DSV-Statements vor den Weltmeisterschaften

Torstein Drivenes (GER) © DSV

Vor den Weltmeisterschaften äußerte sich Mannschaftsführung und Sportler zu den Erwartungen in Lahti. Lest hier, was sie vor den Titelkämpfen sagten ….

 

Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter Langlauf
„Bei den Damen können wir in diesem Jahr eine erfreuliche Entwicklung beobachten. Die Mannschaft hat sich im bisherigen Saisonverlauf sehr ordentlich verkauft. Vor allem die jungen Athletinnen wie Victoria Carl, Katharina Hennig, Julia Belger und Sofie Krehl haben mit guten Leistungen die Lücke zur absoluten Weltspitze verringern können und verstärken das Team um unsere arrivierten Leistungsträgerinnen. Insgesamt gesehen haben wir damit im Damenbereich eine deutlich stabilere Basis als noch vor einem Jahr. Wir fahren deshalb durchaus optimistisch zur WM nach Finnland und hoffen, dass wir dort an die guten Ergebnisse aus dem Weltcup anknüpfen können.

Etwas anders gestaltet sich die Situation leider bei den Herren. Hier haben wir nach wie vor mit teilweise langwierigen, krankheits- und verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen. Hannes Dotzler konnte zwar nach über zwei Jahren erstmals wieder einen internationalen Wettkampf bestreiten, wird uns aber bei der WM wahrscheinlich noch nicht zur Verfügung stehen. Und auch bei Tim Tscharnke, der immerhin schon Silber bei Olympia gewann, Sebastian Eisenlauer, Andreas Katz oder Jonas Dobler mussten wir im Verlauf des Winters immer wieder Rückschläge verkraften.

Solche Ausfälle sind für kein Team der Welt so einfach zu kompensieren. Das spiegelt sich dann natürlich auch in den bisherigen Weltcupergebnissen wider. Dennoch traue ich unseren Männern die eine oder andere Überraschung in Lathi zu.

Die WM-Vorbereitung in Toblach lief jedenfalls hervorragend. Wir hatten uns ja bewusst dazu entschieden, mit den WM-Startern nicht zum Weltcup nach Korea zu fliegen, sondern uns stattdessen gezielt auf den Saisonhöhepunkt vorzubereiten. Ich denke, das war die richtige Wahl. In Toblach hatte die Mannschaft die besten Rahmenbedingungen.

Nicole Fessel absolvierte im gleichen Zeitraum ein individuelles Training auf der Seiseralm. Als trainingsältere Athletin hat sie gute Erfahrungen mit einer gezielten Vorbereitung in der Höhe gemacht. Entsprechend wollten wir ihr diese Möglichkeit anbieten.

Was die Ziele für Lahti betrifft, müssen wir realistisch bleiben. Bei den Herren sollten wir bei zwei von vier Einzelrennen in der Lage sein, unter die Top-12 zu laufen. In den Teamwettbewerben peilen wir die Top-6 an. Und wenn an einem Tag alles zusammenpasst, haben wir auch nichts dagegen, wenn es noch etwas weiter nach vorne geht. Bei den Damen liegt unser Hauptaugenmerk natürlich auf den Staffeln bzw. Teambewerben. Hier wollen wir versuchen, das Podium anzugreifen. In den Einzelstarts sollten die Top-10 unser Ziel sein.“

Torstein Drivenes, Leitender Disziplin-Trainer Damen
„Wir haben in Toblach versucht, die Athletinnen auf ihr bestes physisches, mentales und technisches Niveau zu bringen. Das sollen sie in Lahti abrufen können.

In Lahti hoffe ich darauf, dass unsere Athletinnen an ihre besten Weltcup-Ergebnisse anknüpfen oder sich sogar steigern können. Für Nicole Fessel heißt das zum Beispiel, sich über die Distanzrennen in den Top-7 zu bewegen. Sandra Ringwald kann definitiv in das WM-Finale laufen und dann ist viel möglich. Steffi Böhler sehe ich in der erweiterten Weltspitze, die jungen Athletinnen dürfen sich gerne in den Top-15 platzieren.“

Janko Neuber, Leitender Disziplin-Trainer Herren
„In der bisherigen Saison gab es in der Mannschaft positive Entwicklungen aber auch ein paar Probleme. Florian Notz zum Beispiel hat sich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich gesteigert und als junger Athlet gute Ergebnisse erzielt. Auch bei Thomas Bing und Lucas Bögl sieht man eine Steigerung.

