Charlotte Kalla gewinnt Gold im Skiathlon – von Siebenthal Sechste

Charlotte Kalla (SWE) © Modica/NordicFocus

Charlotte Kalla hat den ersten Titel bei den Olympischen Spielen in PyeongChang geholt. Die Schwedin gewann den Skiathlon über 2×7,5 Kilometer vor Marit Bjørgen und Krista Pärmäkoski. Nathalie von Siebenthal wurde Sechste vor Teresa Stadlober.

Drittes Gold für Kalla nach taktischem Bjørgen-Fehler

Marit Bjoergen (NOR), Charlotte Kalla (SWE), Krista Parmakoski (FIN), (l-r) © Modica/NordicFocus

Charlotte Kalla heißt die möglicherweise letzte Titelträgerin in einem Skiathlon. Die Schwedin startete auf der letzten Runde einen Angriff, nachdem das Rennen zuvor von viel Taktik geprägt gewesen war. Immer wieder gab es Phasen, in denen niemand das Tempo machen wollte, wenn Marit Bjørgen das Tempo herausnahm. Insgesamt sorgte die Norwegerin für ständige Tempovariation, ließ sich aber im Stadion beim letzten Durchlauf zurückfallen. Sie überließ Nathalie von Siebenthal das Tempo, die lange Zeit ein erstklassiges Rennen machte. Im Anstieg drei Kilometer vor dem Ziel zog Ebba Andersson für ihre Teamkollegin Charlotte Kalla das Tempo an, die sofort konterte und sich absetzte. Marit Bjørgen war zu weit hinten in der Gruppe, um noch reagieren zu können. Sie bemühte sich darum, die Lücke zuzulaufen mit Ebba Andersson an ihren Skienden, die verständlicherweise nicht mitarbeitete. Im Stadion jubelte Charlotte Kalla über ihre dritte Goldmedaille bei Olympischen Spiele – sie hat nun so viele wie keine Schwedin zuvor. „Erst auf der Ziellinie war mir klar, dass ich gewonnen habe. Vorher wollte ich mich nicht umsehen und mich nur darauf konzentrieren, Gas zu geben. Die Linie zu überqueren hat so eine Freude ausgelöst, aber auch Erleichterung – größtenteils aber pure Freude“, sagte sie. „Das bedeutet mir sehr viel. ich war heute sehr nervös und die Olympischen Spiele sind etwas, auf das ich mich sehr, sehr lange vorbereitet habe. Es hat sich schon die ganze Saison gut angefühlt, aber schließlich will jeder bei den Olympischen Spielen in Topform sein. Es war richtig spannend und hat Spaß gemacht heute.“ Die Norwegerin musste sich mit der Silbermedaille begnügen und verpasste durch ihren taktischen Fehler ihren dritten Skiathlon-Titel in Folge. Nach dem Rennen kündigte sie einen Verzicht auf den Klassiksprint an – Kathrine Rolsted Harsem wird es freuen. Auf den letzten zwei Kilometern des Skiathlons erwies sich Krista Pärmäkoski stärker als Andersson und holte sich knapp vor der Schwedin die Bronzemedaille. Jessie Diggins konnte sich nach einer Schwächeperiode, in der sie leicht den Anschluss verlor, noch über den fünften Platz freuen vor Nathalie von Siebenthal. Die Schweizerin hatte im Anstieg das Omega vor dem Ziel hinauf noch an fünfter Stelle gelegen, musste sich in der Abfahrt zum Stadion aber der Amerikanerin geschlagen geben. Teresa Stadlober erwischte nicht ihren besten Tag, machte aber dennoch ein gutes Rennen. Zwar musste sie nach jeder Tempoverschärfung kämpfen, hielt sich aber bis zur letzten Runde in der immer kleiner werdenden Spitzengruppe – bis sie zusammen mit Jessi Diggins abreißen lassen musste. Anders als die Amerikanerin konnte sie sich nicht mehr erholen und wurde dennoch gute Siebte, knapp zehn Sekunden hinter der Schweizerin auf Platz sechs. Rang acht ging an Natalia Nepryaeva vor einer heute schwachen Heidi Weng und Stina Nilsson, die sich sicher eine Sprintankunft gewünscht hatte.

