Olympischer Skiathlon: Krüger triumphiert nach Solo-Flucht, Bing und Bögl stark

Simen Hegstad Krueger (NOR) © Modica/NordicFocus

Simen Hegstad Krüger heißt der neue Olympiasieger von PyeongChang im Skiathlon über 2×15 Kilometer. Der Norweger setzte sich gegen seine Landsmänner Martin Johnsrud Sundby und Hans Christer Holund durch. Dario Cologna wurde Sechster, Thomas Bing und Lucas Bögl überzeugten als Elfter und 16.

Krüger stürmt zum Sieg

Simen Hegstad Krueger (NOR) attackiert in der vorletzten Runde © Modica/NordicFocus

In einem schweren Skiathlon bei starkem Wind mit teilweise kräftigen Böen in Form von eisigem Ostwind, der Sand von den offenliegenden Bunkern auf der Strecke verteilte, war das Rennen lange von Taktik geprägt. Auf den ersten Kilometern schlug Iivo Niskanen ein hohes Tempo an , um sich von den anderen abzusetzen, was aber nicht gelang. Auch in der zweiten Runde machte der Finne noch die Führungsarbeit – wenn auch eher unfreiwillig, weil niemand übernehmen wollte. Der Wettkampf von Johannes Høsflot Klæbo verlief so, wie er es schon erwartet und mit einem gequälten Blick und dem Hashtag „29km Kampf“ auf Instagram gepostet hatte – der letzte Kilometer sollte aber seiner sein. Doch es kam anders: Schon gestern war die Konkurrenz überrascht von Kallas früher Attacke zu Beginn der letzten Runde, dennoch waren die Herren heute nicht wachsamer. Der Norweger Simen Hegstad Krüger griff schon kurz vor Ende der vorletzten Runde fünf Kilometer vor dem Ziel an und konnte seinen Vorsprung ins Ziel retten, da die Verfolger sich lange nicht einig waren. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist ein großartiger Tag, aber er begann auf die schlimmstmögliche Art mit einem Sturz auf den ersten hundert Metern und einem gebrochenen Stock. Ich war ganz am Ende des Feldes. Ich musste das Rennen ganz neu beginnen und mich darauf konzentrieren, zusammen mit den anderen Jungs wieder heranzulaufen. Als ich das geschafft hatte, sagte ich zu mir selbst: ‚OK, nimm dir nun ein, zwei oder drei Runden zum Erholen und dann gib Gas und versuch, auf der letzten Runde den Sieg zu holen.'“, erklärte der Norweger. „Ich wusste, dass es meine Chance ist, früh zu attackieren und die Gruppe zu überraschen. Ich habe gestern im Rennen der Damen gesehen, dass es möglich ist, vor dem Ziel auszureißen.“ Auf der Zielgeraden schüttelte der 24-Jährige fassungslos den Kopf: Eigentlich sollten erst die 15 Kilometer „sein“ Rennen werden – und der heutige Wettkampf begann sehr turbulent: Unmittelbar nach dem Start machte der Norweger mitten im Pulk eine Bauchlandung und löste damit einen Sturz aus, in den auch die Russen Larkov und Spitsov verwickelt wurden. Stöcke brachen, Larkov verlor einen Ski und alle drei mussten dem Feld zunächst hinterherlaufen.

