Langlauf Weltcup: Dominante Russen und starke Deutsche bei Tour de Ski in Toblach

Denis Spitsov (RUS), Alexander Bolshunov (RUS), Ivan Yakimushkin (RUS), (l-r) © Modica/NordicFocus

Die russischen Athleten haben den Langlauf Weltcup in Toblach auf der vierten Tour de Ski Etappe völlig dominiert und kamen mit sieben Athleten unter die besten Acht. Den Sieg holte sich Alexander Bolshunov vor Denis Spitsov und Ivan Yakimushkin. Überraschend stark schlug sich das deutsche Team auf den Plätzen zehn bis 13.

Sieben Russen in Top8

Alexander Bolshunov (RUS) © Modica/NordicFocus

Erwartungsgemäß setzte sich Alexander Bolshunov auch auf der vierten Etappe wieder gegen die gesamte Konkurrenz durch. Allerdings trennten ihn im Ziel nur acht Sekunden von Denis Spitsov, der auf der Schlussrunde im nur 400 Meter langen Anstieg zum höchsten Punkt alle Kräfte mobilisierte und einen Sprung von Platz acht auf zwei machte. Diese Position konnte der 24-Jährige bis zum Ziel halten. Auf dem Stuhl des Führenden schüttelte er immer wieder fassungslos den Kopf, als er noch auf Bolshunov wartete. Laut eigener Aussage vor ein paar Tagen hatte es Spitsov im Herbst mit seiner Corona Infektion schwer erwischt, so dass er seine heutige Leistung selbst nicht fassen konnte. Rang drei ging wie schon auf Etappe zwei an Ivan Yakimushkin mit 13 Sekunden Rückstand. Alexey Chervotkin und Artem Maltsev belegten die nächsten Plätze. Maurice Manificat, dem die Strecken in Toblach ähnlich gut liegen wie in Davos, brach als Sechster in die russische Phalanx ein, hätte von sich selbst aber offenbar mehr erwartet. Evgeniy Belov wurde Siebter vor Andrey Melnichenko, der bei der letzten Zwischenzeit noch auf Podestkurs gelegen hatte. Hugo Lapalus schaffte als Neunter erstmals den Sprung unter die besten Zehn.

Vier Deutsche vorn dabei

Janosch Brugger (GER) © Modica/NordicFocus

Zumindest vier von sechs DSV-Langläufern zeigten in Toblach eine erstklassige Mannschaftsleistung und klassierten sich mannschaftlich geschlossen auf den Plätzen zehn bis 13. Der früh gestartete Janosch Brugger und Florian Notz trafen sich später in einer vierköpfigen Gruppe wieder, von der beide profitierten. Brugger, der schon eine Runde mehr in den Beinen hatte, musste abreißen lassen und kurz drauf erhöhte Florian Notz das Tempo, so dass die Gruppe völlig zerfiel. In den ersten beiden Runden war der Wahl-Allgäuer der beste Deutsche im Klassement, obwohl er wie gewohnt die erste Runde vorsichtiger anging. In seiner letzten Runde bekam aber auch Florian Notz Schwierigkeiten, so dass er am Ende noch hinter den Teamkollegen zurückfiel, der in seiner letzten Runde Boden gutgemacht hatte. Notz meinte: „Bei Toblach weiß ich, dass ich das gut kann. Wir hatten hervorragende Ski, unser Technikerteam hat einen sehr guten Job gemacht, was man dann auch an der Teamleistung sieht: Platz 10-13 vier Deutsche! Das gab es, glaube ich, lange nicht. Es ging von Anfang an gut, bin gut hereingekommen in den Wettkampf, hatte einen guten Zug drin, fühle mich körperlich gut. Ich musste leider alles alleine laufen, umso zufriedener bin ich, dass es trotzdem zu einem so guten Ergebnis gereicht hat.“ Notz und Brugger hatten aber gegenüber Jonas Dobler und Lucas Bögl den Nachteil, dass sie die letzten Kilometer allein laufen mussten, während Dobler mit Belov und Svensson eine starke Gruppe hatte und Bögl zusammen mit Chervotkin, Lapalus, Semikov und Furger unterwegs war. Dank seines Endspurts in der letzten Runde belegte Janosch Brugger Rang zehn, was die Erfüllung der halben WM-Norm bedeutet. „Heute das Rennen… puuuh… das war wirklich unfassbar! Mir ging es von Kilometer eins an richtig gut. Ich bin ja eigentlich lieber auf den Klassikskiern unterwegs und von daher wusste ich nicht richtig, was bei einem guten Tag im Skating herauskommen kann“, sagte Brugger, der ebenfalls die „allererste Sahne“-Ski für den Mannschaftserfolg verantwortlich machte. „Ich hoffe, dass dieses Ergebnis nun den Knoten gesprengt hat, dass es ab jetzt in diese Richtung weitergeht und freue mich nun auf die nächsten Tage. Dann schauen wir, was dabei herauskommt.“ Florian Notz als Elfter hat die Norm mit zwei Top15-Platzierungen nun geknackt, was Lucas Bögl (13.) schon vor Toblach mit zwei guten Netto-Zeiten in Handicaprennen gelungen war. „Vielleicht habe ich in Val Müstair ein bisschen zu sehr Gas gegeben und das habe ich dann ganz schön gemerkt in der zweiten Runde. Bei der Tour muss man oft die Beine freilaufen, das ist mir dann zum Schluss noch gelungen“, sagte er. Neben dem exzellenten Ski war seiner Meinung nach der gute Teamgeist entscheidend für das Ergebnis: „Da nehme ich es sehr gerne in Kauf, dass ich heute viertbester Deutscher bin. Mit meinem 13. Platz als viertbester Deutscher bin ich sehr zufrieden. Es war wichtig fürs Team, wichtig für uns. Das zeigt uns, dass wir nicht so weit weg sind und nicht so falsch gearbeitet haben, wie es zu Saisonbeginn aussah.“ Der heutige Zwölftplatzierte Jonas Dobler hat nun erst die halbe Norm stehen, könnte das morgen aber ändern. Insgesamt trennte das deutsche Quartett nur 6,2 Sekunden. Für das morgige Verfolgungsrennen, das nur nach dem heutigen Ergebnis gestartet wird, haben die vier Deutschen damit die perfekte Ausgangsposition. Über sein Resultat war auch Dobler sehr erleichtert: „Der Rennverlauf war schon ziemlich perfekt. Wir hatten sehr schnelle Ski und dann habe ich auch profitieren können, dass mich der Belov in der zweiten Runde aufgelaufen hat und dann konnte ich von seinem Windschatten profitieren. So braucht man bei einem Einzelstart auch ein bisschen das Glück.“ Auch Peter Schlickenrieder war voll des Lobes: „Vor den Jungs kann man nur den Hut ziehen. Das ist fast ein historisches Ergebnis, was sie hingelegt haben mit Platz 10, 11, 12 und 13. angeführt vom Jüngsten, von Janosch Brugger, gefolgt von seinen Teamkollegen Florian Notz, Jonas Dobler und Lucas Bögl. Tolles Mannschaftsergebnis, darauf lässt sich aufbauen.“ Nicht so gut lief es bei Andreas Katz und Thomas Bing, der sich trotz seiner noch nicht völlig beschwerdefreien Trümmerfraktur für Toblach ein Top20 Ergebnis vorgenommen hatte. Nach der zweiten Runde schnupperte Bing mal an den Punkte, am Ende belegte aber Andi Katz Rang 37, Bing wurde 39.

