappe

Perttu Hyvarinen (FIN) © Modica/NordicFocus

Nach dem Sieg von Kerttu Niskanen sorgte Perttu Hyvärinen über die zehn Kilometer klassisch bei den Herren im Rahmen der zweiten Tour de Ski Etappe von Toblach für eine faustdicke Überraschung. Beda Klee und Friedrich Moch belegten die Plätze sechs und sieben.

Erster Weltcupsieg

Perttu Hyvarinen (FIN) © Modica/NordicFocus

Perttu Hyvärinen lief das Rennen seines Lebens – das war seinem Team schon bewusst, als er mit Nummer 28 das Ziel erreichte und ihm zwei Betreuer im Zielraum um den Hals fielen. Zu diesem Zeitpunkt hatten nach der ersten Runde noch einige Athleten in Schlagdistanz gelegen, aber tatsächlich sollte niemand mehr kommen, der dem 28-Jährigen noch ernsthaft streitig machen konnte. Am Ende gewann er mit 16 und 17 Sekunden auf zwei Norweger. Im Gespräch mit der FIS sagte er: „Es war ein großartiger Tag für mich und das ganze Team. Unser Serviceteam hat heute gute Arbeit gemacht. Ich hatte super Ski und es war ganz leicht zu laufen. Ich hatte aber auch einen guten Tag. Ich mag diese Anstiege und weil ich gute Beine hatte, ist das das Ergebnis. Wir werden es sicher ruhig angehen lassen heute Abend, aber vielleicht feiern wir doch noch ein bisschen.“ Im finnischen Viaplay sprach er von seinem Durchbruch: „Besser spät als nie. Nun habe ich also den richtigen Schalter umgelegt“ und bei YLE Sport sagte er: „Ich weiß selbst nicht, die Stimmung war heute sehr gut im Team. Natürlich hatten wir gesehen, dass die Damen gute Ski hatten. Schon beim Warmlaufen habe ich gemerkt, dass die Ski und die Beine heute viel besser sind. Manchmal kommt eines zum anderen, es hat einfach Spaß gemacht heute!“ Petter Northug freute sich sehr mit dem Finnen, verärgerte aber die norwegischen Zuschauer, als er als Co-Kommentator bei TV2 sagte: „Endlich gewinnt mal ein anderer als ein Norweger einen Einzelstart. Das freut mich für ihn. Gratulation an Hyvärinen!“

Valnes besser als Amundsen

Erik Valnes (NOR), Perttu Hyvarinen (FIN), Harald Oestberg Amundsen (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Hyvärinens heute größter Gegner war aber nicht Martin Løwstrøm Nyenget oder Harald Østberg Amundsen sondern der Sprintspezialist Erik Valnes, der gestern über Platz vier enttäuscht war. Heute wuchs er in einem Einzelstart über sich hinaus und sicherte sich Platz zwei, genau eine Sekunde vor Amundsen, der inzwischen der Topfavorit auf den Tour de Ski-Sieg ist. Jens Burman und William Poromaa freuten sich über die Plätze vier und fünf. Poromaa ließ sich geradezu ins Ziel fallen – so groß scheinen seine Schmerzen durch seine lange unentdeckten Rippenbrüche aus dem November nicht mehr zu sein. Überaus zufrieden konnten auch Beda Klee und Friedrich Moch sein mit den Rängen sechs und sieben noch vor Nyenget, einem der Topfavoriten in klassischer Technik. Sprinter Ben Ogden schaffte als Neunter den Sprung unter die besten Zehn vor Hugo Lapalus und den Finnen Lauri Vuorinen und Arsi Ruuskanen, die ebenfalls von der besseren Skiwahl des Teams profitierten.

Moch voll im Plan

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch hatte vor dem Tour-Start versucht, die Hoffnungen nicht zu hoch zu schrauben, weil er über Weihnachten wegen einer Erkältung eine Trainingspause einlegen musste. „Ich will auf jeden Fall Richtung Top10, Top15 morgen laufen, um ein paar Sekunden gutzumachen, die ich heute verloren habe“, hatte er gestern nach dem Prolog-Aus im Sprint ins ZDF-Mikrofon gesagt. Nun stellte sich heraus, dass ihm die vier Tage Zwangspause nicht geschadet haben und er realisierte sein bestes Klassikresultat überhaupt. „Ich war erkältet, habe mich aber nicht richtig krank gefühlt, nur vier Tage nicht trainiert, dann konnte ich wieder einsteigen. Umso schöner, dass es heute so gut geklappt hat“, freute er sich und peilt in der Gesamtwertung ein ähnliches Resultat wie im Vorjahr an, wo er Achter wurde: „Top8 ist mein großes Ziel, es fehlen zwei große Namen, die davor wären. Morgen ist Skating, das liegt mir noch etwas besser und ein längeres Rennen. Da möchte noch ein paar Sekunden aufholen.“

Notz überrascht als 14.

