Langlauf Weltcup: Ausblick auf die Saison 2022/23

Langlauf Weltcup © Modica/NordicFocus

Die Langlauf Weltcup 2022/2023 steht vor der Tür mit dem Großereignis des Winters, der Nordischen Ski WM im slowenischen Planica. xc-ski.de wirft einen Blick voraus auf die nächsten Monate…

Von Ruka über Planica nach Lahti

Wie in fast jedem Winter beginnt der Weltcup der Langläufer in Ruka im Norden Finnlands mit drei Wettkämpfen in drei Tagen. Anschließend geht es für zwei Wochen weiter nach Norwegen nach Lillehammer, wo wegen Schneemangel ein klassischer Massenstart gelaufen wird statt eines Skiathlons, und nach Beitostølen, bevor vor Weihnachten noch in Davos Station gemacht wird. Die Tour de Ski mit sieben Etappen beginnt in diesem Winter an Silvester in Val Müstair und führt über Oberstdorf ins Val di Fiemme. Nach einer Woche Pause steht für die Sprinter der von Mailand nach Livigno verschobene Sprintweltcup auf dem Plan, bevor Les Rousses nach der Absage im letzten Winter diesmal seine Premiere im Weltcup feiern will. Unmittelbar vor dem Großereignis des Winters geht es zurück zum letzten WM-Test nach Südtirol – von Toblach reist der Tross dann anschließend weiter ins 160 Kilometer entfernte Planica-Tal, wo um Edelmetall gekämpft wird. Nach der WM wird der Weltcup im März in Nordeuropa fortgesetzt, wo in vier Ländern noch fünf Weltcups stattfinden: Zunächst der Massenstart am Holmenkollen und der Sprint in der Innenstadt von Drammen, dann folgt wie auch sonst üblich der Weltcup in Falun. Anders als sonst endet die Saison dort aber nicht Mitte März, sondern wird erst nach einem City-Sprint im estnischen Tallinn sowie dem Weltcupfinale in Lahti Ende März beendet. Insgesamt sind zwölf Langlauf Weltcups plus die Tour de Ski mit drei Austragungsorten geplant – ob alles stattfinden kann, wird sich wegen eventuellem Schneemangel und hohen Energiekosten erst im Laufe der Zeit zeigen.

Gleiche Distanzen bei Damen und Herren

Nach der letzten Saison wurde nach Vorschlag des scheidenden Vorsitzenden des Skilanglaufkomitees, Vegard Ulvang, entschieden, dass Damen und Herren künftig dieselben Distanzen absolvieren sollen. 57 Prozent des Komitees stimmten in der Sitzung dafür – von den Athleten gab es jedoch viel Kritik. Im Endeffekt heißt das, dass die Damen in Zukunft im Weltcup, bei Junioren- und U23-Weltmeisterschaften sowie den olympischen Jugendspielen eher längere Distanzen als bisher absolvieren, die Herren eher kürzere, was den Sprintspezialisten entgegenkommt. Wie sich das auf den Gesamtweltcup auswirkt, wird man abwarten müssen.

Neue Punkte bei Weltcuprennen

Aber ohnehin wird sich im Weltcup wegen der neuen Punkteverteilung, die ebenfalls für Kritik unter den Athleten sorgte, vieles ändern, so dass vor dieser Saison viele Fragezeichen bleiben. Wer wird sich am Ende durchsetzen? Werden viele Athleten Rennen auslassen und sich auf wenige Highlights im Weltcup konzentrieren? Künftig erhalten die besten 50 Athleten Weltcuppunkte, die nach neuem Schlüssel verteilt werden. Zwar bekommt der Sieger weiterhin 100 Punkte, der Zweitplatzierte aber 95 statt 80. Für Platz zehn gab es bisher 26 Punkte, ab sofort dann 63. Die neuen Punkteabstände sollen zu geringeren Abständen und engeren Kämpfen um den Gesamtweltcup führen und Athleten belohnen, die an nahezu allen Weltcuprennen teilnehmen. Spannend wird es im Gesamtweltcup aber ohnehin: Russinnen und Russen sind nicht startberechtigt und werden sportlich eine große Lücke hinterlassen. Mit Therese Johaug ist eine Seriensiegerin in Distanzrennen abgetreten, so dass der Weltcup der Damen offen wie nie ist. Bei den Herren wird sich wohl die Frage stellen, welcher Norweger sind die große Kristallkugel holt. Nach den neuesten Meldungen scheint es da aber auch offener als erwartet sein…

Nordische Ski WM in Planica

Internationale Medaillen im Langlauf, der Nordischen Kombination und dem Skispringen werden von 22. Februar bis 05. März 2023 in Planica im Tal der Schanzen verteilt, das eigentlich in erster Linie für den jährlich stattfindenden Skiflug Weltcup bekannt ist. In den letzten Jahren haben aber auch die Langläufer immer wieder Weltcups in dem slowenischen Tal statt. Übernachten müssen die Teams aber im nahe gelegenen Ausland in Italien oder Österreich, da in der 5000-Einwohner-Gemeinde Kranjska Gora, zu der das Planica-Tal gehört, sowie in der Umgebung nicht ausreichend Hotels zur Verfügung stehen. Tarvisio in Italien ist aber nur 15 Kilometer entfernt, Villach in Kärnten 25 Kilometer – allerdings über eine kurvige Passstraße. Das heutige Planica Nordic Center wurde 2015 fertig gestellt, um für die Nordische Ski-WM gerüstet zu sein. Die Strecken grenzen an den Triglav Nationalpark. Bei der WM werden noch die bisher gewohnten Distanzen bei Damen und Herren gelaufen. Die Massenstarts über 30 und 50 Kilometer sollten ursprünglich auf italienischer Seite der Grenze gestartet werden, werden nun aber doch komplett auf den Strecken des Planica Nordic Center ausgetragen.