DSV auf 20, 22 und 25 – Hennig stürzt

Krista Parmakoski (FIN), Marit Bjoergen (NOR), Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nachdem Nicole Fessel 30 Minuten vor dem Start mit einer leichten Bronchitis absagen musste, um die weiteren Rennen nicht zu gefährden, traten nur noch drei DSV-Damen an. Die beiden Olympia-Neulinge Katharina Hennig und Victoria Carl starteten sehr offensiv, Vici Carl führte den Wettkampf nach der ersten Runde sogar an. Auf dem letzten Kilometer vor dem Skiwechsel verloren aber beide doch noch den Kontakt zur Spitze und mussten für ihr hohes Anfangstempo büßen. Mit Platz 20 und 22 schafften beide Nachwuchs-Athletinnen aber einen noch recht guten Start in die Olympischen Spiele, mit dem auch der Sportliche Leiter zufrieden war. Steffi Böhler zeigte kein gutes Rennen und lag schon beim Skiwechsel eine Minute zurück. Mit einem guten Ende war aber noch Platz 25 möglich. Für sie selbst war dieser Wettkampf aber auch nicht so wichtig, wie sie sowohl vor als auch nach dem Rennen sagte: „Es ist gut, dass der erste Wettkampf rum ist. Man braucht doch immer erst einen zum Reinkommen. Es ist schon sehr anders, speziell mit den Schneebedingungen. Für mich hat das mit Schnee gar nicht so viel zu tun gehabt die letzten Tage. Ich habe das mit Styropor verglichen, dadurch dass das auch so kalt war und ganz ganz niedrige Luftfeuchtigkeit, war es sehr sehr trocken. Gerade die ersten Tage bei der Kälte, da hörte man gut, wo da jeder am Laufen ist.“ Der Sportliche Leiter des DSV, der die Leistung seines Trios insgesamt noch als „steigerungsfähig“ einstufte, sagte: „Mit Platz 20 und 22 beim Olympia-Debüt kann ich sehr zufrieden sein, das geht in Ordnung. Sie sind das Rennen sehr engagiert angegangen, für meine Begriffe fast zu offensiv, aber sie konnten ja stellenweise in der Spitzengruppe gut mitmischen. Ich denke, es ist nun auch die Vorspannung weg von diesen Spielen bei ihrem Olympia-Debüt, jetzt schauen wir, was die nächsten Rennen bringen“, so Andreas Schlütter. „Steffi hatte Probleme klassisch, aber ich denke nicht, dass es an den Ski lag. Ich denke eher, sie hatte noch nicht den Rhythmus gefunden. Skating ist sie dann besser ins Laufen gekommen und hat auch wirklich gekämpft hintenraus und hat nochmal zu Katharina Hennig aufgeschlossen. Mit Platz 25 ist sie sicher nicht zufrieden, aber es war das erste Rennen und da kommen sicher noch einige.“ Die jungen Athletinnen selbst waren mit ihrem Einstand fast völlig zufrieden: „Olympische Spiele ist schon was Besonderes, vor allem weil ich das als Kind schon immer in Freundschaftsbücher geschrieben habe. Es war insgesamt super gut. Ich weiß von den anderen Mädels, dass die Ski nicht so gut waren, aber meine Klassikski waren einfach absolut der Hammer. Wo die anderen schieben mussten, konnte ich mich noch in der Abfahrtshocke entspannen und ich bin einfach ein bisschen schwerer und größer als die anderen, darum habe ich bergab ein bisschen den Vorteil – und war dann auf einmal vorne!“, lachte Vici Carl über das ganze Gesicht. „Ich habe versucht, locker zu bleiben, weil ich eigentlich hintenraus ein bisschen mehr zeigen wollte. Es wurde aber von Runde zu Runde schwerer, die Oberschenkel haben zugemacht. Aber insgesamt bin ich mit dem Klassischrennen sehr zufrieden.“ Für ihre Teamkollegin Katharina Hennig kam wieder einmal Pech dazu: „Es war ein tolles Gefühl bei den Olympischen Spielen an den Start gehen zu dürfen und hier zu laufen. Es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht und ich denke, mein Platz ist ein solides Ergebnis. Es war am Ende ein bisschen ärgerlich am Ende, weil ich in der letzten Freistilrunde in der Abfahrt gestürzt bin. Dann ist der ganze Schwung weg und ich hatte mich gerade wieder erholt und war an die Gruppe vor mir rangekommen und deswegen war es ein bisschen ärgerlich, weil es hätte ein bisschen mehr rauskommen können am Ende, aber ich freue mich trotzdem.“

 

=> Ergebnis 2×7,5 Kilometer Skiathlon Damen

=> Stimmen zur ersten Entscheidung: „Man läuft wie auf Styropor!“

 

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