Dahingegen haben die letztjährigen Leistungsträger wie Sebastian Eisenlauer und Jonas Dobler auch wegen krankheitsbedingter Ausfälle ihre Probleme, die Lücke zu den Top-Läufern zu schließen. Insgesamt haben wir als Mannschaft bisher nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Das muss man ehrlicherweise sagen.

In der WM-Vorbereitung haben wir versucht, Sebastian Eisenlauer und Jonas Dobler wieder dahingehend aufzubauen, dass sie an ihre Leistungen, die sie in der Saisonvorbereitung gezeigt haben, anknüpfen können. Ansonsten lag der Fokus darauf, noch vorhandene Schwächen in Stärken umzuwandeln.

Wir möchten in Lahti mit einer schlagfähigen Truppe starten, die speziell in den Mannschaftswettbewerben in die Nähe der Medaillenränge laufen kann. Wir wissen, dass das schwer wird, haben aber kurz vor Weihnachten schon mal gezeigt, dass es geht. In den Einzelwettkämpfen sind Top-15-Platzierungen ein gutes Ergebnis für uns.“

Steffi Böhler
„Die bisherige Saison ist eigentlich so verlaufen, wie wir es uns erhofft haben. Klar, der Einstieg war von den Ergebnissen her schon etwas zäh. Wenn man den ganzen Sommer gut durchkommt, ohne Verletzungen oder Krankheiten, dann steckt einfach unheimlich viel Training in den Knochen und Muskeln, und es fehlt gerade zum Saisonbeginn die nötige Frische, um an die maximale Leistung heranzukommen.

Es war in der Vergangenheit schon immer so, dass mir die vielen intensiven Wettkämpfe der Tour de Ski ganz gut getan haben. Ich fahre zuversichtlich nach Lahti. Natürlich hoffe ich trotzdem, dass ich mich noch steigern kann. Wichtig ist es, sich auf die tägliche Arbeit zu konzentrieren, und dann wird man sehen, wer zur WM in Topform ist.

Wir haben in Toblach während der Vorbereitung nochmal einen sauberen Umfangblock gesetzt. Jeder hat individuell an seinen Defiziten gearbeitet. Die WM-Strecken in Lahti mag ich. Harte, anspruchsvolle Strecken kommen mir entgegen. Ich mag’s am allerliebsten, wenn’s selektiv ist.“

Victoria Carl
„Ich konnte endlich mal wieder komplett trainieren und bisher durchlaufen. Das ging aufgrund von Verletzungen in den letzten zwei, drei Jahren nicht. Das merke ich aber auch. Ich bin noch nie so viele Rennen hintereinander gelaufen, und das zum ersten Mal komplett im Weltcup. Da war ich zwischenzeitlich ganz schön kaputt.

Aber seit der Tour de Ski geht es wieder bergauf und von daher bin ich guter Dinge, dass ich zur WM an meine Bestleistungen anknüpfen kann.

Ich weiß, was in Lahti auf mich zukommt. Ich habe dort vor zwei Jahren mit Platz sieben über zehn Kilometer klassisch mein bestes Weltcup-Einzelergebnis gefeiert.“

Katharina Hennig
„Für mich und die Trainer kam mein bisheriger Saisonverlauf völlig unerwartet. Es freut mich sehr, mit zur WM zu dürfen.

Ich kenne Lahti noch nicht, aber grundsätzlich gefallen mir die Weltcup-Strecken, denn ich mag es, schwere Profile zu laufen. Die WM möchte ich einfach genießen und dort meine bisherigen Leistungen bestätigen.“

Sandra Ringwald
„Ich habe in der Vorbereitung daran gearbeitet, den Schwerpunkt der Hüfte weiter nach vorne zu bringen. Außerdem habe ich versucht, meine Endgeschwindigkeit zu steigern, um auch auf der Zielgeraden noch ein Wörtchen mitreden zu können.

