WM Langlauf in Planica: Jessie Diggins Weltmeisterin über zehn Kilometer Freistil – Fink Siebte

Frida Karlsson (SWE), Jessie Diggins (USA), Ebba Andersson (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Jessie Diggins holte sich über zehn Kilometer in der Skatingtechnik die Goldmedaille bei der Nordischen Ski WM in Planica. Silber ging an Frida Karlsson, Bronze an Ebba Andersson. Beste Deutsche wurde Pia Fink als sehr gute Siebte.

Diggins stärker als Schwedinnen

Jessie Diggins (USA) © Thibaut/NordicFocus

Die Schwedinnen Ebba Andersson und Frida Karlsson sowie Jessie Diggins galten als größte Medaillenfavoriten vor dem heutigen Rennen, in dem man einen klaren Kopf behalten musste, um sich nicht zu verlaufen. Zu laufen war zunächst eine 4,5 Kilometer lange „rote“ Runde inklusive der schweren Abfahrt zum tiefsten Punkt sowie die etwa 5,3 Kilometer lange „blaue“ Runde – allerdings sind manche Streckenteile identisch, so dass die Athletinnen aufpassen mussten, dass sie auf der richtigen Runde unterwegs sind. Jessie Diggins präsentierte sich in absoluter Topform und setzte mit Ausnahme der ersten Zwischenzeit nach 900 Metern, wo Jonna Sundling noch schneller war, sämtliche Bestzeiten. Bei der Stadionpassage nach 4,5 Kilometern kamen die Schwedinnen mit 1,1 und 1,6 Sekunden Rückstand sehr nah an sie heran, im Ziel lag die Amerikanerin aber klar vorne. Als sie wie immer völlig erschöpft ins Ziel fiel, hatte die eine Minute früher gestartete Frida Karlsson sich gerade so weit erholt, um sich aufsetzen zu können und einen Blick auf das Ergebnis zu werfen: Jessie Diggins war 14 Sekunden schneller. Ebba Andersson lag bei der letzten Zwischenzeit zwei Kilometer vor dem Ziel hinter ihrer Teamkollegin, so dass für Diggins keine große Gefahr mehr bestand und Andersson erreichte dann auch kurz darauf mit 19 Sekunden Rückstand den Bronzeplatz. Als nur 50 Athletinnen im Ziel waren, noch bevor Hennig oder Kalvå die Linie überquerten, durfte Diggins das Trikot der „Weltmeisterin 2023“ anziehen, so dass sie schon dann sehr emotional wurde und auch beim Siegerinterview nach dem Gewinn ihres ersten Einzel-Titel immer wieder gegen die Tränen kämpfen musste. „Das ist so emotional, so unglaublich. Ich muss meinem Team danken. Sie kamen alle aus dem Truck an die Strecke und das war so besonders. Das war wohl eines der besten Rennen in meinem ganzen Leben. Ich wusste, dass ich mich gut fühle und in guter Form bin. Aber du musst auch gute Ski haben und gutes Wachs und ich hatte heute alles, was ich gebraucht habe. Sie haben so hart gearbeitet, um das möglich zu machen. Ich bin so glücklich“, meinte die 31-Jährige, bevor sie erneut kurz ihre Gefühle überwältigten: „Es war ein sehr hartes Rennen. Ich habe meine Beine am Ende gar nicht mehr gespürt, aber das ist normal für mich. Ich habe einfach versucht, so viel Gas wie möglich zu geben. Ich bin so froh über den Neuschnee, so konnte ich in den Kurven arbeiten. Das ist die perfekte Strecke für mich. Viele spaßige Abfahrten und ich habe versucht, mit Freude zu laufen und so schnell ich konnte.“