Florian Notz (GER), Calle Halfvarsson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Florian Notz hat beim Klassik-Einzelstart von Toblach wohl viele überrascht. Auch er gehörte zu den vier Corona-Kranken vor dem Weltcup in Östersund, verkraftete den Infekt aber deutlich besser als seine Lebensgefährtin Laura Gimmler. Nur knapp verpasste der Allgäuer als starker 14. seine Bestleistung in seiner schwächeren Technik, die aus einem Klassik-Massenstart im Val di Fiemme 2021 stammt. „Ich bin leider eine Woche mit Corona ausgefallen, aber es war diesmal nicht so schlimm wie in den letzten Jahren. Die Leistungstests waren ordentlich, deswegen haben wir beschlossen, dass ich hier mitmache. Aber ich habe gemerkt, dass ich Wettkämpfe brauche, um wieder reinzukommen“, sagte der 31-Jährige. Notz ging sehr langsam an, war bei der ersten Zwischenzeit nur 76. mit 22 Sekunden Rückstand. Diesen Abstand hielt er bis Ende der ersten Runde, bevor er in Runde zwei in den Anstiegen wieder Zeit verlor. Auf den letzten zwei Kilometern verbesserte er sich noch von 30 auf 14. Nach seinem lauf, während die rote Gruppe noch längst nicht im Ziel war, sagte er im ZDF: „Ich habe nun die Ergebnisse gesehen, es lief ja eigentlich ganz gut. Die erste Runde hat sich gar nicht gut angefühlt, in der zweiten Runde habe ich den Calle Halfvarsson erwischt und hintenraus konnte ich noch etwas Druck machen.“

Bögl mit guter Zusammenarbeit

Friedrich Moch (GER), Lucas Boegl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Auch seine Teamkollegen zeigten ein starkes Rennen. Lucas Bögl hatte den „nicht so guten Saisonstart vergessen machen“ wollen „und die Top30 angreifen“. Das gelang dem Bayern recht gut, der nach seinem Start auf den elf Minuten früher gestarteten Friedrich Moch traf. Gemeinsam arbeitete das Duo sehr gut zusammen, zuerst machte Bögl das Tempo, vor dem Stadion dann Moch, bis er ins Ziel abbog. In seiner zweiten Runde konnte er sich auch allein noch weiter nach vorn verbessern und er endete auf Rang 22. Damit hatte er sein „Minimalziel erreicht“. „Klassisch mag ich sehr gerne, aber die Strecke ist relativ flach – es ist immer noch eine sauschwere Strecke, darüber müssen wir gar nicht reden. Von demher bin ich sehr zufrieden, auch mit dem schwierigen Saisonstart. Das war ein guter Zeig in die richtige Richtung, wo ich heute mal zufrieden bin. Das war ein guter Ausklang für das 23er Jahr“, freute er sich und fügte hinzu: „Anscheinend liegen uns die Bedingungen genauso wie in Skandinavien. Wir haben super Ski gehabt. Ich habe mich gar nicht beschweren können. Ich war ein bisschen auf der spitzen Seite, das habe ich auch bewusst so gemacht, weil es recht flach ist. Das muss man immer ein bisschen abwägen. Aber großes Lob an unsere Techniker. Jetzt schauen wir, wie die Gruppen morgen ausschauen, aber es ist morgen eher ein cooler Massenstart und dann ist voller Angriff.

