Langlauf WM Planica: Hennig erstklassige Vierte im Skiathlon – Andersson holt Gold

Frida Karlsson (SWE), Ebba Andersson (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei der Nordischen Ski WM im slowenischen Planica hat Katharina Hennig eine Langlauf Medaille im Skiathlon nur knapp verpasst. Den Titel nach 7,5+7,5 Kilometern mit Skiwechsel an Ebba Andersson vor Frida Karlsson und Astrid Øyre Slind.

Andersson greift an und stürzt

Ebba Andersson (SWE), Kerttu Niskanen (FIN), (l-r) © Modica/NordicFocus

Ohne Therese Johaug ist das Tempo in Massenstarts nicht ganz so hoch, aber dennoch sehr schnell – „wir sind Frauen, wir rammeln dann einfach los, das ist unsere Taktik“, sagte Katharina Hennig gestern im Pressegespräch. So kam es auch und nach einer Runde gehörten nur noch 18 Damen zur Spitzengruppe, was aber auch an einigen Stürzen im mittleren und hinteren Feld lag. Auf den Klassik-Kilometern bestimmten die Schwedinnen und auch Kerttu Niskanen das Tempo, aber auch die Norwegerinnen waren wachsam. Beim Skiwechsel bestand die Spitze noch aus sieben Damen: Zwei Schwedinnen, drei Norwegerinnen, Kerttu Niskanen und Katharina Hennig, die Probleme hatte, den Anschluss zu halten. Nach dem Wechsel sorgte ein Angriff von Ebba Andersson für die Vorentscheidung. Zunächst versuchte Frida Karlsson noch mitzugehen, musste aber schnell ihre Hoffnungen aufgeben. Der Vorsprung wuchs auf etwa 20 Sekunden an und verringerte sich wieder etwas, als Andersson in der Abfahrt zum Stadion stürzte und sieben, acht Sekunden im Schnee liegen ließ. Da Karlsson aber außer Sichtweite war, sorgte der Sturz nicht für den nötigen Push bei der Verfolgerin.

Andersson erstmals Weltmeisterin

Frida Karlsson (SWE), Ebba Andersson (SWE), Astrid Oeyre Slind (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Doch Andersson konnte in den Anstiegen wieder ausbauen und holte ungefährdet ihren ersten Einzel-Titel. 22 Sekunden später überquerte Frida Karlsson als neue und alte Vie-Weltmeisterin im Skiathlon die Linie und sicherte damit den erwarteten schwedischen Doppel-Erfolg. „Das fühlt sich großartig an, ein Traum wurde wahr. Es war ein hartes Rennen, aber ich habe mich gut gefühlt und versucht, ruhig zu bleiben. Bergab lief es alles andere als perfekt, ich habe es sogar geschafft, im Schnee zu landen. Aber bergauf und im Flachen habe ich mich stark gefühlt und das war heute der Schlüssel zum Sieg“, sagte Ebba Andersson. Bronze gewann die Norwegerin Astrid Øyre Slind, die sich das WM-Ticket durch ihre guten Leistungen kurz vor der WM verdiente. In sommerlichem Outfit bei Sonnenschein und Plusgraden nutzte sie den Skiathlon als schnelle Einheit vor dem Vasaloppet am kommenden Wochenende, den sie erneut gewinnen möchte.

