Nordische Ski WM und Langlauf Weltcup Kurznews: Qualifikationsrennen, Vorverlegung Sprint und Saisonende für Sprinter

Baiba Bendika (LAT) © Manzoni/NordicFocus

Bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf sind die ersten Entscheidungen gefallen, wer von den Athleten mit hohen FIS-Punkten sich in der Qualifikation durchgesetzt hat und damit für die Distanzrennen der Weltmeisterschaften startberechtigt ist. Außerdem steht nun fest, dass es außer dem Engadin Weltcup keinen weiteren Weltcup nach der WM geben wird.

Biathletin nicht zu schlagen

Baiba Bendika (LAT) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Wie immer bei Weltmeisterschaften mussten sich die Sportler mit hohen FIS-Punktzahlen, meist SportlerInnen aus exotischen Langlauf-Ländern, erst für die eigentlichen Wettkämpfe qualifizieren, wozu grundsätzlich Platz eins bis zehn in der Qualifikation berechtigt sind. Der klare Sieg über fünf Kilometer im freien Stil ging an die Biathletin Baiba Bendika, die letzten Sonntag im Massenstart der Biathlon WM noch bis zum letzten Schießen auf Medaillenkurs gelegen hatte. Heute konnte ihr niemand das Wasser reichen und sie holte sich mit 24 Sekunden Vorsprung Platz eins. „Es war gut, dass das Rennen auf den Morgen verschoben wurde, so war die Strecke fast perfekt. Das 10km Skating Rennen wird mein einziger Start hier, weil ich kaum klassisch trainiere“, sagte die 29-Jährige. „Ich habe mich quasi durch die Biathlon WM auf die Rennen hier vorbereitet. Schon vor der Pandemie war geplant, den Biathlon Weltcup in China auszulassen und stattdessen in Europa zu bleiben und die WM hier zu laufen. Dieser Plan blieb auch bestehen, als der Biathlon Weltcup dort abgesagt und nach Europa vergeben wurde.“ Karen Chanloung, Italienerin mit thailändischen Wurzeln, musste erstmals in der Qualifikation antreten, da sie mehr FIS Punkte hat als in den Jahren zuvor. Die 24-jährige sicherte sich den zweiten Platz vor der Armenierin Katya Galstyan, die sich knapp vor der ältesten Teilnehmerin, der Brasilianerin Jacqueline Mourao, den Podestplatz sicherte. Den Sprung unter die besten Zehn schafften außerdem eine Isländerin, eine Kroatin, zwei weitere Lettinnen, eine Argentinierin und eine Ungarin. Anders als vor zwei Jahren in Seefeld, wo die jüngste Starterin gerade 16 geworden war, waren diesmal einige 15-Jährige am Start, die teilweise auch schon mit einer sehr guten Technik unterwegs waren. Von den 15-Jährigen, die teilweise auch schon bei der Junioren-WM in Vuokatti am Start gewesen waren, schaffte es allerdings noch niemand unter die besten Zehn – allerdings nur hauchdünn. Die Litauerin Ieva Dainyte wurde Elfte und verpasste die Qualifikation damit nur um 1,4 Sekunden. Die jüngsten Teilnehmerinnen, die ebenfalls 15-jährigen Zwillinge Emilija und Gabija Bucyte (*26.09.2005), sind jedoch noch nicht so stark wie ihre Landsfrau und belegten die Plätze 28 und 30. Klares Schlusslicht im heutigen Rennen war die Libanesin Raquel Sukkar, die mit Startnummer 4 auf der Zielgeraden noch überholt wurde und mit fast 22 Minuten Rückstand als als letzte Läuferin die Ziellinie überquerte. Schon Startnummer 1 sorgte allerdings für Verwunderung: Fiorella D’Croz Brusatin (41) trat mit einer Alpin Skibrille an. „Ich habe Probleme mit meinen Augen im Fahrwind“, sagte die in Bergen lebende Kolumbianerin gegenüber TV2. Erste Schneeerfahrung sammelte sie schon 2014, war dann aber sechs Jahre lang schwer depressiv und fing erst vor einem Jahr nach einer Schwangerschaft wieder mit dem Langlauf an. Nach jahrelangen gesundheitlichen Rückschlägen brauchte sie eine Herausforderung: Ein Start bei der Nordischen Ski WM!