Stölben und Sossau überzeugen

Jan Stoelben (GER) © Modica/NordicFocus

Auch der Vulkaneifler Jan Stölben lief unter die besten 30 und realisierte als 26. sein zweitbestes Weltcupresultat, das beste Ergebnis in einem Distanzrennen. Nach dem Rennen war er sehr emotional und konnte es selbst kaum fassen: „Ich kann es gerade nicht glauben. Ich muss grad überlegen, ich glaub, klassisch war ich nie Top5 im Deutschlandpokal und nie Top10 im COC. Ich habe keine Ahnung, wo das hergekommen ist. Die Ski waren auf jeden Fall Raketen heute, die Strecke scheint mir zu liegen, es war recht viel Doppelstock und war unfassbar hart. Als ich gehört habe, dass es knapp wird, habe ich nochmal alles gegeben. Jetzt mal gucken, ob es morgen noch funktioniert, aber ich bin sehr sehr happy. Kämpfen scheint mir generell zu liegen. Es gibt kein Rennen, in dem ich nicht im Ziel liege. Heute war es noch wichtig, das Tempo über jede Kuppe mitzunehmen, ich habe alles versucht und es hat zum Glück funktioniert.“ Noch mehr freute sich der Teamchef über Rang 38 von Anian Sossau: „Unser Sprinter macht den 38. Platz. Tolles Klassikrennen, sein bestes vermutlich“, jubelte Peter Schlickenrieder live im ZDF. Zuvor hatte er ihn noch auf den letzten Metern mit den Worten „Nur vier Sekunden auf Platz 30!“ angespornt – im Ziel lag der Sprinter nur fünf Sekunden hinter Platz 30. Sprinter Marius Kastner, der gestern alle überraschte, hatte skeptisch an das heutige Rennen gedacht, er müsse sehen, ob er es über die Distanz schafft. Nach zehn Kilometern landete er auf Platz 61 mit 2:16 Minuten Rückstand. Teamchef Peter Schlickenrieder zeigte sich sehr zufrieden mit seinen Athleten: „Tolle Leistung, Top8 bei den Herren ist immer ein sehr gutes Resultat. Wenn man einen Ticken zu schnell angeht, bezahlt man hintenraus. Aber der Frie hat sich da gut eingeteilt, er ist ja sonst oft zu schnell angegangen. Es war auch ein tolles Teamwork mit Luggi Bögl. Sie haben sich gegenseitig gespusht. Aber ein bisschen Glück gehört dazu. Dann kann sowas rauskommen mit vier Männern unter den besten 30. Auch Florian Notz mit seinem 14. Platz, das ist genau die richtige Taktik: Nicht zu viele Wettkämpfe, aber die, die wir machen, machen wir gescheit.“

Klee feiert bestes Resultat

Beda Klee (SUI) © Modica/NordicFocus

Als bester Schweizer schaffte Beda Klee auch sein persönlich bestes Resultat und lief erstmals unter die besten Sechs. Der 27-Jährige machte dank einem starken Finish auf den letzten zwei Kilometern noch vier Ränge gut. Er nutzte hervorragendes Material und den kleinen Vorteil einer tiefen Startnummer bei einsetzendem leichtem Schneefall optimal. Vor diesem Winter war ein elfter Platz die beste Leistung des Ostschweizers, diese hatte er bereits zum Saisonstart in Kuusamo als Zehnter verbessert. „Es war ein sehr hartes Rennen“, stellte Klee im Fernsehen SRF fest. „Ich habe es super eingeteilt. Es ist mega cool, wenn es so aufgeht.“ Cyril Fähndrich schaffte als 18. sein zweitbestes Weltcupresultat und Nicola Wigger überzeugte als 34. vor Didrik Tønseth und Candide Pralong. Sprinter Valerio Grond wurde 58, Antonin Savary 65. und Roman Schaad 68. Zudem belegten Erwan Käser und Janik Riebli die Ränge 73 und 78.

Vermeulen auf 32

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen gehört zu denen, die über Weihnachten krank waren und in seiner schwächeren Technik wären ohnehin keine absoluten Topergebnisse zu erwarten gewesen. So ist Platz 32 mit 1:25 Minuten Rückstand sicher noch im Rahmen der Erwartungen für den früheren Kombinierer. Michael Föttinger wurde 62. und Benjamin Moser 66.

Erster Fluor-Fall bei der Tour

Marko Skender (CRO) © Modica/NordicFocus

Wie zu Beginn im Langlauf Weltcup gab es auch nun bei der Tour de Ski wieder einen Verstoß gegen die Fluor-Bestimmungen. Betroffen ist wieder eine kleine Nation, der Kroate Marko Skender. Nach dem gestrigen Prolog reagierte das Testgerät mit einer roten Warnlampe. Wie Doris Kallen von der FIS später dem Expressen bestätigte, waren die Grenzwerte bei dem Kroaten überschritten. „In erster Instanz haben wir ihn disqualifiziert. Aber dann hat die Jury entschieden, es in eine dreiminütige Zeitstrafe umzuwandeln. So kann er die Tour de Ski fortsetzen. Aber ein Team der FIS hat Untersuchungen eingeleitet, wie das passieren konnte“, sagte sie. Der Expressen fragte beim kroatischen Cheftrainer Gordan Mlinaric nach, der einen absichtlichen Betrug abstritt. „Das war ein Fehler, keine Absicht“, sagte er. „Wir haben ein paar alte Ski aus den letzten Jahren genutzt, das ist wohl der Grund. Das Wachs, das wir jetzt benutzen, ist in Ordnung. Wir vermuten, dass das Wachs während des Rennens abgeschliffen ist und darunter Reste des Fluor-Wachses hervorkamen.“ Gerechnet hat mit diesen Problemen aber niemand im kroatischen Team: „Auch Marko war sehr überrascht und er konnte es nicht glauben. Zuerst war er sehr enttäuscht, aber nun geht es ihm besser. Marko wird morgen starten – mit Zeitstrafe. Aber besser, als die Tour sofort wieder zu verlassen“, sagte der Trainer nach dem gestrigen Sprint.

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