Langlauf Weltcup Toblach: Diggins mit perfekter Form zum nächsten Tour de Ski Sieg

Jessie Diggins (USA) © Modica/NordicFocus

Über zehn Kilometer im freien Stil im Einzelstart bei der vierten Tour de Ski Etappe in Toblach war Jessie Diggins erneut nicht zu schlagen und gewann wieder vor Rosie Brennan. Mit Platz drei meldete sich Ebba Andersson in besserer Form zurück.

Amerikanerinnen nun Tour Favoritinnen

Rosie Brennan (USA), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Immer mehr sieht inzwischen danach aus, als würde die Tour de Ski erstmals von einer US-Amerikanerin gewonnen werden. Nach dem historischen Doppelsieg von zwei Amerikanerinnen in Val Müstair, legten Jessie Diggins und Rosie Brennan noch einmal nach und belegten die ersten beiden Plätze. Zunächst trumpfte jedoch Frida Karlsson bei den ersten Zwischenzeiten auf, die sich für die früheste Nummer in der Gesetztengruppe entschieden hatte. Wie so oft ging sie wieder zu schnell an, so dass die zwar noch nach 2,1 Kilometern als Zweitplatzierte Bonuspunkte für das Sprintertrikot sammelte, aber Ebba Andersson nach einem Drittel des Rennens die Führung übernahm und Karlsson immer weiter durchgereicht wurde. Auch wenn sich Andersson heute in deutlich verbesserter Form zeigte, hatte sie gegen die starken US Girls keine Chance. Jessie Diggins ging bestens gelaunt ins Rennen, für das sie sich für die letzte Startnummer entschieden hatte, um sich an den Zeiten der anderen Athletinnen orientieren zu können. Die Tour de Ski Führende unterbot vom ersten Kilometer an die unmittelbar vorher von Rosie Brennan aufgestellten Bestzeiten und lag im Ziel 14 Sekunden vor der Teamkollegin. Ebba Andersson holte sich mit 22 Sekunden Rückstand den Podestplatz, den Yulia Stupak, die nach der ersten Runde noch knapp vor ihr platziert war, knapp verfehlte. Krista Pärmäkoski belegte einen guten fünften Platz und scheint nach Krankheit zu Saisonbeginn nun zu ihrer Form der letzten Jahre zurückzufinden. Rang sechs ging an Tatiana Sorina vor Delphine Claudel und Teresa Stadlober. Frida Karlsson kam über Rang neun nicht hinaus vor der nächsten Russin Alisa Zhambalova, während Natalia Nepryaeva als 21. wieder enttäuschte.

Frida Karlsson vor Aufgabe?

Frida Karlsson (SWE) © Modica/NordicFocus

War es nach Val Müstair noch ein Dreikampf um den Tour de Ski Gesamtsieg, ist es zur Halbzeit der Tour de Ski nun nur noch ein Zweikampf zwischen den US Girls, die 20 Sekunden trennen. An der Alpe Cermis waren beide im letzten Winter quasi gleich schnell unterwegs. Frida Karlsson hat nach der heutigen Etappe bereits 1:02 Minuten Rückstand. Ob Frida Karlsson aber überhaupt die Tour de Ski fortsetzen wird, steht in den Sternen. Die 21-Jährige machte am Morgen in ihrem Zimmer Klimmzüge am Türrahmen, nachdem Zimmerkollegin Maja Dahlqvist damit angefangen hatte. Bei Karlsson gab die Zarge nach, so dass sie stürzte und nun über Nackenschmerzen klagt, wie sie nach dem Rennen mit Tränen in den Augen im NRK Interview sagte: „Ich hatte ein Malheur heute Morgen im Zimmer. Ich bin gestürzt und hatte danach Schmerzen im Nacken. Wir haben aber weder Arzt noch Physiotherapeut dabei, so bin ich unter Schmerzmitteln gelaufen. Trotzdem habe ich es aber die ganze Zeit gespürt.“ Nun rächt es sich also, dass das schwedische Team aus Corona Angst auf medizinisches Personal verzichtet hat und die AthletInnen kleinere Blessuren unter Video Anleitung selbst behandeln sollten.