Verliert Klæbo die Saison wegen Verletzung?

Ohne die starken russischen Herren um Alexander Bolshunov gilt Johannes Høsflot Klæbo eigentlich als klarer Favorit bei nahezu allen Weltcuprennen wie auch bei der WM. Inzwischen ist aber die Frage, wann der 26-Jährige überhaupt im Weltcup auftaucht. In der letzten Woche wurden immer beunruhigendere Meldungen zu seiner Gesäßmuskel-Verletzung bekannt, die in nun seit mehr als vier Monaten im Training behindert. Inzwischen hat Klæbo die Amerikanerin Megan Stowe, die 16 Jahre Physiotherapeutin bei dem Basketball Team der Milwaukee Bucks war, engagiert. Sie behandelt ihn schon seit seinem Aufenthalt in Park City im Spätsommer – momentan täglich vier bis fünf Stunden seit dem Trainingslager in Livigno, um die Verletzung endlich loszuwerden und ihn fit zu machen für den Winter. In wenigen Tagen wird die Amerikanerin aber in ihre Heimat zurückkehren. Auf der Pressekonferenz in Rahmen der Saisoneröffnung in Beitostølen sagte der Norweger aber, dass weit mehr als nur Beitostølen mit einem dicken Fragezeichen versehen ist. Weite Teile der Saison, darunter die Tour de Ski und die WM in Planica könnte der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister verpassen. „Das kann sein, es besteht ein gewisses Risiko dafür“, sagte Klæbo, für den sich die Verletzung zu einem waren Alptraum entwickelt. Zwar hat er keine großen Schmerzen, aber die Beschwerden sich immer da. Auch könnten die Beschwerden am Hamstring-Muskel chronisch werden: „Es ist wie zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Es geht im Schneckentempo und dauert sehr lange. Ich bin nicht so besorgt, dass es schlimmer werden könnte, ich mache mir mehr Gedanken, dass es chronisch werden könnte.“

Deutsches Team in starker Frühform

Während Norweger und Schweden einen Großteil ihrer Testrennen erst an diesem Wochenende vor heimischem Publikum absolvieren, testete der Deutsche Skiverband schon erfolgreich am letzten Wochenende im finnischen Muonio. Dort zeigten sich viele Athleten des DSV-Teams schon in sehr guter Form: Katharina Hennig gewann das Klassikrennen, Victoria Carl und Friedrich Moch im freien Stil. Im Sprint wäre noch viel mehr möglich gewesen als Platz drei bis sechs für die DSV-Damen, wenn die Kraft bei dicken Schneeflocken noch für das Finale gereicht hätte. Damit kann das DSV-Team guter Dinge in die ersten Weltcups gehen, bei denen man dann die Qualifikation für Planica erreichen will. Dafür ist aber auch bei der Tour de Ski noch Gelegenheit, wo die deutschen Athleten immer zu guter Form auflaufen. Generell muss es das Ziel sein, an die sehr gute letzte Saison mit vielen Top-Platzierungen anzuknüpfen, die durch Gold im Teamsprint und Silber mit der Staffel der Damen gekrönt wurde. Teamchef Peter Schlickenrieder hat seinen Vertrag auf Wunsch der Athleten um weitere vier Jahre verlängert.

Medaillenhoffnungen Stadlober und Fähndrich

Das österreichische Team muss nach wie vor alle Hoffnungen auf Medaillen auf Teresa Stadlober setzen. Das ist aber auch das Ziel für die 29-jährige Salzburgerin, die sich nach vielen schweren Jahren nach dem Verlaufen in PyeongChang endlich mit der olympischen Bronzemedaille belohnte. Nach dem Rückzug von Konstantin Zakhvatkin ein Cheftrainer für die Langlaufsparte fehlt dem ÖSV noch ein Nachfolger, aber Teresa Stadlober kann dennoch in guter Form in die Saison starten. In Muonio endete sie als Achte und Siebte, hat aber auch eine schwierige Saisonvorbereitung hinter sich. Nach dem historischen Edelmetall in China musste sie zwei Monate mit dem Training pausieren wegen eines Haarrisses im Schienbeinkopf, scheint den Trainingsrückstand inzwischen aber mehr oder weniger aufgeholt zu haben. Auch die Schweiz setzt in Zukunft in erster Linie auf einen Namen, wenn es um vordere Platzierungen im Weltcup und bei der WM geht: Nadine Fähndrich. Nach dem Rücktritten unter anderem von Dario Cologna und Laurien van der Graaff ruhen die Hoffnungen auf der 27-Jährigen aus Luzern, die in Peking Teil des Sprintfinals war, aber die ersehnte Medaille verpasste. Sorgen muss man sich in der Schweiz aber nicht machen: Viele weitere Athleten sind für gute Platzierungen gut und vor allem bei den Damen kommt guter Nachwuchs nach wie Nadja Kälin oder U23-Weltmeisterin Anja Weber – die will allerdings auch als Triathletin spätestens 2028 zu den Olympischen Spielen.