Die Sprintstrecke in Lahti ist selektiv, aber wenn man dran bleibt, kann man auch als Fünfte oder Sechste nach der letzten Abfahrt auf der Zielgeraden noch nach vorne kommen, wenn man ein entsprechendes Finish hat.“

Thomas Bing
„Ich hatte in der bisherigen Saison Höhen und Tiefen, es fehlt etwas die Konstanz. Aber ich blicke positiv in Richtung WM.

Ich bin mit der WM-Vorbereitung sehr zufrieden. Wir hatten gute Bedingungen und ich hatte Muskelkater. Auch gesundheitlich hatte und habe ich in diesem Winter keinerlei Probleme, Lahti kann also kommen.

Die Strecken in Lahti sind sehr anspruchsvoll. Es gibt genügend Berge, so dass die Klassik-Rennen sicher nicht nur geschoben werden, das finde ich gut.“

Lucas Bögl
„Für mich war der Einstieg in die Saison schwierig, da ich mich im Sommer im Rahmen des Förderkaders ohne Lehrgänge mit der Mannschaft vorbereitet habe. Ich konnte mich dann aber gut präsentieren und die WM-Norm knacken, insofern bin ich durchwegs zufrieden.

Ich habe gemerkt, dass ich bei Massenstartrennen gut mit dem Feld mitlaufen kann. Und wenn man zum Schluss noch vorne mit dabei ist, dann ist vieles möglich. Das nehme ich positiv mit nach Lahti.

Ich will bei der WM natürlich mein bestes geben, es ist meine erste! In Lahti war ich noch nie und kenne die Strecken nicht, sehe aber keinen Nachteil darin. Vielleicht ist es auch ganz gut, unbedarft da heran zu gehen. Ich bin auf alles vorbereitet.“

Sebastian Eisenlauer
„Ich hatte gehofft, dieses Jahr meine Leistungen aus dem letzten Winter bestätigen zu können. Es waren zwar gute Ansätze dabei, aber es ist nie das Ergebnis herausgekommen, das ich mir vorgestellt hatte.

Leider hat sich nach einem noch recht guten Start schnell das Gefühl eingestellt, nicht mehr wirklich frisch zu sein. Und dann kam die krankheitsbedingte Pause zur Tour de Ski hinzu.

Ich hoffe, dass ich nach dem WM-Trainingsblock die Saison noch zu einem guten Ende bringen kann. Das Gefühl stimmt wieder, jetzt hoffe ich, dass ich das in entsprechende Ergebnisse umwandeln kann.

Ich möchte in Lahti im Sprint in die Top-15 laufen und mich für beide Team-Events empfehlen. Die Sprintstrecke ist sehr schön zu laufen, wenn auch anspruchsvoll.“

Florian Notz
„Seit La Clusaz lief es für mich richtig gut. Ich konnte mich regelmäßig in den Top-20 platzieren. Ich habe mich in diesem Jahr noch mal sehr verbessert, vor allem was die Konstanz betrifft. Ich möchte mich in den nächsten Jahren im Bereich der besten 20 stabilisieren und mich dann Richtung Top-Ten orientieren.

Ich habe zuletzt die 30 Kilometer beim Weltcup in Falun ausgelassen, um nicht zu viel Zeit mit Regeneration zu verlieren, sondern die Tage für einen guten WM-Formaufbau zu nutzen.

Ich freue mich auf Lahti, aus gutem Grund: Ich hatte 2014 dort mein Weltcupdebüt und mit Platz sieben mein bis heute bestes Weltcupergebnis.“

Tim Tscharnke
„Mein bisheriges Saisonfazit fällt erst mal positiv aus. Ich war ein Jahr lang weg vom Fenster, von daher bin ich zufrieden. Hier und da hätte ich zwar etwas mehr von mir erwartet, zum Beispiel eine richtige WM-Qualifikation abzuliefern, aber aufgrund der hohen FIS-Punkte und der hinteren Startplätze war das oft schwierig.

In der Vorbereitung in Toblach habe ich noch an der Technik und der Laktatverträglichkeit gearbeitet.

Ich freue mich auf Lahti und die Strecken. Aufgrund der Topografie wird in den Klassik-Rennen Diagonal-Schritt gelaufen werden müssen, anstatt nur zu schieben, das ist gut so. Ich möchte stabil durch die Wettkämpfe kommen.“