Stadlober profitiert von Andersson

Ebba Andersson (SWE), Teresa Stadlober (AUT), (l-r) © Modica/NordicFocus

Startnummer 21 erwies sich für Teresa Stadlober als perfekte Nummer, was man aber vorher kaum erahnen konnte. 30 Sekunden hinter ihr startete Ebba Andersson, die heute zum Glück in besserer Form war in Val Müstair und sich dadurch bestens als Zugpferd eignete. Nachdem die Österreicherin schon nach zwei Kilometern von der schnellen Schwedin eingeholt wurde, konnte sie bis zum Schluss mit der 23-Jährigen mitgehen und dadurch Plätze gutmachen. Nach drei Kilometern lag die Salzburgerin nur an 27. Stelle, im weiteren Rennverlauf ging es dank Andersson aber bis auf Platz acht nach vorne. „Mein Beginn war holprig, dabei fühlte ich mich vom Start weg ganz gut“, erzählte sie. „Ich war dann doch überrascht, dass mich Ebba Andersson so früh einholte, konnte mit ihr sehr gut mitlaufen und gewann dann noch den Zielsprint. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung über sieben Kilometer und hoffe auch morgen ein gutes Rennen abliefern zu können. Mit Frida Karlsson, die wenige Sekunden hinter mir starten wird, werde ich versuchen mitzulaufen.“

Hennig wird sehr gute 13.

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

In ihrer schwächeren Technik belegte Katharina Hennig diesmal den 13. Platz, in der Gesamtwertung konnte sie aber Rang neun behaupten. Zur Hälfte des Rennens lag die 24-Jährige sogar unter den besten Zehn, was am Ende aber nicht ganz zu erreichen war, weil ihr genau zehn Sekunden auf Rang zehn fehlten. Dennoch konnte sie recht zufrieden sein: „Es war für mich ein solides Rennen. Skating ist ja nicht meine Paradedisziplin. ich bin sehr zufrieden, hatte niemanden zum Mitgehen, ich bin komplett alleine gelaufen. Das war in den letzten zwei Jahren anders, da hatte ich immer in der zweiten Runde jemanden zum Mitgehen und das macht schon einen Riesenunterschied und dafür bin ich sehr zufrieden.“ Der Teamchef Peter Schlickenrieder lobte Hennig sehr: „Die 15 Kilometer Freistil Einzelstart bei den Herren und die zehn Kilometer Einzelstart Freistil bei den Damen, das ist die Königsdisziplin des Langlaufs. Der Kampf gegen sich selbst und vor allem gegen die Uhr. Das hat allen voran Katha Hennig wieder sehr gut gemeistert, sicherlich einer ihrer besten Individualstarts im Skating.“ Nadine Fähndrich sammelte als beste Schweizerin als 24. noch Punkte, was den anderen deutschsprachigen Athletinnen im kleinen Starterfeld mit nur noch 52 Athletinnen nicht gelang. Pia Fink wurde 36., nachdem sie in ihrer ersten Runde nicht lange mit Stupak mitgehen konnte, im Durchlauf dann Frida Karlsson begegnete und in ihrer Schlussrunde auch Rosie Brennan nicht halten konnte. Laurien van der Graaff reihte sich unmittelbar hinter ihr ein. Antonia Fräbel wurde 45. vor Julia Preußger und Lisa Unterweger. Laura Gimmler und Sofie Krehl haben geplant nach Val Müstair die Tour de Ski verlassen, um ein Grundlagen Training im Hinblick auf die WM zu absolvieren.

Organisatorisches Chaos in Toblach

Nach der Ankunft in Toblach waren bei den Teams erst einmal Nerven gefragt. Anders als zuletzt in der Schweiz musste sich jedes Teammitglied selbst akkreditieren lassen, während in Val Müstair eine Person die Akkreditierung für das gesamte Team übernehmen konnte. Diese andere Vorgehendweise sorgte für lange Schlangen in Toblach: Athleten, Trainer, Betreuer und Journalisten mussten stundenlang draußen in der Kälte Schlange stehen. Der schwedische Teammanager Anders Byström regte sich im Sportsbladet öffentlich darüber auf: „Das ist unter aller Kritik, ganz schlimm. Das ist ein organisatorisches Chaos! Und nichts für ungut an die Journalisten, aber nun haben sich die Blasen vermischt.“ Bei der FIS gingen eine Menge Sicherheitsbedenken im Hinblick auf die Corona Pandemie ein. Dazu zählen auch die Verstöße gegen die Mundschutz-Pflicht, wegen der drei Nationen bereits in Val Müstair bestraft wurden. Auch wegen zu geringem Abstand oder der Durchmischung der Blasen beim Schlange stehen in Toblach gingen bei der FIS Meldungen ein. „Das wird heute Abend in der Mannschaftsführersitzung besprochen“, so Byström am Montag. „In der Schweiz lief alles sehr gut. Da konnten die Trainer das gesamte Team akkreditieren. Hier musste sich jede Person einzeln akkreditieren, so dass hier jetzt jeder steht und friert.“ Nach einiger Kritik war es dann später doch noch möglich, ein gesamtes Team durch die Mannschaftsführung zu akkreditieren.

=> Ergebnis 10 Kilometer FT
=> Tour de Ski nach vier Etappen

 

 

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