Langlauf WM: Sundling/Dahlqvist und Valnes/Klæbo Teamsprint Weltmeister, Silber für die Schweiz

Nadine Faehndrich (SUI), Jonna Sundling (SWE), Maja Dahlqvist (SWE), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Jonna Sundling und Maja Dahlqvist dominierten den Teamsprint der Damen bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf, über Silber konnten sich jedoch Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich freuen. Bei den Herren wurden Erik Valnes und Johannes Høsflot Klæbo ihrer Favoritenrolle gerecht, obwohl die Russen alles versuchten und schließlich nur Bronze gewannen.

So verliefen die Halbfinals… Carl/Krehl direkt weiter

Victoria Carl (GER) wechselt auf Sofie Krehl (GER) © Thibaut/NordicFocus

Da es wegen der Streckenbedingungen deutliche Unterschiede zwischen beiden Halbfinals geben könnte, erklärte die FIS nach Antrag des Deutschen Skiverbandes am Abend, dass diesmal nicht nur die ersten zwei Teams direkt qualifiziert sind fürs Finale, sondern jeweils die ersten vier Duos. Nur zwei Teams kommen dann noch über die Zeit weiter ins Finale der besten Zehn. Bei den Damen betraf das Tschechien und Frankreich aus dem ersten Lauf, die beide knapp schneller waren als Platz fünf in Lauf zwei. Vorne gab es keine Überraschungen: Alle Teams, die man im Finale erwarten konnte, schafften auch relativ problemlos den Sprung unter die besten Zehn. Dazu gehört auch das DSV-Duo Carl/Krehl, obwohl Sofie Krehl in der Kurve am letzten Anstieg Tempo rausnehmen musste, als die Amerikanerin ihr den Weg abschnitt. Anders als sonst versteckten sich die Schweizerinnen lange im Feld und mischten erst auf den letzten zwei Runden vorne mit. Die ÖSV Damen Unterweger/Walchhofer waren we erwartet chancenlos.

Halbfinal-Aus: Pleiten, Pech und Pannen bei DSV Herren

Janosch Brugger (GER) © Thibaut/NordicFocus

In beiden Halbfinals der Herren wurde zu Beginn ordentlich gebummelt, dennoch war der erste Lauf an Ende schneller, so dass Polen und Finnland trotz eines Sturzes von Joni Mäki im Anstieg noch mit aufrücken konnten. Auch die Schweden schafften es ins Finale, die durch einen Dreher der später siebtplatzierten Briten aufgehalten wurden – obwohl sie erstmals Oskar Svensson und Karl-Johan Westberg als Team aufstellten. Der formschwache Calle Halfvarsson gab den Skiathlon mit starken Kopfschmerzen auf und brach die WM ab. Das zweite Halbfinale war jedoch von Pleiten, Pech und Pannen geprägt: Die Amerikaner scheiterten als Siebte nach einem völlig verpatzten Wechsel und die DSV Herren Brugger/Eisenlauer hatten dasselbe Pech wie Carl/Krehl beim Weltcup in Ulricehamn. Dieses Mal verlor Janosch Brugger in seiner zweiten Runde einen Ski und damit 15 Sekunden. Brugger und Eisenlauer kämpften sich noch einmal nah heran an die Spitze, mussten am Ende aber ihrer Aufholjagd Tribut zollen und schieden als Sechste aus – wie auch die fünftplatzierten Österreicher Vermeulen/Moser, die mit der Spitze mithielten. Laut Janosch Brugger ist die neue Atomic Bindung die Ursache für den verlorenen Ski: „Blöder kanns nicht laufen. Der Österreicher, der hat Schuld, definitiv! Nein, Spaß… Die neue Atomic Bindung, die ist so breit wie der Ski und die hat an der Seite so zwei Clips, zwei Ösen, so dass man sie öffnen kann von Hand und da ist er mir mit der Skispitze reingefahren und dann hat sich das Teil geöffnet und dann stand ich auf einmal ohne Ski da!“ Sebastian Eisenlauer fügte frustriert hinzu: „Es ist immer bitter bei einem WM Rennen, dann noch daheim, das ist das Bitterste, was passieren kann. Wir haben uns da viel für vorgenommen, nicht erst seit zwei, drei Tagen sondern eher seit zwei, drei Jahren. Das war das Rennen, auf das wir ziemlich viel ausgerichtet haben. Der Janosch, der Bingo, der Thomas Bing und ich, wir drei waren eigentlich…. ja, seit zwei Jahren dreht sich alles um den Teamsprint und dass das zu so einem Ende kommt, dass wir gar nicht zeigen können, wozu wir in der Lage sind, das ist natürlich maximal bitter.“ Nicht qualifizieren konnten sich die Briten James Clugnet und Andrew Young – allerdings ist Youngs frühes Comeback beachtenswert, nachdem er sich erst vor vier Wochen in Falun bei seinem spektakulären Crash durch die Bande das Wadenbein brach. 

