Tour de Ramsau: Herausforderung im Pulverschnee

Dirk Debertin © Alice Russolo

Mit den Eindrücken der Tour de Ski der Weltcupläufer aus dem TV trat ich am Freitag die Reise von Karlsruhe nach Ramsau am Dachstein zur Tour de Ramsau an. Dort empfing mich ein Winter-Wonder-Land, was den schneearmen Dezember im Nordschwarzwald schnell vergessen ließ.

Los ging die weltweit einzige Tour de Ski für Volksläufer am Freitagabend mit einem als Cross-Sprint ausgeschriebenen Prolog über 2 km. Da ich mit 49 Jahren nicht mehr der Jüngste bin, hatte ich davor schon gehörigen Respekt, aber nach der ersten Proberunde war klar: Alles kein Problem nur ein paar sanfte Wellen und zwei etwas engere Kurven, keine Sprünge oder ähnliches, also in der Tat von jedem Skivolksläufer zu bewältigen. Bonussekunden für die Tour-Wertung gab es für die schnellsten 10 zu gewinnen. Ansonsten zählte aber die gelaufene Zeit vom Prolog mit zur Gesamtzeit. Insofern wollte ich hier nicht allzu viele Sekunden liegen lassen und war mit Platz 30 und ca. einer halben Minute hinter dem erstplatzierten Russen Andrej Tokarev ganz zufrieden.

Dirk Debertin © Alice Russolo

Es setzte dann am Abend leichter Schneefall ein und der wurde im Laufe der Nacht stärker. Da der Puls durch die späte Belastung noch relativ hoch war, war die Nachtruhe nicht so ruhig wie gewohnt. Am Samstagmorgen dann schon 10 cm Neuschnee und der Tag sollte noch einiges zu bieten haben. Auf dem Programm der Tour waren je nach gewählter Distanz (Mini-Tour oder normale Tour) 10 oder 30 km Skating. Auf zwei 15 km Runden ging es vom Start weg das Tal hinauf bei starkem Gegenwind und starkem Schneefall Richtung Filzmoos. Ich war heilfroh den Wendepunkt im Tal in einer Gruppe erreicht zu haben, in der ich viel im Windschatten laufen konnte. Auf dem Rückweg wurde das Tempo der Gruppe allerdings deutlich schneller – klar, jene die vorne liefen hatten ja nun keinen bremsenden Gegenwind mehr. Auf der Abfahrt in den Stadionbereich verlor ich leider den Kontakt zu meiner Gruppe und musste die 2. Runde alleine gegen den Wind und Schneefall kämpfen. Das zehrte schon sehr an den Kräften. Glücklicherweise schlossen zwei Läufer von hinten auf, sodass ich dann nicht mehr nur auf mich gestellt war. Erstaunlicherweise war nach dem erneuten Wendepunkt im Tal dann auch wieder Motivation und Energie da. So konnte ich das forcierte Tempo einer meiner Mitstreiter, Junior Stefan Falk, mitgehen und zusammen erreichten wir das Ziel im Skistadion in Ramsau. Super glücklich es geschafft zu haben, genoss ich den warmen Tee im Zielbereich. Groß war auch die Freude als ich meinen Sohn Daniel traf, der schon länger im Ziel war und ein super Rennen hatte mit Platz 4 in der Tageswertung und damit bester Deutscher bei einem starken internationalen Teilnehmerfeld. Für mich kam Platz 20 heraus und damit eine deutliche Verbesserung in der Tour-Wertung. Nach der wohlverdienten Mittagsruhe wollte ich mir mit den Teammitgliedern aus unserem Eleven Eintracht Braunschweig Skimarathon Team Abschnitte der Strecke vom Sonntag ansehen. Aber bei dem halben Meter Neuschnee, der inzwischen gefallen war, mussten wir unser Vorhaben schnell aufgeben. Wir hatten die Strecke wegen dem vielen Pulverschnee einfach nicht gefunden und liefen dann nur ein wenig im Stadionbereich.