Starke Hennig schnuppert an Medaille

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Nach dem Nicht-Start im Sprint war diesmal wie in Peking der Skiathlon der Durchputzer für Katharina Hennig, ein „Wettkampf zum Reinkommen“. Eine Medaille zu erwarten, wäre demnach vermessen. „Mein bestes Skiathlon Ergebnis ist Platz zehn, glaube ich, das möchte ich gerne toppen. Nicht zu viel erwarten: Alles kann – nichts muss!“, sagte sie. Grund dafür sind auch die gesundheitlichen Probleme in dieser Saison – dreimal musste die Wahl-Oberstdorferin, deren Herz aber nach wie vor mehr für die Heimat schlägt, in dieser Saison nach Krankheit zurückkommen: „Ich kann nicht sagen, ob ich in Form bin, dass wird sich zeigen bei der WM. Jetzt hoffen wir, dass aller guten Dinge drei sind.“ Die Sächsin hat in den letzten Wochen viel Umfänge trainiert und dann die letzte Woche Ruhe drauf gegeben, um die Form zu steigern. Die Taktik war für heute war, Energie zu sparen und im Windschatten laufen. Das setzte sie im Klassischen perfekt um, bekam aber dennoch am Ende Probleme, weil das Tempo so hoch war. Nach dem Skiwechsel bildete sich zunächst eine dreiköpfige Verfolgergruppe mit Slind, Hennig und Niskanen, aus der sich zunächst die Norwegerin absetzte, gefolgt von Hennig und der Finnen jeweils mit einigen Metern Abstand. In der Abfahrt konnte Niskanen wieder an die Deutsche heranlaufen, so dass sie gemeinsam auf die letzte Runde gingen und sich gemeinsam auf die Verfolgung der Norwegerin machten, die sich etwas schwerer tat. „Katha, das sind nur fünf Sekunden auf Bronze!“, wurde sie von den Betreuern angefeuert und wenige Meter später rief Peter Schlickenrieder: „Nicht so lange warten, Katha, die Slind kann nicht mehr!“, als der Abstand etwa zehn Sekunden betrug. „Man muss jedem positive Gedanken mitgeben. So wie wir Pia jetzt sagen, dass sie die drei vor ihr noch einholt“, so Schlickenrieder, der das ZDF-Interview kurz für das Anfeuern unterbrach. Dann gab er zu: „Für Katha wird es sehr schwer, sie ist nicht die super Skaterin, sie macht ja ein super Rennen und ist eine Kämpferin. Sie ist auch gut in technischen Abfahrten, wir müssen auf die letzte Kurve achten..“ Stattdessen griff die Sächsin die Finnen aber im letzten kleinen Anstieg vor dem Stadion an, die nicht mehr kontern konnte. Das bedeutete Platz vier für die 26-jährige Deutsche vor der Finnin.

Hennig: „Vierter Platz schimmert wie Medaille“

Katharina Hennig (GER), Katherine Sauerbrey (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Obwohl sie so knapp an einer Medaille vorbeilief, war die 26-Jährige überglücklich. Im ZDF sagte sie: „Ich bin überglücklich. Ich bin mit einem ganz unsicheren Gefühl in die WM reingegangen, weil ich das dritte Mal aus einer Krankheitsphase in den Wettkampf starten musste. Ich hatte keine Ahnung, wo ich stehe und bin überglücklich, dass ich hier Vierte geworden bin in einem Skiathlon. Ich habe es geschafft, die Top10 zu knacken und darum freue ich mich sehr über das Ergebnis. Die Form ist da und das beruhigt mich sehr“, so Hennig. Dass sie Im Skatingteil alle überrascht hat, hat einen cleveren Move als Ursache: „Am Ende vom Klassischen hatte ich Probleme dranzubleiben, da musste ich ein bisschen rausnehmen, um im Skatingteil nicht komplett einzugehen und ich glaube, das war auch sehr clever von mir, weil ich bin noch nie so gut über einen Skatingteil gekommen im Skiathlon. Ich habe auch hintenraus gemerkt, dass ich mich immer besser gefühlt habe. Wäre es 300 Meter länger gewesen, wäre vielleicht noch mehr drin gewesen, aber dieser vierte Platz schimmert wie eine Medaille. Ich bin eigentlich gar nicht so der Läufer für den Muldenschnee, darum ist dieser vierte Platz auch nochmal ein größerer Erfolg.“ Auch Peter Schlickenrieder fand selbstverständlich nur lobende Worte für seinen Schützling: „Wir haben uns gefreut, dass sie heute eines der besten Rennen ihrer Saison zeigt, besonders im Skating. Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen nach ihren Krankheit. Das ist eine deutliche Bestätigung, dass sie wieder da ist und auf dem Weg nach oben. Taktisch alles richtig gemacht. Sie hat sich im Klassischen Versteckt, da hat sie aber schon etwas kämpfen müssen, als Ebba Andersson das Tempo anzog, aber sie ist dran geblieben. Nach dem Wechsel musste sie bei der Attacke dann abreißen lassen. Ohne die Krankheit nach der Tour de Ski wäre es vielleicht anders gelaufen. Das Rennen heute gibt ihr richtig Auftrieb. Vielleicht ist der Ruhetag gerade richtig, um nochmal was rauszuholen. Aber das Mädel hat schon so viel erreicht mit dem Weltcupsieg, da ist alles andere Zugabe!“

Fink zufriedene 14.