Schwedinnen triumphieren vor der Schweiz

Nadine Faehndrich (SUI), Laurien Van Der Graaff (SUI), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Im Finale der Damen verlief alles wie erwartet: Die Schwedinnen, die überraschend Linn Svahn nicht aufstellten und stattdessen die ebenfalls im Halbfinale des Sprints gescheiterte Maja Dahlqvist und Weltmeisterin Jonna Sundling ins Rennen schickten, dominierten das Geschehen nach Belieben. Auf ihrer letzten Runde versuchte Dahlqvist eine Lücke zu reißen, was ihr aber zunächst nicht gelang. Im letzten Anstieg griff Yulia Stupak an und setzte sich zusammen mit der Schwedin von den anderen Teams ab. Sundling und Natalia Nepryaeva gingen Seite an Seite in die finale Runde, dahinter mühte sich Nadine Fähndrich, den Anschluss wieder herzustellen, was schließlich auch gelang. Im letzten Anstieg attackierte die Schweizerin und setzte sich zusammen mit der Schwedin ab, die als Erste in die Abfahrt ging. Natalia Nepryaeva hatte im letzten Anstieg mit ihrer bandagierten Hand nach ihren Mittelhandfrakturen nichts mehr zuzusetzen und wurde von der Slowenin aufgelaufen. Im Zielsprint setzte sich Jonna Sundling klar gegen Nadine Fähndrich durch, die zusammen mit Laurien van der Graaff über Silber jubelte. „Zwischen Halbfinal und Final habe ich wirklich gezweifelt“, verrät sie bei SRF. „Ich habe mich nicht so gefühlt, wie ich wollte.“ Van der Graaff zweifelte nicht: „Ich weiß, sie hat eine unbeschreibliche letzte Runde.“ Beide freuten sich sehr über die erste Medaille für Schweizer Damen nach langer Durststrecke – die erste holte Evi Kratzer 1984, ebenfalls in Oberstdorf: „Das klingt unglaublich. Wir haben immer gesagt, wir wollen diese Medaille und jetzt ist sie da. Diese Emotionen sind unbeschreiblich“, so Van der Graaff. Nepryaeva führte in der Abfahrt zwar noch das Verfolgerduo an, wurde aber schon in der Zielkurve von Anamarija Lamic überholt, die sich und Eva Urevc die Bronzemedaille sicherte. Yulia Stupak und Natalia Nepryaeva gingen leer aus. Knapp dahinter ging Platz fünf an Rosie Brennan und Sadie Maubet Bjornsen. Während im Halbfinale Tiril Udnes Weng leichte Probleme hatte, war in ihrer letzten Finalrunde Maiken Caspersen Falla dafür verantwortlich, dass Norwegen abreißen lassen musste und nur Platz sechs belegte.

