Interview mit Nathalie von Siebenthal: „Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle“

Nathalie Von Siebenthal (SUI) © NordicFocus

Bei der nordischen Ski-WM in Lahti konnte Nathalie von Siebenthal mit Platz vier im Skiathlon überzeugen. Im Interview mit Swiss-Ski spricht sie über die Höhen und Tiefen bei den Titelkämpfen, die Schweizer Damenstaffel und die Unterschiede zur WM in Falun.

Nathalie von Siebenthal, mit welchen Erwartungen bist du an die WM gereist?

Ich hatte hohe Erwartungen, an den Event selbst und auch an mich. Mein Ziel war es, ein Diplom zu holen. Das habe ich zum Glück erreicht, darüber bin ich sehr froh. Da an den Weltcups hier in Lahti immer eine super Stimmung herrscht, und die Tickets teilweise schon lange im Voraus ausverkauft waren, hatte ich auch in dieser Hinsicht große Erwartungen. Auch diese wurden erfüllt, es hat riesig Spaß gemacht in dieser tollen Atmosphäre zu laufen. 

Was war dein persönliches WM-Highlight?

Es gab deren zwei: Mein 4. Rang im Skiathlon und die Staffel. Diese WM war speziell – ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Zuerst der Triumph mit dem 4. Rang im Skiathlon, dann die Enttäuschung im Klassisch-Rennen. Am Donnerstag kam mit der Staffel ein weiterer Höhepunkt dazu. Das war ein außergewöhnliches Erlebnis, da wir zum ersten Mal seit zehn Jahren eine Frauenstaffel an einem Großanlass stellen konnten. Zudem konnte ich ein sehr gutes Rennen zeigen. Zum Abschluss hatte ich mir beim 30er viel vorgenommen, und war dann entsprechend enttäuscht mit dem Resultat. Auf dieses Rennen hatte ich mich speziell gefreut und auch meine Vorbereitung darauf ausgerichtet. Obwohl der 11. Rang ein gutes Resultat ist, bin ich nicht zufrieden, ich wollte auch hier ein Diplom holen. Unter besseren Umständen wäre dies eventuell auch drin gelegen.

Inwiefern unterschied sich diese WM von deiner Premiere vor zwei Jahren in Falun?

Damals war es ein Geschenk, dass ich überhaupt starten konnte. Eigentlich hatte ich mich nicht qualifiziert, erst dank meinem U23-WM-Titel durfte ich dann trotzdem noch mitreisen. Daher hieß das Motto damals „dabei sein ist alles“. Bei meinem 6. Rang im Einzelrennen hatte ich großes Glück mit dem Wetter. Dieses Resultat gab mir viel Motivation und Freude für die Zukunft. Dieses Jahr hatte ich große Erwartungen, habe mich gezielt auf diese zwei Wochen vorbereitet und hart dafür gearbeitet. Auch dieses Mal nehme ich viel Freude mit, habe aber gleichzeitig auch sehr viel gelernt. Dies wird mir nächstes Jahr in Pyeongchang zugutekommen. Allgemein habe ich das Gefühl, dass mir diese WM die Bestätigung gegeben hat, dass ich richtig trainiere und auf dem richtigen Weg bin. Die Bedenken von Anfang Saison sind weg, und ich weiß, dass ich immer noch Fortschritte machen kann.

Nathalie Von Siebenthal (SUI), Nadine Faehndrich (SUI), (l-r) © NordicFocus

Die Schweizer Damen haben seit 10 Jahren an Großanlässen wieder einmal eine Staffel am Start. Es scheint, dass das Frauen-Langlaufteam einen guten Teamspirit entwickelt hat. Wie wichtig ist dies für dich?

Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen. Es ist schön, dass wir wieder eine kleine Gruppe von Athletinnen sind und ich hoffe, dass noch einige Junge nachkommen. Wir können enorm viel voneinander profitieren, da wir alle unsere speziellen Stärken habe und uns super ergänzen. Ich trainiere viel mit Nadine Fähndrich zusammen, einer starken Sprinterin. Dank den gemeinsamen Trainings konnte ich mich beispielsweise im Zielsprint verbessern. Mein Ehrgeiz lässt es nicht zu, dass sie immer jeden Sprint im Training gewinnt, daher wachse ich in diesen Duellen oft über mich hinaus. Alleine könnte ich mich wahrscheinlich nicht so herausfordern. Umgekehrt konnte sie im Ausdauerbereich auch von mir profitieren.

Hattest du die Gelegenheit, Lahti und die Umgebung etwas zu erkunden?

Dieses Jahr hatte ich nicht groß die Zeit dazu. An den Weltcups in den letzten Jahren konnte ich aber jeweils die Stadt etwas erkunden. Ich reise immer gerne nach Lahti, ich liebe die Strecke hier, sie ist wie auf mich zugeschnitten. In Lahti konnte ich in den letzten Jahren im Weltcup auch meine besten Resultate erzielen. Es gefällt mir hier auch sonst sehr gut, obwohl ein bisschen mehr Sonnenschein manchmal schon schön wäre. Und die Berge fehlen natürlich…

Quelle: www.swiss-ski.ch