=> Ergebnis Qualifikation 5 km FT Damen

Quali Sieg geht nach Thailand

Mark Chanloung (THA) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Im zehn Kilometer langen Qualifikationsrennen der Herren war das Leistungsgefälle am Anfang sehr groß. Martin Møller wurde in Næstved auf der dänischen Insel Seeland geboren, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in Nuuk/Grönland, mit Ausnahme der Zeit, als er in Trondheim studierte und mit den norwegischen Biathleten trainiert. Seit zwei Jahren hat der 40-Jährige, der im Biathlon für Grönland antrat und im Langlauf für Dänemark, aber keinerlei Wettkämpfe mehr bestritten, so dass er keinerlei FIS Punkte vorweisen konnte und dadurch das Rennen eröffnete. Seine vorgelegte Zeit blieb lange Zeit absolut unangetastet, so dass er das Rennen entspannt im Leader’s Chair verfolgen konnte. Erst ab Startnummer 70 folgten stärkere Athleten, die mit ihm um die Bestzeit kämpften. Als mit Startnummer 75 Campbell Wright eine Bestzeit nach der anderen setzte, sah alles danach aus, als könne der 18-jährige Neuseeländer das Generationenduell für sich entscheiden. Aber der junge Athlet hatte sich in seiner ersten Runde übernommen und musste sich auf den zweiten fünf Kilometern Mark Chanloung geschlagen geben. „Es ist inzwischen wieder sehr heiß. Aber die mag die Wärme. Dennoch ist es nicht leicht auf der Strecke bei diesen Bedingungen“, sagte der 26-Jährige. Der wie seine Schwester im Aostatal geborene und lebende Italiener mit thailändischen Wurzeln, der gelegentlich im Weltcup startet, hatte sich seine Kräfte besser eingeteilt und gewann schließlich 29 Sekunden vor Wright, der wiederum 24 Sekunden schneller war als Martin Møller. Der Isländer Albert Jonsson lief mit der letzten Startnummer noch auf Platz vier nach vorne vor dem nächsten Dänen Joachim Weel Rosbo, der auch über 5000 und 10.000 Meter in der Leichtathletik sowie als Biathlet aktiv ist. Die weiteren Top10 Plätze gingen an Belgien, Australien, die Mongolei sowie an zwei Letten. Nicht qualifizieren konnte sich der Nigerianer Samuel Uduigowme Ikpefan, der Marc Rohde im Nordic Grooming Podcast seine interessante Lebensgeschichte erzählte: In der Jugend ein hoffnungsvoller französischer Langläufer, der zu den besten zehn Läufern seiner Region gehörte. Als er bei der Kadereinteilung durchs Raster fiel, verließ den in Frankreich geborenen Läufer mit nigerianischem Vater die Lust am Langlauf und er stellte die Ski für zehn Jahre in die Ecke, bis er sich entschloss, für das Heimatland seines Vaters im Langlauf anzutreten. Bei den Herren war nur ein 15-Jähriger und mehrere 16-jährige Athleten unterwegs, als ältester Athlet ging der Israeli Warren Aubrey Samberg (47) ins Rennen. 

=> Ergebnis Qualifikation 10km FT Herren

Sprints schon am Vormittag

Wegen der sommerlichen Bedingungen und dem immer weicher werdenden Schnee in der Mittagshitze sind die Sprintrennen wie auch schon heute die Qualifikationen der kleinen Nationen vorverlegt worden. Der Prolog für die morgigen Klassikprints findet bereits um 09:00 Uhr statt, die Viertelfinalläufe beginnen um 11:30 Uhr. Es werden auch morgen Temperaturen von annähernd 20°C erwartet. 

Saison endet im Engadin – Sprintweltcup entschieden

Federico Pellegrino (ITA) © Felgenhauer/NordicFocus

Wie die FIS gestern bekannt gab, wird es außer dem Langlauf Weltcup in Engadin keinen weiteren Weltcup nach der Nordischen Ski WM geben. Damit wurde der Sprint Weltcup bereits vor über zwei Wochen in Ulricehamn endgültig entschieden. Die kleine Kristallkugel gewinnt somit Anamarija Lampic mit 402 Punkten vor Nadine Fähndrich, die 296 Punkte auf ihrem Konto hat. Trotz ihrer vier Saisonsiege in fünf Sprintrennen, davon aber drei Siege bei Ruka Triple und Tour de Ski, kommt Linn Svahn wegen des schwedischen Boykotts von Davos und Dresden nur auf 275 Punkte. Bei den Herren geht die Kristallkugel im Sprint an Federico Pellegrino, der drei Freistilsprints für sich entscheiden konnte. Mit seinen 439 erreichten Punkten liegt er genau 70 Punkte vor Gleb Retivykh. Mit einem Punkt Vorsprung belegt Alexander Bolshunov den dritten Platz in der Sprintwertung vor dem zweifachen Saisonsieger Oskar Svensson. Für die Sprintspezialisten ist damit die internationale Saison mit dieser Woche nach Einzel- und Teamsprint bereits beendet. Der Gesamtweltcup ist Alexander Bolshunov schon länger nicht mehr zu nehmen, vor den abschließenden zwei Distanzrennen nach der WM führt er mit 839 Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann Ivan Yakimushkin. Jessie Diggins führt ebenfalls mit beruhigendem Vorsprung 342 Punkte vor Yulia Stupak. Bei zweimal hundert Punkten für die Siege im Engadin wird ihr der Gesamtweltcup sicher sein, auch wenn noch nicht bekannt ist, wie oft es auf der 30 Kilometer langen Schlussetappe bei Zwischensprints Bonuspunkte geben wird.

Verletzungen: Ustiugov startet, Spitsov noch unsicher

Sergey Ustiugov (RUS) © Thibaut/NordicFocus

Nach Absolvieren des Abschlusstrainings am Mittag konnte das russische Team Entwarnung geben: Sergey Ustiugov wird im morgigen Sprint am Start sein. Sein Start war unsicher, nachdem er am Wochenende in Testrennen auf der teilweise aufgeweichten Strecke gestürzt war und sich dabei schwere Prellungen zugezogen hatte. Auch Denis Spitsovs Start im Skaithlon am Samstag ist wegen seiner Sturzverletzungen vom Wochenende nicht gesichert. Der Klassiksprint am Donnerstag ist Ustiugovs einzige Chance bei dieser WM in einer durch das Corona Virus verkorksten Saison. Hätte er morgen nicht antreten können, hätte er wegen der starken nationalen Konkurrenz auch in keinem anderen Rennen mehr eine Chance bekommen. Dagegen hat Alexander Bolshunov bereits angekündigt, alle sechs Rennen laufen zu wollen. Dafür hat Elena Välbe aber noch kein grünes Licht gegeben. Wie sie am Mittwoch sagte, werde darüber nach dem zweiten Wettkampf, also am Samstag, entschieden.

Update: Später sagte Markus Cramer gegenüber der TASS, Ustiugov werde mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 85% starten. Man werde nun erneut Physiotherapeut und Arzt befragen, um dann bis zum Meldeschluss eine Entscheidung zu treffen. Grund für die Zweifel sind eine Überdehnung an der Rückseite des Oberschenkels.