Dirk Debertin © Alice Russolo

In der Nacht zum Sonntag konnte ich gut schlafen und die Wettervorhersage versprach etwas Sonne und nicht mehr so viel Wind und Schnee. Und tatsächlich war das Classic-Rennen um den Rittis- und Kulmberg ein absolutes Highlight. Bei -7 Grad gab es keine Wachsprobleme. Ich hatte Hartwachs grün eingebügelt und darüber fünf Schichten blaues Hartwachs verkorkt. Der Ski war schnell und ich hatte jederzeit einen guten Abdruck. Pünktlich zum Start um 10:00 Uhr für die 10 bzw. 30 km Klassik schaffte es die Sonne durch die Wolken. Sie begrüßte einen auch immer wieder während des Rennens und setzte zudem die verschneite Bergwelt in ein bezauberndes Licht. Nachdem ich die erste Abfahrt hinunter Richtung Filzmoos überstanden hatte und mein Tempo am darauffolgenden langen Berg mit 200 Höhenmetern gefunden hatte, konnte ich die Aussicht sogar auch mal genießen. In einer Gruppe mit der in der Tour-Wertung führenden Frau Klara Moravcova und später wieder mit dem Junior vom Vortag, absolvierte ich die erste Schleife um den Rittisberg. Das 15 km Schild war dann etwas überraschend, weil nach GPS man an dieser Stelle eigentlich schon 18 km in den Beinen hatte, aber statt 30 km waren es dann im Ziel auch 33 km. Im zweiten Abschnitt um den Kulmberg kam ich dann immer besser in Fahrt. Die montierten größeren Stockteller waren ein Vorteil bei den Doppelstock-Abschnitten, da man wegen des frischen Pulverschnees doch sehr stark mit den Stöcken einsank. Die wenigen, die die ganze Strecke im Doppelstock bewältigten, hatten hier sicher schon sehr zu kämpfen. Am höchsten Punkt der Kulmberg-Schleife hatte ich sogar eine Lücke zu meiner Gruppe und auf den verbleibenden und mir bekannten 5 km gab ich nochmal alles um vielleicht doch noch den 3. Platz in der AK II Wertung der Tour zu erreichen. Hierzu musste ich aber 1:15 min vor dem Italiener Stefano Ciprian ins Ziel kommen, der sich bis zum Kulmberg auch in meiner Gruppe befand. Am Stadion vorbei auf die letzten 3 km in eher flachem Terrain kamen mir dann die langen Doppelstockeinheiten auf Skirollern zu Gute und ich konnte noch kräftig bis ins Ziel schieben. Gar nicht so kaputt im Vergleich zum Vortag ging mein Blick auf die Uhr und in Richtung der nach mir einkommenden Läufer. Zuerst Stefan Falk, dann Stefano Ciprian – allerdings mit 1:30 Rückstand. Somit konnte ich mich über Platz 19. in der Tageswertung und Platz 3 in der AK der Tour-Wertung freuen. Die Tour gewann bei den Männer Radek Sretr und bei den Frauen mit großem Vorsprung Klara Moravcova, beide aus Tschechien. Daniel wurde 5. und erzielte damit sein bisher bestes Ergebnis bei der Tour de Ramsau.

Auf der Rückfahrt nach Karlsruhe merkte ich dann doch die drei Rennen in drei Tagen. Gut, dass man sich beim Autofahren gegenseitig ablösen und auch mal ein Nickerchen machen konnte. An den Stau auf der A8 – mit dem man jeden Sonntag Nachmittag rechnen muss – dachten wir erstmal noch nicht, sondern vielmehr daran, ob denn das Schneetief auch unseren Hausberg (300 Meter hoch) im Auslauf des Nordschwarzwalds beschneit hat. Ich hoffe, ich werde am Montagabend im Rahmen einer lockeren Regenerationseinheit die Gelegenheit haben das zu überprüfen. So kann die Skimarathon-Saison weitergehen!

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