Turbulentes und abwechslungsreiches Rennen

Sturz kurz nach dem Start: Denis Spitsov (RUS), Andrey Larkov (RUS), Simen Hegstad Krueger (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Während der nächsten 15 Kilometer nutzten Spitsov und der Norweger die Zeit, um sich nach vorn zu arbeiten. Aber sie hatten viele Kräfte vergeudet, so dass sie auf der dritten Runde abgehängt wurden, als sich zwölf Sportler vorn absetzten. Spitsov war schneller wieder dran als Krüger, der aber nach dem Wechsel auf die Skatingtechnik schnell ganz vorne war, weil das Tempo von dem erschöpften Niskanen zunächst verschleppt wurde. Davon profitierte auch Sundby, der bei seinem Skiwechsel einige Sekunden und neun Plätze durch eine klemmende Bindung verlor. Nun war Krüger in seinem Element, der freien Lauftechnik! Zusammen mit Holund und Sundby bestimmte er vorne das Geschehen, aber Mitfavorit Dario Cologna war während des gesamten Rennens sehr wachsam unmittelbar hinter den Führenden. Als Krüger fünf Kilometer vor Schluss das Tempo anzog und im Anstieg davonzog, wollte ihm zunächst niemand nachsetzen, um durch zu viel Nachführarbeit in der Gruppe möglicherweise eine Medaille zu riskieren. Dadurch konnte Krüger seinen Vorsprung auf zwischenzeitlich 23 Sekunden ausbauen, bis Holund und Sundby einen Blick wechselten und sich zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel auf die Verfolgung machten. Martin Johnsrud Sundby erwies sich als der Stärkere im Kampf um Platz zwei und sorgte in der Abfahrt vom Omega ins Stadion hinein dafür, dass es nicht mehr zum Zielsprint kam. Holund holte die Bronzemedaille. Denis Spitsov konnte sich über den vierten Platz freuen vor Maurice Manificat, der vor dem letzten Omega-Anstieg noch vor dem Russen lag. Dario Cologna fehlten auf der Schlussrunde die Kräfte, um noch um die Medaille mitzukämpfen. Der Schweizer kam nach gewonnenem Zielsprint gegen Andrew Musgrave als Sechster ins Ziel. Rang acht ging an Alex Harvey vor Martin Jaks und Johannes Høsflot Klæbo.

DSV lange in den Top-10

Thomas Bing (GER) © Modica/NordicFocus

Die beiden DSV-Starter Thomas Bing und Lucas Bögl lieferten ein ganz starkes Rennen ab, obwohl es zwischenzeitlich zumindest bei Bögl nicht so aussah. „Das ist definitiv der Karrierehöhepunkt bisher, weil ich noch nie dabei war. Olympia ist das, wovon man als Sportler träumt, wo man immer hin will“, sagte er vor seinem ersten olympischen Rennen. Der 27-Jährige, der die Strecken im Vorfeld der Spiele als „anspruchsvoll und absolut olympiatauglich“ bezeichnet hatte, fiel in der zweiten Klassikrunde zusammen mit den Kollegen Jonas Dobler und Andi Katz aus der Spitzengruppe zurück. Während Katz die Gruppe als Erster außer Sicht verlor, kämpften Bögl und zu nächst auch noch Dobler mit zehn Sekunden Abstand zur Gruppe, bis der Traunsteiner das Tempo nicht mehr mitgehen konnte. Lucas Bögl hatte nach dem Skiwechsel mit dem späteren Olympiasieger einen starken Weggefährten, so dass beide zusammen den Sprung nach vorne schafften. Dort hielten sich Böhl und Thomas Bing, der Mitte der Klassikstrecke nur für wenige Minuten einmal aus der  Spitze zurückfiel, bis kurz vor Schluss im Bereich der besten Zehn aus. Vor allem Thomas Bing hinterließ einen ganz starken Eindruck und beäugte immer wieder die Konkurrenz. Nach der Attacke von Krüger gegen Rennende begann der Kampf für das DSV-Duo, der mit den erstklassigen Plätzen elf und 16 für Bing und Bögl endete, obwohl sie am Ende nicht mehr mithalten konnten. Im Ziel fielen sich beide glücklich in die Arme, nachdem Bing unmittelbar nach Klæbo die Linie überquert hatte. „Wenn mir vorher einer gesagt hätte, dass Bingo mit Klæbo um die Wette ins Ziel läuft, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Die Jungs haben ein starkes Rennen gemacht“, sagte der Sportliche Leiter Andreas Schlütter bei Eurosport. „Ich hatte anders als andere damit gerechnet, dass es gleich richtig zur Sache geht. Da musste man alles investieren, um dran zu bleiben und kleinere Lücken zuzulaufen. Das zieht ganz schön rein“, sagte Bing nach dem Rennen. „Der Wind kam immer von schräg vorn, genau von dort, wo er Einfluss nehmen konnte. Der wehte den feinen, gefrorenen Schnee und auch Sand in die Spur, so dass die im klassischen Part nicht wirklich vorhanden war.“ Jonas Dobler wurde nach guter Vorstellung 22., Rang 35 ging an Andi Katz. 

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