Fink und Fähndrich in Top10

Pia Fink (GER) © Modica/NordicFocus

Keine andere Athletin konnte die Medaillen ernsthaft angreifen. Beste Norwegerin wurde Anne Kjersti Kalvå als Vierte, hatte aber fast 16 Sekunden Rückstand auf Ebba Andersson und die Bronzemedaille. Ingvild Flugstad Østberg kamen die vielen Anstiege entgegen und sie wurde gute Fünfte vor der Italienerin Francesca Franchi, die vor der Saison einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht hat und sich aktuell in Topform befindet. Auch Pia Fink und Nadine Fähndrich zeigten ein erstklassiges Rennen und belegten die Plätze sieben und acht vor Kerttu Niskanen und Maja Dahlqvist. Fink hatte sich einen Platz unter den besten 15 vorgenommen und dann lief es heute sogar noch viel besser. „Es war ein gutes Rennen und ich habe mich gut gefühlt. Ich konnte mir das Rennen sehr gut einteilen. Ich bin sehr zufrieden und bin gespannt, was rauskommt“, sagte Pia Fink während des laufenden Rennens im ZDF und sagte zu ihrer Taktik: „Ich habe es mir gut eingeteilt, damit man obenraus genug Kraft hat und das ist mir heute gut gelungen.“ Nadine Fähndrich sagte im Schweizer Fernsehen: „Ich bin sehr zufrieden mit dieser Klassierung. Die Arbeit im Distanzbereich führt zu Fortschritten. Es war sehr anstrengend, gefühlt ging es nur bergauf. Ich musste etwas rausnehmen und konnte dann nach dem höchsten Punkt noch einmal angreifen.“

Hennig Elfte im Rennen mit „geringster Priorität“

Katharina Hennig (GER) © Thibaut/NordicFocus

Katharina Hennig verpasste die angestrebten besten Acht, wurde aber dennoch gute Elfte. Mit diesem Ergebnis im Rennen mit der für sie „geringsten Priorität bei dieser WM“ war sie auch nicht unzufrieden. „Es war ein solides Freistil Einzel, mein zweitbestes in diesem Jahr. Damit bin ich sehr zufrieden. Dieses Rennen hatte die geringste Priorität bei dieser WM. Man muss auch konzentriert sein, dass man sich nicht verläuft und nicht aus dem Rhythmus kommt“, sagte sie und ist der Meinung, dass die anderen Nationen das deutsche Team seit den Olympischen Spielen und den Leistungen dieser Saison mit anderen Augen sehen: „Ich hoffe doch, dass die jetzt mehr Respekt vor uns haben. Wir haben uns ein Stück nach vorne gearbeitet und die großen Nationen haben uns nun wieder mehr auf der Rechnung. Natürlich ist die Medaille das Ziel, aber das ist schon ein großer Schritt, dass wir das jetzt so offen sagen. Das haben wir in den letzten Jahren nicht gemacht. Aber es muss schon alles passen an dem Tag.“

Nicht gut gefühlt – dennoch Top15

Victoria Carl (GER) © Thibaut/NordicFocus

Victoria Carl komplettierte das tolle deutsche Ergebnis mit drei Damen unter den besten 15 als 14. – wie Hennig mit knapp über einer Minute Rückstand. Dabei hatte sie sich gar nicht gut gefühlt und spürte noch die Nachwirkungen des harten Teamsprints: „Ich habe mich gar nicht gut gefühlt. Es war ein solides Rennen. Aber mir steckt noch der Teamsprint in den Knochen. Ich konnte überhaupt nicht mobilisieren, es war ein solides Rennen, aber es war nicht mein bester Tag. In den Anstiegen hat der Punch komplett gefehlt. Ich muss nun sehen, dass ich den Tank wieder voll kriege, denn wir brauchen mich für die Staffel“, sagte sie selbstbewusst.

Krehl 31.: „Bin nicht in Höchstform“

Sofie Krehl (GER) © Thibaut/NordicFocus

Sofie Krehl wurde wie im Sprint, wo sie mit dem Ski im Schnee hängen blieb und stürzte, erneut 31. Diesmal hatte sie ein zu schnelles Angangstempo gewählt, dass sie im Anstieg nicht durchhalten konnte. „Sie hat sich schwer getan am letzten Anstieg, aber wir wollen ja immer Risiko“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder während des Rennens. Da sie, wie sie selbst sagt, nicht in bester Form ist, wird sie keine Chance auf einen Staffelplatz haben, die sich laut Schlickenrieder „nach den Ergebnissen selbst aufstellt“. Sofie Krehl sagte im Ziel im ZDF: „Ich wusste, dass die Berge sehr lang sind und mir nicht so gut liegen. Darum habe ich versucht, im Flachen Zeit gutzumachen. Am Anfang war es gut, aber dann wurde es sehr zäh. Mein Ziel war die 20, aber ich denke, das wird eher knapp, ich bin leider nicht in Höchstform.“