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Auch Pia Fink und Katherine Sauerbrey zeigten ein sehr gutes Rennen, dass für Pia Fink auf Rang 14 endete. Die Allgäuerin lag zum Skiwechsel in der Verfolgergruppe der ersten sieben Athletinnen und Pärmäkoski, die allein dazwischen unterwegs war. In der zweiten Rennhälfte war sie weiterhin in einer großen Gruppe mit Franchi, Eiduka, Svahn und vielen anderen unterwegs, die zurückfallende Athletinnen einholte. Krista Pärmäkoski kam als Sechste ins Ziel vor Ingvild Flugstad Østberg, die im Skaten Probleme bekam, und Anne Kjersti Kalvå. Die Italienerin Francesca Franchi wurde erstklassige Neunte vor Delphine Claudel. Der Rest der Gruppe erreichte mit Abständen das Ziel, darunter Pia Fink als 14., der am Ende etwas „die Puste ausging“. „Ich bin wirklich sehr zufrieden. Gerade Skiathlon, da habe ich immer ein bisschen Bammel davor, weil es doch ein spezielles Rennen ist, aber ich bin sehr zufrieden und glücklich mit dem Ergebnis. Ich hatte mir vorgenommen, im Klassischen ein bisschen die Energie zu sparen, weil mir manchmal der Wechsel von Klassisch zu Skating sehr schwer fällt. Klassisch bin ich dann aber ziemlich gut mitgekommen, wir hatten sehr gutes Material und dann hatte ich klassisch mehr Spaß wie sonst manchmal“, sagte sie und erzählt weiter: „Klassisch hatte ich gemerkt, dass ich sehr gute Ski hatte und nicht immer alles geben musste über die Kuppe und in der Abfahrt konnte ich mich dann erholen. Skating musste ich ganz schön hart kämpfen, da ging mir dann auch ein bisschen die Puste aus. Da war es doch recht eng, da wäre noch eine bessere Platzierung drin gewesen.“

Sauerbrey und Lohmann stürzen

Katherine Sauerbrey (GER) © Modica/NordicFocus

Vor dem Start hatte der Teamchef geliebäugelt, „vielleicht schaffen wir es sogar drei unter die besten 15 zu bringen“. Das ging dann nicht ganz auf, dennoch die dritte Deutsche Katherine Sauerbrey hatte Platz 20 als Ziel ausgegeben. Obwohl sie dieses Ziel knapp nicht erreichte, war sie dennoch sehr zufrieden mit ihrem WM-Debüt. Wie für viele andere, die in den vielen Abfahrten stürzten, darunter Rosie Brennan mit Skibruch, wurde es ein sehr turbulentes Rennen für die Thüringerin: „Es ging gleich nach einem halben Kilometer mit einem Massensturz los. Ich bin zum Glück gut drum herum gekommen, aber trotzdem schießt einem da das Laktat extra rein, weil ich so eine Panik bekommen habe. Die Bedingungen liegen mir nicht ganz so gut, ich mag das Weiche nicht so. Ich denke, geschwitzt hat man genauso wie im Liegestuhl“, lachte sie und erzählte weiter, dass sie dennoch nicht ohne Schneekontakt durch das Rennen kam: „Nichtsdestotrotz kann ich zufrieden sein für meinen ersten WM-Start, es hat trotzdem gepasst. Top20 war mein Ziel, jetzt bin ich 21. geworden. Der Sturz im Skating hätte nicht sein müssen, dann hätte ich es vielleicht geschafft. Ich habe die Ski nicht mehr zusammen gehalten. Dann habe ich einen Bauchklatscher gemacht und der Schnee ist unter meine Brille geschossen und da hatte ich dann eine kleine Erfrischung, aber trotzdem war es blöd.“ Die vierte DSV-Athletin Lisa Lohmann, Medaillen-Gewinnerin der diesjährigen U23-WM, war in den Massenstart in der ersten Abfahrt verwickelt und kam als 31. mit vier Minuten Rückstand ins Ziel.

Stadlober mit Erkältung und Sturz 17.

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

Für die einzige ÖSV-Starterin Teresa Stadlober lief das Rennen nicht nach Wunsch. Ihre Mutter, ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, war extra für das erste Hauptrennen ihrer Tochter angereist, die aber überlegte, ob sie überhaupt antreten soll. Trotz Erkältung entschied sie sich für einen Start und dann wurde sie wie zuvor befürchtet auch noch in den Sturz verwickelt. „Es ist in der Nacht schon losgegangen, ich habe keine zwei Stunden geschlafen, habe starkes Halsweh gehabt“, sagte die Salzburgerin zur APA. Am Morgen waren die Beschwerden besser, vor dem Start aber wieder schlimmer, so dass sie den Einzelstart nun vermutlich auslassen wird. Nach ihrem Sturz war sie in der Gruppe mit Kate Sauerbrey unterwegs und konnte es vermeiden, in deren Sturz verwickelt zu werden. Schließlich wurde es Rang 17 mit etwas mehr als zwei Minuten Rückstand. Die einzige Schweizerin Nadja Kälin wurde 32., die Liechtensteinerin Nina Riedener 44.

=> Ergebnis 7,5+7,5 Kilometer Skiathlon Damen

 

Langlauf WM zum Nachlesen

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Stammtisch und Interviews

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=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023

 

 

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