Amerikanisch-schweizerisches Wochenende bei Test-Weltcup vor den Olympischen Spielen in Seefeld

Langlauf Weltcup vor der Kirche in Seefeld (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Zweimal Schweiz, zweimal USA, einmal Johannes Høsflot Klæbo und die Deutschen waren besser, als sie selbst dachten – ein Blick zurück auf den Langlauf Weltcup in Seefeld als Generalprobe für die Weltmeisterschaften in nächsten Jahr.

Gute DSV-Ergebnisse trotz harter Trainingsphase

Katharina Hennig (GER) © Thibaut/NordicFocus

Der Weltcup in Seefeld wurde unter anderem auch vom deutschen Team mitten aus der Trainingsphase mitgenommen als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, so dass gute Ergebnisse eigentlich nicht unbedingt erwartet wurden. So waren die Athleten wie auch Andreas Schlütter umso überraschter, dass doch einige gute Ergebnisse herauskamen. „Ich war etwas überrascht über das Ergebnis. Wir haben ein Trainingslager mit viel Umfang hinter uns. Dass es dann so funktioniert, ist natürlich Wahnsinn“, freute sich Vici Carl. Auch Katharina Hennig war überglücklich: „Es war ein verrücktes Rennen. Ich bin gut rausgegekommen und habe mich gut gefühlt und dann bin ich mitgeschwemmt worden und war ich plötzlich vorne mit drin. Ich habe mich fast ein bisschen erschrocken und am Ende hieß es dann: ‚Rette sich, wer kann!‘ Ich bin ein Tempo mitgegangen, das ich nicht gewöhnt bin und am Ende habe ich es gemerkt.“ In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele hatte das Team zehn Tage hart trainiert ohne einen Ruhetag, wie Thomas Bing im Interview nach seinem sehr guten elften Platz erklärte. So hatten viele Sportler müde Beine, gaben sich aber angriffslustig: „Nach zwei umfangreichen Trainingswochen konnte ich dieses Wochenende beim Weltcup nicht mehr groß aufzeigen. Aber in zwei Wochen zeig ich dann auf!“, sagte Lucas Bögl. Ein gutes Beispiel, dass die Rennen nicht die größte Priorität für viele Favoriten hatten, sind auch die Norweger. Marit Bjørgen und Ingvild Flugstad Østberg traten zwar an, kamen aber erst am Renntag aus dem Höhentraining und reisten unmittelbar nach dem Rennen auf die zwei Stunden entfernte Seiser Alm zurück. Andere wie Charlotte Kalla oder Krista Pärmäkoski waren gar nicht angereist und sendeten stattdessen sonnige Grüße von der Hochebene in den Dolomiten.

Fünf Sieger in vier Rennen

Laurien Van Der Graaff (SUI), Sophie Caldwell (USA), Maiken Caspersen Falla (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Für andere war der Weltcup in Seefeld noch einmal sehr wichtig und erfolgreich – und etwas ganz Besonderes, wie für die Österreicher, die nächstes Jahr Gastgeber der Nordischen Ski WM sind. So wollten gerade sie sich vor ihrem Heimpublikum in starker Form präsentieren, was durch Teresa Stadlober und Max Hauke auch gelang. Die Salzburgerin mischt schon die ganze Saison in der Weltspitze mit, ihr Kollege Max Hauke jubelte nach einem mutigen Massenstart über das beste Ergebnis seiner Karriere: „„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut etwas zu riskieren.“ – ein Traumtag für mich und das ÖSV Langlauf Team!“ Noch besser lief es allerdings für die Schweizer, die in vier Rennen in Seefeld zwei Siege feierten. In einem denkwürdigen Sprint jubelte Laurien van der Graaff über ihren zweiten Weltcuperfolg, zehn Minuten später hatte auch Sophie Caldwell allen Grund zur Freude: Nach genauer Auswertung des Zielfotos war der Einlauf zu knapp, um zwischen Platz eins und zwei zu entscheiden. Als sie von der Entscheidung hörte, konnte sie es nicht glauben: „Ich dachte zuerst, er will mich veräppeln!“ Am Sonntag bewies Dario Cologna Olympiaform mit einem Antritt am Anstieg, der dazu führte, dass niemand ihn mehr einholen konnte – obwohl es am Anfang gar nicht gut losging: „Ich war noch müde nach dem Sprint gestern. Normalerweise wird ein Sprinttag nie so lang für mich. Für das schnelle Tempo nach dem Start war ich also noch nicht bereit. Aber sobald es besser ging, habe ich mich nach vorn gearbeitet und ich wusste, dass der letzte große Anstieg der Moment ist, um es zu versuchen und das Rennen zu gewinnen.“ Nach dem Rennen ist nun sogar dem drittplatzierten Martin Johnsrud Sundby einiges klar geworden: „Ich bin nun nicht panisch wegen dem Move von Dario, aber jetzt weiß jeder, was er bei den Olympischen Spielen tun wird. Dario hat nun jedem bewiesen, was er beabsichtigt zu tun“, sagte er gegenüber der norwegischen Presse. Mit Jessie Diggins triumphierte auch das US Ski Team zum zweiten Mal an diesem Wochenende, der dritte Sieger des Sprints war Johannes Høsflot Klæbo – wer sonst?

Verletzung bei Ida Sargent

Keine 24 Stunden nach der Olympianominierung des amerikanischen Olympischen Komitees am Freitag, musste das US Ski Team einen schweren Rückschlag hinnehmen – und vor allem Ida Sargent. Unmittelbar vor dem Prolog stürzte sie beim Warmlaufen und verletzte sich am Daumen. Dennoch zog sie die Qualifikation durch und scheiterte knapp um etwa 0,5 Sekunden als 37. Anschließende Untersuchungen in Innsbruck zeigten einen „Bruch der Hand“, wie Ida selbst später dick eingegipst verkündete. Dennoch gibt sie die Olympischen Spiele nicht verloren. Nach einer Operation in den Vereinigten Staaten hofft sie weiter auf einen Start in Korea.

Seefeld – alles auf einen Blick

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=> Cologna gewinnt schnellen 15 Kilometer-Massenstart, Bing Elfter
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* Ergebnisse und Weltcupstände:
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=> Ergebnis 10 Kilometer FT Massenstart Damen
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* Statements:
=> Interview mit Steffi Böhler vor dem Weltcup Seefeld
=> Stimmen aus Tirol: „Nach zehn Minuten erfahren, dass ich gewonnen habe!“
=> Stimmen vom Massenstart: „‚Rette sich, wer kann!’“

* Bildergalerien:
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