Cologna nur 18.

Clement Parisse (FRA), Dario Cologna (SUI), (l-r) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

Eine kleine Enttäuschung nach guten Rennen im heimischen Val Müstair erlebte Dario Cologna, der diesmal über Rang 18 nicht hinaus kam. Er erwischte im Gegensatz zu vielen Konkurrenten kein Grüppchen und lief größtenteils allein. Die übrigen Schweizer verpassten die Punkte: Beda Klee wurde 38., Jonas Baumann kam als 42. ins Ziel und Jason Rüesch als 46. Roman Furger belegte Platz 48 und Candide Pralong belegte Rang 53. Dagegen verpasste der Österreicher Mika Vermeulen als 33. die Punkte nur knapp. „Ich hatte am Anfang schwere Beine und es war wirklich zäh. Ich fightete um ein gutes Resultat und verlor erst auf den letzten beiden Kilometern die Chance auf Weltcuppunkte. Mit dem Rennen als zweitbestes Weltcupergebnis, bin ich zufrieden und werde morgen das klassisch Verfolgungsrennen in Angriff nehmen“, meinte der Österreicher. 

Französischer Trainer positiv getestet

Nun hat es auch den Langlauf Weltcup erwischt. Mit Alexandre Rousselet, dem Trainer der französischen Distanzläufer, gab es den ersten positiven Covid19 Test im Rahmen des Langlauf Weltcups. Der Test wurde am Sonntag in Van Müstair genommen vor der Weiterreise nach Toblach und fiel positiv aus, so dass Alexandre Rousselet zusammen mit seinem Zimmerkollegen, dem Sprinttrainer Cyril Burdet, in der Schweiz in Quarantäne sitzt. Auf eine derartige Situation hatte sich das französische Team allerdings im Vorfeld vorbereitet und Vorkehrungen getroffen. „Ich bin etwas besorgt, aber die hatten diese Möglichkeit eingeplant“, sagte Rousselet der L’Équipe. „Thibaut Chène, Trainer der französischen Damen, wird nun bis Ende der Tour de Ski auch für die Herren verantwortlich sein, unterstützt von Samuel Rege Gianasso, dem Trainer der Junioren.“ Warum der Trainer nach drei Etappen innerhalb der Blase nun plötzlich positiv im Schnelltest war, ist fraglich. Über Symptome des Trainers ist nichts bekannt. Möglich ist, dass eine frische Infektion vor der Tour de Ski im Test noch nicht erkannt wurde und er dadurch weitere Athleten und Trainer angesteckt hat – vermutlich ist es aber wieder einer der vielen falschpositiven Tests, die in dieser Wintersport Saison schon öfter vorkamen und zum Beispiel dem gesamten polnischen Skisprung Team beinahe die Vierschanzentournee ruiniert hat.

=> Ergebnis 15 Kilometer FT
=> Tour de Ski nach vier Etappen

 

 

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