Carl/Krehl werden Neunte

Sofie Krehl (GER), Sadie Maubet Bjornsen (USA), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Das deutsche Duo kam über Platz neun nicht hinaus und verpasste damit knapp das gestern vom Teamchef ausgegebene Ziel der besten Acht. Allerdings sagte Peter Schlickenrieder nach dem Rennen, dass man ohnehin nicht auf Edelmetall geschielt hatte: „Du musst von Anfang an bei der Musik sein und da darf nichts passieren, da gehört das Quäntchen Glück dazu, was wir heute definitiv nicht gehabt haben, da ist auch noch eine große Menge Pech dazugekommen, aber auf der anderen Seit muss man auch realistisch sein, selbst wenn alles gut geht, kämpfen wir bei dem aktuellen Leistungsstand nicht um Medaillen.“ Im Finale strauchelte Sofie Krehl früh, nachdem Jasmi Joensuu ihr im Anstieg über den Ski gefahren war, und Victoria Carl konnte am Ende nicht mehr mithalten, nachdem beide sich immer bemüht hatten, die Lücke wieder zu schließen. „Sie haben wacker gekämpft. Aber man sieht auch, das war auch vorher klar, dass wir hier keine Medaillenchance haben, weil es eine brechharte Geschichte ist, hier in so kurzen Abständen immer wieder gegen den Berg zu laufen und wenn eine Lücke aufgeht, machst du die bei diesem Weltspitzenfeld nicht mehr zu“, so Schlickenrieder. Startläuferin Victoria Carl war mit ihrer Leistung recht zufrieden, obwohl nicht alles optimal lief, was aber möglicherweise der Trainingspause nach ihrer Knöchelverletzung von Ruka zuzuschreiben war: „Im Grunde genommen echt gut, auch wenn unsere Ski im Semifinale deutlich schneller waren als alle anderen und die anderen im Finale aufgeholt hatten. Ich mag das Geläuf hier nicht, mir taugt es auch besser, wenn es noch härter ist. Das habe ich dann in der letzten Runde gemerkt, mir hat es so die Beine zugezogen und ich war auch am Start ein bisschen überfordert, weil es noch einmal einen ganzen Tick schneller losging. Das überrascht mich zur Zeit ein bisschen, weil ich nicht so die Schnellstarterin bin und da muss ich aufpassen, dass es mir nicht gleich so reinfährt. Aber ich glaube, das habe ich in der ersten Runde ganz gut gemacht.“ Sofie Krehl konnte auf der Schlussrunde nicht mehr viel ausrichten, ihre Probleme in der zweiten Rennrunde sorgte jedoch dafür, dass das DSV-Duo einem Rückstand hinterher laufen musste. „Es war ziemlich viel Stress, immer wenn ich gelaufen bin. Links jemand, rechts jemand. Ich denke, ich habe es trotzdem viel besser hinbekommen als im Rest des Winters. Ich habe immer versucht, mich ein bisschen rauszuhalten, aber klar, das war ein bisschen schade, da musste ich gleich in der ersten Runde investieren und wir waren dann von der Position immer ein bisschen defensiver. Was ja auch nicht viel leichter ist, als wenn man vorne läuft.“, meinte Sofie Krehl.

Valnes/Klæbo gewinnen trotz russischer Taktik

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Im Finale der Herren zeigte sich, dass Norwegen auch mit der eigentlich perfekten Taktik im Teamsprint nicht zu knacken ist. Die Russen Alexander Bolshunov und Gleb Retivykh (Ustiugov hat inzwischen die Heimreise angetreten) taten alles, um sich den Titel zu holen und hatten sich die Taktik vorher genauestens zurecht gelegt. Schon in seiner zweiten Runde gab Bolshunov ordentlich Gas und setzte sich von den anderen ab. Erst in der nächsten Runde gelang es Johannes Høsflot Klæbo, die Lücke zu Retivykh wieder zu schließen und die Gruppe wieder an Russland heranzuführen. Eine Runde später, in Bolshunovs Schlussrunde, wiederholte sich das Spiel: Der Skiathlon Weltmeister lief einen Vorsprung heraus, diesmal versuchte allerdings Erik Valnes, die Lücke wieder zu schließen. Der Norweger kam bis auf wenige Meter wieder heran, ging dann aber blau und wurde vor dem letzten Wechsel noch fast von den Finnen eingeholt. Auf der Schlussrunde schlossen Klæbo und Joni Mäki wieder zu Gleb Retivykh auf, hatten aber dazu mehr investieren müssen als der Russe. Der war allerdings völlig erschöpft, wie es sich im letzten Anstieg zeigte: Der Norweger attackierte und sprang den Berg hinauf und riss ein Loch zu den Verfolgern. Die russische Taktik hatte sich nicht ausgezahlt, Gold ging dennoch an Erik Valnes und Klæbo. Seite an Seite gingen Mäki und Retivykh auf die Zielgerade, aber im Zielsprint hatte der Finne mehr zuzusetzen als der erschöpfte Russe und sicherte sich und Ristomatti Hakola die Silbermedaille. Die anderen Teams hatte schon vorher bei den Tempoverschärfungen den Anschluss verloren. Die Franzosen Lucas Chanavat und Richard Jouve wurden Vierte vor den Italienern Franceso de Fabiani und Federico Pellegrino, der 2015, 2017 und 2019 jeweils eine Medaille für Italien mit wechselnden Partnern gewonnen hatte. Die Schweizer Jovian Hediger und Roman Furger, in Ulricehamn noch auf dem Podium, hatten bei der zweiten Attacke Bolshunovs den Anschluss verloren und wurden Neunte. Beide hatten im Halbfinale viel Kraft gelassen, nachdem die Amerikaner sie beim Wechsel mit zu Boden gerissen hatten. 

=> Ergebnis Teamsprint FT Damen
=> Ergebnis Teamsprint FT Herren

 

 

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