Teamchef sehr zufrieden

Peter Schlickenrieder (GER) © Modica/NordicFocus

Peter Schlickenrieder war mit allen seinen Athletinnen auf die eine oder andere Wese sehr zufrieden. Auf Katharina Hennig angesprochen, von der die Fans nach dem starken Skiathlon am meisten erwartet hatten, sagte er: „Es war ein konstantes gutes Rennen, aber nicht das Spitzenrennen. Aber wir haben mehrere heiße Eisen im Feuer und die haben geglüht. Pia Fink hat ein gutes Rennen gemacht. Ich hatte am Anfang Bedenken, sie ist zu langsam angegangen, aber wenn man dann gesehen hat, wie sie hier im 1:1 den langen Berg hochgedonnert ist, das war bärenstark“, lobte Schlickenrieder. Weiter sagte er: „Sie haben alle einen guten Job gemacht angefangen von Sofie, die risikovoll rangegangen ist. Platz sieben freut mich für Pia, absolut bestes Ergebnis, das hier bei der WM passiert. Auch Katharina Hennig und Victoria Carl haben ein sehr gutes Rennen gemacht – Chapeau!“

Stadlober vorerst heim gereist – Kälin gibt auf

Anja Weber (SUI) © Modica/NordicFocus

Im ÖSV-Team gibt es viele gesundheitliche Sorgen. Vor dem Skiathlon erwachte Teresa Stadlober mit Halsschmerzen, am Sonntag kam auch noch ein Schnupfen dazu, so dass sie vorerst die Heimreise antrat und auf Genesung hofft. „Nach den Halsschmerzen von gestern ist heute der Schnupfen dazugekommen“, sagte Stadlober am Sonntag zur APA. „Das körperliche Befinden ist aber besser. Das stimmt mich auch zuversichtlich für den 30er. Ich werde die Heimreise antreten und mich daheim gut erholen und dann am Mittwoch oder Donnerstag, wenn es geht und ich gesund und konkurrenzfähig bin, wieder anreisen“, ließ die 30-Jährige wissen. Auch Lisa Unterweger, die für das heutige Rennen eingeplant war, musste sich mit Erkältung krank melden wie auch Mika Vermeulen für morgen. Alle drei hoffen auf einen Start über 30 beziehungsweise 50 Kilometer. Für das Schweizer Team belegte Anja Weber, U23-Weltmeisterin von 2022, den 35. Rang. Nadja Kälin musste das Rennen mit starkem Schwindel aufgeben. Die Liechtensteinerin Nina Riedener wurde 51.

=> Ergebnis 10 Kilometer FT Damen

 

Langlauf WM zum Nachlesen

=> Langlauf und Nordische Kombination: Sportler kämpfen bei Nordischen Ski Weltmeisterschaften in Planica um Medaillen
=> Mourao (BRA) und Jonsson (ISL) gewinnen Qualifikationsrennen
=> Sundling und Klæbo gewinnen erneut Gold im Langlauf Sprint – Gimmler Elfte
=> Simen Hegstad Krüger wird Skiathlon-Weltmeister in Planica – Moch Siebter
=> Hennig erstklassige Vierte im Skiathlon – Andersson holt Gold
=> Schweden und Norwegen gewinnen Teamsprint – Gimmler/Carl Vierte

Stammtisch und Interviews

=> xc-ski.de WM Stammtisch am 22.02.2023 mit Dario Cologna und Jens-Jörg Rieck
=> Interview mit Laura Gimmler nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Janosch Brugger nach dem Sprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Katharina Hennig nach dem Skiathlon der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Laura Gimmler und Victoria Carl nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> Interview mit Friedrich Moch und Janosch Brugger nach dem Teamsprint der Nordischen Ski-WM Planica 2023
=> xc-ski.de WM Stammtisch 2023 mit DSV Langlauf-Cheftechniker Lukas Ernst und Simon Kronbichler von HWK

 

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